Predigt: 1. Mose 24,1-67

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Gott ist der Gott Abrahams – und auch der Gott Isaaks

„Da antworteten Laban und Betuël und sprachen: Das kommt vom HERRN, darum können wir nichts dazu sagen, weder Böses noch Gutes.“

(1. Mose 24,50)

Die Geschichte Abrahams, die mit seinem Gehorsam gegenüber dem Ruf Gottes begann, geht nun zu Ende. An ihre Stelle tritt ein neuer Abschnitt: die Zeit Isaaks. Diese neue Ära beginnt mit seiner Eheschließung. In der Bibel wird eine Ehe als die Verbindung beschrieben, bei der ein Mann Vater und Mutter verlässt und sich mit seiner Frau verbindet. Isaak, der Sohn Abrahams, war in ein wohlhabendes Elternhaus hineingeboren worden. Er war der Sohn eines einflussreichen Mannes mit vielen Dienern. Seine Mutter Sara war bereits gestorben (ca. 3 Jahre zuvor). In 1. Mose 25,20 lesen wir, dass Isaak mit 40 Jahren heiratete – es war an der Zeit, sich zu lösen und selbst Verantwortung zu übernehmen.
Gott stellt sich in der Bibel als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs vor. Abrahams Lebensspanne war begrenzt, doch Gott war nicht nur mit ihm, sondern auch mit seinen Nachkommen. Er erfüllte sein Versprechen an Abraham weiter durch Isaak.
Kapitel 24 erzählt uns von Isaaks Heirat. Doch Isaak selbst scheint nicht die Hauptrolle zu spielen – vielmehr treten Abraham und sein treuer Diener in den Vordergrund. Es wirkt, als sei Isaak in die Suche nach seiner Frau nicht einbezogen worden. Aus heutiger Sicht mag das schwer nachvollziehbar sein: Warum suchte Isaak nicht selbst eine Frau aus? Während Jakob Rahel selbst begegnete und sich in sie verliebte, ließ Isaak anscheinend eine Frau für sich aussuchen. Doch so einfach ist es nicht. Die Bibel widmet diesem Vorgang ganze 67 Verse – ein Hinweis darauf, wie bedeutend dieser Abschnitt ist.
Abrahams Geschichte begann mit einem Schritt in die Ungewissheit. Isaaks Geschichte beginnt mit einem Moment des Betens auf dem Feld – wartend und vertrauend. Als Kind hatte Isaak seinen Vater gefragt, wo das Opfer sei, als sie den Berg Morija bestiegen. Abraham antwortete: „Gott wird es bereiten.“ Und tatsächlich bereitete Gott einen Widder als Opfer. Isaak hatte keine Kontrolle über diese Situation, aber Gott handelte – auch diesmal.
Isaak muss gewusst haben, dass sein Vater den Diener ausgesandt hatte. Doch er wartete und betete – still, aber voller Vertrauen. Sein kurzer Auftritt am Ende der Geschichte wirkt ruhig und würdevoll, wie ein Sonnenuntergang über dem friedlichen Feld.
Der heutige Text kann als Orientierung für eine Ehe verstanden werden, wie sie im Alten Testament betont wird. Israeliten sollten keine Heiden heiraten – nicht aus Ablehnung anderer Völker, sondern weil ihre Kulturen vom Götzendienst geprägt waren. Dieser hätte die Anbetung des lebendigen Gottes untergraben. Daher wurde auf die geistliche Übereinstimmung großer Wert gelegt. Diese Linie beginnt bei Isaak. Er heiratete eine Frau aus einer gottesfürchtigen Gemeinschaft.

Abraham wollte für Isaak keine Frau aus Kanaan, sondern eine, die an Gott glaubte – aus seiner eigenen Verwandtschaft. Dort gab es Menschen, die Gott kannten und seinem Willen gehorchten. Deshalb beauftragte Abraham seinen Diener, dorthin zu reisen und eine geeignete Frau zu suchen. Er ließ ihn schwören, dass Isaak nicht in das Land seiner Herkunft zurückgebracht würde. Gott selbst werde einen Engel senden, um den Weg zu ebnen.
Mit zehn Kamelen und Geschenken reiste der Diener los. In Abrahams Heimatstadt angekommen, betete er am Brunnen: „Herr, Gott meines Herrn Abraham, hilf mir heute und sei gnädig.“ Er bat um ein Zeichen: Die richtige Frau sollte ihm und seinen Kamelen Wasser geben. Rebekka kam, schöpfte Wasser – für ihn und für die Tiere. Der Diener war still, beobachtete und erkannte: Gott hat es geführt.
Er überreichte ihr ein Geschenk, fragte nach ihrer Familie und ob es Platz zum Übernachten gebe. Als er erfuhr, dass sie aus Abrahams Verwandtschaft stammte, fiel er nieder und betete Gott an. Rebekka erzählte ihrer Familie, und Laban lud den Diener ein. Dieser jedoch bestand darauf, erst seinen Auftrag zu erklären. Ausführlich berichtete er von Abraham, seinem Reichtum, dem Auftrag, keine Frau aus Kanaan zu nehmen, und von seinem Gebet am Brunnen. Alles hatte sich so erfüllt, wie er gebetet hatte. Laban und Betuël erkannten: Diese Sache kam von Gott. Sie stimmten der Heirat zu. Der Diener betete erneut und übergab die vorbereiteten Geschenke.
Am nächsten Morgen wollte er sofort aufbrechen. Rebekkas Familie bat um Aufschub, doch der Diener blieb fest. Man fragte Rebekka – und sie sagte die deutlichen Worte: „Ich will gehen.“ Ihre Familie segnete sie: „Unsere Schwester, werde zu vieltausendmal Tausenden.“
Als sie in Kanaan ankamen, war Isaak auf dem Feld – im Gebet. Rebekka fragte, wer der Mann sei. Als sie erfuhr, dass es Isaak war, verhüllte sie sich. Der Diener berichtete alles. Isaak führte Rebekka in das Zelt seiner Mutter Sara, nahm sie zur Frau und gewann sie lieb. In ihr fand er Trost nach dem Tod seiner Mutter.
Diese Geschichte beginnt mit Abrahams Alter, doch sie endet mit Gottes Segen. Der Mensch plant, doch der Herr lenkt die Schritte (Sprüche 16,9). Abraham gab die Richtung vor, aber Gott selbst führte die Ehe zusammen. Nicht menschlicher Wille, sondern göttliche Führung bestimmte das Geschehen. Diese Verbindung war Teil des göttlichen Heilsplans: Der Segen Gottes, der mit Abraham begann, wurde auf Isaak übertragen – und später weiter an Jakob und dessen Nachkommen.
Gott wirkt über Generationen hinweg. Sein Ziel: eine Erde, erfüllt mit Menschen, die ihn anbeten und nach seinem Willen leben: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe – wie im Himmel, so auf Erden.“ (Mt 6,10)
Gott berief Abraham, um durch ihn die Welt zu segnen. Isaak erbte diesen Segen und wurde selbst zum Segensträger. Rebekkas Familie segnete sie, und gemeinsam wurden sie zu einem Kanal göttlichen Segens für viele.
Das ist Gottes Plan für jede Familie: eine Ehe, die Gott in den Mittelpunkt stellt. Abraham suchte deshalb nicht pragmatisch nach einer Schwiegertochter, sondern geistlich. Isaak wartete – nicht passiv, sondern betend und vertrauend. Ich war auf einer Hochzeit, bei der erklärt wurde: Das „E“ links und rechts in „EHE“ steht für das eigene Ego, das „H“ in der Mitte für den Herrn, aber ich deute es gern so: Erde – Himmel – Erde. Eine von Gott geführte Ehe bringt den Himmel auf die Erde.

Vor zwei Jahren heiratete E. in unserem Zentrum. Sein Vater, Missionar K., sagte damals zu mir: „Auch deine Kinder sollen heiraten.“ Gott sei Dank – ein Jahr später heiratete meine Tochter G. ihren Mann A. Und nun, ein weiteres Jahr später, wird mein Sohn W. in zwei Wochen heiraten. Ich habe mich oft gefragt, wann meine Kinder endlich heiraten und eigenständig werden würden. Wenn mich meine Kollegen dann fragen: „Wie haben sie sich kennengelernt?“, kann ich nicht alle Einzelheiten schildern. Aber eines kann ich bezeugen: Gott hat es möglich gemacht. Er hat die Familien meiner Kinder gegründet, damit sein Wille auf Erden geschehe – wie im Himmel.

Vor Kurzem teilte mir mein Sohn sein Gebetsanliegen zur Familiengründung mit: „Wir möchten Gott zum Mittelpunkt unserer Familie machen.“ Es ist kein gewöhnlicher Wunsch – es ist eine Entscheidung und ein Lebensstil. Ich bete von Herzen, dass dieser Wunsch Wirklichkeit wird – und ich werde nicht aufhören, dafür zu beten.
Denn auch heute ist unsere Familienkultur bedroht – nicht mehr durch die Götzen Kanaans, sondern durch eine Welt, die Gott aus dem Zentrum drängt. Doch wir geben nicht nach. Wir wollen standhaft bleiben, Gott wieder ins Zentrum rücken und eine Kultur der Anbetung stärken. Ich bete darum, dass viele Familien neu entdecken, was es heißt, Gott zu fürchten und ihm zu vertrauen – damit durch sie Gottes Segen wie ein Strom in diese Welt fließt.
Solche Familien – gegründet auf Glauben, geprägt von Gebet und getragen von Gottes Führung – sind keine seltene Ausnahme, sondern genau das, was Gott sich für alle vorstellt, die ihm vertrauen. Die Geschichte von Isaak und Rebekka zeigt: Ehe ist kein romantisches Zufallsprodukt, kein Netflix-Drehbuch und auch keine spontane Entscheidung unter Sternenhimmel. Sie ist ein Teil von Gottes großem Plan – ein heiliger Auftrag, der nicht nur zwei Herzen, sondern ganze Generationen verändern kann.
Natürlich, heute stehen keine Kamele mehr vor der Tür, und es gibt auch keine Brunnen, an denen man höflich um Wasser bittet. Aber das Prinzip bleibt: Gott führt zwei Menschen zueinander – wenn sie ihm Raum geben. Gebet, Geduld und Vertrauen sind dabei nicht von gestern, sondern zeitlose Schätze. Isaak betete. Er wartete. Und Gott handelte.
Und Rebekka? Die war nicht nur freundlich, sondern auch entschlossen. Kein langes Überlegen, keine „Ich brauche noch eine Woche Bedenkzeit“. Sie hörte, erkannte Gottes Handeln – und sagte: „Ich gehe mit.“ Vertrauen pur. Und bis heute beispielhaft.
Auch der Diener ist eine beeindruckende Figur: Er hätte sich entspannt zurücklehnen können, nachdem das „Match“ gelungen war. Doch stattdessen: zuerst beten, dann erzählen, dann danken. Und essen? Erst, wenn der Auftrag erfüllt ist. Verantwortung übernehmen mit geistlichem Fokus – damals wie heute ein starkes Zeichen echter Treue.

Diese Geschichte in 1. Mose 24 ist nicht nur lang, sie ist groß. Sie handelt nicht nur von Liebe, sondern von Berufung. Nicht nur von Beziehung, sondern von Gottes Handschrift im Alltäglichen. Vielleicht wartest du gerade wie Isaak – auf einem inneren Feld, während andere scheinbar schon angekommen sind. Vielleicht gehst du wie Rebekka einfach deinen alltäglichen Weg – und plötzlich öffnet sich eine Tür. Vielleicht trägst du Verantwortung wie der Diener – und brauchst Mut und Klarheit für den nächsten Schritt.
Egal, in welcher Rolle du dich wiederfindest: Gott sieht dich. Er schreibt Geschichten, die weit über unsere Vorstellung hinausgehen. Was er bei Abraham und Isaak getan hat, das will er auch bei uns tun. Seine Pläne sind nicht altmodisch, sondern ewig gültig. Seine Führung ist nicht immer spektakulär – aber immer treu. Die Geschichte von Isaak und Rebekka ist ein Ruf: zu Vertrauen statt Taktik, zu Glaube statt Kontrolle, zu göttlicher Führung statt menschlichem Stress. In einer Ehe, die Gott gehört, geschieht mehr als gemeinsamer Alltag – dort geschieht Gottes Wille, wie im Himmel, so auf Erden.
Möge jede Ehe, jede Familie und jede Entscheidung von dieser Wahrheit geprägt sein. Und wenn du dich fragst, ob das auch für dich gilt – ja, ganz sicher. Gott ist treu. Und was er verspricht, das hält er – damals, heute und auch morgen früh, mit oder ohne Kamele.