Predigt: 1. Könige 8,1 – 53 (Sonderlektion)

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Salomos Tempelgebet und unser Coronagebet

„so wollest du hören im Himmel und vergeben die Sünde deiner Knechte und deines Volkes Israel, dass du ihnen den guten Weg weist, auf dem sie wandeln sollen, und regnen lässt auf das Land, das du deinem Volk zum Erbe gegeben hast.“

(1. Könige 8,36)

Wir befinden uns seit vielen Wochen in einer weltweiten Pandemie. Und obwohl in Deutschland davon die Rede ist, ob und wie wir zu einem halbwegs normalen Leben zurückkommen können, wissen wir alle, dass ein Ende noch lange nicht in Sicht ist. Im Gegenteil. Die Gesundheitskrise geht mit einer riesigen Wirtschaftskrise einher. Schon jetzt haben viele Menschen ihren Arbeitsplatz verloren, oder befinden sich in Kurzarbeit. Dabei befinden wir uns erst am Anfang. Die Experten gehen davon aus, dass die Aussichten düster sind. In einem Interview mit dem Spiegel wurde die Virologin Melanie Brinkmann gefragt: „Ab wann dürfen wir wieder darüber nachdenken, mit einer Gruppe von Freunden gemeinsam in den Party-Urlaub zu fahren?“ Ihre Antwort war: „Wenn es einen Impfstoff gibt.“ Nach jetzigem Wissensstand ist das nicht vor Ende nächsten Jahres.
Was können wir Christen in dieser Situation tun? Es gibt verschiedene Dinge, die wir tun können und tun sollen. Als vorbildliche Bürger der Bundesrepublik Deutschlands sollten wir besonders darauf achten, Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu befolgen. Letzte Woche hat Reiner angesprochen, dass es eine Spendenaktion geben wird, um Mitarbeiter finanziell zu unterstützen, die durch die Krise ihre Arbeit verloren haben. Das hatte mich an die ersten Christen erinnert, die während einer Hungersnot für bedürftige Christen vor allem in Jerusalem Geld gesammelt hatten. Es ist eine wunderbare Idee, das zu geben, was wir in dieser Situation geben können: übrigens nicht nur unseren Brüdern und Schwestern in der Gemeinde, sondern auch außerhalb: Ärzte ohne Grenzen, das Deutsche Rote Kreuz, die Tafel oder auch Spenden für Musiker und Künstler. Wir können Nachbarn unterstützen, die Hilfe mit dem Einkauf brauchen. Alles das dürfen und sollen wir tun.
Zusätzlich dazu gibt es eine weitere wichtige Pflicht und Aufgabe, die wir Christen in dieser Situation haben. Wir sind dazu angehalten zu beten. Der deutsche Evangelist Wilhelm Pahls sagte: „Wenn wir beten, dann arbeitet Gott.“ Anlässlich der Krise betrachten wir heute einen Ausschnitt von Salomos sehr langem Gebet bei der Einweihung des Tempels. Ich denke, dass wir einiges an Inspiration für unser Gebet während der Krise finden. Aber dazu müssen wir erst einige Dinge über Salomos Gebet verstehen. Über folgende drei Dinge wollen wir daher nachdenken: erstens, der Anlass von Salomos Gebet; zweitens, der Inhalt von seinem Gebet; und drittens, die Inspiration, die wir durch sein Gebet bekommen.

Erstens, der Anlass von Salomos Gebet
Der Anlass von Salomos Gebet ist die Einweihung des Tempels. Der Bau des Tempels hatte sieben Jahre gedauert. Für die Einweihung hatte Salomo alles, was Rang und Namen hatte versammelt. Im Zentrum der Feierlichkeiten war der Umzug der Lade Gottes in den Tempel. Verse 3 und 4: „Und als alle Ältesten Israels kamen, hoben die Priester die Lade des HERRN auf und brachten sie hinauf, dazu die Stiftshütte und alles Gerät des Heiligtums, das in der Stiftshütte war. Das taten die Priester und Leviten.“ Und Vers 6 sagt: „So brachten die Priester die Lade des Bundes des HERRN an ihren Platz in den innersten Raum des Hauses, in das Allerheiligste, unter die Flügel der Cherubim.“ Nachdem die Bundeslade im Tempel war, geschah etwas Gewaltiges: die Wolke Gottes erfüllte den Tempel. Die Priester mussten aus dem Tempel herausgehen, weil sie nicht länger ihren Dienst tun konnten.
Was wir verstehen müssen, ist, dass das historisch gesehen ein einzigartiger Moment in der Geschichte Israels war. Die Bundeslade hatte bis zu diesem Zeitpunkt in Zelten gewohnt. Das geht zurück bis in die Zeit als Israel gerade aus Ägypten ausgezogen war. In der Wüste war die Bundeslade mit den Israeliten von Ort zu Ort gezogen. Aber jetzt war die Zeit der Wanderschaft endgültig vorbei. Aus einer mobilen Stiftshütte war ein solider, eindrucksvoller Tempel geworden. Aus den Sippschaften Israels war ein Königreich geworden. Aus einer Gruppe von Stämmen, die vorher mehr oder weniger unabhängig vor sich hingelebt hatten, war ein Volk geworden. David hatte es als König geschafft, sie alle zu einen und ein großes Reich aufzurichten. Viele Kämpfe und viel Blutvergießen hatte es gekostet. Aber jetzt war es eine Zeit des Friedens.
Und Gott bekannte sich zu dieser neuen Epoche, in dem Er selbst in der Wolke einzieht. Paul House schreibt in seinem Kommentar: „Es war die Wolke der Herrlichkeit Gottes, die Israel durch die Wüste geführt hatte, die Wolke, welche die Stiftshütte erfüllt hatte, als Mose das vorherige Anbetungszentrum eingeweiht hatte. … die Wolke der Herrlichkeit ist ein Anzeichen für die Gegenwart Gottes. Diese Gegenwart bewahrte und leitete Israel in den Exodus Geschichten. Hier demonstriert die Herrlichkeit die göttliche Zustimmung für Salomos Tempel. Genauso wie Gott mit Mose war, war Gott nun mit der neuen Generation der Israeliten. Diese Kontinuität bestätigt neu Gottes unveränderlichen Charakter, sein Verlangen mit Menschen Gemeinschaft zu haben und sein anhaltendes Bekenntnis zu seinem auserwählten Volk.“
Frage ist dann also: was für eine Zeit war es, in der Salomo sein Gebet gesprochen hatte? Es ist auf dem Höhepunkt der ganzen Geschichte Israels. Salomo selbst bekannte, dass Gott seine Verheißungen an seinen Vater David erfüllt hatte; und diese Verheißungen wiederum blicken zurück auf die ganze Geschichte von Israel. Das Volk Israel hatte materiellen Wohlstand, eine florierende Wirtschaft, politisches Ansehen bei allen Ländern um sie herum und Frieden. Es war Israel noch nie so gut ergangen wie bis zu diesem Zeitpunkt. Und leider muss man auch sagen, dass es Israel im Anschluss nie wieder so gut werden würde wie jetzt. Alles, was in den Büchern Könige danach beschrieben wurde, war ein stetiger, unaufhaltsamer Abstieg in die völlige Katastrophe. Aber hier haben wir wirklich die beste Zeit Israels.
Kurze Anwendung für uns: vielleicht denken wir, dass sich unsere Situation ziemlich von der von Salomo unterscheidet. Vielleicht haben wir den Eindruck, dass wir jetzt im Moment nicht die beste Zeit unseres Lebens haben. Aber der Eindruck mag täuschen. Den allermeisten von uns geht es wirklich sehr gut. Im Vergleich mit den meisten anderen Ländern der Welt und vor allem im historischen Vergleich haben wir ein sehr gut funktionierendes Gesundheitssystem; wir haben politische Stabilität; wir haben eine gute Sozialversorgung. Wir sollten uns daher nicht täuschen lassen: die Situation von Salomos Gebet hat Relevanz für uns. Uns geht es immer noch sehr, sehr gut; und wir haben sehr viel Grund, Gott dankbar zu sein.

Zweitens, der Inhalt von Salomos Gebet
Wofür betete Salomo dann? Ab Vers 31 fangen die konkreten Bitten von Salomo an. Insgesamt sind es sieben konkrete Anliegen, die er vorbringt. Fast jede dieser Bitten wird eingeleitet mit den Worten „wenn…“
Was uns hier auffällt, ist, dass viele dieser Anliegen eine Vorausschau auf echte Bedrängnisse und Nöte sind. Hier sind ein paar Beispiele: im zweiten Anliegen (Vers 33) ist die Ausgangssituation, dass das Volk von ihren Feinden besiegt werden; im dritten Anliegen (Vers 35) geht es darum, dass der Himmel verschlossen ist, was bedeutet, dass es nicht mehr regnet; im vierten Anliegen (Vers 37) werden verschiedene Nöte genannt, wie zum Beispiel Hungersnot, Pest, Dürre, Getreidebrand (gemeint damit ist nicht der Kornschnaps, sondern wenn die Getreidepflanzen von schädlichen Pilzen befallen sind), Plagen durch Heuschrecken oder Raupen. Im siebten (wie auch im zweiten) Anliegen ist davon die Rede, dass das Volk gefangen weggeführt wurde.
Was uns auch auffällt, ist, dass diese Nöte in direktem Zusammenhang gebracht werden mit der Sünde des Volkes. Von Feinden geschlagen zu werden, hat etwas damit zu tun, dass das Volk gesündigt hat, genauso wie der ausbleibende Regen. Am explizitesten wird Salomo im letzten Gebetsanliegen: „wenn sie an dir sündigen werden – denn es gibt keinen Menschen, der nicht sündigt – und du zürnst ihnen und gibst sie dahin vor ihren Feinden, dass sie sie gefangen führen in das Land der Feinde, fern oder nahe…“ Das heißt, weil Sünde ist fast allen Anliegen direkt oder indirekt zugrunde liegt, ist Salomos Bitte vor allen Dingen, dass Gott dem Volk vergeben möge. Es gibt dabei eine Formel, die sich ständig wiederholt: „so wollest du hören im Himmel und die Sünde deines Volkes Israel vergeben.“ Plagen, Bekenntnis der Sünde und Bitte um Vergebung. Das ist eine grobe Zusammenfassung von Salomos langem Gebet.
Bevor wir fortfahren, sollten wir über mindestens zwei Punkte etwas länger nachdenken. Der eine Punkt hat etwas mit der Frage zu tun, weshalb Menschen leiden. Für Salomo hatten die Leiden und Probleme eine konkrete Ursache: die Sünde des Volkes Israel, die zur Folge hatte, dass Gott seine schützende Hand vom Volk entfernte. Mit anderen Worten, die Nöte der Israeliten wie militärische Niederlagen, Missernten oder Seuchen waren eine Antwort Gottes auf die Missetaten des Volkes. Gott bestrafte sein Volk. Salomo konnte so beten, weil in Levitikus 26 und vor allen Dingen in 5. Mose 28 klar dargelegt, was dem Volk widerfahren würde, wenn sie Gott gehorchen und wenn sie Gott nicht gehorchen würden. Wenn die Israeliten, Gott gehorchen würde, dann würde Gott sie segnen materiellem Segen mit Sieg über die Feinde und mit Gesundheit. Auf der anderen Seite, wenn sie Gott nicht gehorchen würden, würde Gott sie mit den schlimmsten Plagen und Tragödien bestrafen, die man sich vorstellen kann. Die detaillierte Beschreibung von Gottes Fluch in 5. Mose 28 gehört mit zum Schlimmsten, was man im AT lesen kann.
Gilt das auch für uns? Kathryn Butler ist eine Chirurgin, die eine Teenager begleitet hatte, deren Gesundheitszustand sich täglich verschlechterte. Die Mutter von dem Mädchen war Tag und Nacht mit ihr und kümmerte sich aufopferungsvoll um sie. Butler schrieb: „An dem Tag, als meine Patientin starb, legte sich die Mutter ins Krankenbett mit ihr. Sie legte die Arme um sie und drückte sie an sich, und umfasste ihre Tochter mit der gleichen Wärme, die sie als Kleinkind gekannt haben musste. Unter Tränen griff sie nach ihr, betete sie, und sprach ihr Versprechen ins Ohr. Als wir Zeuge dieses gebrochenen Herzens wurden, gaben wir jedes Vorspielen von Professionalität auf. Jeder von uns, die Krankenschwestern, die Ärzte und die Medizinstudenten, weinte mit ihr.“
Fast schlimmer noch, beschreibt Butler den Zustand der Mutter einen Tag, bevor ihre Tochter starb. Die Mutter ahnte, dass ihre Tochter bald sterben würde. Sie war dabei, ihre ganze Hoffnung zu verlieren. Als die Ärztin die Mutter in den Arm nahm, stammelte sie folgendes: „Ich bettle Gott an, dass er mein Herz herausnimmt; dass er es davor bewahrt, gebrochen zu werden. Aber ich weiß nicht, ob er mir überhaupt noch zuhört. Meine Familie sagt, dass das passiert ist, weil ich aufgehört habe, in die Kirche zu gehen. Sie sagen, dass Gott mich bestraft.“ Und dann blickte sie auf und stellte folgende Frage: „Was ist, wenn das alles meine Schuld ist?“ Vielleicht haben manche von uns ähnliche Erfahrungen gemacht: wir leiden und denken, dass das daran liegt, dass Gott uns für unsere Sünden bestraft. Oder umgekehrt, wir wissen, dass wir uns falsch verhalten haben, und wir warten darauf, dass uns etwas Schlimmes passiert.
Wenn wir uns Menschen unter die Lupe nehmen, die an Gott glauben, können wir grundsätzlich zwei Arten von Menschen unterscheiden: diejenigen, die aus Gnade leben und diejenigen, die aus dem Gesetz leben. Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, dass es viele Ähnlichkeiten gibt: beide versuchen ein frommes Leben zu führen, beide versuchen Gottes Gebote zu halten, beide versuchen gehorsam zu sein und geistlich diszipliniert zu sein. Aber unter der Oberfläche sehen wir fundamentale Unterschiede. Menschen unter der Gnade gehorchen, weil sie gerettet wurden; Menschen unter dem Gesetz gehorchen, um gerettet zu werden. D.h., die Motivation, weshalb gläubige Menschen Gutes tun, kann sich radikal voneinander unterscheiden. Menschen unter der Gnade tun Gutes, weil sie dankbar sind; Menschen unter dem Gesetz tun Gutes, aus Furcht vor negativen Konsequenzen und aus Furcht bestraft zu werden. Menschen unter der Gnade halten sich an Gottes Gebote, weil es ihnen primär um Gott selbst geht, den sie lieben; Menschen unter dem Gesetz halten sich an die Gebote, weil es ihnen um etwas anderes als Gott geht, wie z.B. von ihm gesegnet zu werden. Weil dem so ist, ist der Gehorsam von Menschen unter dem Gesetz immer konditional: „ich gehorche Gott, so lange es mir etwas bringt, so lange er mich segnet, so lange es mir keine zu großen Umstände macht, so lange der Kosten-Nutzen-Faktor stimmt.“ Bei den Menschen unter der Gnade ist der Gehorsam bedingungslos, weil sie folgendermaßen argumentieren: „Gott hat sich mir völlig und ganz geschenkt; Jesus ist in meinem Leben einfach, weil er mich liebt, und es ist ein unverdientes Geschenk, dass er es tut. Wie könnte ich ihm daher nicht mein ein und alles geben? Wie könnte ich ihm irgendetwas vorenthalten?“
Der Default-Mode, die Standardeinstellung unseres Herzens ist es, unter dem Gesetz zu leben: „ich muss etwas tun, um mich zu retten.“ Und in Krisenzeiten, wenn wir mit Nöten und Leiden konfrontiert sind, zeigt sich, aus welcher Geisteshaltung wir wirklich leben. Wenn wir denken: „ich habe das getan, was Gott von mir will, also ist er mir etwas schuldig; ich habe Gott gehorcht, also muss er mich segnen“, und wir bekommen plötzlich Nöte und Probleme, wie reagieren wir dann? Wir werden sehr schnell bitter und zynisch. Wer unter der Gnade lebt, der hat hingegen ganz andere Kapazitäten mit Leiden umzugehen, weil wir wissen, dass wir das Gute, das wir im Leben haben, nicht verdient haben, weil unser ganzes Leben unverdiente Gnade Gottes ist.
Hier ist der Punkt, auf den ich eigentlich hinauswill. Salomo hatte die kommenden Leiden und Nöte des Volkes in direktem Zusammenhang gebracht mit ihrem Ungehorsam. Das ist etwas, was wir nicht tun dürfen. Wir sind nicht mehr unter dem alten Bund. Und wir sind nicht mehr unter dem Gesetz. Durch Jesus haben wir einen neuen Bund: den Bund der Gnade. Wenn wir in der Gnade stehen, weil wir angenommen haben, dass Jesus für uns gestorben ist, dann dürfen wir wissen, dass Gott uns für unsere Sünde nicht bestraft. Nie und nimmer. Jesaja sagte, dass unsere Strafe auf Jesus liegt. Unsere Leiden mögen verschiedene Gründe und Ursachen haben. Aber ein Grund ist absolut ausgeschlossen: dass Gott uns wegen unserer Vergehen richtet.
Das zweite, was wir verstehen müssen, ist, wie durch Jesu Kommen die Rolle des Tempels völlig neu definiert wurde. Salomos Einweihung des Tempels war ein einzigartiges Ereignis. Wir haben vorhin gesehen, dass die Stiftshütte durch ein massives Gebäude ersetzt wurde. Das mobile Zelt war durch ein neues Anbetungszentrum im Herzen der Stadt Gottes ersetzt worden. Das Volk schien zur Ruhe gekommen zu sein. Gott hatte sich zum Tempel bekannt. Aber Jahrhunderte später führte es dazu, dass das Volk Israel sich in falscher Sicherheit wog: weil sie den Tempel hatten und weil die Bundeslade im Tempel war, dachten sie, dass Gott jetzt ihnen gehörte. Es passierte das absolut Undenkbare: der Tempel wurde schließlich von den Babyloniern zerstört. Nach dem Exil wurde der Tempel wieder aufgebaut, aber viel weniger glorreich und prunkvoll. Wir kommen dann ins NT. Jesus machte völlig erstaunliche Aussagen über den Tempel. Jesus hatte im Tempel gerade die Händler vertrieben und die Tische der Geldwechsler umgestoßen. Als er gefragt wurde, wer ihm das Recht gab, so etwas zu tun, war seine Antwort: „Brecht diesen Tempel ab und drei Tagen will ich ihn aufrichten.“ Der Evangelist Johannes erklärte, dass Jesus vom Tempel seines Leibes redete. Das absolut Revolutionäre war, dass der Tempel Gottes kein Gebäude war, sondern eine Person. Jesus ist der wahre Tempel.
Aber das ist immer noch nicht alles. In 1. Korinther sagt Paulus noch etwas über den Tempel: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?“ Paulus sagte, dass alle Christen den Heiligen Geist empfangen haben. Weil der Heilige Geist in uns ist, ist jedes Kind Gottes ein kleiner Tempel Gottes. Wir alle sind Mini-Jesusse und wandelnde Orte, in denen Gott dem Menschen begegnet.
Was heißt das dann also? Salomo betete immer wieder: „so wollest du hören im Himmel und vergeben die Sünde…“ Salomo wusste, dass nicht der irdische Tempel der Ort war, von welchem aus Gott hörte. Gott ist im Himmel. Das ist sicherlich auch jetzt noch so. Und gleichzeitig ist es nicht ganz richtig. Wenn wir an den Himmel denken, dann denken wir an einen Ort, das schrecklich weit weg ist. Wir denken an einen Ort, der für uns erst einmal unerreichbar ist. Aber Jesu erste öffentlich Predigt war, dass das Himmelreich ganz nahe herbeigekommen ist. Eigentlich ist der Himmel ganz nah. Eigentlich ist Gott mitten unter uns. Eigentlich ist Gott in einem jedem von uns. Eigentlich sollten wir als seine Gemeinde der Himmel auf Erden sein. Dallas Willard hat daher den Anfang vom Vater Unser folgendermaßen umschrieben. „Unser Vater im Himmel…“ wird zu: „Lieber Vater, der du uns immer ganz nah bist…“ Gott ist uns näher, als wir denken.
Wir sind nicht unter dem alten Bund. Der neue Bund ist ein Bund der Gnade Gottes. Und durch diesen Bund ist Jesus unser Tempel, und wir sind selbst Gottes Tempel. Und weil dem so ist, haben wir eine völlig andere Grundlage zu beten, als Salomo es hatte.

Drittens, die Inspiration, die wir durch sein Gebet bekommen
Aufgrund vom heutigen Text können wir folgendes mitnehmen: Nöte und Leiden sind ein guter Anlass dafür, für geistliche Erneuerung zu beten. C.S. Lewis sagte über Leiden folgendes: „Vergnügen ist etwas, was wir sogar ignorieren können. Aber Schmerzen wollen unbedingt behandelt werden. Gott flüstert zu uns in unseren Vergnügen, spricht in unsere Gewissen, aber er ruft zu uns in unsere Schmerzen: sie sind sein Megaphon, eine taube Welt zu erwecken.“ Nöte und Leiden sind an und für sich genommen nicht gut. Die Coronavirus-Krise ist schlimm. Aber Krisen können ein guter Anlass werden, wenn wir die Situation nutzen, um für Erweckung zu beten.

Wir wollen daher während der Coronakrise für vier Dinge beten:

  1. Für Vergebung der Sünden (Vers 36: „so wollest du hören im Himmel und vergeben die Sünde deiner Knechte und deines Volkes…“)
  2. Für Demut, weil Krisenzeiten eine Erinnerung daran sind, wie klein und vergänglich wir eigentlich sind (Vers 35: „…weil du sie demütigst…“)
  3. Für Erkenntnis Gottes (Vers 43: „…auf dass alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen…“)
  4. Dass Gott die Zeit der Not endet

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