Predigt: 1.Samuel 4,1-7,2

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Wer kann bestehen vor dem Herrn?

Und die Leute von Bet-Schemesch sprachen: Wer kann bestehen vor dem Herrn, diesem heiligen Gott?“

(1.Sam. 6,20a)

Letzte Woche haben wir die Gegenüberstellung zweier Personen durch den Verfasser betrachtet. Eli und seine Söhne bekamen das Gericht Gottes verkündet, weil sie Gott durch ihre Lebensweise verachteten. Hingegen wuchs Samuel als ein treuer Priester und Prophet Gottes heran. Durch diesen Samuel hat Gott das Gericht über Eli und sein Haus und somit das Ende einer Ära angekündigt. Im heutigen Text betrachten wir die Erfüllung dieses göttlichen Gerichtes. Doch Gottes Gericht erging nicht nur über Elis Haus, sondern auch über Israel und die Philister. Und Gott richtete nicht nur, seine Herrlichkeit zog sogar aus Israel hinweg. Insgesamt begegnen uns im heutigen Text verschiedene Ereignisse, durch die sich Gott offenbart. Lasst uns auf Gott schauen, der seine Heiligkeit offenbart und ein Leben führen, wie es ihm gefällt.

Teil I Die Bundeslade geht im Kampf verloren (4,1-11a)

Wie kam es zum Kampf und wie konnte die Bundeslade verloren gehen? Betrachten wir die Verse 1 und 2. Einmal mehr versammelten sich die Philister gegen Israel. Israel blieb nichts anders übrig, als sich ebenfalls zu versammeln und in den Kampf zu ziehen. Wie ging der Kampf aus? „Und der Kampf breitete sich aus, und Israel wurde von den Philistern geschlagen. Sie erschlugen in der Feldschlacht etwa viertausend Mann.“ (2) Israel musste eine bittere Niederlage gegen ihre Erzfeinde einstecken.

Wie ging das Volk mit ihrer Niederlage um? Vers 3: „Und als das Volk ins Lager kam, sprachen die Ältesten Israels: Warum hat uns der Herr heute vor den Philistern geschlagen? Lasst uns die Lade des Bundes des Herrn zu uns holen von Silo und lasst sie mit uns ziehen, damit er uns errette aus der Hand unserer Feinde.“ Sie forschten nach der Ursache ihrer Niederlage. Schließlich stellten sie fest, dass sie ohne Gott in den Kampf gezogen waren. Deshalb beschlossen sie, ein weiteres Mal in den Kampf zu ziehen, dieses Mal aber mit der Bundeslade, um auch siegreich aus der Schlacht hervorzugehen. Also ließ man die Bundeslade holen. „Und als die Lade des Bundes des Herrn in das Lager kam, jauchzte ganz Israel mit gewaltigem Jauchzen, so dass die Erde erdröhnte.“ (5) Dieses gewaltige Jauchzen ist uns nicht fremd. Ganz Fußballdeutschland hatte gestern vierfachen Grund zum gewaltigen Jauchzen. Unterdessen erreichte das gewaltige Jauchzen das Lager der Philister und versetzte sie in Angst und Schrecken. Und durch Vers 8 erfahren wir, dass sie eine richtige und eine falsche Vorstellung von Gott hatten. Sie kannten Gottes wundersame Befreiungsaktion aus Ägypten. Gott hatte sich als mächtigen Gott offenbart, Gott hatte Ägypten geschlagen und das Meer geteilt. Doch aus ihrer tiefverwurzelten Götzenkultur meinten sie, Gott sei einer der vielen Götter, anstatt der einzig wahre Gott. Also sprachen sie sich gegenseitig Mut zu und „Da zogen die Philister in den Kampf, und Israel wurde geschlagen, und ein jeder floh in sein Zelt. Und die Niederlage war sehr groß, und es fielen aus Israel dreißigtausend Mann Fußvolk.“ (10) Doch als ob die zweite Niederlage nicht schlimm genug gewesen wäre, heißt es im Vers 11a: „Und die Lade Gottes wurde weggenommen“. Mit der Bundeslade hatte sich Israel einen gänzlich anderen Ausgang des Kampfes erwartet. Mit der Bundeslade erwarteten sie siegreich aus der Schlacht hervorzugehen. Doch die Tragödie war kaum mit Worten zu fassen. Sie hatten nicht nur die zweite Schlacht verloren, sondern auch ihr wichtigstes Heiligtum, nämlich die Bundeslade Gottes mit den Gesetzestafeln im Inneren.

Die Bibel berichtet an verschiedenen Stellen, wie Israel mit der Bundeslade erfolgreich sein konnte. Warum ging diese Rechnung im heutigen Text nicht auf? Warum haben sie verloren, anstatt zu gewinnen? Wir können an dieser Stelle etwas Wichtiges über Gott lernen. Es gefiel Gott nicht, wie Israel mit ihm umging. In friedlichen Zeiten wurde Gott kaum Beachtung geschenkt, vielmehr war er der Vergessenheit ausgesetzt. Die Menschen führten kein aktives Glaubensleben. Das Volk brauchte Gott immer dann, wenn es kritisch wurde, wie z.B. im Kampf. Somit wurde Gott eine Rolle als Krisenmanager zugeordnet. Das ist wirklich eine höchst unsägliche Rollenverteilung. Und diese Rolle wollte Gott auf keinen Fall spielen. Warum nicht? Weil Gott Gott ist. Er ist der Herr über alles und nicht ein Mittel zum Zweck. Gott will angebetet werden und Zentrum unseres Lebens sein, anstatt für persönliche Anliegen gebraucht bzw. missbraucht zu werden. So kam es, dass sie einen falschen Umgang mit Gott an den Tag legten und eine viel bittere Niederlage und zusätzlich den Verlust der Lade Gottes erleiden mussten.

Auch wir sind dringend auf den richtigen Umgang mit Gott angewiesen. Und der heutige Text hilft uns, Gott auch wie Gott zu behandeln. Gott will nicht nur ein Teil unseres Lebens sein, sondern unser Ziel und Zentrum.

Teil II Das Gericht über Eli und seine Nachkommen (11-22)

Welche Tragödien ereigneten sich noch? Betrachten wir die Verse 11b-18. „und die beiden Söhne Elis, Hofni und Pinhas, kamen um.“ Das Wort über das Gericht der beiden Söhne Elis trat somit in Erfüllung. Sie starben, wie angekündigt, beide am selben Tag. Doch nicht nur das. Als die traurige Botschaft über den Tod der beiden Söhne und vor allem über den Verlust der Bundeslade Silo erreichte, kippte Eli mit dem Stuhl nach hinten und brach sich den Hals und starb. Somit ging eine 40 jährige Ära zu Ende, die wenig schönes an sich hatte.

Doch das Unglück im Hause Eli hörte damit nicht auf. Was geschah? Betrachten wir die Verse 19-22. Als die Schwiegertochter Elis, der soeben gestorben war, also die Frau des Pinhas, der gemeinsam mit seinem Bruder ebenfalls ums Leben gekommen war, hörte, dass die Lade Gottes weggenommen wurde und auch vom Tod der anderen Männer erfuhr, wurde sie von Geburtswehen überfallen und kauerte sich nieder und gebar ihr Kind.

In der Regel ist die Geburt eines Kindes mit großer Freude verbunden und in vielen Fällen die Geburt eines Sohnes. Doch Vers 20 berichtet, dass sie selbst im Sterben lag und die Geburt ihres Sohnes, auf die sie sich ca. 9 Monate gefreut hatte, nicht mehr zu Herzen nahm. Mit womöglich letzter Kraft gab sie ihrem Sohn noch einen Namen. Wie hat sie ihn genannt? „Und sie nannte den Knaben Ikabod, das ist „Die Herrlichkeit ist hinweg aus Israel!“ – weil die Lade Gottes weggenommen war, und wegen ihres Schwiegervaters und ihres Mannes. Darum sprach sie: Die Herrlichkeit ist hinweg aus Israel; denn die Lade Gottes ist weggenommen.“ (21.22)

Die Tragödie im Hause Eli war groß. Das Haus Eli hatte keinen Bestand vor Gott. Doch sowohl Elis Sterben als auch der Name Ikabod zeigen uns die größte aller Tragödien, jenseits der Todesfälle. Als Grund für das Umkippen Elis wird zuerst der Verlust der Bundeslade genannt. Und als Grund für den Namen „Ikabod“ wird auch stets derselbe Grund angegeben. Todesfälle in der Familie sind schrecklich für die Betroffenen. Doch der heutige Text zeigt uns unmissverständlich, dass kein Ereignis schrecklicher ist, als die Abwesenheit der Herrlichkeit Gottes! In dieser Hinsicht stehen sich zwei hebräische Namen gegenüber, die von ihrer Bedeutung nicht unterschiedlicher sein könnten. Ikabod verkörpert die Abwesenheit Gottes, während Immanuel „Gott mit uns“ bedeutet. Mit Immanuel konnte Israel eine einmalige Erfolgsgeschichte unter allen Völkern der Erde schreiben. Sie erlebten die wundersame Befreiung aus Ägypten, die Spaltung des Meeres, das Überleben in der Wüste, den Sieg über die Feinde und das Einnehmen des verheißenen Landes. Warum aber hat sich Immanuel in Ikabod gewandelt? Warum ließ Gott die Eroberung der Bundeslade zu? Wir wissen, dass es kein besseres Mittel gibt, Gott zu vertreiben, als mit Sünde. Und die damalige Gesellschaft legte einen Wandel an den Tag, indem es keinen Platz mehr für Gott gab. Selbst die Priester, die Söhne Elis, die bei der Bundeslade waren, lebten überaus sündig und gottlos. Gott hatte keinen Raum mehr in den Herzen der Menschen. Sie trieben es so weit, bis sich die Herrlichkeit Gottes schließlich von ihnen verabschiedete.

Wo lag das Problem? Das Problem lag im fehlenden Bewusstsein der Menschen. Für Israel war die Anwesenheit Gottes eine selbstverständliche Tatsache. Gott war schon immer da und er würde auch für immer bleiben. Von dieser starren Denkweise ausgehend lebten sie willkürlich nach ihrem Gutdünken. Sie taten es in einer erschreckenden Weise, bis das Maß voll war. Ikabod wurde zu ihrer Realität.

Was können wir daraus lernen? Der Zustand „Ikabod“ ist auch für uns eine ernstgemeinte Warnung. Israels Schicksal ist auch für uns keine Unmöglichkeit. Ausgehend von einer trügerischen Sicherheit könnten wir eine Lebensweise praktizieren, die Gott nicht gefällt, die Gott jeden Raum unseres Herzens entreißt und in Wirklichkeit eine Ausladung Gottes mit sich führt. Ikabod ist eine Warnung Gottes. Wir brauchen tägliches Gebet, damit Immanuel und nicht Ikabod unsere Realität ist, damit wir Menschen wie Samuel sind, die treu sind und Gottes Herz und Gottes Seele erfreuen, anstatt wie Eli und seine Söhne. Möge Gott unser Gebetsleben reichlich segnen!

Teil III Die Bundeslade bei den Philistern (5-6)

Was geschah mit der Bundeslade? Betrachten wir die Verse 1-5. „Die Philister aber hatten die Lade Gottes weggenommen und …brachten sie in das Haus Dagons und stellten sie neben Dagon.“ (1.2) Dagon war ihr Gott. Welche Vorstellung müssen die Philister über den Sieg gehabt haben? Ihm Namen ihres Gottes Dagon hatten sie gegen Israel und ihrem mächtigen Gott gesiegt. Ihr Gott schien sich als mächtiger erwiesen zu haben. Und die Bundeslade wurde quasi als Kriegsbeute für Dagon dargebracht.

Wie aber hat Gott ihre Vorstellung als grundlegend falsch und sich selbst als einzig wahren Gott offenbart? Lesen wir die Verse 3 und 4: „Und als die Leute von Aschdod am andern Morgen sich früh aufmachten und in das Haus Dagons kamen, sahen sie Dagon auf seinem Antlitz liegen auf der Erde vor der Lade des Herrn. Und sie nahmen Dagon und stellten ihn wieder an seinen Ort. Aber als sie am andern Morgen sich wieder früh aufmachten, fanden sie Dagon abermals auf seinem Antlitz auf der Erde vor der Lade des Herrn liegen, aber sein Haupt und seine beiden Hände abgeschlagen auf der Schwelle, so dass der Rumpf allein dalag.“ Was mit dem Götzenbild geschah war kein Zufall. Beim ersten Mal lag sie mit dem Gesicht auf dem Boden, vor der Bundeslade. Nichts und niemand kann vor dem allmächtigen Gott bestehen. Das war die erste Offenbarung Gottes für die Philister. Sie hätten die richtige Schlussfolgerung ziehen, für ihren Götzendienst Buße tun und Dagons Abbild zerschlagen sollen. Doch stattdessen richteten sie die Statue wieder auf. Die Folge war, dass sie beim zweiten Mal wieder auf dem Boden lag, doch zertrümmert. Gott tat, was sie hätten tun sollen. Erneut hatte sich Gott als einzig wahren und wahrhaft lebendigen Gott, nicht nur Israels, sondern aller Kreaturen offenbart, doch erneut schlussfolgerten die Priesters Dagons im Vers 5 falsch. Und das tragische daran war, dass sie an die Existenz Gottes glauben, ihm aber nicht dienen wollten.

Warum wollten die Philister die Bundeslade nicht länger bei sich behalten? Betrachten wir Verse 6 und 7: „Aber die Hand des Herrn lag schwer auf den Leuten von Aschdod, und er brachte Verderben über sie und schlug sie mit bösen Beulen, Aschdod und sein Gebiet. Als aber die Leute von Aschdod sahen, dass es so zuging, sprach sie: Lasst die Lade des Gottes Israels nicht bei uns bleiben, denn seine Hand liegt zu hart auf uns und unserm Gott Dagon.“ Also beschlossen die Fürsten der Philister die Lade nach Gat zu tragen. Was trug sich aber in Gat zu? Verse 9 bis 12 berichten: „Als sie aber die Lade dahin getragen hatten, entstand in der Stadt ein sehr großer Schrecken durch die Hand des Herrn; denn er schlug die Leute in der Stadt, klein und groß, so dass an ihnen Beulen ausbrachen. Da sandten sie die Lade Gottes nach Ekron. Als aber die Lade Gottes nach Ekron kam, schrien die Leute von Ekron: Sie haben die Lade des Gottes Israels hergetragen zu mir, damit sie mich töte und mein Volk! Da sandten sie hin und versammelten alle Fürsten der Philister und sprachen: Sendet die Lade des Gottes Israels zurück an ihren Ort, damit sie mich und mein Volk nicht töte. Denn es kam ein tödlicher Schrecken über die ganze Stadt; die Hand Gottes lag schwer auf ihr. Und die Leute, die nicht starben, wurden geschlagen mit Beulen, und das Geschrei der Stadt stieg auf gen Himmel.“ „So war die Lade des Herrn sieben Monate im Lande der Philister. Und die Philister beriefen ihre Priester und Wahrsager und sprachen: Was sollen wir mit der Lade des Herrn machen?“ (6,1.2) Zu welchem Ergebnis kamen ihre Priester und Wahrsager? Sie kamen zum dem Entschluss, dass die Lade nicht ohne Sühnegabe hätte zurück gegeben werden sollen. Und auf die Frage nach der Sühnegabe lautete die Antwort: „Fünf goldene Beulen und fünf goldene Mäuse nach der Zahl der fünf Fürsten der Philister“ (4) So sah also ihre Sühnegabe aus, in Form von goldenen Beulen und Mäusen. Ist das wirklich die rechte Art Gott zu gefallen? Diesen Weg finden wir in keinem der göttlichen Gebote. Sie entsprang ihrer götzendienerischen Religion und hatte keine Bedeutung vor Gott.

Welchen vergleichsweise innovativen Plan hegten sie noch aus? Betrachten wir die Verse 7-12. Sie gaben die Anweisung, einen Wagen zu machen, der von zwei säugenden Kühen gezogen werden und die Bundeslade und die Sühnegabe tragen sollte. Der Wagen sollte keinen Fahrer haben. Würden die Kühe trotz ihrer Kälber, die zuhause waren, nach Bet-Schemesch, also nach Israel, zugehen, dann entsprach es dem Willen Gottes und alle Plagen waren göttlichen Ursprungs. Und wenn nicht, würden sie alle Plagen für puren Zufall halten. Warum zweifelten sie an Gottes Wirken, obwohl es eigentlich nichts zu zweifeln gab? Sie hatten nicht nur ein göttliches Ereignis erfahren, sondern sieben Monate lange eine ganze Serie von Zeichen und Wundern! Doch darin finden wir die typische menschliche Vorgehensweise, die wir auch aus unserer Zeit kennen. Menschen glauben viel lieber an den Zufall, als an Gott. Wieso ist das so, selbst wenn Gottes Werk eindeutig ist? Sie tun es, weil sie ansonsten Konsequenzen ziehen und Gott dienen müssten. Sie wollen aber viel lieber ihre Autonomie bewahren. Denn an Gott zu glauben bedeutet Gott zu gehorchen. Sie müssten bspw. jeden Sonntag zum Gottesdienst, anstatt auszuschlafen, fernzuschauen oder Grillen zu gehen. So wird der eigenen Freiheit der Vorrang gewährt.

Doch wir wissen, dass die Männer und Frauen Gottes ganz anders sind. Sie schauen nicht darauf, welche Vor- und Nachteile ein Glaubensleben mit sich bringen könnte. Sie kennen keine Langeweile, keine Trägheit und keine Lustlosigkeit, wenn es um das Werk Gottes geht. Sie sind nicht traurig, wenn sie Zeit und Eifer einbringen müssen. Im Gegenteil, sie freuen sich, weil sie ein Leben mit Gott und für Gott führen dürfen! Unter Millionen und Milliarden haben sie Gnade vor Gott gefunden. Und Apostel Paulus schrieb an die Römer: „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“ (Röm. 12,11.12) Möge Gott uns helfen, Glaubensleben zu führen, ein Lebens aus Glauben, ein Leben, das Gott gefällt.

Was taten übrigens die Kühe? Vers 12: „Und die Kühe gingen geradewegs auf Bet-Schemesch zu, immer auf derselben Straße, und brüllten immerfort und wichen weder zur Rechten noch zur Linken; und die Fürsten der Philister gingen ihnen nach bis zum Gebiet von Bet-Schemesch.“ Tatsächlich gingen sie stur stracks gerade aus, ohne nach links oder rechts abzuweichen, bis sie Israel erreichten.

Was geschah in Israel? Betrachten wir die Verse 13ff. Als die Schnitter ihre Augen aufhoben und sahen, wie die Lade Gottes unerwartet von 2 brüllenden Kühen, ohne Kutscher, gezogen wurde, freuten sie sich. Vers 14 berichtet: „Der Wagen aber kam auf den Acker Joschuas von Bet-Schemesch und stand dort still. Und dort lag ein großer Stein. Da spalteten sie das Holz des Wagens und opferten die Kühe dem Herrn zum Brandopfer“. Weiter heißt es: „Die Leviten aber hoben die Lade des Herrn herab samt dem Kästlein, das daneben stand und worin die Dinge aus Gold waren, und stellten sie auf den großen Stein. Und die Leute von Bet-Schemesch opferten dem Herrn am selben Tage Brandopfer und Schlachtopfer.“

Wir können uns die große Freude, die dem Volk durch die Rückgabe der Bundeslage Gottes überkam, nur ansatzweise vorstellen. Ihre Freude war sicherlich größer als unsere gestrige Freude. Wodurch wurde ihre Freude aber betrübt? Betrachten wir den Vers 19: „Aber die Söhne Jechonjas freuten sich nicht mit den Leuten von Beet-Schemesch, dass sie die Lade des Herrn sahen. Und der Herr schlug unter ihnen siebzig Mann. Da trug das Volk Leid, dass er das Volk so hart geschlagen hatte.“ Dieser Vers ist in der revidierten Lutherbibel etwas anders übersetzt worden. Wenn man andere Übersetzungen herbeizieht, wird der folgende Grund für das Sterben der 70 Männer angegeben: „Und etliche zu Beth-Semes wurden geschlagen, darum daß sie die Lade des Herrn gesehen hatten.“. (Luther 1545) Sie hatten also in die Bundeslade hineingeschaut. Darüber heißt es aber im 4.Mose 4,20: „Sie aber sollen nicht selbst hineingehen, auch nur einen Augenblick das Heilige zu schauen, dass sie nicht sterben.“ Es war verboten, auch nur den Raum zu betreten, in der sich die Bundeslade befand, geschweige denn sie zu öffnen und hineinzublicken. Was zeigt diese Handlung über diese Männer? Ohne Frage waren sie neugierig. Aber ist ihre Neugier das Problem gewesen? Du und ich sind auch neugierig, doch neugierig zu sein ist eine Sache, die Gebote Gottes zu missachten und Gott Heiligkeit nicht zu respektieren ist eine andere Sache. Durch die Missachtung der Gebote Gottes mussten diese Männer sterben, weil sie den heiligen Gott nicht fürchteten.

Was war die Erkenntnis über dieses Gericht Gottes? Lesen wir den Vers 20: „Und die Leute von Bet-Schemesch sprachen: Wer kann bestehen vor dem Herrn, diesem heiligen Gott? Und zu wem soll er von uns wegziehen?“ Gerade dieser Satz drückt die Erkenntnis über Gott aus, der sich in den vergangenen Monaten offenbart hatte. Israel hatte offensichtlich vergessen, dass Gott der heilige Gott ist. Sie waren mit Gott umgegangen wie ein Talisman. Auch die 70 Männer, die umgekommen waren, hatten sehr respektlos gegen Gott und seine Gebote gehandelt. Doch durch die vielen Ereignisse hatte Gott seine Heiligkeit offenbart. Gott ist heilig und kein Mensch kann vor ihm bestehen.

Die zweite Erkenntnis lautete: „Und zu wem soll er von uns wegziehen?“ Israel war das auserwählte Volk Gottes. Bei Israel wollte Gott bleiben. Doch damit der heilige Gott sich unter ihnen wohlfühlen konnte, musste sich Israel verändern. Und weil Gott heilig ist, musste auch das Volk heilig werden und heilig sein, damit Gott bei ihnen bleiben konnte. Aber niemand hatte irgendwelche Anstrengungen unternommen, sich zu verändern. Israel wollte sich nicht ändern, sondern von Gott Gebrauch machen. Auch die Philister wollten sich nicht ändern, sie wollten Gott loswerden. Durch Israel und die Philister wird das Grundproblem der Menschheit deutlich. Anstatt sich zu verändern führt der Mensch gewollt oder ungewollt die Vertreibung Gottes herbei.

Durch ihre Sünde hatte Israel Gott vertrieben. Doch bei wem sollte Gott bleiben? Also musste Israel Buße tun, ihre Haltung erneuern und gottesfürchtig sein, damit Gott wieder bei ihnen wohnen konnte.

Die Erkenntnis war klar, doch hat das Volk nach dieser Erkenntnis gehandelt? Betrachten wir Vers 2 aus Kapitel 7: „Aber von dem Tage an, da die Lade des Herrn zu Kirjat-Jearim blieb, verging eine lange Zeit; es wurden zwanzig Jahre. Dann wandte sich das ganze Haus Israel zum Herrn.“ Schließlich wandte sich ganz Israel zum Herrn.

Wie schön, wenn der richtigen Erkenntnis auch richtige Taten folgen! Auch wir haben hierin Bedarf.

Ich selber habe durch den heutigen Text gelernt, was es in Wirklichkeit bedeutet, ein Leben mit Gott zu führen und was es eben nicht bedeutet! Glaubensleben ist kein Wunschkonzert! Gott ist nicht da, damit es mir gut geht. Vielmehr bin ich da, um Gott anzubeten und ihm zu dienen. Und dieser Punkt ist nicht selbstverständlich. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass ich ein Leben mit dem heiligen Gott führen darf, der im Himmel thront und vor dessen Angesicht niemand bestehen kann. Im Gegenteil, es ist außerordentliche Gnade für mich. Ich danke Gott für dieses neue Bewusstsein. Dieses ist deshalb wichtig, weil ich neue Orientierung für mein Gebets- und Glaubensleben bekomme. Möge Gott mir deshalb ein viel würdigeres Zusammenleben mit ihm ermöglichen.

Möge der heilige Gott, der uns erwählt und berufen hat, sein Heiligungswerk an uns vollbringen, damit wir Menschen sein können, auf deren Glaubensbanner mit großen Buchstaben der Name „Immanuel“, Gott mit uns, steht. Möge der heilige Gott sich vielen, auch in unserer Zeit, mannigfaltig offenbaren. Möge er Zentrum und Ziel unserer Anbetung und unseres Lebens sein.

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