Predigt: Matthäus 2,1-12

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Die Weisen aus dem Morgenland

Wo ist der neugeborene König der Juden?
Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten“

(Mt 2,2).

Die letzten zwei Sonntage haben wir Predigten über das 1. Kapitel des Matthäusevangeliums gehört. H. Henoch hat uns verdeutlicht, dass Jesus der Christus, d.h. der wahre König ist, weil er die Verheißungen Gottes an David erfüllte. An unserm Weihnachtsgottesdienst letzte Woche erfuhren wir auch, dass Jesus Immanuel, „Gott mit uns“, ist. Der heutige Text aus Kapitel 2 berichtet über Weise aus dem Morgenland, die zu dem Kindlein Jesus kamen um ihm ihre Schätze zu schenken und es anzubeten. Obwohl sie keine israelitischen Schriftgelehrte waren glaubten sie, dass dieses Kind der wahre König, der Christus ist, der für sie persönlich und für die Weltgeschichte von überragender Bedeutung sein würde. Sie machten sich auf einen sehr langen Weg um diesem bedeutungsvollen Kind die Ehre zu erweisen und es anzubeten. Wie groß muss dabei ihre Freunde gewesen sein. Ihr Weihnachten war das erste und wahre Weihnachten. Doch deshalb bedeutet es nicht dass die Weihnachtsfreude die sie erfuhren auf sie beschränkt ist. Wir können heute noch größere Freude haben, weil sich die Hoffnungen die mit Jesu kommen verknüpft waren, sich in der Geschichte auch so erfüllt haben. Heute erfahren wir, wie wir an dieser Freude, die ihren Grund im Kommen Jesu hat, praktisch und konkret teilhaben können. Lernen wir von den Weisen, die aus dem Morgenland kamen und fragten: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten“ (2)! Von diesen Weisen können wir das Geheimnis der wahren Freude erfahren. Lasst uns dadurch jedes Jahr die Weihnachtszeit als eine Freudenzeit erleben!

Erstens: „Siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland“ (1.2). Betrachten wir Vers 1: „Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem …“. Jesus wurde in Bethlehem in Judäa geboren, als der König Herodes über Judäa regierte. Der König Herodes wurde „Herodes der Große“ genannt. Er war ein Edomiter, sodass er eigentlich kein rechtmäßiger König über Israel werden konnte, aber er erwarb das Königtum durch seine politische Geschicklichkeit und militärische Gewalt. Er war berüchtigt, denn die Geschichte sagt, dass er um seines Thrones Willen hunderte von Menschen töten ließ, darunter seine engsten Familienangehörigen, wie seine Frau und einige seiner Söhne. Wie sehr muss das Volk unter der Gewalt und dem Terror dieses tyrannischen Herrschers gelitten haben! Doch das Volk litt nicht nur unter seiner Gewaltherrschaft: Über 400 Jahre lang war kein Prophet mehr aufgetreten und keine Offenbarung Gottes mehr geschehen. So lange Zeit wandelte das Volk in geistlicher Hinsicht im Finstern.

Angesichts dieser trostlosen Situation schien es die dunkelste Zeit zu sein, in der das Volk nur verzweifeln konnte. Doch Gott hatte schon durch Jesaja prophezeit: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell“ (Jes 9,1) Diese Prophezeiung erfüllte sich nun. Es war also in Wirklichkeit eine Zeit voller Hoffnung und Freude, weil der verheißene Christus kam und das Licht erschien. Was bedeutet das für uns? Unsere Zeit mag uns als eine Zeit des Verfalls und ohne Hoffnung erscheinen, so dass wir uns an die Zeit der Richter erinnert fühlen, in der jeder tat was ihm recht dünkte. Doch wie damals, so steht Gott auch heute im Hintergrund und hält die Entwicklung der Weltgeschichte in seiner gewünschten Spur, so dass sich die Geschichte mit großen Schritten auf Jesu Wiederkunft zubewegt. Wir sollen die Zeit und die Welt aus Gottes Sicht betrachten. Dafür sollen wir darauf achten, wie Gott unter uns und den Studenten in Heidelberg gegenwärtig ist und wirkt. Dann können wir selbst in unserer Zeit das Licht sehen und eine feste Hoffnung für Gottes Werk unter uns und den Heidelberger Studenten haben.

Was geschah in der damaligen finsteren Zeit? Matthäus berichtet: „Siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem“ (1b). Mit dem Wort „Morgenland“ musste damals ein Land gemeint sein, das sehr weit im Osten lag, sodass sein Name nicht bekannt war. Aus jenem fernen Land kamen Weise nach Jerusalem. Die griechische Übersetzung für „Weise“ ist „magoi“, und besagt, dass sie Mitglieder einer persischen oder babylonischen Priesterkaste waren, die sich mit Sternkunde und Astrologie befasste. In der Antike waren solche Leute Ratgeber des Königs und gehörten zur Elite ihrer Nation. Sie waren Menschen mit Reichtum und Würde. Die Weisen im Text hätten ihr Leben mit allem, was sie in dieser Welt erreicht hatten, in Ruhe genießen können. Dennoch kamen sie den langen Weg nach Jerusalem. Was bewegte sie dazu?

Betrachten wir Vers 2. Angekommen in Jerusalem, fragten sie: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ (2a). Sie suchten nach dem vor kurzem geborenen König der Juden. Der Ausdruck „der neugeborene König der Juden“ bezieht sich auf Jesus Christus, dessen Kommen in die Welt als der Hauptpunkt des Alten Testaments vorausgesagt ist. Die heilige Schrift und der darin verheißene Christus Israels müssen den Weisen bekannt gewesen sein, denn die Israeliten waren in der Diaspora überall in der Welt verstreut und sie hatten auch lange in der babylonischen Gefangenschaft gelebt. Woher wussten sie aber, dass dieser König gerade in dieser Zeit in die Welt gekommen war? Sie selbst sagten: „Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten“ (2b). Eines Tages, als sie im Morgenland die Himmelskörper beobachteten, sahen sie einen besonderen Stern. An diesem Stern erkannten sie, dass der verheißene Christus gekommen sein musste. Denn eine bekannte Prophezeiung über den Christus lautet: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen …“ (4.Mose 24,17b). Jesus selbst bezeichnete sich als der helle Morgenstern: „Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der helle Morgenstern…“ (Offb 22,16b). Eigentlich hatten die Weisen einen König in ihrem eigenen Land. Auch begegnete ihnen in Judäa Herodes, der als der König die unumstrittene Alleinherrschaft über das Land ausübte. Aber sie suchten nicht irgendeinen König in der Welt, sondern den neugeborenen König der Juden. Dieser König war in der heiligen Schrift prophezeit worden und tatsächlich wurde sein Auftreten von dem Stern begleitet. Für sie war dieser neugeborene König der wahre König, der allein würdig ist, von ihnen angebetet zu werden.

Die Weisen sagten: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten“ (2). Sie wollten den neugeborenen König anbeten. Für manche ist es nicht einmal leicht, am Sonntag zum Gottesdienst zu kommen, um Gott anzubeten. Aber die Weisen kamen vom Morgenland nach Jerusalem und sagten: „Wir … sind gekommen, ihn anzubeten“ (2c). Als sie im Morgenland den Stern gesehen und erkannt hatten, dass der König der Juden gekommen war, wussten sie, dass der Regierungssitz des jüdischen Königs sehr weit entfernt war. Aber sie brachen auf. Denn sie wünschten sich so sehr, den neugeborenen König zu sehen und ihn direkt anzubeten. Sie waren bereit, so eine große Reise zu unternehmen und dazu auf ihr bequemes Leben zu Hause zu verzichten und alle nötigen Anstrengungen auf sich zu nehmen. Ihre Reise muß unter den damaligen Verhältnissen mehrere Monate gedauert haben. Aber sie berechneten nicht, wieviel Mühe, Zeit und Kosten sie aufzubringen hatten, denn ihnen war nichts zu teuer und nichts zu schwierig, wenn es darum ging, den neugeborenen König zu sehen und ihn persönlich anzubeten. Auf ihrem Weg müssen sie oft auf die unterschiedlichsten Hindernisse gestoßen sein. Es gab breite Flüsse, hohe Gebirge, heiße Wüsten und kalte Nächte zudem die Gefahr, von Räubern überfallen zu werden und vieles was wir uns gar nicht vorstellen können, weil wir nie eine solche Reise erfahren haben. In manchen dieser ausweglos scheinenden Situationen muß in ihnen die Frage aufgekommen sein: „Lohnt sich all unsere Mühe? Ist es wirklich so wichtig, ihn zu sehen und anzubeten?“ Aber sie überwanden alles, sowohl die äußeren Hindernisse als auch die inneren Anfechtungen. Um den neugeborenen König zu sehen und ihn anzubeten, setzten sie ihre Reise fort, bis sie nach Jerusalem kamen. Endlich dort angekommen fragten sie: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten“ (2). Wie sehr sollen wir Jesus Christus wirklich lieben und anbeten!

Zweitens: „Der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll“ (3-8). Betrachten wir, wie Herodes auf die Frage der Weisen nach dem neugeborenen König der Juden reagierte. Vers 3 berichtet: „Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.“ Herodes erschrak schrecklich. Anscheinend fühlte er sich angesichts dieser Nachricht sehr bedroht, als ob das neugeborene Kindlein demnächst seinen Thron an sich reißen würde. Um seines Thrones Willen war er so grausam gewesen. Hier sehen wir, dass er deswegen auch immer unruhig war. Wie reagierten die Bewohner Jerusalems? Betrachten wir nochmals Vers 3. Als der König Herodes erschrak, hielt praktisch die ganze Bevölkerung von Jerusalem den Atem an. Eigentlich hatte das Volk Israel seit langem den Christus, den Gott ihnen verheißen und dessen Kommen er ihnen immer wieder bestätigt hatte, erwartet. Gerade jetzt war ihre Sehnsucht nach diesem verheißenen Christus groß. Aber praktisch konnten sie sich gar nicht darüber freuen, dass der Christus endlich gekommen war. Denn das Volk wurde unter der Gewaltherrschaft von Herodes sehr drangsaliert, insbesondere während Herodes um seine Alleinherrschaft kämpfte und viel Blut vergoß. Das Volk zitterte, weil Herodes erschrak. Wieder roch es nach Blut. Die Verse 16-18 dieses Kapitels berichten über das Blutbad, das Herodes später tatsächlich angerichtet hatte.

Was tat Herodes nachdem er sich wieder gefasst hatte? Betrachten wir Vers 4. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten zusammenkommen. Sie waren die religiösen Leiter des Volkes und Experten für die Schrift. Er wollte die Schrift studieren lassen. Was wollte er von der Schrift erfahren? Seine Frage lautete: „Wo sollte der Christus geboren werden?“ Was antworteten ihm die religiösen Experten? Sie sagten ihm: „In Bethlehem in Judäa“. Dann zitierten sie die Schriftstelle: „Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll“ (5.6). Das ist ein Zitat aus dem Propheten Micha (Mi 5,1). Bethlehem ist als die Stadt Davids bekannt. Denken wir kurz über David nach. Weil David ein Mann nach Gottes Herzen war, regierte er als König das Volk nicht wie Herodes nach seinem eigenen Willen, sondern nach dem Willen Gottes. Unter seiner Herrschaft erlebte das Volk Israel Frieden und Gerechtigkeit. Es war die Blütezeit ihrer Geschichte, sodass sich die Israeliten bis heute immer wieder mit Tränen an David erinnern. Davids Person und seine Herrschaft war ein Bild von dem, der kommen sollte, von Jesus Christus und seiner Herrschaft. Nach der Verheißung Gottes sollte der Christus Davids Nachkomme sein. Er sollte auch in dessen Stadt Bethlehem geboren werden. So kam Jesus Christus als Davids Nachkomme in Bethlehem zur Welt.

Was sagt Michas Prophezeiung über Jesus Christus und dessen Herrschaft? Betrachten wir nochmals die Verse 5 und 6. Jesus ist der Fürst, der das Volk Israel weiden soll. Die Tatsache, dass die Weisen aus dem Morgenland gekommen sind, um Jesus anzubeten, demonstriert eindrucksvoll, dass Jesus der wahre König sein muß, der allein unserer Anbetung würdig ist. Jesus ist wirklich der wahre König, nicht nur weil er von den Weisen angebetet wurde, sondern weil er von Gott verheißen worden war und nach Gottes Verheißung gekommen ist, und zwar als ein Fürst. Ein Fürst ist ein Herrscher, der das Volk regiert. Es gibt verschiedene Herrscher. Als Herrscher stehen hier Herodes und Jesus in scharfem Kontrast zueinander. Herodes erscheint hier mit seiner Macht, als wäre er ein richtiger König, während Jesus nur ein hilfloses Kindlein war. Aber Herodes herrschte nur für kurze Zeit, und unter seiner Herrschaft war das Volk Israel unglücklich und kannte keinen Frieden. Wie regiert aber der Christus? Der Ausdruck „weiden“ läßt uns erkennen, dass der Christus uns Menschen regiert, wie ein Hirte seine Schafe weidet.

Der moderne Mensch ist stolz auf die Erkenntnisse, die Technik und alles, worüber er in großem Umfang verfügt. Wer aber weiß von sich aus, woher er gekommen ist und vor allem wohin er gehen soll, wenn man nicht gerade behaupten will, dass das Nichts nach dem Tod das richtige Ziel des Lebens wäre! Als guter Hirte will Jesus uns weiden. Die Schafe sind im Volksmund als nicht gerade intelligente Wesen bekannt, sodass man salopp „dummes Schaf“ sagt. Auch wenn das Wort „Schaf“ den Stolz von uns modernen Menschen sehr ankratzen könnte, beschreibt das Wort in der Bibel: „Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg“ (Jes 53,6a) treffend uns Menschen, die wir von uns aus wirklich nicht wissen, woher wir gekommen sind und wohin wir gehen sollen und als Folge davon nicht umhin können, in die Irre zu gehen. Dieses Zitat aus dem Propheten Jesaja weist darauf hin, dass die Schafe auf ihre eigenen Gedanken fixiert sind und auf ihrem eigenen Weg beharren und als Resultat in die Irre gehen. So haben der Mensch und das Schaf vieles gemeinsam. Wie sehr hängen das Leben und das Glück von Schafen von ihrem Hirten ab! Wie sehr nötig ist es insbesondere, dass der gute Hirte uns Menschen auf den rechten Weg führt! Jesus Christus ist der Fürst, der uns als ein guter Hirte weidet, um uns zu Gott und zum ewigen Leben zu führen. Jesus selbst bezeugt: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe“ (Joh 10,11). Dieser Jesus kam in Bethlehem als der neugeborene König der Juden zur Welt, aber nicht um mit Herodes um den Thron zu kämpfen, sondern als der Fürst, der uns als der gute Hirte weidet, bis er sein Leben hingibt.

Welchen Rat gab Herodes den Weisen, nachdem er sich nach dem Geburtsort des Christus erkundigt hatte? Betrachten wir die Verse 7 und 8. Herodes rief die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre. Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: „Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir‘ s wieder, dass auch ich komme und es anbete“ (8). Wollte Herodes das Kindlein Jesus wirklich anbeten? Das war eine glatte Lüge. Seine Tat, über welche die Verse 16-18 berichten, nämlich der Massenmord an den Kindern, durch den er Jesus töten wollte, verrät, was er in seinem Herzen hatte. Er wollte durch die Weisen das Kindlein Jesus aufspüren, um ihn umzubringen, nicht um ihn anzubeten.

Herodes glaubte an die Schrift insofern, als dass er wusste, dass die Schrift Gottes Wort und deswegen wahrhaftig ist. Er wusste auch, dass der Christus nach dieser Verheißung Gottes tatsächlich gekommen war. Im Grunde genommen will sich kein Mensch mit irgendeiner Sünde belasten. Jeder Mensch hat den Wunsch, der Wahrheit zu folgen. Aber warum lud Herodes die Sünde der Lüge und des Mordes auf sich, obwohl er erfahren hatte und auch wußte, dass es sich bei diesem neugeborenen König gerade um den verheißenen Christus handelte? Herodes tat das, weil er hauptsächlich seinen Thron schützen wollte, was nichts anderes als die Folge seiner Selbstsucht war. Es war bestimmt nicht seine Absicht, Gottes Feind zu werden. Als er aber trotz seiner Erkenntnis aus Selbstsucht handelte, wurde er zu Gottes Feind.

Drittens: Sie beteten es an (9-12). Die Weisen gingen hin. Vers 9a sagt: „Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin.“ Wohin gingen die Weisen? Von Herodes wussten sie nun, dass Bethlehem der Geburtsort des neugeborenen Königs war. Aber allem Anschein nach wussten sie nicht, wie Herodes sie ausnutzen wollte. Sie sahen so naiv aus, sodass sie von anderen Menschen leicht betrogen werden konnten. Uns scheint, dass Menschen wie Herodes in der Ellenbogengesellschaft gute Chancen auf Erfolg haben, während Menschen wie den Weisen wegen ihrer Naivität gar kein Erfolg vergönnt wäre. Doch nicht Herodes, sondern die Weisen sollten erfolgreich sein, weil Gott nicht Menschen wie Herodes, sondern Menschen wie den Weisen Erfolg gibt. Wie half Gott den Weisen? Vers 9b berichtet: „Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.“ Der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, erschien erneut. Der Stern sollte der Wegweiser sein, der sie zu dem neugeborenen König führen sollte. So ging er vor ihnen her und stand gerade über dem Ort, wo das Kindlein war.

Wie reagierten die Weisen darauf? Vers 10 berichtet: „Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut.“ Die Weisen wurden hoch erfreut, weil sie den Stern sahen, der sie zum neugeborenen König führte. Anders gesagt, wurden sie hoch erfreut, weil sie dadurch den neugeborenen König finden konnten, den sie so gerne anbeten wollten.

Was taten sie, nachdem sie den Stern gefunden hatten? Vers 11 berichtet: „… und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“ Die Weisen gingen in das Haus, fanden aber keinen König in Prunk und Pracht, sondern das Kindlein Jesus mit seiner Mutter. Doch vor diesem Kindlein fielen sie nieder. Was taten sie weiter? Die Weisen beteten es an. Menschlich gesehen war es unmöglich, einem kleinen Kindlein solch eine Ehre zu erweisen. Es gibt gute und kostbare Dinge in dieser Welt. Aber nichts ist würdig, genug von uns Menschen angebetet zu werden. Es gab und gibt viele ehrwürdige Menschen. Aber niemand ist würdig genug, von uns Menschen angebetet zu werden. Doch die Weisen beteten dieses Kindlein an und erwiesen ihm dadurch die höchste Ehre, die allein Gott gebührt. Denn Jesus Christus ist der wahre König.

Was taten die Weisen noch? Betrachten wir nochmals Vers 11. Sie taten ihre Schätze auf und schenkten dem Kindlein Jesus ihre Schätze: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gold ist das Edelmetall des Königs. Weihrauch wurde, anders als die anderen Opfer, Gott nur von den Priestern geopfert und symbolisiert das Gebet. Myrrhe wurde zur Salbung des Leichnams gebraucht. Alle diese Geschenke waren nicht nur kostbar, sondern auch bedeutungsvoll. Als sie Jesus Christus ihre Schätze schenkten, gaben sie nicht nur den materiellen Wert ihrer Geschenke hin sondern auch sich selbst, weil sie von so weit zu ihm gekommen waren.

Jeder Mensch will Freude erleben. Insbesondere in der Weihnachtszeit sollen wir mit der Freude erfüllt sein, und zwar mit der wahren Freude. Heute erfahren wir von den Weisen das Geheimnis, wie wir wahrhaftig Freude erleben können. Die Weisen kamen von weitem um den neugeborenen König der Juden anzubeten. Sie suchten den neugeborenen König, fanden ihn und beteten ihn an. Dadurch erlebten sie die Freude, und zwar große Freude.

In unserer Zeit scheinen die meisten Menschen sich selbst anzubeten, anstatt Jesus, und die eigenen Gedanken höher zu achten als das Wort Gottes und hauptsächlich nach den eigenen Begierden und der Habsucht zu leben, anstatt nach dem Willen Gottes. Ohnehin leben wir in einer kapitalistischen Gesellschaft, in der der Mensch nach dem Prinzip der Wirtschaft versucht, durch minimalen Einsatz maximalen Gewinn zu erzielen. Man fragt in jeder Situation: „Welchen Vorteil hat das für mich?“ Die meisten Menschen versuchen, Freude zu haben, indem sie Vorteile gewinnen, wie Anerkennung von anderen, Reichtum, Ehre, Karriere usw. Solche Dinge können uns zwar Freude bereiten, aber sie verblassen mit der Zeit und hinterlassen eine Leere. Doch die Weisen wurden erfreut, und zwar hoch erfreut, nicht, weil sie etwas in dieser Welt gewonnen hätten, sondern weil sie den Stern fanden, den Gott gesandt hatte. Die wahre Freude kommt von oben. Das ist wahr. Gott schenkt uns Menschen seinen Sohn Jesus Christus, damit alle Menschen die wahre Freude erfahren. Aber warum konnten weder Herodes noch die Hohenpriester und Schriftgelehrten noch das Volk, sondern nur die Weisen diese Freude haben? Die Weisen wurden hoch erfreut, weil sie den neugeborenen König suchten und fanden. Sie waren hoch erfreut, weil sie ihn anbeteten und ihm ihre Schätze gaben.

Weil die meisten Menschen sich selbst anbeten, leben sie so selbstsüchtig wie Herodes und wollen wie er Freude erlangen, indem sie versuchen, ihre egoistischen Wünsche zu erfüllen und dieses und jenes zu gewinnen. Warum erleben sie dennoch keine wahre Freude? Es ist so, weil sie hauptsächlich ihr Ego anbeten, nicht Jesus. Warum verlieren aber auch wir Gläubigen oft die Freude? Es ist so, weil wir zwar wissen, dass wir nicht wie Herodes, sondern wie die Weisen leben sollen, aber doch wie Herodes leben. Doch wenn wir zu Jesus kommen, um ihn anzubeten, auch wenn dies solche Schwierigkeiten bedeuten würde, wie die Reise vom Morgenland nach Jerusalem, schenkt Gott uns die wahre Freude. Das war die Freude der Weisen, die aus dem fernen Morgenland zu Jesus kamen und ihn anbeteten. Wenn wir Jesus anbeten, ihm unsere kostbarsten Dinge geben und uns selbst hingeben, werden wir mit großer Freude erfüllt, die Gott uns schenkt. Das war die Freude der Weisen, die Jesus ihre Schätze schenkten und sich ihm selbst hingaben. Immer noch denken viele Menschen, dass sie etwas gewinnen müssen, um dann Freude haben zu können. Aber tatsächlich bringt uns die Anbetung und die Hingabe die Freude, und zwar die wahre Freude. Warum ist das so? Es ist so, weil die Anbetung Gottes gemäß der Schöpfung das Ziel unseres Lebens ist, nicht etwa der Erwerb sichtbarer Dinge in dieser Welt. Wir können uns vielen Dingen und Menschen hingeben, z.B. dem Studium, der Arbeit, dem Ehemann bzw. der Ehefrau usw. Nichts in dieser Welt aber verdient unsere Hingabe, und unsere Hingabe für sie hat auch ihre Grenzen. Aber Jesus verdient unsere Hingabe, und wir können uns ihm grenzenlos hingeben. Wir feiern heute den letzten Gottesdienst dieses Jahres. Wir sollen die Freude des Gebens, die Freude der Hingabe, kennenlernen und mit den anderen teilen, anstatt auf unserer „Freude“ des Nehmens zu beharren. Wir sollen nicht wie Herodes sein. Wir sollen wie die Weisen sein. Dadurch sollen wir die wahre Freude reichlich erfahren.

Was geschah mit den Weisen, nachdem sie Jesus angebetet hatten? Betrachten wir Vers 12. Gott erschien ihnen und befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren. König Herodes war ein erfahrener Mann, mit allen Wassern gewaschen. Die Weisen sind einerseits ehrenwert, aber andererseits waren sie im Vergleich mit Herodes zu einfache Menschen, die allzu leicht seinen Intrigen zum Opfer fallen und dadurch ein großes Unglück verursachen konnten. Doch sie wurden nicht das Opfer seiner bösen Machenschaften. Vers 12b berichtet: „und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.“ Sie waren auf ihrem Weg vom Anfang bis zum Ende erfolgreich. Denn Gott führte sie durch den Stern, durch die Schrift und auch durch den Traum den richtigen Weg. Dadurch konnten die Weisen über ihre menschliche Vernunft und Fähigkeit hinaus handeln, sodass sie nach Jerusalem kommen, den neugeborenen König finden, ihn anbeten und dann wieder in ihr Land ziehen konnten.

Ich danke Jesus der der herrliche König ist und seine Herrlichkeit im Himmel verlassen hat und auch für mich als kleines Kind in diese Welt geboren wurde. Ich lerne hier dass Jesus der doch der Herr ist, so klein zu mir kam, dass ich ihn als wahren König meines Lebens annehmen kann, so dass er meine Anbetung und meine Schätze wie Herz, Kraft und Zeit bekommen soll. Weil Jesus der vollkommene König und gute Hirte für mich ist soll ich wie die Weisen keine Mühe scheuen, zu Jesu zu kommen und ihn anzubeten und ihm die Ehre meines Lebens geben die ihm alleine gebührt. Weil in Jesus alles geschaffen wurde bin auch ich sein Eigentum. Ich bin zum Ruhm seiner Herrlichkeit geschaffen. Das Geheimnis der wahren Freude an Weihnachten ist, dass Jesus der König meines Lebens in die Welt gekommen ist um mein guter Hirte zu sein. Diesen Jesu zu kennen und unter seine guten Herrschaft zu leben ist mehr Wert als alle Schätze die ich in dieser Welt besitzen könnte. Denn Jesus ist der gute Hirte, der mich tatsächlich zu seinem ewigen Reich führen kann. Ihn mit demütigem Herzen anzubeten und mit ganzem Herzen zu ihm zu kommen gibt mir die wahre und unvergängliche Freude meines Lebens.

Zum Schluss lesen wir zusammen das Leitwort: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten“ (2). Möge Gott uns allen helfen, noch in dieser Weihnachtszeit zu Jesus zu kommen, ihn anzubeten und ihn mit unseren kostbaren Schätzen zu ehren! Möge Gott jeden von uns dadurch mit der wahren Weihnachtsfreude dauerhaft erfüllen!

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