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Guter Baum, gute Früchte
„Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.“
(Matthäus 7,18)
Letzte Woche haben wir Jesu Worte von der engen und der breiten Pforte und von dem schmalen und dem breiten Weg gehört. Jesus hat uns dabei vor dem breiten Weg gewarnt und uns ermutigt, durch die enge Pforte den schmalen Weg zum Leben zu gehen. Im heutigen Text finden wir wiederum eine klare Warnung und einen starken Kontrast. Jesus warnt uns vor falschen Propheten und erklärt bildhaft an den guten und schlechten Bäumen, woran wir falsche Propheten erkennen können und wie Gott uns Menschen beurteilen wird. Wir wollen den Text mit drei Fragen betrachten: Warum warnt Jesus uns so deutlich vor falschen Propheten? Woran können wir falsche Propheten sicher erkennen? Und zuletzt, was bedeutet das Gleichnis von den guten und den schlechten Bäumen für uns?
Teil 1: Warum warnt Jesus uns so stark vor falschen Propheten?
Sehen wir uns den Vers 15 an: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“ Nachdem Jesus uns zu ermahnt hat, nicht den breiten Weg, der zur Verdammnis führt, zu gehen, sondern den schmalen Weg, der zum Leben führt, hat er direkt im Anschluss vor den falschen Propheten gewarnt. Falsche Propheten sind also eine ernste Gefahr für alle, die den schmalen Weg zum Leben gehen wollen. Wer sind sie und warum sind sie so gefährlich? Jesus sagt, dass sie zu den Gläubigen in Schafkleidern kommen, aber in Wirklichkeit reißende Wölfe sind. Sie kommen in die Gemeinde und reden und verhalten sich so, als ob sie überzeugte Christen wären, die an Jesus glauben und ihn lieben. Dass Jesus sie „falsche Propheten“ nennt, zeigt, dass sie nicht passiv sind, sondern andere Menschen in und außerhalb der Gemeinde lehren. Dabei reden sie engagiert und tun so, als ob sie anderen helfen wollten, die Wahrheit der Bibel noch besser zu verstehen und geistlich stärker und glücklicher zu werden. Aber in Wirklichkeit sind sie wie reißende Wölfe, die Jesu Schafe umbringen wollen. Obwohl sie sich als gute Christen ausgeben, kennen und lieben sie Jesus nicht. Sie haben eine andere Lehre, die der Lehre der Bibel ähnlich ist. Sie versuchen geschickt, suchende Menschen und Gläubige von ihrer Lehre zu überzeugen und sie dazu zu bringen, in ihrer Gemeinschaft nach dieser Lehre zu leben. Diese Menschen sind so gefährlich, weil sie in Schafskleider kommen – weil sie wie bibeltreue und engagierte Christen aussehen. Sie sagen vieles, was nach der Bibel wahr ist, und argumentieren meistens mit vielen Bibelstellen. Dabei scheinen sie besondere Einsichten oder Erkenntnisse zu haben, die andere nicht haben, die aber sehr wertvoll und wichtig sind. Auf diese Weise wecken sie das Interesse und versuchen, die Menschen zu verwirren, zu fangen und sie auf den falschen Weg zu bringen. Dabei geht es meistens nicht nur um äußerliche Fragen, sondern auch um wesentliche Elemente des Glaubens. Trotzdem sind sie damit oft erfolgreich, weil sie ihre Lehre so geschickt vermitteln und weil sie selbst davon so überzeugt und begeistert sind. Sie bemühen sich von Herzen, anderen mit ihren „Erkenntnissen“ zu helfen. Ihre Überzeugung und ihr Engagement kommen aber nicht daher, dass sie etwa die Wahrheit erkannt hätten, sondern dass sie selbst verführt und von der Irrlehre völlig verblendet wurden.
Jesus warnt so eindringlich vor solchen falschen Propheten, weil sie die Menschen, die auf sie hören, wirklich vom Weg Jesu abbringen und auf einen anderen Weg führen, der letztlich zum Tod führt. Deshalb wird nicht nur im Alten Testament, sondern auch im Neuen Testament immer wieder vor falschen Propheten gewarnt. Zum Beispiel sagte Apostel Paulus in seiner Abschiedsrede an die Ältesten der Gemeinde in Ephesus: „So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat. Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes reden, um die Jünger an sich zu ziehen“ (Apg 20,28-30). Viele weitere Stellen im Neuen Testament warnen vor falschen Propheten bzw. vor Irrlehrern. Tatsächlich gibt es auch heute viele falsche Propheten, die in die Gemeinden gehen und versuchen, dort gläubige und suchende Menschen von ihrer verkehrten Lehre zu überzeugen und sie zu ihrer Organisation zu locken. Dabei treten sie wie harmlose Christen auf, die anderen helfen wollen, genau wie Jesus es hier gesagt. Leider fallen auch Gemeindeglieder auf sie herein. Deshalb sollten wir uns nicht einfach grundlos sicher fühlen, sondern diese Gefahr erst nehmen. Die entscheidende Frage ist daher:
Teil 2: Woran können wir solche falschen Propheten erkennen?
Manche von euch mögen jetzt denken: Wenn zu mir jemand kommt, der eine andere Lehre hat als das Evangelium, werde ich ihn bestimmt erkennen; dafür kenne ich die Bibel gut genug, und ich lebe ja täglich in der Beziehung zu Jesus. Es ist auf jeden Fall richtig, dass wir unsere Kenntnisse der Bibel gebrauchen und das, was uns andere über die Wahrheit sagen, daran messen sollen. Aber wir sollten uns nicht zu sicher sein, dass wir falsche Propheten anhand ihrer Worte zuverlässig eindeutig erkennen können. Ihre Lehre kann dem Evangelium zum Verwechseln ähnlich sein, und ihre Argumentation und ihr persönliches Engagement sind verführerisch. Jesus gibt uns aber ein Kriterium, an dem wir verkehrte Lehrer sicher erkennen können. Lesen wir die Verse 16 und 17: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man den Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte.“ Jesus lehrt uns hier, dass wir falsche Propheten an ihren Früchten erkennen können. Er erinnert daran, dass gute genießbare Früchte nur an entsprechenden Sträuchern bzw. Bäumen wachsen. Im Vers 17 verweist Jesus auf den eindeutigen Zusammenhang zwischen einem Baum und seinen Früchten. Die englische Bibelübersetzung ESV übersetzt hier übrigens „ein guter Baum“ mit „a healthy tree“, also mit einem gesunden Baum, und „ein fauler Baum“ mit „a diseased tree“, also ein kranker Baum. Gute Bäume bringen gute Früchte hervor; faule oder kranke Bäume bringen schlechte Früchte hervor. Im Vers 18 wird Jesus noch deutlicher: „Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.“ Damit betont Jesus den eindeutigen Zusammenhang zwischen einem Baum und seinen Früchten und lehrt damit, dass die Früchte, die wir Menschen in unserem Leben hervorbringen, in einem eindeutigen Zusammenhang mit uns selbst stehen bzw. mit unserem geistlichen Zustand.
Was ist mit den Früchten dann gemeint? Die Frucht eines Feigen- oder Apfelbaums ist das, was diese Bäume eigentlich hervorbringen sollen und der Grund, weshalb ihr Besitzer sie gepflanzt hat. Als Frucht können wir daher das verstehen, was wir Menschen in unserem Leben nach Gottes Absicht eigentlich hervorbringen sollten, was in unserem Leben in und durch uns entsteht. Dabei geht es nicht darum, welche Titel und Erfolge wir in der Welt erlangt oder wie viel Reichtum wir erwirtschaftet haben. Nach der Bibel ist die Frucht, die Gott sich wünscht, eine geheiligte Innerlichkeit, die Gottes Bild bzw. dem Wesen Jesu entspricht. Es geht also nicht nur um die Werke, die wir tun, sondern zuerst um unsere Innerlichkeit. Im Galaterbrief beschreibt Apostel Paulus die Frucht des Heiligen Geistes so: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies steht kein Gesetz“ (Galater 5,22.23). Die hier aufgezählten Eigenschaften sind nicht nur angeborener oder trainierter Charakter, sondern Frucht des Heiligen Geistes. Gott bewirkt sie in uns, wenn wir durch den Glauben an Jesus in einer richtigen Beziehung zu ihm leben. In der Aufzählung steht allen voran die Liebe. Die Frucht, die der Heilige Geist in uns Gläubigen vor allem hervorbringen will, ist die Liebe – die Liebe zu Gott von ganzem Herzen und die herzliche Liebe zu unseren Nächsten. Es gibt vieles in der Welt, was als „Liebe“ bezeichnet wird. Aber die Liebe zu Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen Kräften, und wahre Liebe zu den Mitmenschen kann nur der Heilige Geist in uns heranreifen lassen, wenn wir in einer rechten Beziehung zu Jesus leben. Das Gleiche gilt für die anderen genannten Früchte: Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit. Der Heilige Geist lässt sie in uns heranwachsen, in dem Maß wie wir in Jesu Gnade und unter seiner Herrschaft leben. Diejenigen, in denen der Heilige Geist solche innere Frucht bewirkt, werden unweigerlich auch ein entsprechend verändertes Leben führen, weil ihre Worte und Werke davon geprägt werden. Sie werden also auch viele sichtbare Früchte der Liebe, Freundlichkeit, der Güte und Treue und der Barmherzigkeit bringen und sich durch den Geist der Zucht bzw. der Enthaltsamkeit von sündigen Gedanken, Worten und Taten enthalten. Zusammenfassend können wir sagen, dass die Frucht ein inneres Wesen ist, das dem Wesen Jesu ähnlich ist, und ein Leben, das Jesu Beispiel folgt und damit Gottes Willen entspricht.
Wie wichtig solche Frucht ist und wie sie möglich ist, hat Jesus seine Jünger auch am Abend vor seiner Kreuzigung gelehrt, als er sagte: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,5). Jesus hat hier nochmal betont, wie essenziell gute Frucht im Leben eines Christen ist und dass sie dadurch und nur dadurch entsteht, dass wir in IHM bleiben, also in einer richtigen und lebendigen Beziehung zu ihm Tag für Tag leben.
Damit wird klar, was Jesus damit meint, dass wir die falschen Propheten an ihren Früchten erkennen können. Ihre Worte und ihre Taten mögen so aussehen, als ob sie Jesus kennen und lieben würden. Ihre Lehre kann dem Evangelium zum Verwechseln ähnlich sein. Aber wenn wir genau betrachten, was für Früchte diese Menschen in ihrem Leben hervorgebracht haben und zurzeit hervorbringen, können wir sie von wahren Jüngern Jesu und Dienern Gottes unterscheiden.
Im Vers 19 und 20 sagt Jesus: „Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum, an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Wenn Menschen keine guten Früchte bringen, ist das eine äußerst ernste Angelegenheit. Gott hat uns Menschen dafür geschaffen, um gute Frucht zu bringen. Und er hat jedem in Jesus die Möglichkeit gegeben, ein guter Baum zu werden, der gute Früchte bringt. Wer trotzdem keine guten Früchte bringt, muss schließlich Gottes Gericht erfahren. Diese Verse beziehen sich vor allem auf die falschen Propheten. Hat Jesus die ganzen Verse aber nur gesagt, um uns vor den falschen Propheten zu warnen?
Teil 3: Was bedeutet das Gleichnis von den guten und den schlechten Bäumen für uns?
Wenn wir über Jesu Worte von den guten und den schlechten Bäumen und ihren Früchten nachdenken, finden wir, dass Jesus uns hier nicht nur vor den falschen Propheten warnen will. Mit der Lehre, dass ein guter Baum keine schlechten Früchte hervorbringen kann und ein schlechter Baum keine guten Früchte hervorbringen kann, gibt Jesus uns einen Maßstab an die Hand, an dem wir auch uns selbst geistlich prüfen und richtig einschätzen können. Weil das für alle Menschen gilt, sagt Jesus uns indirekt, dass wir uns fragen sollen: Was für Früchte habe ich in meinem Leben hervorgebracht? Gute Früchte oder schlechte Früchte? Was für ein Baum bin ich demnach? Wenn wir viele gute Früchte für Jesus finden – in unserem Charakter und in unserem Leben – sollten wir ihm dafür danken und weiter ganz in ihm bleiben, damit wir weiter gute Frucht bringen können. Wenn wir wenig oder gar keine guten Früchte in unserem Leben finden können, sollten wir nicht versuchen, lauter Erklärungen und Ausreden dafür zu finden. Wir brauchen aber auch nicht zu verzweifeln. Vielmehr sollten wir das als eine Gelegenheit ansehen, zu erkennen, was für ein Baum wir sind, in welchem geistlichen Zustand wir uns befinden, und uns an Jesus wenden. Jesus erwartet uns mit offenen Armen und mit Freude, um uns aufzunehmen, wenn wir ehrlich zu ihm kommen, wie wir sind. Er will und kann jeden von uns zu einem gesunden, guten Baum machen, der fast automatisch viele gute Früchte hervorbringen wird – ein frommes ihm gefälliges Leben, durch das wir andere lieben und verstehen, sie ermutigen und ihnen dienen und helfen, vor allem dabei, im Vertrauen auf Jesus und nach seinem Willen zu leben, und selbst gute Bäume zu werden, die gute Frucht hervorzubringen. Lasst uns dafür beten.