Predigt: 1. Korinther 15,1 – 11 (Sonderlektion zu Ostern 2016)

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Für unsere Sünden

„dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift“

(3b.4)

Heute ist Karfreitag. Wir denken an diesem Tag über den Tod und die Auferstehung Jesus nach. Wir haben dafür den Text aus 1.Kor 15,1-11 gewählt.

I. Das Evangelium

Wie wir an dem Brief an die Christen in Korinth sehen, gibt es viele wichtige Themen in einer Gemeinde. Es geht um die richtige Moral und um das richtige Verhalten als ein Christ. Nachdem der Apostel Paulus zu den vielen verschiedenen Missständen, Anfragen und Problemen der Christen in Korinth Stellung genommen hat, geht er in Kapitel 13 auf die Notwendigkeit der Liebe im Umgang miteinander ein und in Kapitel 14 gibt er Hinweise für das praktische Verhalten bei den Gemeindeversammlungen. Doch anscheinend hält er dies noch nicht für ausreichend.

Was tut er, um den Christen in der Gemeinde in Korinth noch weiter und ganz grund­legend zu helfen? Er sagt (1): „Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe.“

Paulus erinnert die Christen in Korinth an das Evangelium. Als er ihnen am Anfang begegnet war, hatte er ihnen das Evangelium von Jesus verkündigt. Nicht die Lehre über die richtige Moral oder das richtige Verhalten, sondern das Evangelium von Jesus ist die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens. Das Evangelium von Jesus steht am Anfang und im Mittelpunkt des Glaubenslebens, es ist die Essenz des christlichen Glaubens, bei den Christen in Korinth und auch bei uns. Pfarrer Wilhelm Busch, der das Buch „Jesus unser Schicksal“ geschrieben hat, pflegte zu sagen: „Die Hauptsache ist, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt: Jesus.“ So kommt auch der Apostel Paulus hier in seinem Brief zur Hauptsache, indem er an das Evangelium erinnert.

Lesen wir die Verse 1 und 2: Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr’s festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt.“

Paulus hatte das Evangelium verkündigt und einige Menschen in Korinth hatten es an­ge­nom­men. Sie glaubten fest an das Evangelium und sie würden selig werden, wenn sie es so festhielten, wie es ihnen verkündigt worden war.

Was ist denn nun das Evangelium? Übersetzt man das griechische Wort „euangelion“ ins Deutsche, dann bedeutet es einfach nur „gute Nachricht“. Nun kann natürlich alles mögliche eine gute Nachricht sein. Wenn der Lehrer zum Schüler sagt, „Du hast in der Klassenarbeit eine Eins geschrieben“, dann ist das eine gute Nachricht. Wenn der Chef dem Mitarbeiter die Gehaltserhöhung ankündigt, dann ist das eine gute Nachricht. Wenn meine liebe Frau mir sagt, dass sie zum Mittagessen Kartoffelsuppe mit Spätzle kocht, ist es für mich auch eine gute Nachricht.

Wo aber Paulus von dem Evangelium spricht, meint er nicht irgendeine, sondern eine ganz bestimmte gute Nachricht. Es ist die gute Nachricht, die von alles entscheidender Bedeutung ist für unser Leben in dieser Welt und für unser ewiges Leben. Es ist die gute Nachricht, durch die wir fest stehen und selig werden können. Was ist nun der Inhalt des Evangeliums?

Evangelium ist Erstens: dass Christus gestorben ist für unsre Sünden. Paulus sagt: „Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift;“

Es ist eine gut bezeugte geschichtliche Tatsache, dass Jesus Christus gestorben ist. Doch das ist nicht Evangelium, dass Christus gestorben ist, ist keine gute Botschaft für die Menschen dieser Welt. Die Menschen würden es eher bedauern, dass so ein guter Mensch wie Jesus gestorben ist, viel schlimmer noch, dass er absichtlich getötet wurde. Überhaupt ist es doch so, dass wir traurig sind, wenn jemand, den wir kennen stirbt. Wir sind schockiert, wenn gute Bekannte, Verwandte oder Freunde plötzlich sterben. Warum sollte dann der Tod von Jesus Christus eine gute Nachricht sein?

Das entscheidende am Evangelium ist, dass Jesus Christus für unsere Sünden gestorben ist. Das große Thema des Evangeliums sind unsere Sünden. Nach meiner Erfahrung sprechen wir nicht gerne über unsere Sünden, aber beim Evangelium geht es gerade darum! Unsere Sünden sind unser größtes Lebensproblem, das wir gerne verstecken und am liebsten aus unserem Bewusstsein verdrängen wollen. Aber das Evangelium will gerade dieses, unser größtes Lebensproblem, auf den Tisch bringen und behandeln und lösen.

Wir wissen aus der Bibel, dass der Lohn der Sünde immer der Tod ist. Weil Gott die Menschen liebte und sie am Leben erhalten wollte, hatte Gott angeordnet, dass stellvertretend zumindest ein Tier sterben musste. Zur Zeit des Alten Testaments mussten die Israeliten deshalb, damit sie Vergebung für ihre Sünden bekommen konnten, ein unschuldiges Tier töten und opfern. Sie anerkannten damit, dass sie eigentlich wegen ihrer Sünde nicht in die Gemeinschaft mit Gott kommen durften, sondern nur den Tod verdient hatten. Sie zeigten dadurch, dass sie ihre Sünde bereuten und Gott um Vergebung baten.

Als Johannes der Täufer Jesus sah, sagte er (Joh 1,29): „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ Gott selber stellte ein Lamm zur Verfügung – seinen eigenen göttlichen sündlosen Sohn -, der allein in der Lage war, die Sünde der Menschen der ganzen Welt zu übernehmen und so die Grundlage für Vergebung zu schaffen.

Noch etwas dürfen wir hier sehen. Jesus hat gesagt (Lk 5,31.32): „Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten.“ Jesus ist gerade für die Sünder in die Welt gekommen, für uns, die wir wegen unserer Sünde krank und verloren sind. Das Evangelium ist die frohe Botschaft für Sünder. Das Evangelium zeigt uns den Weg Gottes, wie wir von der Last und dem Lohn der Sünde frei werden, indem Christus gestorben ist für unsre Sünden.

Ich will Dir hier die Frage stellen. Bist Du ein Sünder? Kannst du das zugeben, dass du ein Sünder bist? Wenn ja, dann lasse dich als Sünder von Jesus Christus zur Buße rufen! Nimm es heute im Glauben an, dass Jesus Christus auch für deine Sünden gestorben ist?

Es gibt Menschen, die das Evangelium ablehnen. Sie wollen nicht annehmen, dass ein anderer für ihr Fehlverhalten bezahlen soll. Sie wollen selber dafür ins Gericht Gottes gehen und ihre Schuld selbst tragen und dafür bezahlen. Sie haben keine Ahnung, wie schrecklich dies für sie sein wird …

Es gibt Menschen, die dieses Evangelium als unmenschliche Schlachthaustheologie ablehnen. Sie lehnen damit Gottes Weg der Vergebung ab. Es gibt Menschen, die ihre Sünden mit gutem Verhalten und guten Taten ausgleichen wollen, doch so etwas kann man nie schaffen. Diese Menschen werden als Lohn der Sünde den Tod erhalten. Sie sind verloren.

Gott möchte das nicht. Gott hat – so lesen wir in Joh 3,16 – „die Welt so sehr geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

Es ist so wunderbar, dass wir im Glauben annehmen dürfen, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, und dass wir durch sein stellvertretendes Sterben Vergebung bekommen und nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Zweitens: dass er begraben worden ist.

Jesus Christus starb für unsere Sünden am Kreuz und er wurde begraben. Auch das Begräbnis Jesu ist Teil des Evangeliums, und auch das ist auf den ersten Blick nur eine traurige Angelegenheit. Jesus stellte einmal die Frage (Mt 16,26): Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Mit anderen Worten: Wenn ich sehr reich wäre und mir alles leisten könnte, was ich nur wollte, wenn ich alle Ziele erreichte und eine großartige Karriere hätte, wenn ich Professor für irgendetwas würde. Wenn ich große Anerkennung der anderen Menschen bekommen würde …. Was würde davon übrigbleiben und mir eine Hilfe sein, wenn der Tod kommt? Wir können hier auch an das Gleichnis vom reichen Kornbauer denken, der sehr reich war, der aber in der nächsten Nacht sterben würde.

Angesichts des Todes wird alles andere bedeutungslos. Der Tod beendet jede Karriere. Wer vom Tod betroffen ist, der hat durch die irdischen Dinge keine Hilfe mehr.

Was kommt nach dem Tod? Die Bibel lehrt (Hebr 9,27.28): „Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht: so ist auch Christus einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil.“

Solange wir leben, haben wir die Möglichkeit der Entscheidung. Wir können entweder unser eigenes Glück für uns selbst suchen oder für den Willen Gottes leben. Wenn der Tod kommt, haben wir keine Möglichkeit der Entscheidung mehr. Dann gibt es nur noch ein Warten auf das Gericht Gottes.

Jedes Begräbnis zeigt uns die Endlichkeit unseres irdischen Lebens. Wir sollen oft daran denken, dass wir sterben müssen, damit wir – solange es Zeit ist – kluge Entscheidungen im Hinblick auf das ewige Leben treffen.

Nach unserer Erfahrung ist mit dem Tod und Begräbnis eines Menschen alles zu Ende. Damit ist ein Menschenleben abgeschlossen.

Jesus starb auch, er wurde auch vom Tod betroffen und begraben. Wie hat Jesus gelebt? Jesus hat in seinem Leben nicht auf Reichtum vertraut. Er hat dafür gelebt, den Willen Gottes zu tun. Er hat sein Leben und sich selbst für Gottes Willen hingegeben.

Auch bei Jesus war scheinbar mit dem Begräbnis alles zu Ende. Alle Hoffnungen, die die Jünger auf Jesus gesetzt hatten, waren zerplatzt. Es schien nur noch ein schmerzliches Gedenken, ein wehmütiges Erinnern an ihn zu bleiben. Und doch war es bei Jesus anders. Was war anders?

Drittens: dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift;

Jesus hatte es seinen Jüngern wiederholt angekündigt, dass er leiden und sterben müsste und wieder auferstehen würde. Sogar die Hohen Priester, Schriftgelehrten und Pharisäer hatten gehört, dass Jesus dies gesagt hatte. Deshalb baten sie Pilatus, dass er das Grab bewachen ließe, damit niemand den Leichnam Jesu stehlen und dann behaupten könnte, er sei auferstanden.

Der Gedanke an eine tatsächliche Auferstehung war aber so unerhört, es war so unglaublich, dass so etwas geschehen könnte, dass niemand damit rechnete. Schon als Jesus davon geredet hatte, hörten die Jünger nicht richtig zu und sie nahmen die Ankündigung der Auferstehung Jesu nicht an. Nachdem Jesus begraben war, trauerten sie um Jesus, sie waren verstört und voller Furcht um ihr eigenes Leben. Alle ihre Hoffnungen waren mit Jesus begraben worden.

Viele Menschen in unserer heutigen Zeit lehnen den Glauben an die Auferstehung ab, weil nach aller menschlicher Erfahrung der Tod, wenn er eingetreten ist, unumkehrbar ist.

Dennoch ist es das Evangelium, dass Jesus Christus am dritten Tag auferstanden ist. Jesus Christus wurde durch Gott vom Tod auferweckt. Seine Auferstehung vom Tod ist der Beweis, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Die Bibel sagt, dass Jesus der Erstling der Auferstehung ist und wir alle ihm folgen und ebenfalls auferstehen bzw. einen neuen Leib bekommen werden. Durch Jesu Auferstehung wird die vage Hoffnung auf die Auferstehung zu einer begründeten, festen Hoffnung auf die Auferstehung.

II. Die Zeugen der Auferstehung

Wenn die Menschen in der Welt von der Auferstehung Jesu hören, sagen sie, das sei ein Mythos; d.h. so eine Art religiöses Märchen. Mythen muss man nicht ernst nehmen. Doch die Auferstehung Jesu ist kein Mythos, weil es Zeugen gibt, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen haben.

Was erfahren wir von diesen Zeugen? In Vers 5 lesen wir: „und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.

Kephas, das ist Petrus, hatte bei der Gerichtsverhandlung Jesu, dreimal geleugnet, Jesus zu kennen. Er tat das aus Selbsterhaltungstrieb, er wollte nicht auch getötet werden. Nachdem Petrus dem Auferstandenen Jesus begegnet war, predigte er wenige Wochen später öffentlich im Tempel in Jerusalem von Jesus. Johannes und er wurden verhaftet und vor den hohen Rat geführt. Die Angehörigen des Hohen Rats (Apg 4,18-20) „geboten ihnen, keinesfalls zu reden oder zu lehren in dem Namen Jesu. Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, dass wir euch mehr gehorchen als Gott. Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ Wie war es möglich, dass Petrus plötzlich gar keine Angst mehr vor dem Tod hatte? Es war deshalb, weil er dem Auferstandenen Jesus begegnet war. Wir war es möglich, dass Petrus mit so großem Mut sogar im Tempel und vor dem Hohen Rat Jesus, als den Auferstandenen, bezeugte? Es war möglich, weil er dem auferstandenen Jesus begegnet war.

Der Auferstandene Jesus ist auch von den anderen Jüngern gesehen worden. Thomas, der bei der ersten Erscheinung Jesu nicht anwesend war, wollte nicht glauben, dass Jesus auferstanden sei. Er wollte nur glauben, wenn er seine Finger in die Wunden Jesu gelegt hätte. Jesus erschien auch Thomas und forderte ihn auf, seine Finger in seine Wunden zu legen. Diese Jünger wurden Zeugen der Auferstehung und sie bezeugten das Evangelium von Jesus, wenn es sein musste bis zum Tod.

Es gab noch weitere Zeugen (6-9): „Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. 7 Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. 8 Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. 9 Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.

Zuletzt ist der auferstanden Jesus auch Paulus erschienen. Paulus verfolgte damals die noch junge Gemeinde der Christen bis aufs Blut. Er hasste sie. Er betrachtete Jesus als einen falschen Propheten und Verführer. Doch als er auf dem Weg nach Damaskus war, um auch dort die Christen zu verhaften, begegnete ihm der auferstandene Jesus und rief ihn zur Buße. Die persönliche Begegnung mit dem Auferstanden veränderte Paulus. Er wurde vom größten Christenverfolger zum größten Missionar und Prediger des Evangeliums. Wie ist sein persönliches Zeugnis darüber? Betrachten wir Vers 10: „Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.“ Paulus hatte die Gnade Gottes erfahren, als der auferstandene Jesus ihm seine Sünde vergab und ihn berief, dass er sein Zeuge sein sollte. Gottes Gnade an Paulus war nicht vergeblich. Von nun an arbeitete Paulus fleißig – viel mehr als alle anderen Apostel – , um das Evangelium zu den Menschen zu bringen.

Paulus schließt mit Vers 11: „Es sei nun ich oder jene: so predigen wir, und so habt ihr geglaubt.“

Wir haben heute gelernt, was das Evangelium ist. dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift. Dies ist die gute Nachricht, die wir den Menschen unserer Zeit und insbesondere auch den Studenten in Heidelberg weitergeben dürfen.

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