Predigt: Richter 13,1-15,20

Kategorien:

Download

Wunderbarer Gott, wundersame Rettung

Lehren aus dem Leben von Simson

„Aber der Engel des HERRN  sprach zu ihm: Warum fragst du nach meinem Namen, der doch geheimnisvoll ist?“
Richter 13,18

Hebräer 11 ist so etwas wie die „Hall of Fame“ für die Glaubenshelden des Alten Testaments. Wir finden dort die Großen wie Abraham, Mose, David und Samuel. Auch einige Richter finden in diesem Kapitel Erwähnung, wie etwa Gideon und Jeftah und Simson. Jeftahs Biographie haben wir letzte Woche studiert durch die Predigt von H. Reiner. Während sich die meisten von euch an seinen krassen Fehler erinnern, nämlich sein unüberlegtes, überflüssiges Gelübde, sollten wir vor allem von seinen Stärken lernen: sein Leben vor Gott, wie er sein Schicksal überwand, sein Herz für Gottes Volk, seine gute Leiterschaft, sein Gebet, seine Kenntnis im Wort Gottes, was Ausdruck seines geistlichen Lebens ist.

Heute betrachten wir den letzten Richter dieses Buches. Ohne Zweifel ist Simson die schillerndste Persönlichkeit dieses Buches. Er ist ein Superstar wie Michael Schumacher, Michael Ballack, Michael Jackson und Michael Jordan in einer Person. Seine Superkräfte waren wie die von Hulk und Spiderman. Er war schon zu seinen Lebzeiten eine lebende Legende. Und er fing an, das Volk Israel von den Philistern zu befreien. Das ist es, was wir sehen, wenn wir einen oberflächlichen Blick auf Simon werfen. Bei einem genaueren Blick, (was wir in dieser Predigt tun wollen), sehen wir, dass sich hinter dem Glanz und der Gloria von Simson sehr viele Schwächen und Sünden befinden.

Auf unserer letzten Konferenz hatten wir den Propheten Jona kennen gelernt. Jona wurde einmal völlig zurecht als der schlechteste Missionar bezeichnet. Wir haben von Jona vor allen Dingen gelernt, wie man es nicht machen soll. Sehr ähnlich verhält es sich mit Simson. Simson ist ein gutes Beispiel für gar nichts. Und wir kommen nicht umhin, uns mit seinen Schwächen und mit seinem geistlichen Versagen beschäftigen zu müssen. Aber hinter dem Unrat seiner Schwächen, hinter der Asche seines Versagens, hinter dem Debris seines verkorksten Lebens sehen wir einen wunderbaren Gott, der wundersame Dinge tut.

Durch den heutigen Text wollen wir über drei Punkte nachdenken: Erstens, die Umstände von Simsons Geburt und Berufung, zweitens, die Schwächen und Fehler von Simson und drittens, Simsons erster großer Sieg. Was ist das Ziel dieser Predigt? Das Ziel ist es, den wunderbaren Gott Simsons besser kennen zu lernen, der auch durch uns wundersame Dinge tun will. Möge Gott diese Predigt hierfür segnen.

Teil 1 Die Umstände von Simons Geburt und Berufung (13)

Kapitel 13 berichtet uns mehrere Dinge über die Umgebung, in welche Simson hineingeboren wurde.

Wir sehen hier als erstes, dass Simson in einer depressiven Zeit geboren wurde. Lesen wir gemeinsam Richter 13,1. „Und die Israeliten taten wiederum, was dem HERRN missfiel, und der HERR gab sie in die Hände der Philister vierzig Jahre.“ Manch einer von euch mag sich beim Lesen dieses Verses gedacht haben: „Schon wieder! Ich kann es langsam nicht mehr hören.“ Zum siebten Mal lesen wir im Buch Richter, dass die Israeliten das taten, was Gott missfiel. Und wir alle wissen, dass es Götzendienst war. Immer dasselbe! Aber wir sollten darüber nachdenken, was dieses Mal anders war. Was war also daran besonders? Eine Besonderheit ist, dass die Israeliten sich 40 Jahre unter Fremdherrschaft befanden. 40 Jahre bedeutet die Zeit eines kompletten Generationenwechsels. In diesen 40 Jahren wuchs ein Volk auf, dass nichts anderes kannte, als Fremdherrschaft und Unterdrückung durch die Feinde Israels. Niemals vorher war im Buch Richter die Unterdrückung der Israeliten durch ihre Feinde so lang. Die andere Besonderheit ist, dass sich die Israeliten nicht beklagten. Die vorigen Male schrieen die Israeliten zu Gott. Sie riefen so lange um Hilfe, bis Hilfe kam. Aber dieses Mal sagt unser Text gar nichts darüber. Und das ist extrem erschreckend. Warum ist das so erschreckend?

Die Tatsache, dass sie nicht zu Gott schrieen, deutet darauf hin, dass die Israeliten alle Hoffnung auf Rettung verloren hatten. Vielleicht hatten sie die ersten Jahre noch gehofft, dass es besser werden würde. Aber es wurde nicht besser. Die Unterdrückung hielt Jahrzehnte an. Schließlich war alle Hoffnung aufgebraucht. Ihre Devise war nun vermutlich: „Warum schreien, wenn es ohnehin keinen gibt, der uns hören kann? Es ist doch eh alles zu spät.“ Der zweite Grund, weshalb das so erschreckend ist, ist folgender: Es scheint, als ob sich die Israeliten mit ihrer Situation einfach so arrangiert hätten. Sie nahmen ihre unglückliche Lage einfach so hin. Sie dachten sich: „Tja, kann man halt nichts machen, nicht wahr?“ Anscheinend gab es niemanden, der sich gegen das schreiende Unrecht aufbäumen wollte. Es gab niemanden, der bereit war, aufzustehen, niemand, der Hirte und Leiter sein konnte, niemand, der das Volk lehren konnte, den Bogen zu spannen, Schild und Schwert in die Hand zu nehmen und zu kämpfen. Die Israeliten lebten tagein tagaus in der Tyrannei ihrer Feinde. Und sie nahmen das Elend so hin.

Und vielleicht hat dieser eine Vers tragische Relevanz für einige von uns. Vielleicht gibt es auch unter uns Leute, die sich mit dem Schicksal abgefunden haben. Vielleicht gibt es auch unter uns Menschen, die alle Hoffnung auf Besserung aufgegeben haben. Zum Beispiel beten wir als Gemeinde dafür, 120 Menschen mit Gottes Wort zu dienen, eine aktive Jünger Jesu erziehende und Missionare aussendende Gemeinde zu sein. Wir beten für die Erweckung von Heidelberg. Aber wie oft sind wir mit dieser Vision gescheitert? Unserem Gebet versagen die Kräfte, weil wir noch nicht einmal in der Lage zu sein scheinen, unseren Alltag zu bewältigen. „Warum für Veränderung einer Stadt beten, wenn ich noch nicht einmal meine eigenen Sünden überwinden kann?“ Aber es ist unendlich tragisch, wenn wir uns damit abfinden und resignieren. Es ist tragisch, weil wir uns mit etwas Geringerem zufrieden geben als mit Gottes Bestem. Es ist tragisch, weil wir zu Höherem und Größerem von Gott berufen sind. Es ist tragisch, weil wir unser Leben von unseren Umständen bestimmen lassen anstatt vom lebendigen Wort Gottes. Es ist tragisch, weil wir von vornherein Gottes Kraft und Herrlichkeit in unserem Leben ausschließen. Wenn das deine Lage ist, dann musst du heute besonders gut bei der Predigt aufpassen. Denn gerade das war die Situation des Volkes Israel. Wer könnte dieses Volk aus dem Schlaf reißen?

Wir nehmen als zweites zur Kenntnis, dass Simson durch den Engel des HERRN angekündigt wurde. Betrachten wir Verse 2 und 3. „Es war aber ein Mann in Zora von einem Geschlecht der Daniter, mit Namen Manoach, und seine Frau war unfruchtbar und hatte keine Kinder. Und der Engel des HERRN erschien der Frau und sprach zu ihr: Siehe, du bist unfruchtbar und hast keine Kinder, aber du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären.“ Der Engel des HERRN erschien einer unfruchtbaren Frau. Wie bei der Berufung von Gideon ist hier vom Engel des HERRN die Rede. Und die meisten Ausleger gehen davon aus, dass es sich um eine Theophanie handelt, eine göttliche Offenbarung und somit niemand anderes als die zweite Person der Trinität. Einen weiteren Hinweis darauf, dass es sich um Jesus handelte, finden wir in der Tatsache, dass sein Name geheimnisvoll ist. Wir kommen nachher darauf zurück. Weil das Volk zu tief in ihrer Schuld, zu tief in ihrer Misere und zu unrettbar tief in ihrem Elend versunken war, konnte Rettung nur von Gott kommen. Dazu erwählte Gott sich Manoach und seine Frau, die unfruchtbar war. Gott scheint eine Vorliebe für Personen zu haben, die menschlich absolut ungeeignet zu sein scheinen. Hier war Gottes Eingriff und Initiative.

Die dritte Besonderheit bei Simsons Geburt war seine Berufung als Nasiräer. Lesen wir gemeinsam die Verse 4 und 5: „So hüte dich nun, Wein oder starkes Getränk zu trinken und Unreines zu essen; denn du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem kein Schermesser aufs Haupt kommen soll. Denn der Knabe wird ein Geweihter Gottes sein von Mutterleibe an; und er wird anfangen, Israel zu erretten aus der Hand der Philister.“ Der Engel Gottes gab Manoachs Frau drei spezifische Anweisungen, wie sie sich während der Schwangerschaft verhalten sollte. Sie sollte kein Wein oder sonstiges alkoholisches Getränk trinken, nichts unreines Essen und dem Jungen nicht die Haare schneiden noch ihn zum Friseur schicken. Die meisten von uns wissen, dass schon wenig Alkohol während der Schwangerschaft zu Schäden beim ungeborenen Kind führen kann. Aber das war nicht der einzige Grund, weshalb sie sich von Alkohol enthalten sollte. Der Gottesbote führte als Begründung an: „Denn der Knabe wird ein Geweihter Gottes sein von Mutterleibe an; und er wird anfangen, Israel zu erretten aus der Hand der Philister.“ Simson sollte ein Geweihter Gottes sein. Im Original lesen wir das Wort Nasiräer. Die meisten anderen Bibelausgaben übersetzen das Wort nicht und belassen es bei Nasiräer. Was sind Nasiräer? Nasiräer sind Menschen, die sich Gott auf besondere Weise weihen und widmen. Sie sind Menschen, die Gott auf besondere Weise in seinem Dienst gebraucht. In 4. Mose lesen wir, welche speziellen Anforderungen Nasiräer erfüllen sollten: „Wenn jemand, Mann oder Frau, das besondere Gelübde tut, sich dem HERRN zu weihen, so soll er sich des Weins und starken Getränkes enthalten; Würzwein und starken Würztrank soll er auch nicht trinken, auch nichts, was aus Weinbeeren gemacht wird; er soll weder frische noch gedörrte Weinbeeren essen. Solange sein Gelübde währt, soll er nichts essen, was man vom Weinstock nimmt, von den unreifen bis zu den überreifen Trauben. Solange die Zeit seines Gelübdes währt, soll kein Schermesser über sein Haupt fahren. Bis die Zeit um ist, für die er sich dem HERRN geweiht hat, ist er heilig und soll das Haar auf seinem Haupt frei wachsen lassen.“ Das Gelübde, ein Nasiräer zu sein, war in den allermeisten Fällen nur vorübergehend. Aber Simson sollten sein Leben lang ein Nasiräer sein. Sein Leben lang sollte er sich äußerlich wie innerlich von anderen Menschen unterscheiden. Er sollte etwas Besonderes sein. Wir werden aber im Verlauf der Geschichte sehen, dass Simson der schlechteste Nasiräer war, den man sich vorstellen kann. Er brach bis auf die Haare alle Gelübde, die er als Nasiräer hätte halten sollen. Schlimmer noch, er tat es willentlich, nicht versehentlich. Was Simson nicht verstand, war, dass gerade im Anderssein das Geheimnis seiner Kraft lag.

Wir sind ebenfalls dazu berufen, Gottgeweihte zu sein. Es bedeutet nicht unbedingt, dass wir uns deshalb vor Wein, Rosinen und Schweineschnitzeln enthalten sollen. Aber es bedeutet, dass wir heilig sein sollen, uns von der Welt absondern sollen und anders sein sollen. Die meisten von uns wollen etwas Besonderes sein. Aber kaum ein Mensch will anders sein. Um es mit den Worten von Pastor Uwe Schäfer zu sagen: „Die meisten Christen leben, als ob Jesus sie mit den Worten berufen hätte: Folgen Sie mir unauffällig.“ Aber Jesus berief uns dazu, anders zu sein. Wir müssen verstehen, dass Heiligung unser Privileg ist und das Geheimnis der Kraft Gottes.

Als viertes, Gott ist wunderbar und tut wunderbare Dinge. Der Engel des HERRN hatte bislang mit Manoachs Frau gesprochen. Voller Aufregung berichtete sie es ihrem Mann. Manoach sehnte sich danach, das selbst zu erfahren und betete. Wir finden hier einen kleinen Hinweis, dass Simsons Eltern vermutlich fromme und gottesfürchtige Menschen waren. Gott erhörte das Gebet von Manoach und der Engel Gottes kam wieder. Er erschien wieder der Frau. Aber dieses Mal holte sie ihren Ehemann. Der Engel wiederholte die gleichen Worte, die er zuvor zur Frau gesprochen hatte. Sehen wir uns Vers 16b an. Manoach hatte keinen blassen Schimmer, wen er eigentlich vor sich hatte. Und er fragte: „Wie heißt du? Denn wir wollen dich ehren, wenn nun eintrifft, was du gesagt hast?“ Lesen wir gemeinsam den Vers 18: „Aber der Engel des HERRN sprach zu ihm: Warum fragst du nach meinem Namen, der doch geheimnisvoll ist?“ Wie vorhin erwähnt, finden wir hier einen Hinweis, dass der Engel des HERRN unser Herr Jesus Christus ist. Sein Name ist geheimnisvoll. Was bedeutet „geheimnisvoll“? Das verwandte Wort finden wir in Jesaja 9,5: „und er heißt Wunder-Rat.“ Geheimnisvoll kann also auch mit wunderbar übersetzt werden. Jesu Name ist wundervoll. Wir nehmen uns hier zu Herzen, dass Gott ein wunderbarer Gott ist, der wundersame Dinge tut. Im ganzen restlichen Text wollen wir sehen, welche wundersamen Dinge Gott alles durch Simson tun würde.

Was geschah weiterhin? Der Engel des HERRN fuhr in den Flammen des Altars auf zum Himmel. Gott erfüllte seine Verheißung und die Frau bekam tatsächlich einen Sohn. Sie gab ihm den Namen Simson. Simson bedeutet übrigens „kleine Sonne“. Süß, nicht wahr? Der Text sagt weiterhin, dass der wunderbare HERR von Anfang an mit Simson war und ihn segnete und ihm seinen Geist gab.

Teil 2 Simsons Schwächen und Fehler (14,1-15,8)

Simson war wie zu Beginn gesagt eine Person, die so ziemlich alles falsch gemacht hat, was man falsch machen kann. Wir wollen aufgrund seiner Geschichte lernen, wie wir es nicht machen sollen. Wir wollen lernen, welche Fehler wir vermeiden sollen. Seine Fehler sollen uns eine ernsthafte Warnung sein.

Die erste große Schwäche von Simson war, dass er nur nach Augenmaß entschied. Aus der kleinen Babysonne wurde schließlich ein junger Erwachsener. Und wie viele andere junge Erwachsene dachte er ans Heiraten. Er fand in Timna ein Philistermädchen, in das er sich prompt verliebte. Dann sagte er seinen Eltern: „Ich hab ein Mädchen gesehen in Timna unter den Töchtern der Philister, nehmt mir nun diese zur Frau.“ Kein „könnt ihr mal dafür beten?“ oder „was sagt ihr dazu?“. Stattdessen: „nehmt mir nun diese zur Frau.“ Was war noch einmal Simsons Aufgabe und Mission? Achja, er sollte anfangen, Israel aus der Hand der Philister zu befreien. Aber er verliebte sich in eine Philisterin. Finden wir das nicht auch ein wenig problematisch? Auf den Einspruch von seinen Eltern erwiderte er nur: „Nimm mir diese, denn sie gefällt meinen Augen.“ Ich möchte alle Ledigen in unserer Gemeinde dazu ermutigen, nicht auf diese Weise zu heiraten. Auch wenn vermutlich niemand von uns aus solch niederen Motiven heiraten wird, wie Simson, geschieht es doch sehr leicht, dass wir uns zu sehr durch unsere Augen und zu wenig durch Gottes Weisheit leiten lassen. Das Aussehen genießt höhere Priorität als Gottes Aufgabe und Mission. Wodurch sollen wir uns leiten lassen bei der Wahl des richtigen Partners? Sprüche 31,30 sagt: „Lieblich und schön sein ist nichts; eine Frau, die den HERRN fürchtet, soll man loben.“ Wir könnten im gleichen Atemzug hinzufügen: „Gut aussehend, nett und sportlich sein ist nichts. Ein Mann, der den HERRN fürchtet, soll man loben.“

Die zweite Schwäche von Simson war, dass er nicht bereit war, auf Ratgeber zu hören. Schauen wir uns noch einmal Simsons Umgang mit seinen Eltern an. Seine Eltern sagten: „Ist denn nun kein Mädchen unter den Töchtern deiner Brüder und in deinem ganzen Volk, dass du hingehst und willst eine Frau nehmen von den Philistern, die unbeschnitten sind?“ Der Einwand der Eltern war absolut korrekt. Und Simson hätte besser auf sie hören sollen. Aber jemand könnte einwenden: „Moment einmal! In Vers 4 steht geschrieben, dass es vom HERRN kam.“ Aber eine ausländische Frau zu heiraten war für die Israeliten nicht einfach nur ein Tabubruch. Es war ein Gesetzesbruch. Es war Sünde. Denn Gott selbst hatte den Israeliten gesagt: „eure Töchter sollt ihr nicht geben ihren Söhnen, und ihre Töchter sollte ihr nicht nehmen für eure Söhne.“ (Das galt zwar in erster Linie für die kanaanitischen Völker. Aber dieses Gebot wurde auf alle anderen götzendienerischen Völker verallgemeinert). Und Sünde ist niemals von Gott. Simson hätte viel persönliches Leid erspart werden können, wenn er von vornherein auf seine Eltern gehört hätte. Seine Eltern waren mehr als einfach nur Eltern. Sie waren geistliche Ratgeber. Jeder junge Christ sollte geistliche Ratgeber haben. Am besten nicht nur einen, sondern mehrere von ihnen. Und dann sollten wir auch demütig auf ihren Rat hören und ihre Weisheit konsultieren.

Die dritte Schwäche von Simson war, dass er sich unnötig Versuchungen aussetzte und dass nicht transparent lebte. Sehen wir uns de Verse 5-9 an. Simson ging mit seinen Eltern nach Timna. Auf dem Weg dorthin wurde Simson von einem Löwen angefallen und zwar an den Weinbergen. Gottes Geist kam auf Simson. Und Simson zerriss den Löwen mit bloßen Händen. Aber dann lesen wir in Vers 6b: „Er sagte aber seinem Vater und seiner Mutter nicht, was er getan hatte.“ Ich weißt nicht wie es euch ergeht, aber wenn ich einen Löwen mit bloßen Händen erlegt hätte, dann würden es nicht nur meine Eltern sondern bald ganz Heidelberg wissen. Warum also behielt Simson es für sich?

Wir müssen zuerst verstehen, was genau vorgefallen war. Simson und seine Eltern waren zusammen losgegangen. Als Simson aber vom Löwen angegriffen wurde, war er offensichtlich alleine. Und zwar in den Weinbergen. Wo waren die Weinberge? Vers 8 sagt, dass Simson vom Weg abbiegen musste, um in die Weinberge zu kommen. Die Weinberge lagen also nicht direkt am Weg, sondern man musste vom Weg ein Stückchen weg. Simson wusste, dass er als Nasiräer nichts in den Weinbergen verloren hatte. Als Nasiräer waren Trauben und Wein für ihn absolutes Tabu. Wenn Simson seinen Eltern erzählt hätte: „Mama, Papa, ich wurde gerade im Weinberg von einem Löwen angegriffen. Ich hab ihn mit meinen Händen platt gemacht“, dann hätten seine Eltern zurecht gefragt: „Was hast du eigentlich im Weinberg gemacht?

Einige Tage später kam Simson zurück zum Löwen. Es herrschten orientalische Temperaturen von um die 35 Grad im Schatten. Fliegen und Aasfresser machten sich über den faulenden Löwen her. Aber auch Bienen hatten es sich im Kadaver des Löwen bequem gemacht. Wir wissen nicht, welche vernünftige Honigbiene freiwillig einen Löwenkadaver als Nest erkoren würde. Aber hier waren sie, und sie brachten Honig hervor. Was tat Simson? Vers 9: „Und er nahm davon in seine Hand und aß unterwegs und ging zu seinem Vater und zu seiner Mutter und gab ihnen, dass sie auch aßen.“ Als Nasiräer, als ein Israelit und auch schon als Mensch hätte er sich von dem stinkenden, faulenden Löwenkadaver fernhalten müssen. Aber stattdessen nahm er den Honig und gab ihn auch seinen Eltern. Dieses Mal können wir sehr gut verstehen, weshalb er seinen Eltern nichts davon sagte, woher er den Honig hatte, nicht wahr?

Simson hatte der direkten Attacke durch den Löwen glänzend widerstanden durch den Geist Gottes. Und doch gewann der Löwe indirekt über Simson, weil Simson sich am Honig verunreinigte. Wir wollen hier nicht zu allegorisch auslegen. Aber doch glaube ich, dass man hier eine gute Parallele und Illustration für die Gemeinde Christi findet. Die Gemeinde Christi hat den direkten Angriffen des Satans immer widerstanden: aus jeder Verfolgung ging die Gemeinde sogar gestärkter hervor. Aber ganz anders war es bei den indirekten Angriffen des Teufels, wenn Unreinheit, Korruption und Sünde in die Gemeinde kamen. Viele Gemeinden haben den Löwen erlegt und sind dem Honig erlegen. Wir finden hier deshalb eine Warnung für unsere Gemeinde.

Simsons nächste Schwäche ist, dass er stets nur für sich und seine eigenen Interessen kämpfte. Simson hatte mit 30 falschen Freunden eine Bachelorparty. Simsons Löwenhonig-Erfahrung inspirierte ihn zu einem Rätsel mit einer Wette. Wetteinsatz waren 30 feine Gewänder und 30 Feierkleider. Die Gesellen konnten das Rätsel nicht lösen. Am vierten Tag kamen sie zu Simsons Braut und drohten ihr, dass sie sie mit Feuer verbrennen würden, wenn sie ihnen nicht beim Lösen des Rätsels helfen würde. Simsons Hochzeit entwickelte sich zu einer einzigen hässlichen Geschichte. Hochzeitstage sollten eigentlich Freudentage sein. Aber Simsons Frau machte ein Wein- und Heulmarathon, bis Simson mürbe wurde. Sie sagte die Lösung direkt an die Philister weiter. Die Gesellen präsentierten die Antwort. Simson wusste, dass die Gesellen das von seiner Frau hatten und dass seine Frau ihn betrogen hatte. Und er wurde stinksauer.

Betrachten wir Vers 19. Wieder lesen wir, dass Gottes Geist über ihn kam. Er ging nach Aschkelon, ermordete dreißig Männer und nahm ihnen ihre Kleider ab. Nachdem er seine Schulden beglichen hatte, ging er wieder zurück nach Israel. Und Simsons Frau wurde mit einem seiner Gesellen verheiratet. Die Geschichte wird noch hässlicher. Als Simson kam, um sich mit seiner Frau zu versöhnen, erfuhr er, dass sie nun die Frau eines anderen war. Wieder wurde er zornig. Wir lesen, dass Simson 300 Füchse fing. Aber aus dem Original geht hervor, dass es keine Füchse, sondern Schakale waren. Wiederum verunreinigte Simson sich. Er fasste unreine Tiere an, Tieren, mit denen er nichts zu tun haben sollte. Mit diesen Schakalen zündete er die Kornernte der Philister und ihre Ölbäume an. Als die Philister im Gegenzug Simsons Exfrau und ihren Vater verbrannten, war die Feindschaft mit den Philistern endgültig beschlossene Sache. Kapitel 15,7.8 sagen: „Simson aber sprach zu ihnen: Wenn ihr das tut, so will ich nicht ruhen, bis ich mich an euch gerächt habe. Und er schlug sie zusammen mit mächtigen Schlägen und zog hinab und wohnte in der Felsenkluft von Etam.“ Das hebräische Original sagt, dass er sie Unterschenkel über Oberschenkel schlug. Es bedeutet nichts anderes, als dass es ein ziemliches Gemetzel gewesen sein muss.

Aber für wen kämpfte Simson? Simson kämpfte immer nur für sich. Es ging überhaupt immer nur um ihn. Er wurde betrogen, er wurde übers Ohr gehauen, er war benachteiligt worden, er fühlte sich gekränkt, er fühlte sich hintergangen. Und dafür wollte er Rache. Und Simson setzte dafür das Faustrecht ein.

Wir fassen noch einmal Simsons Schwächen zusammen: Simson handelte nur nach Augenmaß, er war nicht bereit auf Ratgeber zu hören, er setzte sich unnötig Versuchungen aus und lebte nicht transparent, er war unrein, er war egoistisch und kämpfte nur für seine Ziele. Wir sehen also, dass Simson voller Schwächen, Fehler und Sünden war. Was sollen wir hier mitnehmen? Das Schlimme an Simson war nicht nur, dass er alle diese Eigenschaften hatte. Das Schlimme war, dass er nicht bereit war, aus seinen Fehler zu lernen. Er blieb hartnäckig lernresistent. Er brach weiterhin seine Nasiräergelübde. Er weigerte sich weiterhin, ein Leben der Heiligung zu führen. Auf diese Weise vergeudete er Gottes wertvolle Gaben in seinem Leben. Mehr als alle anderen Richter war Gottes Salbung und Gottes Geist in seinem Leben. Aber er nutzte nur einen Bruchteil davon. Er schöpfte sein Potential nur sehr begrenzt aus. Er trampelte Gottes Gnade mit Füßen. Und das blieb nicht ohne Konsequenzen. In der nächsten Woche werden wir Simsons tragischen Fall studieren. Seine Sünden kosteten ihm schließlich seine Freiheit und sein Augenlicht.

Was ist also eine der wichtigsten Lehren aus Simsons Leben? Wir lernen, dass Charakter wichtiger ist als Charisma. Wir lernen, dass Heiligung besser ist Gaben des Heiligen Geistes. Wir alle sollten uns nach Geistesgaben ausstrecken. Wir alle sollten dafür beten, dass der Heilige Geist uns mit seiner Kraft erfüllt. Aber noch vielmehr sollten wir dafür beten, dass wir Christus ähnlicher werden. Charakter ist nicht nur wichtiger als Charisma. Ohne Charakter können wir mit Gottes Gaben nichts Gescheites anfangen. Ohne Charakter können wir Gottes Gaben nicht gut verwalten. Charakter ist unabdingbar, um Gottes Gnade im Leben gut tragen zu können. William MacDonald sagte, dass wir jeden Tag beten sollten: „Herr, mach mich heilig. Mach mich so heilig, wie man nur heilig sein kann, jenseits des Himmels.“

Teil 3 Simsons erster großer Sieg (15,9-20)

Simsons Feindschaft mit den Philistern waren zu einem schwelenden Konflikt geworden. Nach dem Gemetzel zog Simson sich zurück und versteckte sich in einer Felsenkluft. Sehen wir uns Vers 9 an. Die Philister zogen mit einer Armee von 1.000 Männern an, um Simson zu fangen. Die Leute von Juda fühlten sich durch diese Armee bedrängt und fragten die Philister: „Warum seid ihr gegen uns aufgezogen?“ Die Philister antworteten: „Wir sind heraufgekommen, Simson zu binden, dass wir ihm tun, wie er uns getan hat.“ Daraufhin zogen 3.000 Mann von Juda aus, um Simson den Philistern auszuliefern. 3.000 Männer von Juda hatten nicht den Mut, 1.000 Philistern die Stirn zu bieten. Sie bevorzugten es ihren stärksten Mann zu verraten, anstatt sich gegen ihre Feinde aufzulehnen. Zu allermindest konnten sie Simson versprechen, dass sie ihm nichts antun würden. Und so wurde Simson mit zwei neuen Stricken gebunden und den Philistern ausgeliefert. Was geschah dann?

Lesen wir gemeinsam Verse 14 und 15: „Und als er nach Lehi kam, jauchzten die Philister ihm entgegen. Aber der Geist des HERRN geriet über ihn, und die Stricke an seinen Armen wurden wie Fäden, die das Feuer versengt hat, sodass die Fesseln an seinen Händen zerschmolzen. Und er fand einen frischen Eselskinnbacken. Da streckte er seine hand aus und nahm ihn und erschlug damit tausend Mann.“ Zum dritten Mal lesen wir in Simsons Biographie die Worte, dass Gottes Geist über ihn kam. Und es folgte Simsons bisher triumphalster Sieg in seiner Karriere als Richter. Er erschlug tausend Mann mit etwas, was noch nicht einmal den Namen „Waffe“ verdient. Nach seinem Sieg wurde Simson sogar als Poet aktiv. Er sagte laut Elberfelder Übersetzung: „Mit dem Unterkiefer des Esels schlug ich einen Haufen, zwei Haufen! Mit dem Unterkiefer des Esels erschlug ich tausend Mann!“ Es ist ein hebräisches Wortspiel, weil im Hebräischen Esel und Haufen die gleichen Wörter sind.

Sehen wir uns auch die letzten Verse an. Tausend Mann zu erschlagen muss auch für einen Superheld wie Simson eine anstrengende Sache gewesen sein. Simson hatte Durst. Und er tat etwas, was uns zumindest einen Hauch von Frömmigkeit erahnen lässt. Er fing an zu beten: „Du hast solch großes Heil gegeben durch die Hand deines Knechts; nun aber muss ich vor Durst sterben und in die Hände der Unbeschnittenen fallen.“ Die einzige positive Lektion, die wir heute von ihm lernen können ist folgende: Wenn du Erfolg in deinem Leben hast, denke nicht, dass es etwas mit dir zu tun Er erkannte die Tatsache an, dass Gott den Sieg geschenkt hatte. Und erkannte, dass er völlig von Gott abhängig war.

Lesen wir Vers 20 zusammen: „Und er richtete Israel zu den Zeiten der Philister zwanzig Jahre.“ Simson wurde tatsächlich Richter. Simson hatte tausend Philister mit dem Unterkiefer eines Esels erschlagen. Und ich finde, dass dieser Unterkiefer eine wunderbare Illustration für Simsons ganzes Leben ist. Der Unterkiefer war keine Waffe. Gegen eine militärische Übermacht von 1000 Philistern schon gar nicht. Aber derselbe Gott, der mit diesem Unterkiefer großen Sieg schenken konnte, konnte auch einen Simson mit seinen Macken und Schwächen als Richter gebrauchen.

Einige von euch haben sicherlich noch Einwände. Zum Beispiel: „Kam es wirklich von Gott, dass Simson die Philisterin heiraten wollte? Warum war der Geist Gottes auf Simson, als er 30 Philister niedermetzelte, um sie auszurauben?“ Was sagen wir dazu?

Der Text gibt indirekt Antwort auf diese Fragen. Letzte Woche haben wir das Beispiel von Jefta studiert. Jefta hatten Hirtenherz, er war geistlich, er kannte Gottes Wort und konnte ein guter Leiter für das Volk sein. Gott gebrauchte all diese Eigenschaften, um Jefta als effektiven Richter einzusetzten. Simson ist das genaue Gegenteil. Hirtenherz war bei Simson Fehlanzeige. Gottes Mission? Noch größere Fehlanzeige. Gott wollte, dass er die Philister vertreibt. Simsons Problem war, dass er die Philister liebte: er liebte ihre Frauen, er liebte ihre Kultur, er liebte ihre Feste. Außerdem hatte Simson vermutlich keinerlei Ambitionen ein Leiter für sein Volk zu sein. Trotzdem war Simson Gottes auserwähltes Werkzeug zur Rettung des Volkes Israel. Wie passt das zusammen? Es passt eigentlich überhaupt nicht zusammen. Aber lesen wir gemeinsam 13,18: „Aber der Engel des HERRN sprach zu ihm: „Warum fragst du nach meinem Namen, der doch geheimnisvoll ist?“

Simson wollte eine Philisterin heiraten. Gott nahm Anstoß an Simsons Sünde aber gebrauchte das, um einen Konflikt mit den Philistern zu schüren. Simson hatte kein Interesse daran für sein Volk zu kämpfen. Also sorgte Gott dafür, dass Simson persönlich darin involviert wurde, so dass er bei seinen persönlichen Rachefeldzügen gegen die Philister ganz nebenbei seinem Volk half. Simson hatte kein Hirtenherz für sein Volk. Und doch setzte Gott ihn zum Richter ein. Das Schöne dabei ist: Gott gab Simson alle Freiheit zu entscheiden wie er wollte und erfüllte trotzdem seinen Plan genau wie es der Berufung von Simson entsprach. Das ist das Geheimnisvolle, das ist das Wunderbare, was Gott im Leben von Simson tat.

Derselbe Gott möchte uns gebrauchen. Er hat uns dafür Gaben, Talente, Fähigkeiten, bestimmte Eigenschaften und seine Berufung geschenkt. Auf dem Grabstein von Graf Zinsendorf stehen folgende Worte: „Er war gesetzt, Frucht zu bringen, und eine Frucht, die da bleibe.“ Wäre es nicht wundervoll, wenn man das auch über unser Leben eines Tages sagen könnte? Aber wie können wir Frucht bringen, die in Ewigkeit bleibt? Jesus sagte in Johannes 15: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ Simson bedeutet kleine Sonne. Nur in der Abhängigkeit der einzig wahren, ungleich viel größeren Sonne hätte sein Leben bessere Frucht bringen können. Jesus ist diese wahre Sonne. Er ist der Wunder-Rat Gott. Er ist der wunderbare Gott, der gekommen ist, um fortan in uns zu leben und wundersame Dinge durch unser Leben zu tun. Mögen wir ihm dabei weniger im Weg stehen als Simson.

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

one + 6 =