Predigt: Lukas 4,14 – 30

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Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt

„Und er fing an, zu ihnen zu reden: Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.“

(21)

Der Abschnitt vor der heutigen Textpassage befasst sich mit der Versuchung Jesu durch den Teufel. Vers 1 zeigt, in welchem Zustand Jesus in die Wüste geführt wurde, um vom Teufel versucht zu werden: „Jesus…voll Heiligen Geistes“ lesen wir dort. Vers 14 zeigt uns, in welchem Zustand Jesus aus der 40-tägigen Versuchung herausgekommen ist: „Und Jesus kam in der Kraft des Geistes wieder nach Galiläa und die Kunde von ihm erscholl durch alle umliegenden Orte.“ Jesus überstand die Versuchung, voll vom heiligen Geist und begann sein offizielles und öffentliches Werk als Messias, in der Provinz Galiläa. Und Jesu Wirksamkeit blieb nicht ohne Resonanz. Die Kunde von ihm erscholl durch alle umliegenden Orte Galiläas. „Und er lehre in ihren Synagogen und wurde von jedermann gepriesen.“ (15)

Diese zwei Verse (14.15) fassen Jesu Wirken in Galiläa zusammen. Sie sind ein Hinweis auf eine neue Zeit, die durch Jesus, den Messias, angebrochen ist. Laut den übrigen synoptischen Evangelien (Markus und Matthäus) geht Jesus auf diese neue Zeit ein: „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15; vgl. Mt 4,17) Durch Jesus geschah nicht nur etwas Aufregendes in dieser Welt, durch Jesus kam das Reich Gottes zu uns herab! (Es ist hier, mitten unter uns!) Und Menschen die Jesus in den Synagogen Galiläas hörten, priesen ihn! Sie waren von seiner Predigt begeistert! Das ist eine angemessene Reaktion auf das Reich Gottes. Vielleicht fragt ihr euch, wie muss es gewesen sein, Jesus als Prediger zu hören?

Erfreulicherweise bekommen wir von Lukas eine Kostprobe einer ganz besonderen Predigt Jesu, die er in einer Synagoge in seiner Heimatstadt Nazareth gehalten hat. Wir lesen in den Versen 16 und 17: „Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf und wollte lesen. Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht.“ Am Sabbat feierte man Gottesdienst, ähnlich wie wir, mit einem festen Ablauf. Zunächst wurde ein Psalm gesungen, danach wurden diverse Textpassagen auf Hebräisch gelesen, wie z.B. die Segnungen aus dem 5.Mose, Passagen aus dem Gesetz und den Propheten (die Hebräischen Texte wurden auf Aramäisch übersetzt, weil die meisten kein Hebräisch verstanden). Darauf folgte eine Predigt zu der gelesenen Passage aus der Schrift (Die Texte wurden im Stehen gelesen, die Predigt im Sitzen vorgetragen), gefolgt durch abschließende Segnungen durch den Synagogenvorsteher. Lukas lässt alles drum herum unerwähnt und steigt bei der Textlesung Jesu ein, Jesu 61: „Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen und den Blinden, dass sie sehen sollen und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.“ (17-19) Dieses Wort aus Jesaja ist eine messianische Prophezeiung. In ihr ist die Rede von dem einen, auf dem Gottes Geist ist, weil Gott selbst ihn salben würde. Deshalb ist er „der Gesalbte“, der Messias! Zeit des Jesajas stand Assyrien vor der Tür. Jesaja sah aber auch die anderen Feinde, wie Babylon. Die Sehnsucht nach dem Messias war groß, der für alle da sein würde, auch und gerade für die Armen und einfachen Menschen. Für sie hatte er gute Nachricht! Außerdem schrie die Sünde des Volkes zum Himmel, sie waren geistlich blind, würden von ihren Feinden zerschlagen und gefangen gesetzt werden. Man sehnte sich in besonderem Maße nach Erlösung, von der eigenen Schuld und von den Feinden, von der Gefangenschaft, Blindheit und Zerschlagenheit. Die Menschen sehnten sich nach einem Gnadenjahr, an dem alle Schulden vergeben und alle Schuldsklaven befreit würden. Und Gott verhieß ihnen seinen Gesalbten!

Was geschah nach der Textlesung Jesu? Betrachten wir Vers 20: „Und als er das Buch zutat, gab er’s dem Diener und setzte sich. Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn.“ Der Hinweis „Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn.“ beschreibt den schweren Eindruck, den Jesus auf die Gottesdienstteilnehmer hinterließ, obwohl er nur den Bibeltext vorgelesen hat! Diese Wirkung ist natürlich der Traum jeder Gemeinde; aber wie kam sie zustande? Als Jesus die Schriftrolle des Propheten Jesaja überreicht bekam und aufrollte, las er Worte, die mehr als 700 Jahre alt waren. Mehr als 700 Jahre wurde Jesajas Prophezeiung überall in der jüdischen Welt vorgelesen, z.B. bei den Gottesdiensten. Doch noch nie hatte jemand diese Prophezeiung so vorgetragen wie Jesus. Denn es hatte niemanden gegeben, der so auf diese Prophezeiung passte, wie Jesus! Jesaja formulierte seine messianische Prophezeiung in Ich-Form: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat…er hat mich gesandt, zu predigen…“ Wenn ich diese in Ich-Form formulierten Verse vorlese, weiß jeder, dass nicht ich damit gemeint bin, sondern ein anderer. Als Jesus diese Verse vorlas, dachten die Menschen: Hoppla, was passiert hier gerade? Jesus wirkte absolut authentisch, als er die messianische Prophezeiung vorlas, denn sein Leben passt exakt zum göttlichen Wort aus Jesaja 61.

Alle Augen waren auf Jesus gerichtet, alle waren fixiert auf Jesus und gespannt auf seine Predigt. Betrachten wir die Predigt, Vers 21: „Und er fing an, zu ihnen zu reden: Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.“ Das war die Predigt Jesu, die uns von Lukas überliefert ist! Ein einziger Satz! Mehr nicht! Aber erfüllt mit dem Heiligen Geist brachte es Jesus mit diesem einen Satz auf den Punkt! Und sie ist eine Predigt, die nur Jesus halten kann, denn er ist die Erfüllung des Wortes, die Erfüllung der Prophezeiung aus der Schrift. Er ist der verheißene Messias, der vollbringen kann, was niemand sonst vollbringen kann!

Wie wurde das prophetische Wort durch Jesus erfüllt? Betrachten wir Vers 18a: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat“. Im Kapitel 3 berichtete Lukas, wie sich der Himmel auftat und der Heilige Geist auf Jesus herniederfuhr, in leiblicher Gestalt. So erfüllte sich an Jesus, was von ihm in der Schrift vorausgesagt war: „der Geist des Herrn ist auf mir“. In der Apg. zitiert Lukas den Apostel Petrus, der dieses Ereignis wie folgt kommentiert: „wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und Kraft“. (Apg 10,38a) Johannes taufte Jesus mit Wasser, doch Gott salbte Jesus mit dem Heiligen Geist. Jesus ist „der Gesalbte“ Gottes. (Jesus wurde auch leiblich gesalbt. Als Zeichen bekam er von den Weisen aus dem Morgenland u. a. Myrrhe geschenkt, ein Bestandteil des Salböls und er wurde gesalbt, nachdem er vom Kreuz abgenommen wurde.)

Schon allein die Tatsache, dass Jesus der Messias ist, offenbart zu bekommen, ist großartig. Großartig ist auch das Werk des Messias, das durch Jesus erfüllt wird. Betrachten wir nochmals die Verse 18 und 19. Wie erfüllte Jesus die restliche Prophezeiung?

zu verkündigen das Evangelium den Armen“. Jesus predigte das Evangelium den Armen. Die meisten Zuhörer Jesu waren arme Menschen, einfache Menschen. Doch Jesus erfüllte die Prophezeiung weit über ihre wörtliche Deutung hinaus – und das gilt für die ganze Prophezeiung. Seine große Bergpredigt begann Jesus mit den Worten: „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich“. (Mt 5,3) Das ist ein Beispiel für die Erfüllung der messianischen Prophezeiung. Jesus predigte das Evangelium, die frohe Botschaft – das Himmelreich – für die geistlich Armen, nicht für die geistlich Reichen. Das Evangelium Christi ist deshalb so großartig, weil es gerade auch frohe Botschaft für diejenigen ist, die geistlich nichts vorweisen können, die geistlich gesehen ein leeres Konto haben, die mit leeren Händen dastehen, die keinen Grund haben, aufgrund geistlicher Errungenschaften stolz zu sein. Es ist also ok, mit leeren Händen zu Jesus zu kommen. Lasst uns hungrig, durstig und empfangsbereit zu Jesus kommen.

er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen“. Das für „frei“ verwendete griechische Wort „aphesin“ wird von Lukas an 8 anderen Stellen im Evg. und der Apg verwendet und bezieht sich stets auf die Vergebung von den Sünden. Christus erfüllte diese Prophezeiung, indem er die geistlich Gefangenen befreite, d.h. denen vergab, die in ihren Sünden gefangen waren. Dieses Werk kann wirklich nur der Messias tun und er hat es am Kreuz vollbracht.

Aber die Frage ist: Fühlen wir uns wirklich frei? Ist es nicht so, dass wir in vielen Dingen noch unfrei sind? In der Hinsicht was andere über mich denken, was andere über mich reden? Sind wir nicht gefangen in der zwanghaften Gewohnheit, uns mit anderen zu vergleichen? Macht uns das nicht niedergeschlagen, weil wir immer einen finden, den es besser geht als mir, der eine größere Wohnung hat, klüger ist und angesehener? Oder sind wir nicht gefangen in unserer Gesetzlichkeit gegenüber anderen, die wir richten, weil wir uns für gerechter halten als sie? In vielerlei Hinsicht sind wir noch gefangen. Die andere Frage ist: Wollen wir überhaupt frei sein? Glauben wir, dass Jesus und befreien kann? Jesus predigt den Gefangenen, dass sie frei sein sollen! Nimmst du seine Predigt an?

und den Blinden, dass sie sehen sollen und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen“. Jesus öffnete nicht nur die Augen von einigen Blindgeborenen, indem er sie heilte, sondern vielen, vielen mehr. Jesus öffnet die geistlichen Augen von Menschen, die in der Finsternis dieser Welt blind sind. Jesus nimmt sich der Zerbrochenen und der Zerschlagenen an und richtete sie wieder auf. „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ (Jes 42,3) Vielmehr ruft er uns zu: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28)

Schließlich heißt es: „zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn“. Das Gnadenjahr war nach dem Gesetz des Mose ein Erlassjahr und wurde alle 50 Jahre gefeiert (nach 49 Jahren = 7 Sabbatjahren). Und zwar wurden allen Schuldnern ihre Schulden erlassen und die Schuldsklaverei aufgehoben. Von reichen Gläubigern abgesehen, muss dieses Gnadenjahr des Herrn beim einfachen Volk unheimlich beliebt gewesen sein. Weil es alle 50 Jahre stattfand, erlebten die meisten das Gnadenjahr des Herrn nur einmal im Leben. Wenn die Menschen damals Kalender gehabt hätten, wäre das Gnadenjahr des Herrn ganz groß rot angekreuzt. Für die Schuldner bedeutete es, auf einen Schlag schuldenfrei! Für die Schuldsklaven bedeutete es: auf einen Schlag Freiheit! Jesus erfüllte das Gnadenjahr des Herrn! Er ist derjenige, auf den das Gnadenjahr Jahrhunderte hingewiesen hat, der eine, der auf einen Schlag unsere größte Schuld vergibt, unsere Sündenschuld, die uns von Gott trennt und tötet! Und der uns auf einmal die Freiheit schenkt, von unserer geistlichen Sklaverei! Jesus sagte: „Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.“ Jesus läutete das „Heute“ ein und sein Gnadenjahr ist unser Heute (bzw. heute ist noch immer sein Gnadenjahr). Möge Jesus unsere Augen öffnen, für sein Gnadenjahr, das heute gilt. Möge Jesu Predigt uns helfen, unser Leben bewusst im Gnadenjahr zu führen.

Bevor wir im Text fortfahren: Was bedeutet der Text für uns? Zunächst einige Beobachtungen:

Beobachtung 1. Die Verse 14 und 15 deuteten eine neue Zeit an. Die Kunde Jesu verbreitete sich in ganz Galiläa und jedermann pries Jesus. Wie ist es mit uns? Wie reagieren wir auf Jesus und auf seine Botschaft? Sind wir nicht viel zu träge geworden? Sind wir nicht unheimlich schwer zu begeistern? Sollten wir Jesus nicht viel mehr preisen als wir es tun; und auf eine natürliche und lebendige Weise? Ja! Aber woran liegt es?

Beobachtung 2. Für die Gottesdienstteilnehmer war es ein unheimlich großes Privileg, Jesu Predigt in der Synagoge zu hören. Wann erlebt man schon live, im Gottesdienst, ein so bedeutendes, historisches Ereignis, wie die Erfüllung der Schrift? Und dann noch die Erfüllung der messianischen Prophezeiung – durch Jesus! Welche Erwartungen haben wir vom Gottesdienst? Kommen wir mit der Hoffnung, Jesus zu treffen? Kommen wir mit der Erwartung, eine große geistliche Offenbarung zu erleben, einen geistlichen Durchbruch? Freuen wir uns auf Jesu Wort, auf das Evangelium? Freuen wir uns überhaupt auf irgendetwas? Oder sind wir einfach nur da? Warum ist der Gottesdienst für uns zur routinemäßigen Pflicht geworden? Warum sind die 10 Minuten vor dem Gottesdienst so gespenstig?

Beobachtung 3. Du hast den heutigen Text gelesen und gehört. Wie fühlst du dich? Bist du glücklich? Wirken die Geschwister, die neben dir sitzen glücklich? Was fehlt uns zum vollständigen Glück? Viele Probleme fallen uns ein. Probleme zuhause, Probleme in der Ehe, Probleme bei der Arbeit, Probleme in der Gemeinde. Sind diese Probleme Ursache für unseren Mangel an vollkommene Freude und Glück oder Symptome eines anderen Problems?

Anwendung 1. In Jesu Worten, die er vorgelesen hat, finden wir uns wieder. Wir sind die Armen, die absolut nichts vorweisen können. Wir sind die Gefangenen, die nicht in der Lage sind, sich selbst zu befreien. Wir sind die Blinden, die nicht sehen, die Zerschlagenen, die am Boden liegen. Passt diese Beschreibung nicht haargenau auf unser innerstes Wesen? Sind das nicht die wahren Probleme, an denen wir leiden? Schreit unser kaputtes Inneres nicht nach dem einen, der alles erneuern kann? Wie vollbringt Jesus, der die Schrift erfüllt hat, sein Erlösungswerk in uns? Er tauschte seine Position mit der unsrigen! Um uns Armen das Evangelium zu verkünden, wurde er arm für uns, wie es heißt: „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“ (2.Kor 8,9) Was heißt das für uns? Das heißt für dich armseliger, dass du jetzt reich bist, weil Jesus für dich arm wurde. Erfreue dich am gewonnenen Reichtum in Christus und preise Jesus, alles andere ist eine Verachtung seiner Gnade! | Wie befreite Jesus uns von unserer Gefangenheit der Sünde? Indem er seine Freiheit von der Sünde mit unserer Gefangenschaft der Sünde eintauschte. Wir wurden frei, indem er sich von Juden und Römern gefangen nehmen ließ, mit Händen und Füßen am Kreuz gefangen war und wegen unserer Sünde 3 Tage vom Tod festgehaltn wurde. Wir haben Freiheit erlangt, die nur Jesus gebührt! Hast du Wertschätzung für diese Freiheit? Wie gehst du damit um? | Wie wurden wir sehend? Wie empfingen wir das Licht? Dadurch, dass Jesus selbst in die Finsternis kommen musste. | Wie wurden wir von unserer Zerschlagenheit befreit? Indem er sich von Geiselhieben, Dornenkrone und den Nägeln des Kreuzes zerschlagen ließ. Das Gnadenjahr unseres Herrn ist wirklich teuer erkauft. Sollten wir so tun, als wäre sie nichts wert?

Zurück zur Anwendung: Beherzige Jesu Gnade, sie löst unser wahres Problem. Wenn du in Kürze wieder Problemen begegnest, zuhause, mit dem Partner, im Job, in der Gemeinde etc. besinne dich auf Christi unverdientes Werk an dir, der einen schrecklichen Sünder in Liebe und Vergebung angenommen hat und folge seinem Beispiel. Lebe das Gnadenjahr Christi aus! Symptome, wie Streit, Missverständnisse, Verletzung usw. klingen allmählich ab, sobald die Krankheit besiegt ist. Beten wir dafür, Christi heilsame Gnade in unseren Familien und in unserer Gemeinde zu erleben.

Wie kam Jesu Predigt bei den Menschen in Nazareth an? Vers 22: „Und sie gaben alle Zeugnis von ihm und wunderten ich, dass solche Worte der Gnade aus seinem Munde kamen und sprachen: Ist das nicht Josefs Sohn?“ Ihre Reaktion klingt nicht widerspruchsfrei. Auf der einen Seite gaben sie Zeugnis von Jesus, was ihre positive Empfindung über Jesus zum Ausdruck bringt und sie wunderten sich, dass solche Worte der Gnade aus seinem Munde kamen. Es waren in der Tat Worte der Gnade, die aus Jesu Mund kamen! Mit den Worten Jesu schienen sie also weniger ein Problem zu haben. Vielleicht liegt die Betonung auf „aus seinem Munde“. „Ist das nicht Josefs Sohn?“ wanden sie ein. Offenbar konnten sie die gnädigen Worte nicht in Einklang bringen mit der Person Jesu, den sie von Kindheit und Jugend an kannten. Klar wollten sie den Messias, aber Jesus sollte der Messias sein?

Jesus aber kannte die Gedanken ihrer Herzen. „Und er sprach zu ihnen: Ihr werdet mir freilich dies Sprichwort sagen: Arzt, hilf dir selber! Denn wie große Dinge haben wir gehört, die in Kapernaum geschehen sind! Tu so auch hier in deiner Vaterstadt! Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet gilt etwas in seinem Vaterland.“ „Arzt, hilf dir selber“ drückt den Spott aus, den die Menschen in Nazareth Jesus entgegen brachten; nach dem Motto: Du willst uns helfen? Hilf dir selbst, wenn du etwas Besonderes bist. Auf ähnliche Weise wurde Jesus am Kreuz verspottet, als man ihm zurief: „hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist und steig herab vom Kreuz!“ (Mt 27,40) Außerdem wollten sie von Jesus Wunder sehen. Jesus sollte erst einmal liefern, bevor er große Töne von sich gab.

Wir sehen, dass die Stimmung nach anfänglicher Begeisterung kippte. Doch Jesus war gefasst! Er wusste, dass kein Prophet in seinem Vaterland etwas gilt. Er brachte sogar 2 Beispiele aus dem AT. Elia, der als der größte unter den Propheten galt, ging nicht zu den vielen Witwen in Israel, sondern wurde „allein zu einer Witwe … im Gebiet von Sidon“ gesandt. Selbst ihr großer Prophet Elia fand im eigenen Land kaum Beachtung, so dass Gott ihn zu einer heidnischen Witwe sandte. Sein geistlicher Nachfolger war der Prophet Elisa. Jesus sagte: „Und viele Aussätzige waren in Israel zur Zeit des Propheten Elisa und keine von ihnen wurde rein als allein Naaman aus Syrien.“ Auch Elisa galt kaum etwas in Israel, so dass wiederum ein Heide die Gnade Gottes empfing und rein wurde, obwohl es viele Bedürftige in Israel gab. Jesu Ablehnung in seiner Heimatstadt war also kein Scheitern Jesu als Messias. Sie war vielmehr eine Bestätigung dafür, dass Jesus von Gott kam und Gottes Werk tat.

Wie kam Jesu Lehre bei den Menschen an? Vers 28ff: „Und alle, die in der Synagoge waren, wurden von Zorn erfüllt, als sie das hörten. Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war, um ihn hinabzustürzen. Aber er ging mitten durch sie hinweg.“ Was brachte die Menschen derart auf, dass sie Jesus umbringen wollten? Nun ihnen schmeckte wohl nicht, dass Jesus sich mit den großen Propheten Elia und Elisa verglich, obwohl Jesus viel mehr ist als ein Prophet! Außerdem stufte er die Zuhörer als Prophetenablehner ein. On top erwähnte Jesus die Heiden, die Gottes Gnade empfingen, die eigentlich Israel zustand, weil Israel sie ablehnte. Jesus hatte in allen Punkte recht. 1) Er war mehr als ein Prophet, 2) sie lehnten nicht nur einen Propheten Gottes ab, sondern den Messias selbst und 3) die flächendeckende Ablehnung der Juden führte zur großen Gnade unter den Heiden. Dennoch wollten sie ihn töten und erwiesen sich somit als geistlich blind und gefangen.

Anwendung 2: Die Menschen in Nazareth lehnten Jesus ab, weil sie voreingenommen waren. Sie hatten ein anders Bild vom Messias. Jesus, den sie von klein auf kannten, passte nicht zu ihrer Vorstellung. Auch die meisten Menschen in unserem Land sind Jesus gegenüber voreingenommen. Sie meinen, Jesus hätte nichts mit ihnen zutun, Jesus hätte keine Relevanz für ihr persönliches Leben, auch keine für das gesellschaftliche Leben. Gegen Voreingenommenheit sind auch wir nicht resistent. Auch wir meinen Jesus zu kennen und das Lukasevangelium zu kennen. Wir haben uns ein Bild von Jesus gemacht und rechnen nicht mit etwas Neuem, etwas, das uns überrascht und verändert. Voreingenommenheit ist ein großes Problem, beim Bibellesen, beim Bibelstudium, beim Gottesdienst. Wir sollten unsere Haltung erneuern und unsere Voreingenommenheit ablehnen. Dann kann Christi Evangelium unsere Herzen bewegen und verändern.

Anwendung 3: Wir fürchten uns manchmal davor, Christi Evangelium zu verkündigen, weil wir Angst davor haben abgelehnt zu werden. Wir verkraften es nur schwer, wenn wir abgelehnt werden und Christi Evangelium abgelehnt wird und Jesus selbst abgelehnt wird. Doch Jesus lehrt, dass das Evangelium nicht umsonst gepredigt wird. Gottes Gnade kann nicht verloren gehen! Durch Elia und Elisa empfingen die Heiden die Gnade, die von den Juden abgelehnt wurde. Jesus selbst wurde in seinem Vaterland abgelehnt, dadurch wurden Heiden auf der ganzen Welt Empfänger der Gnade Jesu, so auch wir. Lasst uns nicht aufhören, als Evangeliumsarbeiter zu wirken. Möge die Freude, die wir an Christus haben und die Veränderung, die das Evangelium in unseren Herzen, Familien und der Gemeinde bewirkt, ein Zeugnis Christi in dieser Stadt sein.

Gebet: Herr danke für Jesus, den Messias Gottes, der in uns vollbringen kann, was sonst keiner zutun imstande ist. Danke für Christus, der den Gefangenen die Freiheit predigt. Befreie uns von unserer Blindheit und lass uns das Gnadenjahr erkennen und darin leben. Befreie uns von allen Fesseln, die uns gefangen halten, und schenke jedem einzelnen und der ganzen Gemeinde deine heilsame Gnade.

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