Predigt: Johannes 15,1-8

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Ich bin der wahre Weinstock

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“

(5)

Nachdem wir im Kapitel 13 Jesu neues Gebot der Liebe empfangen haben, das uns hilft, unser christliches Leben in der Gemeinschaft zu führen, und durch Kapitel 14 den Weg zum Leben und die Wirksamkeit des Heiligen Geistes erfahren haben, die unser persönliches Glaubensleben betreffen, begegnen wir im Kapitel 15 einem Gleichnis Jesu; dem Gleichnis vom wahren Weinstock. Im Fokus unserer heutigen Betrachtung steht somit die Beziehung zwischen Jesus und uns. Wir werden erfahren, warum unsere Beziehung zu Jesus so wichtig ist und welche Frucht diese Beziehung trägt und warum die Frucht von außerordentlicher Bedeutung ist.

Teil I Weinstock und Weingärtner (1)

Wie erläutert Jesus sein Gleichnis vom Weinstock? Vers 1 lautet: „Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater der Weingärtner.“ Jesus ist der wahre Weinstock. Das Adjektiv „wahr“ ist ein Hinweis auf das Vorhandensein anderer Weinstöcke. Wer oder was sind die übrigen Weinstöcke? Wenn wir das Alte Testament lesen, erfahren wir viele Gleichnisse von Weinstöcken und Weinbergen. An einer Stelle ist die Rede von Sodoms Weinstock und Gomorras Weinberg, die giftige Trauben trugen (5.Mose 32,32). In Ps. 128 heißt es über den Segen Gottes: „Dein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock“. Weinstock kann also für einzelne Personen oder ganze Städte stehen. Doch hauptsächlich wurde der Weinstock im Alten Testament als Gleichnis für das Volk Israel gebraucht. In Ps. 80 heißt es: „Du hast einen Weinstock aus Ägypten geholt, hast vertrieben die Völker und ihn eingepflanzt.“ (9) Doch hat Israel, der Weinstock Gottes, sich gut entwickeln können? In Jer. 2 heißt es: „Ich aber hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock?„ (21) Leider hat sich Israel nicht im Interesse Gottes entwickelt. Es hat sich nicht als wahren, sondern als wilden Weinstock herausgestellt. Doch Israel war nicht Gottes letzter Weinstock. Der wahre Weinstock würde kommen und über ihn heißt es in einer Prophezeiung: „Schütze doch, was deine Rechte gepflanzt hat, den Sohn, den du dir großgezogen hast!“ (Ps. 80,16) Jesus ist der wahre Weinstock, den Gott in diese Welt gepflanzt und großgezogen hat und der wahre Weinstock wächst unter Gottes Fürsorge auch heute noch weiter. Somit steht fest, dass Jesus der wahre Weinstock und Gott der Vater, der Weingärtner ist, da Jesus stets nach dem Willen des Vaters handelt. (Vgl. Joh. 14,10)

Dass Gott der Weingärtner ist bedeutet auch, dass er der Urheber aller Dinge ist. Gott ergriff die erste Initiative und er bleibt im Laufe der ganzen Weltgeschichte Initiator. Erst bei Gott findet unser Dasein den eigentlichen Sinn. Warum es so ist, erfahren wird durch das Gleichnis.

Teil II Weinstock und Rebe (2.3)

Was enthält der Weinstock? Vers 2 fängt an mit den Worten: „Eine jede Rebe an mir“. Der Weinstock enthält Reben. Jesus, der Weinstock, hat viele Reben. Wer sind die Reben? Vers 5a lautet: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Wie wir wissen, handelt das Obergemachgespräch von der letzten großen Gemeinschaft Jesu mit seinen Jüngern. Die Aussage: „Ihr seid die Reben“ war also direkt an die Jünger gerichtet. Wir sind also Reben, ich bin eine Rebe und du bist eine Rebe.

Wodurch unterscheiden sich die Reben voneinander? Vers 2 lautet: „Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe.“ Die Rebe hat ihre Daseinsbedeutung oder Lebensaufgabe darin, Früchte hervorzubringen. In der Natur ist nur eine fruchtbare Rebe eine gute Rebe. Was wird mit unfruchtbaren Reben geschehen? „Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen“. Der Weingärtner kümmert sich fürsorglich um den Weinberg, mühevoll legt er einen Zaun drum herum und baut einen richtigen Turm und gräbt eine Kelter. (Vgl. Jes. 5) All das tut er, um den Weinberg zu schützen und die bestmögliche Umgebung für das Gedeihen der Früchte zu schaffen. Er wird sich auch um jede einzelne Rebe kümmern. Sind die Reben unfruchtbar, dann sollen sie weder Platz noch Ressourcen verschwenden. Sie sollen den fruchtbaren Reben keine Nährstoffe vorwegnehmen, mit ihren Blättern auch keine unerwünschte Schatten werfen. Die unfruchtbaren Reben haben ihr Ziel verfehlt und der Weingärtner wird das Traurige aber Notwendige tun, er wird sie wegnehmen. So hat auch Gott als eifernder Weingärtner alles Nötige vollbracht, um für die bestmögliche Umgebung zu sorgen. Gott hat im Laufe der Geschichte Vorbereitungen getroffen, um den wahren Weinstock in die Welt zu setzen. Gott kümmert sich um seinen Weinstock, er kümmert sich auch um die einzelnen Reben. Er begutachtet jede Rebe und wird die Unfruchtbaren entfernen. Das ist das Gericht. Welche Beispiele gibt es hierfür? Ein historisches Beispiel stellt das bereits angesprochene Volk Israel dar. In Jer. 2,21 heißt es: „Ich aber hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock?“ Sie glichen hoffnungsvollen Reben, die Gott mit viel Mühe auf einer fetten Höhe eingepflanzt hatte. Im Jes. 5,4 fragt Gott: „Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, daß er gute brächte?“ Im ersten Kapitel des Johannesevangeliums kommt die fehlende Frucht Israels besonders zum Ausdruck. Jesus „kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (11). Paulus drückte dieses Drama ebenfalls mit einem botanischen Gleichnis aus: „Die Zweige sind ausgebrochen worden, damit ich eingepfropft würde“ (Röm. 11,19)

Ein anderes, klassisches Beispiel, ist Judas Iskariot. Er gehörte zu den Jüngern Jesu, er war eine Rebe am Weinstock. Doch Judas brachte keine Früchte im Sinne Gottes hervor. Wenn er irgendwelche Früchte hervorgebracht hat, dann bittere und giftige Früchte, die zum Tod führten. De facto wurde er weggenommen und vom Weinstock abgetrennt. Die Erkenntnis lautet, dass Gott keine unfruchtbaren Reben duldet, auch wenn sie von ihrer Herkunft die besten Voraussetzungen haben.

Was wird Gott hingegen mit fruchtbaren Reben tun? Vers 2b lautet: „und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe.“ Warum müssen die fruchtbaren Reben gereinigt werden? (Zitat) „Jede fruchtbringende Rebe hat die Eigenschaft, ins Kraut zu schiessen. – Was heisst das? An einer Rebe wachsen vielleicht zwei, drei Trauben. Nach der letzten Frucht wächst die Rebe aber weiter, ohne dass sie noch weitere Trauben hervorbringt. Bereits vor vielen Jahren hatte man festgestellt, dass das dritte Blatt nach der letzten Frucht am meisten Zucker in die Trauben bringt. Es wäre also falsch, die Rebe gleich nach der letzten Traube zu schneiden. Ebenso wenig wäre es hilfreich, sie einfach weiter wachsen zu lassen. So wird eine Rebe erst nach dem dritten oder vierten Blatt nach der letzten Frucht beschnitten, – oder wie Jesus sagt „gereinigt“. Dies alles geschieht nur mit dem einen Ziel, damit die Rebe mehr, resp. wertvollere Frucht bringt und die kostbare Kraft des Weinstocks nicht dazu verbraucht wird, weiter Blätter zu bilden. Wenn der Weingärtner die Rebe reinigt, dann ist das für sie ein schmerzlicher Vorgang. Die Rebe blutet, d.h. der Saft tropft aus der Schnittstelle wie Blutstropfen, nur farblos. – Wenn Gott, der himmlische Weingärtner, sein Messer an fruchttragenden Reben ansetzt, dann tut das weh. Vielleicht erlebst du gerade zurzeit, wie der Herr mit Seinem Messer an dir arbeitet. Da werden deine Pläne durchkreuzt, […] eine grosse Trauer bricht über dich herein, eine Krankheit legt dich lahm, […] – Was auch immer geschieht: Du darfst wissen: Gott als der himmlische Weingärtner weiss, was er tut, was weg muss. Er macht keine Fehler. Er hat nur ein Ziel, dass du mehr Frucht bringst.“ (Peter Landert)

Die Reinigung der Rebe, unsere Reinigung, kann bedrohlich wirken, ist aber notwendig. Wir sollten Gott inständig anflehen, uns zu reinigen.

Was sagt Jesus über die Reinigung noch? Vers 3 lautet: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.“ Wenn die Reben bereits durch das Wort Jesu rein sind, wozu benötigen sie der fortlaufenden Reinigung? Der Punkt ist, dass die Jünger Jesu sofort und sogleich durch das Wort Christi gereinigt werden, wenn sie es annehmen. Das Wort reinigt. Unser Status vor Gott wird sofort und sogleich als rein gelten, sobald wir uns für Christus entscheiden. Das ist die Bekehrung. Doch sie ist nicht das Ende, sondern der Beginn unseres Glaubenslebens. Wir wurden soeben aus dem Sumpf der Welt herausgefischt. Noch trieft und tropft es überall an uns. Dennoch sagt Jesus, dass wir rein sind. Doch es sind die alten Gewohnheiten, die uns wie kleine Schweinchen zurück in den Sumpf der Welt springen lassen, obwohl wir soeben gereinigt wurden. Erneut bedürfen wir der Reinigung. Doch im Laufe der Jahre wirkt der fortlaufende Prozess der Reinigung in uns, so dass unser Wesen und unsere Gewohnheiten sich nach Gott wenden, langsam aber sicher übernehmen wir die Gesinnung Christi, sein Wesen nimmt immer festere Konturen in uns an. Diesen Prozess nennt die Bibel Heiligung. Heiligung bedeutet die Angleichung unseres tatsächlichen Zustandes an den Status, den wir bereits empfangen haben. Heiligung ist also die Annäherung des Ist-Zustandes an den Soll-Zustand, der letztendlich im Himmelreich vollkommene Erfüllung finden wird. Wir müssen also im Wort Jesu wandeln, um rein zu bleiben.

Wie findet praktische Reinigung durch Jesu Wort statt? Anwendungsbeispiele liefern uns die Kapitel 13 und 14 zu genüge. Wenn wir bspw. die anderen nicht lieben und ihnen nicht dienen können, hilft uns Jesu Wort, die Unliebsamkeit an uns abzuwaschen. Uns werden Buße, Glaubensentscheidung und Gehorsam durch Liebe zu Jesus abverlangt. Auch wenn diese Worte nicht zeitgemäß klingen mögen, sind sie doch die notwendigen und hinreichenden Bedingungen der Reinigung, die durch Jesu Wort geschieht.

Wir sind also Reben, die der Reinigung bedürfen; welche Erfahrungen haben wir bereits gesammelt? Sehr oft tragen wir als Reben viele schöne Blätter, die aber unnötig sind und nicht nur unnötig, sondern auch hinderlich. Sie rauben unnötig viel Zeit und Kraft und sind schädlich für die Frucht. Darunter können verschiedene Hobbys fallen, mit einem nicht gerade geringen Spaßfaktor. Ein sehr altes Beispiel aus meiner persönlichen Erfahrung betrafen die Abende an den Wochenenden. Da ich ein begeisterter Zuschauer guter Spielfilme war und wohl noch immer bin, waren diese drei Abende der Woche für mich ausgesondert, sie waren mir beinahe heilig. Mit großer Lust und Freude schaute ich mir in meiner Jugend verschiedene Blockbuster im Fernsehen an. Als ich vor etwa 11 Jahren zum Glauben kam, konnte ich diesem Hobby nicht ohne weiteres nachkommen. An den Freitagen hatten wir Versammlung und an den Samstagen oftmals Chorproben oder sonstige Veranstaltungen. Schon bald sah ich die Schere an mir anlegen und es machte schnipp. Es zwickte ein wenig, aber meine Schmerzen hielten sich in Grenzen. Heute bin ich vollständig von dieser Gewohnheit befreit, ich kann mich in dieser Zeit dem Werk Gottes problemlos widmen.

Andere Beispiele können auch negative Einstellungen oder Unzufriedenheit gegenüber dem Werk Gottes sein. Ein jüngeres Beispiel betraf die erst seit wenigen Jahren/Monaten ins Leben gerufene Gebetsstunde am Samstagabend. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr diese neue Veranstaltung Ärgernis in mir hervorrief. Äußerlich war sie mir vielleicht nicht anzumerken, da ich mich bei niemandem darüber beschwerte, doch innerlich tobte Unzufriedenheit in mir. Es war als ob ein großes Blatt an mir gewachsen wäre. Doch kennt ihr Blätter, die ganz in Ordnung aussehen, wenn man sie aber umdreht, voller Blattläuse sind? So ähnlich sah es bei mir aus und ich musste eine Entscheidung treffen und sah das Winzermesser erneut auf mich zukommen. Dieses Mal verursachte das Schneiden heftige seelische Schmerzen. Doch als ich mich für die Gebetsversammlung entschied, erfuhr ich Gottes Wirken. Besonders dann, wenn ich mit dem Predigtdienst dran bin, erfahre ich Gottes besonderen Segen im Gebet. Im Gebet geschieht etwas Wichtiges für die Aufgabe, die mich am Sonntag erwartet. Auf diese Weise habe ich Gottes Reinigung zu schätzen gelernt. Sie hilft mir, mehr Frucht hervorzubringen. Und natürlich ist noch längst nicht alles an mir abgeschnippelt, was auch weggeschnitten gehört, doch ich bin sicher, dass Gottes Wirken kontinuierlich anhalten wird. Möge er sein Werk an mir und an uns allen fortführen und vollenden.

Schlussfolgernd stellen wir fest, wie entscheidend die Frucht ist, denn der Weingärtner schaut auf die Frucht jeder einzelnen Rebe. Doch wie kann ich als Rebe fruchtbar sein und viel Frucht hervorbringen?

Teil III Die Frucht der Beziehung (4-8)

Lesen wir den Vers 4: „Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.“ Jesus sagt uns, wie wir als Reben Früchte tragen können. „Bleibt in mir und ich in euch.“ Unser Bleiben in Jesus ist nicht nur Erfolgsrezept, es führt kein Weg daran vorbei, auf keinen anderen Weg kann eine Rebe Frucht tragen. Warum ist das so? Denn die Rebe kann einfach keine Frucht bringen aus sich selbst. Wer hat schon einmal eine Rebe ohne Weinstock gesehen, die plötzlich Früchte hervorgebracht hat? Das ist völlig unmöglich. Die Früchte die wir ohne Jesus hervorbringen sind entweder keine richtigen Früchte, also Pseudofrüchte, weil sie vor Gott nichtig sind, oder aber verfaulte und verdorbene Früchte, die krank machen oder vergiften. Die Rebe kann von sich aus keine Frucht hervorbringen. So auch wir nicht, wenn wir nicht in Jesus bleiben.

Was wird im Umkehrschluss passieren, wenn wir in Jesus bleiben? Lesen wir den Vers 5: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Das Bleiben in Jesus generiert 100%ige Frucht! Wie können wir uns das Leben einer fruchtbaren Rebe, also eines vorbildlichen Christen, vorstellen? Wie würde ein überdurchschnittlicher Gottesmenschen, etwa in der Größenordnung eines Apostels, ein Superchrist etwa, in unserer Zeit leben? Er wird morgens aufstehen und zu Gott beten. Er wird Gott loben und preisen, er wird das Wort Gottes lesen, studieren und verinnerlichen. Danach, wenn er Gott wieder gelobt hat, wird er Fürbitte für andere Menschen ablegen. Dann wird er das Haus verlassen und zur Arbeit gehen. Er wird zur Ehre Gottes arbeiten. Und während er sich außerhalb des Hauses befindet, wird er die Liebe Christi an jedermann ausüben. Er wird auch versuchen ein progressiver Segen für seine Umgebung zu sein. Er wird darauf bedacht sein, das heilbringende Evangelium weiter zu geben. Und abends wird er den Tag ähnlich beenden, wie er den Tag begonnen hat. Und auf kurz oder lang wird er viele Früchte seines Glaubenswandels ernten, er wird innerlich strahlen, wie die Sonne am Himmel und viele Menschen für Christus gewinnen. Seine Freude wird vollkommen sein. So könnten wir uns das Leben eines hervorragenden Christen in unserer Zeit vorstellen. Welche Eigenschaften und Fähigkeiten werden wir benötigen, um ein solches Leben zu führen? Wir brauchen eiserne Disziplin, um nicht abzuweichen, sondern auf dem Pfad der Wahrheit und dem Weg des Lebens zu bleiben. Wir brauchen ein exzellentes Verständnis und Denkvermögen, um das Wort Gottes sogleich zu begreifen. Wir brauchen Willenskraft, so stark wie Schiffstau, um auch durchzusetzen, was uns angesprochen hat. Wir müssen widerstandsfest sein, wie ein Panzer, um die Angriffe und Anfechtungen des Satans abwehren zu können. Wir müssen mutig sein, wie ein Löwe, um auf Menschen zugehen zu können, damit sie die Wahrheit erfahren. Wir müssen barmherzig sein, wie der Samariter, damit wir ein jammerndes Herz wie Jesus für seine Schafe haben können. Wir brauchen ein gewisses Niveau an Sprach- und Kommunikationsfähigkeit und genügend Intellekt, um bspw. ein Segen für Studenten sein zu können. Und wenn wir schon dabei sind, wäre ein Schuss Charisma nicht schlecht, um hinreißende Reden zu halten und Massen zur Buße und Einsicht zu bewegen. Wir brauchen also unheimlich viele Eigenschaften und hervorragende Fähigkeiten, um eine fruchtbare Rebe zu sein. Ist das so? Generieren all diese Eigenschaften Früchte? Betrachten wir erneut die Verse 4 und 5. Ohne Jesus können wir nichts tun. Lesen wir erneut Vers 5: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Einzig und allein das Bleiben in Jesus bewirkt Frucht, wie viel Frucht? Viel Frucht!

Seit letztem Semester gehen wir neue Wege in der Einladungsaktion. Wir erarbeiten kreative Ideen und ansprechende Methoden. Wir investieren Zeit und Mühe, um viel Frucht hervorzubringen. Doch selbst wenn wir es schaffen würden, die beste aller Einladungskarten zu erstellen und die optimale Raum-Zeit Kombination am Campus fänden und die kreativsten Infoabende aller Zeiten veranstalten würden, wären all diese schönen Erneuerungen dennoch nicht in der Lage von sich aus Frucht zu schaffen. Wie aber können wir viel Frucht bringen? Die Frucht entsteht ausschließlich durch Jesus. Wir bilden mit all unseren Ideen und Fähigkeiten ein Rohr für die Wirksamkeit Christi. Gottes Wirksamkeit, Gottes Kraft soll durch uns hindurchfließen. Beten wir, dass Gott unsere Erneuerungen in der Einladungsaktion in Jesus gebrauchen möge. Beten wir, dass Christi Kraft und Christi Geist durch uns hindurchfließen, damit wir viel Frucht hervorbringen.

Wie hilft Jesus seinen Jüngern noch, bei ihm zu bleiben? Betrachten wir die Verse 6 und 7. Durch Vers 6 veranschaulicht Jesus das bedeutungslose Dasein einer weggeworfenen Rebe. Warum wird sie ins Feuer geworfen? In Hes. 15 heißt es: „Du Menschenkind, was hat das Holz des Weinstocks voraus vor anderm Holz… Nimmt man es denn und macht etwas daraus?… Siehe, man wirft’s ins Feuer, daß es verzehrt wird.“ (2-4) Im holzarmen Palästina dienten abgeschnittene Reben allenfalls zu Brennholz, zu mehr taugten sie nicht. Jesus, der seine Jünger bald verlassen würde, warnte sie davor, sich von ihm zu trennen. Ohne Jesus würden sie jegliche Daseinsbedeutung verlieren.

Wie ermutigte Jesus die Jünger, bei ihm zu bleiben? Vers 7 lautet: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Wie bereits erwähnt würde Jesus von ihnen Abschied nehmen. Wie konnten die Jünger dennoch in Jesus bleiben, wenn er dabei war Abschied zu nehmen? Die Antwort ist: Das Wort Jesu! Wenn Jesu Wort Eintritt in das menschliche Herz erhält, dann ist es Jesus selbst, der anklopft und eintritt. Das Wort Jesu ermöglicht auch uns in Jesus zu bleiben. Weil dieser Punkt so wichtig ist, wollen wir genauer darauf eingehen. Das Wort hilft uns in Jesus zu bleiben. Genau diese Tatsache ist der Grund unseres regelmäßigen Bibelstudiums in der Gemeinde. Wenn wir zum Bibelstudium kommen, dann mit dem Ziel, bei Jesus zu bleiben. Wir benötigen dieses Bewusstsein, damit unser regelmäßiges Bibelstudium keine routinemäßige Pflichtlektüre wird, die wir halbherzig wahrnehmen. Eine wache Sehnsucht nach dem Wort Gottes führt uns direkt in die Arme Jesu und verheißt viel Frucht. Möge Gott unser Bibelstudium in dieser Hinsicht segnen.

Welche Verheißung hing Jesus an? „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Diese Verheißung benötigt keine theologische Exegese. Wer daran glaubt, wird sie in seinem praktischen Glaubensleben wunderbar erfahren. Bitten wir, so wird uns gegeben, bitten wir nicht, so entgeht uns vieles.

Wie ermutigte Jesus seine Jünger noch, in ihm zu bleiben und viel Frucht zu bringen? Betrachten wir Vers 8: „Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.“ Das hervorbringen der Frucht schenkt uns den höchsten Lebenssinn, denn dadurch wird Gott, der Vater, verherrlicht. Die Frucht ist also beides, ein Kennzeichen der wahren Jüngerschaft Christi und der Weg der Verherrlichung Gottes.

Abschließend stellen wir fest, dass Frucht zu bringen zwar ein wichtiger Teil unserer Lebensaufgabe ist, die Rebe allerdings nicht als wirtschaftliche Produktionsfunktion missverstanden werden darf. Ich kann, sosehr ich mich auch anstrenge und bemühe, keine Frucht bewirken. Ich soll all meine Mühe und Anstrengung einer anderen Aufgabe widmen, nämlich dem Bleiben in Jesus, also das Halten seines Wortes, das kann ich tun und soll es auch. Das ist mein zentrales Lebensziel! Nichts steht darüber! Alles andere würde das Scheitern meines Daseins bedeuten. Woher kommt dann die Frucht? Ich kann sie nicht schaffen, doch ich kann mich von Jesus gebrauchen lassen. Er ist der Weinstock, in ihm ist das Leben. Er wird mich gebrauchen und viel Frucht schaffen. Also ist die Frucht keine Leistung von mir, sondern eine logische Schlussfolgerung meiner Beziehung zu Jesus. Und ich kann Gott nicht genug dafür danken, dass er mein sinnloses Dasein gesehen und mich genommen und an den wahren Weinstock Jesus eingepfropft hat. Diese Gnadentat hat mich von einer verdorrten, ausgetrockneten und erstorbenen Rebe zu einer lebendigen Rebe verändert, die viel Frucht durch die Beziehung zu Jesus tragen darf. Dafür bin ich Gott ein Leben lang Dank verpflichtet.

Lasst uns nicht Tag und Nacht Gedanken über die Früchte machen, lasst uns aber Tag und Nacht Gedanken über das Bleiben in Jesus machen. Möge Gottes wirksame und reinigende Kraft durch uns strömen uns viel Frucht bewirken. Gott werde dadurch verherrlicht!

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