Ich habe euch erwählt
„Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt,
dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit,
wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er’s euch gebe“
Joh 15,16
Letzte Woche haben wir das Gleichnis vom Weinstock betrachtet. Hier nun in diesem Gespräch Jesu mit den Jüngern wiederholen sich viele Begriffe und Sätze inhaltlich die er schon zu den Jüngern gesprochen hatte. Das zeigt uns, wie wichtig es Jesus war, dass sie sich seine Worte nicht nur im Kopf sondern auch im Herzen einprägten. Jesus wollte, dass sie das Wesen seiner Liebesbeziehung zu Gott verstehen. Wenn sie das mit ganzem Herzen tun würden, könnten sie mit der Liebe Gottes erfüllt werden und unter sich auch die wahrhaftig Liebe üben. Schließlich zeigt Jesus ihnen, dass die Welt seiner Liebe widerspricht und er von ihr gehasst wird und auch seine Jünger hassen wird. Das sollte sie nicht abschrecken, sondern ihnen helfen eine klare Entscheidung und Lebenshaltung zur Nachfolge Jesu zu haben. Nun betrachten wir die Worte Jesu.
I. Bleibt in meiner Liebe! (9-11)
Lesen wir zusammen Vers 9. “Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe!“ (9) Jesu wiederholtes Anliegen ist es, dass die Jünger in seiner Liebe bleiben. Was ist die Grundlage für das Bleiben in der Liebe Jesu? Sehen wir uns Vers 9a an. Es ist die Liebe Gottes. Jesus selbst blieb jede Stunde seines Lebens in der Liebe Gottes. Gott ist die Quelle der Liebe. Weil Jesus in dieser Liebe blieb, war er mit der Liebe Gottes erfüllt und liebt die Jünger und uns mit derselben vollkommenen Liebe.
Was ist der Charakter der Liebe Gottes in der Jesus blieb und warum war es so wichtig, dass wir in der Liebe Jesu bleiben? Gottes Liebe ist treu und er hört nicht auf, Jesus zu lieben. Also ist die Liebe Gottes absolut und ewig, und weil dies so ist, liebt Jesus die Jünger und uns auch absolut und ewig. In der Liebe Jesu zu bleiben bedeutet nicht daran zu zweifeln, sondern unser ganzes Leben vertrauensvoll darauf zu bauen. Trotz des bevorstehenden Todes Jesu ist seine Lieb zu seinen Jüngern unveränderlich, weil Gott Jesus weiter liebte und Jesus nicht daran zweifelte. Vielmehr wurde der Tod Jesu zum Beweis seiner Liebe, auch wenn sie das noch nicht verstanden. Gottes Liebe war trotzdem da. Dass Gott nicht aufhört alle Menschen zu lieben bedeutet nicht, dass er ihre Gottlosigkeit und Sünde akzeptiert, sondern dass er dieser Welt sein Bestes gibt, mit der Hoffnung, dass wirklich alle Menschen, ohne eine einzige Ausnahme, dadurch seine beste Gabe, das ewige Leben, erlangen sollen, wie es heißt: “Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben” (Joh 3,16). Wie schön ist es, dass Gott uns Menschen liebt, unabhängig von unseren Bedingungen, so absolut und treu!
Doch es ist nicht selbstverständlich diese Tatsache anzunehmen und in der Gewissheit der Liebe Jesu fröhlich und dankbar zu leben. Leicht zweifeln wir an der Liebe Jesu wegen unserer wiederholten Sünde. Doch Jesus sagt: “Bleibt in meiner Liebe!” (9b) Jesus will, dass wir in der Liebesbeziehung bleiben. Wenn wir in seiner Liebe bleiben, können wir aufgrund der Treue seiner Liebe dessen sicher sein, dass Jesus uns liebt und dass sich seine Liebe zu uns nie verändert. Wenn Jesus sagt: “Bleibt in meiner Liebe!”, will er, dass wir das auch tun, anstatt in Zweifeln oder in negativen Gedanken zu bleiben. Dann erkennen wir täglich mehr den großen Umfang der Liebe Jesu. Diese Erkenntnis der Liebe Jesu wird uns erfüllen und nach und nach vom sündigen Wesen reinigen und zum herrlichen Bild Jesu verändern.
Wie können wir praktisch in Jesu Liebe bleiben? Lesen wir gemeinsam Vers 10. „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe.“ (10). Das Bleiben in der Liebe Jesu ist eine ganz praktische Angelegenheit und hat, wie man denken könnte, zunächst nichts mit unserm Gefühl zu tun. Jesu sagt, dass die Jünger durch das Halten seiner Gebote in seiner Liebe blieben. Wenn die Jüngern nicht wussten, was er damit meinte, brauchten sie sich nur an Jesu Vorbild erinnern. Er selbst hielt die Gebote seine Vaters und blieb dabei in der Liebe seines Vaters. Wie wird das an Jesu Leben sichtbar? Im Allgemeinen können wir antworten: Dadurch, dass Jesus den Willen und das Werk Gottes erfüllte. Im Speziellen können wir uns z.B. an die Heilung des Gelähmten am Sabbat aus Kapitel 5 erinnern. Dieser Mann lag 38 Jahre lang am Teich Betesda bis er an diesem Tag von Jesus geheilt wurde. In den Versen 17 und 19 dieses Kapitels bezeugt Jesus, dass er dies in Übereinstimmung mit dem Willen seines Vaters tat: Jesus antwortete den Juden: „Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch. … Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“ (Joh 5,17.19). Um den Willen seinen Vater zu erfüllen riskierte Jesus schon damals sein Leben, denn dazu war er in die Welt gekommen in Gehorsam und Liebe zu Gott seinem Vater, die Menschen zu retten. So erlebten die Jünger täglich die lebendige Liebesbeziehung aus dem Gehorsam Jesu.
Für uns und die Jünger ist das Geheimnis, des Bleibens in der Liebe Jesu, das praktische Tun des Willens Jesu, oder anders gesagt im Gehorsam und Halten der Gebote Jesu. Nach dem heutigen Zeitgeist scheinen uns Gehorsam und Liebe nicht zusammen zu passen. Wir könnten meinen: „Wenn ich jemanden Liebe, dann will ich nicht dazu gezwungen werden. Ich möchte meine Eigenständigkeit und Freiheit bewahren. Meine Liebe muss aus mir selbst kommen, sonst ist es keine wahre Liebe.“ Doch wir wissen: Wahre Liebe kann nicht von unserm Gefühl abhängen. Wahre Liebe braucht eine grundlegende Entscheidung und Verbindlichkeit zum Gegenüber. Nur so kann eine Beziehung wachsen und Vertrauen entstehen. Eltern wissen: Nur durch Gehorsam können Kinder Vertrauen zu ihren Eltern und anderen lernen. Gehorsam ist ein wichtiges Element der dauerhaften und tiefen Beziehung. Jesus der Sohn Gottes war Gott selbst gehorsam und brachte uns dadurch Rettung und Leben.
Warum ist es wichtig in der Liebe Jesu zu bleiben? Lesen wir zusammen Vers 11. „Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.“ (11). Jesus spricht hier über die Freude, ja sogar über die vollkommen Freude, die dauerhaft ist. Jesus lehrt hier, dass dazu das Bleiben in seiner Liebe die Voraussetzung ist. Welche Rolle spielt eigentlich die Freude in unserem Leben? Die Erfahrung der Freude scheint unserm Leben Sinn und Glück zu schenken. Die Freude verleiht unserm Leben Kraft. Sie macht unser Leben lebenswert. Wir brauchen einfach Freude, ohne sie ist das Leben traurig und unglücklich.
Was ist das Wesen der Freude? Die Freude wohnt in unserer Seele. Das Wort Freude kommt von Chara, was im Zusammenhang mit Gnade steht und uns darauf hinweist, dass Freude eine Gabe Gottes ist. Und in der Tat wissen wir aus Erfahrung, dass wir für uns selbst keine dauerhafte Freude erzeugen können. Desweiteren kommt die größte Freude aus der persönlichen Beziehung. Denn wer könnte fröhlich sein, wenn er von der Liebesbeziehung zu seiner Familie oder Freunden abgeschnitten wäre, auch wenn er stattdessen viel Geld hätte! Wer kann sagen wo es vollkommene Freude in dieser Welt gibt? Im Galaterbrief 5,22 wird die Freude u.a. als eine Frucht des Geistes Gottes aufgezählt. Solche Freude können wir also nur von Gott empfangen. Die Freude der Welt ist kurzlebig und enttäuscht uns früher oder später. Jesus verspricht uns die Freude, die vollkommen sein wird, weil es Freude von Gott ist, die bleibt. Wir können also folgendes feststellen: Die höchste und bleibende Freude kommt dadurch, dass wir in der Liebesbeziehung zu Jesus bleiben.
II. Liebt euch untereinander wie ich euch liebe. (12-17)
Bisher haben wir erfahren, dass Gott Jesus liebt und Jesus uns liebt und wir so mit der Quelle der Liebe verbunden sind, wenn wir in Jesus bleiben. Doch jeder einzelne von uns lebt nicht für sich alleine und unabhängig vom Anderen. Besonders in der Gemeinde sollen wir auf die richtige Weise zusammenleben. Doch was ist die gemeinsame Basis dafür? Was verbindet mich mit der Person, die gerade neben mir sitzt?
In Vers 10 hatte Jesus davon gesprochen, dass wir in seiner Liebe bleiben, wenn wir seine Gebote halten. Jesus wiederholt hier in Vers 12 sein wichtigstes Gebot, das wir schon aus Kapitel 13,34 kennen. Lesen wir nun auch Vers 12. „Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe.“ (12). Jesus will, dass sich die Jünger und wir uns untereinander lieben und zwar so, wie wir Jesu Liebe erfahren haben. Wir sollen uns Jesus Lieb zu uns zum Vorbild nehmen, so wie er uns liebt sollen wie einander lieben. Dies ist eine ganz praktische Aufforderung die uns klar ist und der wir folgen sollen. Als das die Jünger zum wiederholten Mal hörten müssen sie ratlos gewesen sein, denn in Wahrheit konkurrierten sie immer untereinander, wer wohl der Größte wäre. Dementsprechend war ihre Liebe zueinander gering. Dies ist der Grund, weshalb Jesus das neue Gebot ‚Liebt euch untereinander!’ so oft wiederholte. Deshalb sollten sie und sollen wir die Liebe Jesu zu uns kennen. Wie weit geht die wahre Liebe? Was ist die größte Liebe, die jemand haben kann?
Betrachten wir Vers 13. Lesen wir Vers 13 gemeinsam. „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ (13) Jesus liebte seine Jünger als die besten Freunde. Auch versucht er hier indirekt seine Jünger auf seinen stellvertretenden Tod vorzubereiten, denn er selbst würde sein Leben aus wahrer Liebe für sie am Kreuz lassen.
Um der Freundschaft Willen kann man vieles tun. Aber wer kann für den Freund sein eigenes Leben opfern? Doch Jesus starb für uns Menschen, weil er uns als seine Freunde liebt. Und was tun wir stattdessen? Immer wenn wir Probleme haben, zweifeln wir sofort an der Liebe Jesu zu uns. Wir suchen nach einem Beweis der Jesu Liebe zu uns. Doch wie beweist Jesus seine Liebe zu uns? Betrachten wir nochmals Vers 13. Jesus sagte: “Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.” Genau das tat Jesus! Die Freundschaft Jesu zu uns ist jenseits unserer Erwartung und Vorstellung. Wir dürfen nicht mehr an der Liebe Jesu zweifeln, vielmehr sollen wir von seiner Liebe lernen und auch unser Leben für unsere Mitarbeiter und Freude in Liebe hingeben, damit sie vom Tod gerettet werden.
Wie verhalten sich Freunde Jesu gegenüber ihrem Stifter von ewiger und vollkommener Freundschaft? Lesen wir Vers 14: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“ (14). Jesus ermutigt uns hier zum Halten seines Gebots der gegenseitigen Liebe. Er ermutigt uns dazu, in seiner Freundschaft zu bleiben. Wenn wir Freunde Jesu sein wollen, sollen wir seine Gebote halten, die im Grunde voller Liebe sind.
Welche Bedeutung hat die Tatsache, dass wir nun Jesu Freunde sind? Lesen wir auch Vers 15. „Ich sage hinfort nicht, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan.“ (15). Was hatte sich nun geändert, dass die Jünger von Jesu Knechten zu seinen Freunden wurden? Hatten sie sich plötzlich geistlich so entwickelt? Was ist für Jesus der entscheidende Punkt zwischen Knecht und Freund? Jesus sagt, dass der Knecht nicht weiß was sein Herr tut. Das stimmt, wenn Knechte und Herren etwas tun liegt der Unterschied im Wissen über die Dinge die sie tun. Der Knecht hat ein ganz anderes Interesse wie sein Herr; er tut seine Arbeit, empfängt den Lohn und das war‘s für ihn. Es gibt kein tiefgehendes persönliches Interesse, warum seine Arbeit für den Herrn wichtig ist. Freunde dagegen wollen wissen, was den anderen bewegt, warum er etwas tut, was sein Plan und sein Ziel ist. Sie möchten das Ziel zusammen erreichen und haben keine Geheimnisse voreinander, sondern volles Vertrauen. Der Eine versteht das Herz des Anderen.
Warum waren die Jünger nun zu Freunden geworden? Jesus begründet dies damit, dass sie nun alles von ihm gehört und erfahren hatten was er von Gott empfing. Er hatte sie alles gelehrt, so dass sie nun Gottes Plan und Ziel verstehen konnten. Sie konnten nun das Evangelium verstehen und im Geist Gottes zur Rettung der Menschen leben. Von Anfang an wollte Jesus seine Jünger zu Freunden machen, nicht zu Dienern. Sie sollten nicht nur unwissende Diener Gottes sein, die irgendetwas tun, was sie nicht verstehen. Nein, Jesus wollte sie zu seinen Stellvertretern machen, die sein und Gottes Herz verstehen und mit Einsicht und Hingabe zur Erlösung aller Menschen leben. Dazu sollten sie irgendwie erkennen, dass Jesus Gott ist und dass er, obwohl er der Sohn Gottes ist, am Kreuz für die Sünde der Welt sterben und am dritten Tag auferstehen würde. Das war nicht einfach, weil die Jünger gewöhnliche Menschen mit eigenem Charakter waren und ihrer eigenen Traumwelt nachhingen. Aber Jesus tat sein Bestes, mit ihnen Freundschaft zu schließen. Schließlich gewann Jesus sie als Freunde. Als Folge davon war es möglich, mit dem Evangelium Jesu die ganze Welt zu erobern.
In der Bibel begegnen uns etliche Menschen, die Gott zu seinen Freunden machte. Ein besonderes Beispiel ist Abraham (Jes 41,8). Als Gott vorhatte die Städte Sodom und Gomorra zu richten, offenbarte Gott Abraham spontan seinen Plan, weil er sein Freund war. Gott sprach bei sich: “… Wie könnte ich Abraham verbergen, was ich tun will, da er doch ein großes und mächtiges Volk werden soll und alle Völker auf Erden in ihm gesegnet werden sollen? Denn dazu habe ich ihn auserkoren, dass er seinen Kindern befehle und seinem Hause nach ihm, dass sie des Herrn Wege halten und tun, was recht und gut ist, auf dass der Herr auf Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat” (1.Mose 18,17-19).
Weil Abraham Gottes Freund war und Fürbitte leistete, konnte dadurch das Leben von Lots Familie gerettet werden. Als Freund Gottes konnte Abraham ein Mitarbeiter für sein Erlösungswerk sein. Auf diese Weise sollten auch die Jünger, Gottes Willen und Plan erfahren und seine Mitarbeiter für sein Erlösungswerk werden, denn schließlich geht es beim Evangelium um die Errettung zum ewigen Leben. Das Evangelium war das größte Geheimnis, doch auch das ist uns kundgetan, weil wir Jesu Freunde geworden sind.
Angesichts der Ankündigung Jesu, dass er weggehen würde, müssen sich die Jünger die Frage gestellt haben, warum sie bei Jesus waren und wie es weiter gehen sollte wenn er tatsächlich nicht mehr da sein würde. Waren sie dann wieder auf sich selbst zurückgeworfen? In einer solchen Situation ist es leicht alle Gedanken wieder um sich selbst kreisen zu lassen. Aber diese Reaktion war unangemessen und falsch, weil sie die egoistische Grundlage hat. Sehen wir, an was Jesus sie erinnert. Lesen wir Vers 16: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er’s euch gebe. (16) Hierdurch lehrte Jesus die Jünger und uns die Tatsache, dass er uns erwählt hat, und nicht umgekehrt. Jesu ist der Ursprung der Beziehung. Diese Tatsache gibt unserm Leben eine unerschütterliche Grundlage, weil der Sinn und das Ziel unseres Leben nicht von unsere Leistung abhängt. Jesus hat sich auf uns festgelegt. Wie wir in diesem Vers erfahren hat Jesus mit unserer Erwählung auch ein Ziel: Er hat uns dazu bestimmt bleibende Frucht zu bringen.
Die Frucht schenkt uns große Freude und erfüllt unser Dasein mit Bedeutung. Jesus will, dass wir in seinem Namen Gott bitten und Frucht bringen. Jesus erwähnt hier insbesondere die bleibende Frucht, nämlich die Seelen, die wir für das ewige Leben im Reich Gottes gewinnen. Wir werden fruchtbar sein, weil Jesus an uns selbst Frucht bringen wird und weil er uns dazu bestimmt hat. Ein gutes Beispiel dafür ist Apostel Paulus. Auf dem Weg nach Damaskus erwählte ihn der auferstandene Christus als sein Werkzeug. Es heißt: „Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel. Ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen.“ (Apg 9,15.16). Hier sehen wir, dass Jesus Paulus, den ursprünglichen Verfolger der Christen, einseitig erwählte, ihm alle seine Sünden erließ und ihm gleichzeitig die neue Mission gab, die heidnische Welt einschließlich des römischen Reiches zu evangelisieren. Die Früchte die er dann brachte, entstanden nicht aus seiner Kraft sondern in der Gewissheit seiner Erwählung, wie er sie nicht nur für sich sondern für alle Christen hatte, indem er sagte: “Ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu” (Phil 1,6). Gott hat jeden von uns erwählt. Gott hat seinen Willen und Plan für jeden einzelnen von uns. Gott wird ihn bestimmt vollenden.
Schließlich wiederholte Jesus sein Gebot – Vers 17: „Das gebiete ich euch, daß ihr euch untereinander liebt.“ (17) Die Jünger sollten sich untereinander lieben. Das muss nicht leicht gewesen sein. Sie alle folgten Jesus nach. Sie alle waren jung. Aber sie waren in ihrem Wesen voneinander verschieden. In den Evangelien sehen wir, dass die Jünger sich oft stritten. Sie haben miteinander konkurriert, weil jeder der Größte sein wollte. Sie hatten alle den starken Ehrgeiz in der Welt große Männer zu werden. Doch Jesu Liebe wurde die Grundlage, die ihnen die gegenseitige Liebe ermöglichte. Anstatt eine lockere Zweck-Gemeinschaft zu haben, konnten sie gemeinsam die Gemeinde, den Leib Christi, voller Liebe bilden. Jesu Gebot der Liebe ist die Kraft, die alle menschlichen Konflikte überwindet und alle Menschen zum Leib Jesu Christi verbinden kann.
III. Die Beziehung der Jünger Jesu zur Welt (18-27)
Betrachten wir weiter die Verse 18 und 19. Jesus sprach: „Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat.“ (18). Bis jetzt hat Jesus von der Liebe gesprochen, nun fing er an vom Hass zu sprechen, und zwar vom Hass der Welt gegenüber den Jüngern. Wenn ein Mensch von seinem sündigen Leben umkehrt, und beginnt Jesus nachzufolgen, würde man erwarten, dass seine Mitmenschen ihn loben und achten würden. Aber das ist nicht der Fall. Warum ist das so? Jesus sagte – Vers 19: „Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt.“ (19). Die Menschen die von Jesus aus ihrem alten Leben heraus erwählt werden gehören nicht mehr der Welt an und werden deshalb von ihr gehasst, aber von Jesus geliebt. Wir können nicht von beiden Seiten geliebt werden. Wir sollen eine klare Haltung haben, anstatt eine vage Erwartung, die Anerkennung der Welt zu bekommen.
Betrachten wir weiter die Verse 20-27. Die Jünger würden nicht nur gehasst sondern auch verfolgt. Das wurde um so heftiger, je mehr sie bleibende Frucht brachten. Die Verfolgung kam aus zwei Richtungen, und zwar von Seiten der Juden und von Seiten der Römer. Wie kam es jeweils dazu? Angesichts des Evangeliums entpuppte sich das religiöse Leben der Juden nach dem mosaischen Gesetz als Heuchelei. Anstatt dafür Buße zu tun, verfolgten sie die Jünger. Die Menschen in Rom in dieser Zeit waren extrem dekadent. All ihre Sünde, ihr Leben in Saus und Braus und die Perversität, wurde angesichts des Christentums offensichtlich. Ein Teil von ihnen tat Buße und nahm Jesus an, aber die meisten hassten das Evangelium, weil sie ihre Sünde liebten. Sie hassten Jesus, die Apostel und die Christen.
Der Hass und die Verfolgung geschah aus ihrer geistlichen Unwissenheit, so sagte Jesus – Vers 21b: „… denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.“ (21b). Der Hass und die Verfolgung der Welt sind für die Jünger also nicht etwas, was nicht sein sollte, sondern etwas, was sein muss. Sie sollten und würden sie aber überwinden, weil Gott ihnen auf verschiedene Weise hilft. Außerdem kündigte Jesus die Ankunft des heiligen Geistes an, der sie trösten, führen und von Jesus Zeugnis geben würde.
Wir leben im christlich geprägten Abendland. Dennoch dürfen wir von unserer Gesellschaft auch Hass und Verfolgung erwarten, obwohl das Christentum in unserem Land fast wie eine Staatsreligion ist. Das geschieht, weil Jesus uns aus der Welt herausgeholt hat und weil die Welt das Evangelium hasst. Das wird deutlicher, wenn die Welt mit dem Evangelium konfrontiert wird. Denn der herrschende Zeitgeist ist ein gottloser Humanismus. Aber wir sollen nicht ängstlich sein, denn Gott hilft uns und schenkt uns den Sieg.
Gott hat auch mich erwählt. Früher kam mir das Glaubensleben wie ein Kampf vor, denn ich Kämpfte darum, Gott zu gehorchen und Glauben zu halten. Mein Kampf war aber nicht immer siegreich, so dass ich nicht von der Angst frei war. Ich dachte: „Oh weh, wenn ich auch meinen letzten Kampf verlieren würde!“ Aber nicht ich habe Gott erwählt, sondern Gott hat mich erwählt. Also, wie ich im Glauben lebe und leben werde ist nicht mein Werk sondern Gottes Werk. So habe ich nun Gewissheit, dass Gott sein Werk an mir bis zum Ende treu vollbringen wird.
Wir danken Gott dafür, dass Jesus uns aus dem Zeitgeist von gottlosem Humanismus und egoistischem Individualismus unserer Gesellschaft „herauserwählt“ und uns zu sich geführt hat. Wir danken, dass Jesus uns zu seinen Freunden gemacht hat. Jesus will, dass wir in der Liebesbeziehung zu ihm und auch zu den Menschen leben. Jesus will dadurch an uns viel Frucht bringen. Lesen wir gemeinsam das Leitwort – Vers 16: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er’s euch gebe. (16)“
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