Predigt: 1.Könige 3,1 – 28

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Salomo,  der  König  der  Weisheit

„So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtiges Volk zu richten?”

(1.Kön 3,9)

Letzte Woche haben wir erfahren, wie Salomo König über ganz Israel wurde, obwohl sein Bruder die Macht an sich reißen wollte. Wir haben auch gelernt, wie Salomo die Ermahnungen seines Vaters David befolgt und dadurch sein Königtum gefestigt hat. Doch Salomo war immer noch sehr jung, vermutlich noch ein Teenager. Wie konnte er das große Volk gut leiten und als oberster Richter im Volk Gerechtigkeit aufrichten? Heute erfahren wir von Salomos Gebet, in dem er Gott um ein gehorsames, verständiges Herz bat. Wir erfahren auch, wie Gott Salomo daraufhin große Weisheit gab, mit der er seine Aufgabe als oberster Richter gut erfüllen konnte und national und international berühmt wurde. Möge Gott uns helfen, von Salomos Gebet zu lernen und selbst auch Menschen mit göttlicher Weisheit zu werden!

I. Salomos Gebet um ein gehorsames Herz (1-9)

Wie war die Anfangszeit von Salomo als König? Betrachten wir den Text. Vers 1 berichtet: Und Salomo verschwägerte sich mit dem Pharao, dem König von Ägypten, und nahm eine Tochter des Pharao zur Frau und brachte sie in die Stadt Davids, bis er sein Haus und des Herrn Haus und die Mauer um Jerusalem gebaut hatte.“ Salomo heiratete. Dass Salomo eine Tochter des Pharao zur Frau nahm,  mag einige verwundern. Aber der Ausdruck „verschwägerte sich mit dem Pharao“ weist darauf hin, dass Salomo durch diese Heirat auch die Beziehungen zwischen Israel und dem mächtigen Nachbarn Ägypten stabilisieren wollte, was in der Geschichte ein häufiges Motiv für die Heirat von Königen war. Gott hatte den Israeliten zwar nur die Heirat mit kanaanitischen Frauen ausdrücklich verboten; aber geistlich wäre es für Salomo sicher besser gewesen, wenn er eine fromme jüdische Frau geheiratet hätte.

Was erfahren wir noch über die Anfangszeit von Salomos Herrschaft? Der Vers 2 berichtet, dass die Israeliten noch auf den Höhen, also an selbst erwählten Orten auf Hügeln opferten, weil es noch keinen Tempel gab. Dadurch entsprach ihr Gottesdienst nicht dem Gesetz Gottes durch Mose, und das Opfern auf den Höhen barg auch die Gefahr, dass sie dazu verleitet werden konnten, nicht nur Gott dem Herrn, sondern auch fremden Göttern zu opfern.

Doch abgesehen davon wird Salomos Herzenshaltung und Leben vor Gott gelobt. Vers 3 sagt: „Salomo aber hatte den Herrn lieb und wandelte nach den Satzungen seines Vaters David, nur dass er auf den Höhen opferte und räucherte.“ Salomo hatte Gott lieb. Er hatte von Herzen den Wunsch, Gott zu erfreuen, und bemühte sich eifrig darum, den Lehren seines Vaters zu folgen. Aus dieser Motivation heraus brachte er eines Tages auch ein sehr großes Opfer. Vers 4 berichtet: Und der König ging hin nach Gibeon, um dort zu opfern; denn das war die bedeutendste Höhe. Und Salomo opferte dort tausend Brandopfer auf dem Altar.“ Obwohl Salomo als junger König viel zu tun hatte, ging er von Jerusalem nach Gibeon und brachte dort Gott ein gewaltiges Opfer. In der Bibel ist nirgends vorgeschrieben, eine große Zahl von Brandopfern zu bringen. Warum brachte Salomo eintausend Tiere Gott als Opfer dar? Wenn er zehn Brandopfer gebracht hätte, wäre das schon viel gewesen, oder hundert – das wäre sehr viel gewesen. Die Tatsache, dass er aber eintausend Brandopfer brachte, zeigt seine ernsthafte Haltung gegenüber Gott, wie sehr er Gott liebte und wie inständig er seine Hilfe suchte. Dahinter stand, dass er seine Aufgabe als König des Volks sehr ernst nahm und sich bewusst war, dass er sie von sich aus nicht gut genug erfüllen konnte. Wir werden gleich noch mehr darüber erfahren, wenn wir sein Gebet betrachten.

Wie reagierte Gott auf sein Opfer? Gott freute sich über Salomos Herz und nahm sein Opfer an. Vers 5 sagt: „Und der HERR erschien Salomo zu Gibeon im Traum des Nachts und Gott sprach: Bitte, was ich dir geben soll!“ Gott war so froh über Salomos Liebe und ernsthaftes Suchen nach Gott, dass er ihm im Traum erschien und ihm das einmalige Angebot machte, zu wählen, was er von Gott bekommen wollte. Was würdest du von Gott erbitten, wenn er dir diese Frage stellen würde?

Betrachten wir, was Salomo Gott antwortete. Salomo sprach: Du hast an meinem Vater David, deinem Knecht, große Barmherzigkeit getan, wie er denn vor dir gewandelt ist in Wahrheit und Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen vor dir, und hast ihm auch die große Barmherzigkeit erwiesen und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Thron sitzen sollte, wie es denn jetzt ist. Nun, Herr, mein Gott, du hast deinen Knecht zum König gemacht an meines Vaters David statt. Ich aber bin noch jung, weiß weder aus noch ein. Und dein Knecht steht mitten in deinem Volk, das du erwählt hast, einem Volk, so groß, dass es wegen seiner Menge niemand zählen noch berechnen kann“ (6-8). Salomos Gebet lässt uns erkennen, wie er über sich selbst dachte und was ihn bewegte. Zum einen war er sich tief bewusst, dass er das Amt als König nicht wegen eigener Fähigkeiten oder Verdienste erhalten hatte, sondern wegen Gottes Barmherzigkeit und dem treuen Glauben seines Vaters David, der vor Gott gewandelt war. Zum andern zeigt sein Gebet auch, wie ernst er seine Aufgabe nahm, das Volk gut zu leiten und gerecht zu richten. Er hatte Hochachtung  gegenüber dem Volk, das er nicht „mein Volk“, sondern „dein Volk“ nannte. Heute ist es fast normal, dass Menschen auf sich selbst und ihre Fähigkeiten sind stolz und voller Selbstbe­wusst­sein, selbst wenn sie noch jung sind und nichts Besonderes getan haben. Aber obwohl Salomo König geworden war, war er nicht stolz und bildete sich nicht ein, dass er mit seiner Fähigkeit schon alles managen könnte. Er gab vor Gott zu, dass er noch jung und unerfahren war, nach einer anderen Übersetzung sagte er: „Ich aber bin ein kleiner Junge, ich weiß nicht, aus- noch einzugehen.“ (Elb. Übers.) Sein Gebet zeigt, wie demütig und wie bewusst er sich war, dass er Gottes Hilfe brauchte, um seine große  Aufgabe erfüllen zu können.

Welche Bitte brachte Salomo daher schließlich vor Gott? Er sagte:So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtiges Volk zu richten?“ Salomo betete für ein gehorsames Herz, damit er Gottes Volk gerecht richten könnte. Er nutzte das einmalige Angebot Gottes nicht dazu, um für Segen für sich selbst wie Reichtum, Ehre oder ein langes Leben zu bitten; sondern er bat Gott darum, ihn dazu zu befähigen, seine Aufgabe als König und Richter des Volks gut zu erfüllen.

Warum bat er aber um ein gehorsames Herz, um seine Aufgabe als König und Richter des Volks gut erfüllen zu können? Das hier mit „gehorsam“ übersetze Wort stammt eigentlich von dem hebräischen Wort „schama“, das wir vom höchsten Gebot aus 5. Mose 6,4.5 kennen, das mit den Worten beginnt: „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein …“ Wörtlich bat Salomo also um ein „hörendes Herz“ (Elberf. Übers.), wobei „schama“ ein intelligentes Hören meint, das mit einer Haltung der Aufmerksamkeit und des Gehorsams verbunden ist. Daher heißt es in einer englischen Übersetzung (KJV) hier „an understanding heart“, ein verständiges Herz. Und wenn wir Gottes Antwort im Vers 12 anschauen, sehen wir, dass Gott Salomos Wunsch auch genau so verstanden hat; denn Gott sagte zu ihm: „Siehe, ich gebe dir ein weises, verständiges Herz“. Salomos Bitte um ein gehorsames Herz war letztlich ein Gebet um ein weises Herz.

Warum bedeutet ein hörendes, gehorsames Herz ein weises Herz? Was ist eigentlich Weisheit, von der in diesem Kapitel immer wieder die Rede ist (12.28)? Im Allgemeinen versteht man unter Weisheit laut Duden eine einsichtsvolle Klugheit aus der Reife der Lebenserfahrung. Das bedeutet, dass man bei Situationen und Ereignissen in dieser Welt die Prinzipien und die grundlegenden Lehren, die dahinter stehen, versteht und sie auf andere Situationen anwenden kann. Weisheit hat also mit Erkenntnis zu tun, die man durch Überlegung oder Erfahrung in seinem Leben erwirbt. Doch was ist dagegen die Weisheit im biblischen Sinne, die wahre, göttliche Weisheit? Wahre Weisheit kommt direkt von Gott, der selbst unendlich weise und voller Weisheit ist. Wahrhaft weise zu werden, hat nichts mit unserer Überlegung oder Erfahrung zu tun. Wahre, biblische Weisheit fängt mit dem Schama an, mit dem Hören auf Gott mit einer Bereitschaft, Gottes Wort zu verstehen, es zu beherzigen und ihm zu gehorchen.

Die Menschen verwenden viel Zeit und Energie, um alle Dinge in dieser Welt zu erforschen und die Zusammenhänge zu erkennen und so weise zu werden. Die Menschen erforschen, wie alle Elemente aufgebaut sind und wie selbst die Atome zerlegt werden können, um die kleinsten Geheimnisse zu ergründen. Andere forschen fleißig über entfernte Sonnensysteme. Doch obwohl die Wissenschaftler dadurch immer mehr Erkenntnisse über diese Welt und den Kosmos bekommen, entstehen bei fast allen Forschungen immer viele neue Fragen, auf die man keine Antwort hat. Aber Gott selbst hat alles geplant und erschaffen, den Mikrokosmos und das ganze Universum. Wenn wir auf ihn hören, lernen wir gerade den kennen, der alles erdacht und geschaffen hat und vollkommen weise ist. Die Menschen forschen auch viel, um die Ereignisse in der Geschichte zu verstehen. Aber Gott kennt die ganze Geschichte und lenkt selbst ihren Verlauf von den Anfängen bis zum Jüngsten Tag. Er ist der Anfang und das Ende und die Antwort auf alle Fragen. Man hat in den letzten 150 Jahren auch enorm viel in den Sozialwissenschaften und der Medizin geforscht, um die Menschen richtig zu verstehen, ihr Wesen, ihr Verhalten, ihre Gesundheit und die Wege für ihr gutes Zusammenleben. Doch wie schnell geraten wir an die Grenzen unseres Verständnisses und unserer Möglichkeiten, wenn wir mit der Realität von Menschen konfrontiert sind, zum Beispiel mit dem Egoismus und Rücksichtslosigkeit von manchen Mächtigen in der Politik oder Wirtschaft, die auf Kosten vieler anderer Menschen ihre Macht und ihren Reichtum ausbauen. Wir sind schockiert, wenn wir von Verbrechen lesen, wenn wir zum Beispiel von Menschen wie Anders Behring Breivik erfahren, die wie normale Mitmenschen ausgesehen haben, aber eines Tages etwa siebzig Menschen rücksichtslos erschießen, um ihre politische Überzeugung zum Ausdruck zu bringen. Wer kann Menschen wirklich verstehen? Und wer kann ihnen helfen, sodass sie ihr Leben recht führen? Doch wenn wir auf Gott und sein Wort hören, lernen wir auch das Wesen und das Problem des Menschen zu begreifen und können von ihm lernen, andere Menschen zu verstehen und ihnen nach seinem Willen zu helfen. Wenn wir auf Gott hören und ihn immer mehr erkennen, erlangen wir immer mehr Weisheit und können weise Menschen werden, die ihr Leben weise führen und Gott und auch anderen Menschen dienen können.

Salomo hat das selbst erfahren. Er wurde der weiseste König, der je gelebt hatte, und seine Weisheit wurde international berühmt. Dabei erlangte er seine Weisheit nicht, indem er mit hoher Intelligenz von sich aus über alles nachdachte, sondern indem er auf Gott hörte. Aus dieser Erfahrung heraus schrieb er später in seinem Buch der Sprüche: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen. Dünke dich nicht weise zu sein, sondern fürchte den Herrn und weiche vom Bösen“ (Spr 3,5-7). Weil Salomo selbst erlebt hat, dass die wahre Weisheit von Gott kommt und dass eine gehorsame Herzenshaltung gegenüber Gott die Voraussetzung ist, um sie zu empfangen, schrieb er auch: „Der Weisheit Anfang ist die Furcht des Herrn, und den Heiligen erkennen, das ist Verstand“ (Spr 9,10).

Wie können auch wir wahre Weisheit erlangen? Die Bibel ermutigt uns nicht nur durch das Gebet von Salomo, sondern auch an anderen Stellen dazu, um Weisheit zu beten. Im Jakobusbrief heißt es: „Wenn es aber jemanden unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt; so wird sie ihm gegeben werden“ (Jak 1,5). Wenn wir Gott um seine Weisheit bitten, wird er sie uns geben. Dann wird seine Wahrheit uns erleuchten und uns zeigen, was die Dinge in unserem Leben bedeuten und welchen Weg wir gehen sollen. Gottes Wort schafft in uns immer mehr Einsicht und einen Durchblick, den wir mit unserer Vernunft nicht erlangen können. Gottes Weisheit wird uns befähigen, unser eigenes Leben vor Gott weise zu führen. Gottes Weisheit wird uns befähigen, auch andere Menschen und ihre Probleme zu verstehen und ihnen zu helfen. Möge Gott unser Gebet um Weisheit reichlich segnen und uns alle zu weisen Männern und Frauen machen!

II. Gott erhört Salomo und ermahnt ihn zum Gehorsam (10-15)

Dieser Abschnitt beschreibt Gottes Reaktion auf Salomos Gebet und seine Ermahnung an ihn. Wie reagierte Gott auf sein Gebet? Vers 10 sagt, dass es Gott gut gefiel, dass Salomo darum bat. Gott sagte zu ihm: Weil du darum bittest und bittest weder um langes Leben noch um Reichtum noch um deiner Feinde Tod, sondern um Verstand, zu hören und recht zu richten, siehe, so tue ich nach deinen Worten. Siehe, ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, sodass deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht aufkommen wird. Und dazu gebe ich dir, worum du nicht gebeten hast, nämlich Reichtum und Ehre, sodass deinesgleichen keiner unter den Königen ist zu deinen Zeiten“ (11-13). Gott war sehr froh über Salomos Gebet, weil Salomo Gottes Angebot nicht ausgenutzt hatte, um etwas für sich selbst zu bitten, sondern um ein gehorsames, weises Herz bat, um seine Aufgabe an dem Volk gut erfüllen zu können. Deshalb wollte Gott ihm das Erbetene geben und dazu auch das, worum er nicht gebeten hatte, nämlich Reichtum und Ehre, wie es kein anderer in seiner Zeit haben sollte.

Was können wir hier über Gott lernen? Es ist wichtig, was wir uns von Gott wünschen und wofür wir beten. Wir dürfen nach der Bibel für alles beten. Aber es ist wichtig, mit welcher Priorität wir unsere Wünsche vor Gott bringen. Als Salomo Gott um alles bitten konnte, bat er Gott um ein gehorsames Herz, damit er das Volk gerecht richten könnte. Darüber war Gott sehr froh und erfüllte seine Bitte und gab ihm dazu auch noch viel weiteren Segen, um den er nicht gebeten hatte. Dies erinnert uns an Jesu Wort in der Bergpredigt, wo er sagt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ Wir haben viele Wünsche und viele Bedürfnisse. Aber wir sollen wie Salomo vor allem Gott darum bitten, dass er uns ein gehorsames Herz und dadurch Weisheit gebe. Dann können wir in den verschiedenen Situationen unseres Lebens erkennen, was Gottes Wille ist und gute Orientierung für unser Tun und Lassen finden. Dann bekommen wir auch Weisheit, durch die wir die anderen in der Familie, in der Gemeinde, an der Schule, Uni oder Arbeitsplatz richtig verstehen und ihnen geistlich helfen können, zu Jesus zu finden. Wenn wir für ein gehorsames, weises Herz beten, wird Gott uns noch vieles mehr dazu geben und so unser ganzes Leben segnen.

Salomo wurde durch die Gebetserhörung weise wie kein anderer Mensch seiner Zeit. Aber wie konnte er permanent sein ganzes Leben lang weise bleiben? Gott hatte selbst dieses Anliegen und gab Salomo eine entsprechende Orientierung. Gott sagte im Vers 14: „Und wenn du in meinen Wegen wandeln wirst, dass du hältst meine Satzungen und Gebote, wie dein Vater David gewandelt ist, so werde ich dir ein langes Leben geben.“ Damit Salomo nicht nur eine Zeitlang, sondern sein Leben lang weise sein und lange leben könnte, sollte er in Gottes Wegen wandeln und seinen Worten gehorchen. Gottes Weisheit kann man nicht behalten wie menschliche Weisheit, die man wie ein Wissen im Kopf abspeichern kann. Die Weisheit Gottes, die viel höher ist, kommt direkt von Gott und kann von uns Menschen nur immer wieder neu empfangen werden, wenn wir beständig auf Gott hören und gehorsam in der Gemeinschaft mit ihm leben. Gott wollte, dass Salomo nicht nur eine Zeitlang, sondern ständig auf Gott hören und dadurch ständig weise bleiben sollte.

Das gilt auch für uns. Es ist nicht genug, wenn wir nur einmal von Gott Weisheit bekommen, etwa um einem anderen in einer Krise zu helfen oder eine andere schwierige Situation zu meistern. Wir sollen auf Dauer täglich Gottes Weisheit empfangen, indem wir täglich auf ihn hören und mit ihm verbunden leben, wie eine Rebe mit dem Weinstock verbunden ist. Möge Gott uns darum helfen, beständig auf seine Worte zu hören und durch unseren Gehorsam mit ihm verbunden zu bleiben, sodass wir beständig seine Weisheit empfangen und in allen Bereichen recht vor ihm leben können!

III. Salomos weises Urteil (16-28)

In diesem Abschnitt erfahren wir von einer Rechtsstreitigkeit, die eigentlich kaum gerecht entschieden werden konnte, die Salomo aber dank der Weisheit Gottes durchschauen und ein gerechtes Urteil sprechen konnte. Was war das Problem? Zwei prostituierte Frauen kamen zum König, die im selben Haus wohnten und fast gleichaltrige Babys hatten. Tragischerweise hatte eine der Frauen ihr Kind beim Schlaf erdrückt. Doch sie legte ihr totes Baby in die Arme der anderen und holte ihr Baby zu sich ins Bett und behauptete, dass es ihr Kind sei. Vor dem König behauptete nun jede Frau, dass das Kind der anderen gestorben sei und dass das noch lebende Kind ihr Kind sei. Es gab einen heftigen Streit vor Gericht, bei dem Aussage gegen Aussage stand, wie es heißt: Die andere Frau sprach: Nein, mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene aber sprach: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. Und so redeten sie vor dem König.“ Wie konnte Salomo herausfinden, was die Wahrheit war? Es gab keine weiteren Zeugen und keine modernen Hilfsmittel, wie etwa eine DNA-Analyse, durch die man den Fall hätte klären können. Es war eigentlich ein unlösbarer Fall.

Doch wie urteilte Salomo? Die Verse 24-25 sagen: „Und der König sprach: Holt mir ein Schwert! Und als das Schwert vor den König gebracht wurde, sprach der König: Teilt das lebendige Kind in zwei Teile und gebt dieser die Hälfte und jener die Hälfte.“ Was passierte dann? „Da sagte die Frau, deren Sohn lebte, zum König – denn ihr mütterliches Herz entbrannte in Liebe für ihren Sohn – und sprach: Ach, mein Herr, gebt ihr das Kind lebendig und tötet es nicht! Jene aber sprach: Es sei weder mein noch dein; lasst es teilen!“ (26) Als Salomo die Tötung des noch lebenden Babys anordnete, zeigte sich, wer seine Mutter war, denn ihre mütterliche Liebe entbrannte in ihr. So konnte Salomo die verborgene Wahrheit bzw. die Lüge der einen Frau aufdecken und konnte so Recht sprechen. Salomo verkündete das Urteil: Gebt dieser das Kind lebendig und tötet’s nicht; die ist seine Mutter“ (27). Sein gerechtes Urteil in einem eigentlich unlösbaren Fall ist als „salomonisches Urteil“ in die Geschichte eingegangen.

Wie reagierte das Volk auf dieses Urteil? Vers 28 berichtet: „Und ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie fürchteten den König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten.“ Als das Volk von diesem Urteil Salomos hörte, fürchteten sie den König; denn sie erkannten, dass die Weisheit Gottes ihn befähigte, auch undurchschaubare Fälle zu durchschauen und gerecht zu beurteilen. Wegen seiner göttlichen Weisheit konnte nun niemand mehr im Land wagen, andere zu betrügen oder andere Verbrechen zu begehen, weil jeder damit rechnen musste, dass der König mit seiner Weisheit seine Schuld herausfinden und gerecht bestrafen würde. So trug Salomos Weisheit direkt und indirekt dazu bei, dass im Volk Israel Gerechtigkeit herrschte.

Heute haben wir Salomos Gebet um ein gehorsames, weises Herz kennen gelernt, der betete: „So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtiges Volk zu richten?“ (9) Gott freute sich über seine Bitte und machte ihn zu dem weisesten Menschen, dessen Weisheit selbst noch heute sprichwörtlich ist. Möge Gott jeden von uns mit einem gehorsamen Herzen und göttlicher Weisheit wie Salomo segnen! Möge Gott uns helfen, durch unseren beständigen Gehorsam gegenüber ihm dauerhaft weise Menschen zu werden, deren Weisheit weit über die Grenzen der Gemeinde hinweg bekannt wird und viele Menschen zu einem Leben in Gottes Gerechtigkeit leitet!

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