Predigt: 2. Korinther 10,1 – 18

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Die Waffen unseres Kampfes

„Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören.“

(10,4)

Ich weiß nicht, wie es euch ergangen ist, als ihr Kapitel 10 gelesen habt, aber ich will euch sagen, wie es mir ergangen ist. Kennt ihr es, wenn ihr einen Text geschrieben und ausgedruckt habt, allerdings ohne die Seiten zu nummerieren und euch geschieht ein Missgeschick und die Seiten fallen runter und verbreiten sich auf den Boden und ihr schert sie zusammen und die Seiten sind durcheinander? Dieses Gefühl hatte ich, als ich Kapitel 10 gelesen habe. Ich will euch erzählen, warum.

Vor der Aufforderung zur Geldsammlung für die armen Glaubensgeschwister in Jerusalem hatte sich Paulus so sehr darüber gefreut, dass die Korinther Buße getan hatten und auch Titus hatte sich unheimlich gefreut über die positive Veränderung der Korinther und Paulus schloss Kapitel 7 mit den Worten ab: „Ich freue mich, dass ich mich in allem auf euch verlassen kann.“ (7,16) Aber in Kapitel 10 beginnt Paulus mit Ermahnung und der Ton nimmt Strenge an. Und das ist erst der Anfang, das Ganze steigert sich bis Kap. 13! Und ich dachte: Sind da irgendwie die Seiten durcheinander geraten (was aber nicht der Fall gewesen ist)? Nun, es gibt verschiedene Theorien, zu diesem Tonwechsel. Die beste Erklärung, die ich gefunden habe besagt, dass Paulus die Kapitel 10-13 zwar an die ganze Gemeinde schrieben hat aber im Hinblick auf die Minderheit unter den Korinthern, die einen schädlichen Einfluss auf die Gemeinde ausübte. Und wir wissen, dass ein kleiner Rest genügt, um die ganze Gemeinde schlecht zu beeinflussen. In seinem ersten Brief hatte Paulus sie bereits davor gewarnt: „Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert?“ (1.Kor. 5,6)

So beginnt Paulus den heutigen Text mit einer Ermahnung.

Erstens – Die Waffen unseres Kampfes (1-11)

Wieso musste Paulus die Korinther ermahnen? Lesen wir Verse 1 und 2: „Ich selbst aber, Paulus, ermahne euch bei der Sanftmut und Güte Christi, der ich in eurer Gegenwart unterwürfig sein soll aber mutig, wenn ich fern von euch bin. Ich bitte aber, dass ihr mich nicht zwingt, wenn ich bei euch bin, mutig zu sein und die Kühnheit zu gebrauchen, mit der ich gegen einige vorzugehen gedenke, die unsern Wandel für fleischlich halten.“

Ihr erinnert euch sicher an die Schotten, die vor einigen Tagen dafür stimmen konnten, unabhängig zu werden oder weiterhin zu Großbritannien zu gehören. Wir wissen, wie die Wahl ausgegangen ist. Die Mehrheit war risikoavers und hat sich für das letztere entschieden. Nun, die Engländer und die Schotten, das war immer so eine Sache. Das wissen die meisten durch den Film Braveheart. In diesem Film gibt es eine sehr schöne Szene, in der sich William Wallace das erste Mal vor die schottische Armee stellt und vor dem Kampf eine Rede hält. Die meisten Schotten kannten ihn nur vom Hörensagen aber nicht vom Sehen. Reitend auf einem Pferd rief er laut: „Ich bin William Wallace!“ Die anderen schauen ihn ungläubig an und einer sagt: „William Wallace misst sieben Fuß.“ „Ja“ antwortet Wallace sarkastisch, „das hab ich gehört. Er tötet Hunderte im Handumdrehen. Wäre er hier, seine Augen würden die Engländer mit Feuerbällen verzehren.“ Diese Szene ist amüsant. Die Menschen hatten aus der Ferne siegreiche Geschichten ihres Helden gehört. Aber der tatsächlich vor ihnen stehende Wallace passte nicht zu dem Bild, das sie von ihm hatten, als er noch der Ferne war, obwohl es sich um ein und dieselbe Person handelte.

Was in diesem Film amüsant wirkt, war in Paulus Fall sehr ernst. In Korinth warf man ihm vor, in der Ferne anders zu sein, als von Angesicht zu Angesicht. Er ist mutig, in der Ferne, sagte man über ihn, aber wann immer er uns besucht, ist er unterwürfig. Betrachten wir Vers 10: „Denn seine Briefe, sagen sie, wiegen schwer und sind stark; aber wenn er selbst anwesend ist, ist er schwach und seine Rede kläglich.“ Warum sagten Paulus Gegner diese bösen Sachen über ihn? Sie hinterfragten seine Authentizität und untergruben somit seine Apostelschaft. Ist das nicht gerissen? Sie sagten: Er ist kein richtiger Apostel. Ihm fehlt geistliche Autorität, ihm fehlt Charisma, seine Redekunst ist schwach und kläglich und seine Predigten sind langweilig. Ja, sagten sie, er kann zwar heftige Briefe schreiben und viel Staub aufwirbeln, wenn er weitgenug entfernt ist, wie zuletzt durch den „Tränenbrief“ aber macht euch darüber keine Sorgen. Wenn er kommt, ist er harmlos. Seine Briefe sind leere Drohungen. Ihr müsst ihn nicht ernst nehmen! Sie hinterfragten seine Authentizität und zweifelten an seiner Apostelschaft.

Wer waren diese ihm so böse gesinnten Menschen? Es waren wohl keine jüdischen Fanatiker, die der Gemeinde eine mosaische Zwangsjacke anlegen wollten, sonst hätten sie das Gesetz gefordert oder die Beschneidung. Unter solchen Leuten hatten andere Gemeinden zu leiden. Diese Menschen hier hielten viel von ihrem Gedankengut, von ihrer Erkenntnis, von ihrer Rhetorik usw. und erhoben sich über Apostel Paulus und spielten die eigentlichen Gemeindeleiter. In Kapitel 11 bezeichnet Paulus sie als „Überapostel“. Dieses Bild vermittelten sie von sich selbst, obwohl sie mit dem Apostelamt Christi rein gar nichts zu tun hatten! Außerdem warfen sie Paulus vor, fleischlich zu leben.

Wie ging Paulus auf ihre Kritik ein? Es ist erstaunlich, wie Paulus reagierte. Er sagt: „Ich selbst aber, Paulus, ermahne euch bei der Sanftmut und Güte Christi“. Er sagt: Mag sein, dass ich bei meinen Besuchen nicht dominant aufgetreten bin, weder mutig noch kühn gewesen bin. Aber ist das wirklich schlimm? Schaut auf den Herrn Jesus Christus. Was seht ihr? Ihr seht seine Sanftmut und Güte! Daran ist nichts verkehrt! Aber Paulus konnte auch ganz anders, wenn es erforderlich sein würde. Er konnte gegenüber der Gemeinde auch mutig und kühn auftreten, falls notwendig. Mit den falschen Aposteln gedachte er streng umzugehen, doch die Gemeinde sollte ihm keinen Anlass dazu geben. Vers 11: „Wer so redet, der bedenke: wie wir aus der Ferne in den Worten unsrer Briefe sind, so werden wir wenn wir anwesend sind, auch mit der Tat sein.“

Nun, man konnte Paulus alle seine Schwächen vorwerfen und er konnte mit dieser Kritik sehr gut umgehen. Doch der Vorwurf, sein Wandel sei fleischlich, war wirklich eine ernsthafte Beschuldigung, mit großem Gefahrenpotenzial, für die Ehre Gottes und für das Werk Gottes. Und das konnte Paulus nicht stehen lassen, weil er Gott liebte und weil er die Gemeinde Gottes liebte. So führte dieser Anlass zu einer Botschaft, mit geistlicher Explosionskraft. Lesen wir Verse 3-6: „Denn obwohl wir im Fleisch leben, kämpfen wir doch nicht auf fleischliche Weise. Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus. So sind wir bereit, zu strafen allen Ungehorsam, sobald euer Gehorsam vollkommen geworden ist.“ Ein fleischliches Dasein ist der Vergänglichkeit ausgeliefert. Es wird sterben und verwesen. Die Überapostel warfen Paulus vor, fleischlich zu leben. Und während sie das taten, hatten sie keine Ahnung, wie genau sie sich selbst damit beschrieben! Sie waren es, die Wert legten auf schöne Worte und Polemik. Sie waren es, die gerne philosophierten und ihre eigene Ehre suchten. Mit ihrem ganzen Wandel erwiesen sie sich nicht etwa als Nachfolger Christi. Paulus bezeichnete sie in Kap 11,15 als Diener des Teufels! Ihnen fehlte der Geist Gottes, der lebendig macht, ihnen fehlte der Geist des Evangeliums, der uns zu Söhnen und Töchtern Gottes macht, sie waren lebendig tot.

Apostel Paulus war auch ein Mensch, in fleischlicher Hülle, das ja. Aber sein Wandel und sein Glaubenskampf waren alles andere als fleischlich. Paulus war wiedergeboren, erfüllt mit dem heiligen Geist, Christus war sein Leben und er predigte das Evangelium. Er kämpfte ganz und gar nicht fleischlich, denn mit Fleisch kann man 1) nichts Nachhaltiges bewirken (vor allem im Anbetracht der Ewigkeit! – Fleisch vergeht) und 2) Fleisch kann Gott nicht gefallen! Paulus kämpfte mit anderen Waffen, die nicht fleischlich waren! Was waren das für Waffen? Auf die einzelnen Bestandteile der geistlichen Waffenrüstung geht Paulus an anderen Stellen der Bibel ein. Wir kennen z.B. die geistliche Waffenrüstung aus dem Epheserbrief. Dort zählt er die einzelnen Bestandteile auf: Gurt, Panzer, Stiefeln, Schild, Helm und vor allem das Schwert des Geistes! Das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes! Während Paulus im Epheserbrief auf die Bestandteile der geistlichen Waffenrüstung eingeht, konzentriert er sich in unserem Text auf die Wirkung dieser Waffen. „Die Waffen unseres Kampfes sind… mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus.“ Wann immer Paulus durch Kleinasien und Europa reiste, um das Evangelium Christi zu verkünden, bekam er heftigen Gegenwind. Er lebte in einer polytheistischen Umgebung. Die Menschen glaubten an die griechischen Götter, an die römischen Götter, sogar an die römischen Kaiser, die als Götter verehrt wurden. Etliche litten unter okkulten Glaubensvorstellungen. Aber Paulus glaubte an die Schlagkraft seiner Waffen. Er glaubte an den Sieg des Evangeliums. Und so konnte er diese oppositionellen Festungen herausfordern und mit seinen geistlichen Waffen zerstören!

(Die Korinther konnten mit dem Bild einer Festung sehr gut etwas anfangen. Sie hatten eine gewaltige Festung namens Akrokorinth. Und die Tatsache, dass Teile dieser Festung bis heute erhalten sind, zeigt, wie schwer es ist, eine Festung zu zerstören! Aber genau dazu ist das Evangelium imstande! Auch wir haben eine Hilfe, um uns das Ganze besser vorzustellen. (Hat jemand eine Idee?) Wir haben das Heidelberger Schloss, zumindest die Ruinen davon. Der französische Dichter Victor Hugo besuchte Heidelberg im Jahre 1838 und ging gerne am Schloss spazieren und schrieb folgendes in einem Brief: „Lassen Sie mich nun von seinem Schloss sprechen. (Das ist absolut unerlässlich und eigentlich hätte ich damit beginnen sollen). Was hat es nicht alles durchgemacht! Fünfhundert Jahre lang hat es die Rückwirkungen von allem hinnehmen müssen, was Europa erschüttert hat und am Ende ist es darunter zusammengebrochen…Man könnte sagen, dass sich der Himmel eingemischt hat…Am 23. Juni 1764…an diesem Vortag…traf das Feuer des Himmels den achteckigen Turm, setzte das Dach in Brand und zerstörte in wenigen Stunden dieses fünfhundert Jahre alte Schloss.“ 500 Jahre hielt das Schloss allen Angriffen stand, bis es zweimal hintereinander vom Blitz getroffen wurde und niederbrannte. (Wir wissen auch, dass die Franzosen den Pulverturm gesprengt haben). Eine Festung ist widerstandsfähig und robust. Aber ihre Zerstörung kann sehr schnell gehen! Und diese Wirkung hat das Evangelium.)

Jedes Mal wenn Paulus das Evangelium predigte, wiedersprachen ihm die Menschen. Es gab jüdische Fanatiker, die das Evangelium durch das Gesetz bekämpfen wollten, es gab griechische Gelehrte und Philosophen, die klug argumentierten und Wert auf ihre überlegene Erkenntnis legten. Die Römer hielten wiederum ihr Weltbild für überlegen, weil sie die halbe bekannte Welt erobert hatten. Paulus war auch ein Gelehrter, er ließ sich aber nicht auf einen fleischen Schlagabtausch ein. Er wusste: Das Evangelium Christi ist wahr! Die Wahrheit kommt von Gott, Jesus selbst ist die Wahrheit! Und die Wahrheit ist exklusiv! Und er erlebte unzählige Male, an allen möglichen Standorten und in allen möglichen Menschen, wie die Wahrheit, Kraft und Herrlichkeit des Evangeliums verkehrtes Gedankengut in sich zusammenfallen ließ, wie ein Kartenhaus, genauso, wie sein eigenes Weltbild in einem Augenblick in sich zusammenstürzte, als er auf dem Weg nach Damaskus, die Herrlichkeit des auferstandenen Christus erblickte.

Damit es keine Missverständnisse gibt: Im Umgang mit unseren geistlichen Waffen geht es nicht um Aggressivität oder Militanz. Paulus Waffen zerstörten auch nicht die Menschen, die sich hinter ihren Weltanschauungen versteckten, sondern sie zerstörten ihre Festungen, befreiten sie also von ihrem falschen Gedankengerüst, damit der Gehorsam Christi in ihnen aufblühen konnte. Wie wirkte dabei das Evangelium? Wenn ihre Festungen plötzlich einstürzten, standen die Menschen nackt da und konnte sich nicht mehr rechtfertigen. Das Evangelium zeigte ihnen, wie nackt, hilflos und verloren sie waren und führte sie zur Buße und Umkehr. Das war der Beginn eines gesegneten Lebens.

Das waren die Festungen der damaligen Zeit. Wie ist es heute? Welche Festungen finden wir heute vor, welche Gedanken und welche Erkenntnisse erheben sich über die Erkenntnis Gottes? Im Westen, in Europa, insbesondere bei uns in Deutschland existieren Festungen, die uneinnehmbar wirken. Sie heißen Atheismus, Relativismus, Anthropozentrismus usw. Sie stehen in krassem Wiederspruch zur biblischen Botschaft. Und wenn wir diese Festungen im Alltag begegnen, fühlen wir uns manchmal hilflos, der Gegenwind scheint zu stark zu sein. Am liebsten würden wir das Feld räumen und uns irgendwo verkriechen. Aber die Waffen unseres Kampfes sind mächtig, diese Festungen zu zerstören. Warum? Eine Gegenfrage soll uns dabei helfen: Wer ist ein besserer Denker als Gott? Wer ist ein weiserer Philosoph, als er? Wer ist ein besserer Wissenschaftler, ein klügerer Theoretiker und ein wirksamerer Praktiker, als Gott, der das Universum hervorragend konzipiert und geschaffen hat? Wer kann es ihm gleichtun? Aus dem Nichts heraus? Wessen Gedanken sind höher als die Gottes, der das größte Problem der Menschheit kennt und eine Lösung herbeigeführt hat, durch den Tod und die Auferstehung Christi, um uns mit sich selbst zu versöhnen!? Die Antwort liegt auf der Hand: Niemand! Also ist niemand in der Lage sich über Gott zu erheben und es gibt keine Erkenntnis, die höher ist als die Erkenntnis Gottes! Denn niemand im gesamten Universum ist vollkommen, als Gott allein. Er ist die einzige absolute Größe, in der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Also ist er Eigentümer der absoluten Erkenntnis und der absoluten Wahrheit! Und diese tut er uns kund, durch Jesus Christus und durch sein Wort und beide sind identisch, denn Jesus ist das inkarnierte Gotteswort. Und in der Tat überragt das Evangelium Christi alle anthropologischen Erklärungsversuche, in der Psychologie, der Sozialwissenschaft, der Philosophie, der Verhaltensforschung usw. Schau was Jesus zum Wesen des Menschen sagt, was er über das Herz des Menschen sagt und du siehst, es überragt alle menschlichen Erkenntnisse und du siehst eine unmittelbare Nähe zur Realität. (Auch hier bitte nicht missverstehen: Forschung und Wissenschaft sind gut und nicht schlecht. Aber ich bin überzeugt, dass ein vom Evangelium geprägtes Weltbild unsere Forschung verbessert und kein Hindernis für die Wissenschaft ist.)

Lasst uns keine Angst haben, sondern lernen, uns auf unsere Waffen zu besinnen und neuen Mut zu schöpfen, den siegreichen Kampf aufzunehmen. Ein Beispiel hierzu. In unserer Zeit hören wir oft folgende Aussage: Ich bin ein guter Mensch, ich brauche Gott nicht. (Schon gehört?) Wie gehen wir damit um? Ich bin ein guter Mensch. Ok, im Vergleich zu wem oder was? Im Vergleich zu einem Schwerverbrecher mag das durchaus stimmen. Aber ist das eine absolute Aussage, die immer Gültigkeit besitzt? Auch vor Gott? Niemand würde es wagen, vor Gott stehend zu sagen: Ich bin ein guter Mensch! Heulen und Zähneklappern wird das einzig hörbare sein. Und wer sagt ich brauche Gott nicht, weiß erstens überhaupt nicht, was es wirklich heißt, in einer Welt ohne Gott zu leben. Die Hölle wird die alle erste Erfahrung sein. Und es sind dieselben Menschen, die Gott nicht brauchen, wenn es ihnen gut geht, aber zu Gott jammern, wenn sie in der Not sind oder auf dem Sterbebett.

Unsere Waffen sind dem Fleisch überlegen. Je besser wir das Evangelium verstehen und je besser es Anwendung in uns findet, umso siegreicher werden wir im geistlichen Kampf sein, um Gott zu verherrlichen und Menschen für Christus zu gewinnen, in der Demut, Liebe und Frieden Christi!

Zweitens – Das Maß von Gott zugemessen (12-18)

Im zweiten Teil des Textes möchte Apostel Paulus den Korinthern helfen, den klaren Unterschied zwischen ihm, einen echten Apostel und den falschen Überaposteln zu erkennen. Welche Unterschiede führt er auf? Lesen wir Vers 12: „Denn wir wagen nicht, uns unter die zu rechnen oder mit denen zu vergleichen, die sich selbst empfehlen; aber weil sie sich nur an sich selbst messen und mit sich selbst vergleichen, verstehen sie nichts.“

Habt ihr schon einmal die Geschichte gehört, von einem Mann, der in einer Fabrik arbeitete und jeden Tag am Schaufenster eines Uhrmachers Halt machte, um seine eigene Uhr mit der großen, schönen Uhr im Schaufenster des Uhrmachers zu synchronisieren? Nach vielen Tagen sprach ihn der Uhrmacher darauf an: Entschuldigen Sie, mein Herr, ich möchte Sie etwas fragen. Ich sehe, wie sie jeden Tag ihre Uhr nach meiner Uhr stellen. Welchen Beruf üben Sie aus? Der Mann sagte: Es macht mich verlegen, es zu sagen aber ich stoppe die Zeit in der Fabrik neben an und meine Aufgabe ist es, jeden Tag um 16 Uhr die Glocke zu läuten, damit die Leute ihre Schicht beenden und nachhause gehen können. Aber meine Uhr funktioniert nicht gut, also synchronisiere ich sie mit Ihrer Uhr. Der Uhrmacher sagte: Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie. Meine Uhr funktioniert leider auch nicht besonders gut, also stelle ich sie nach der Glocke, die ich jeden Tag um 16 Uhr höre.

Nun, was passiert, wenn sich 2 schlecht funktionierende Uhren gegenseitig korrigieren? Sie weichen immer mehr von der realen Uhrzeit ab! Wie löst man dieses Problem? Man benötigt eine andere Uhr, die richtig läuft und danach müssen alle Uhren gestellt werden.

Zurück zum Text. Die falschen Apostel empfahlen sich selbst; „aber weil sie sich nur an sich selbst messen und mit sich selbst vergleichen, verstehen sie nichts.“ Diese Menschen hatten eine super Meinung von sich selbst, aber sie ticken falsch, weil sie sich an sich selbst maßen und verglichen. Das führte dazu, dass sie nichts verstanden! Ist der Mensch das Maß aller Dinge? Natürlich nicht! Dennoch streben Menschen, gerade in unserer Zeit, nach Autonomie. Man verleiht seinem Leben selbstständig Daseinsbedeutung, man bewertet sein Leben nach eigenen Maßstäben. Das führt dazu, dass man ein verzerrtes Bild von sich selbst bekommt und ein widersprüchliches Leben führt, wie die falschen Aposteln.

Wie lebte hingegen Paulus? Lesen wir Verse 13-15: „Wir aber wollen uns nicht über alles Maß hinaus rühmen, sondern nur nach dem Maß, das uns Gott zugemessen hat, nämlich dass wir auch bis zu euch gelangen sollten. Denn es ist nicht so, dass wir uns zu viel anmaßen, als wären wir nicht bis zu euch gelangt; denn wir sind ja mit dem Evangelium Christi bis zu euch gekommen und rühmen uns nicht über alles Maß hinaus mit dem, was andere gearbeitet haben. Wir haben aber die Hoffnung, dass wir, wenn euer Glaube in euch wächst, nach dem Maß, das uns zugemessen ist, überschwänglich zu Ehren kommen.“

Paulus lebte nicht nach menschlichen Richtlinien oder Maßstäben, diese setzt er sich auch nicht selbst! Er hielt sich exakt an dem Maß, das Gott ihm zugemessen hatte. Dieses ihm zugemessene Maß war sein Apostelamt für die Heidenmission. Dazu hatte Christus ihn berufen und bevollmächtigt. Dazu hatte ihn der Heilige Geist aufgefordert und ausgesandt, seine Missionsreisen zu tätigen. Und aus diesem Grund war er auch nach Korinth gekommen und hatte zur Gemeindegründung beigetragen, alles nach jenem Maß und dessen durften er und seine Mitarbeiter sich rühmen, aber nicht die falschen Aposteln! Sie hatten nichts damit zu tun und rühmten sich zu Unrecht! Sie rühmten sich mit der Arbeit von Paulus und seinen Mitarbeitern.

Außerdem hatten sie unterschiedliche Ziele. Paulus wollte das Beste für die Gemeinde, er betete für ihr Glaubenswachstum, er schrieb Briefe an sie, um sie zu erbauen, er tätigte lange Missionsreisen, um sie zu besuchen und zu ermutigen. Er konnte zu Recht hoffen, von Gott überschwänglich gesegnet zu werden, für das gute Werk an den Korinthern. Doch die Überapostel nutzten die Gemeinde aus, anstatt ihr zu dienen. Vielmehr diente die Gemeinde dazu, sich mit fremden Federn zu schmücken und Ehre zu erhalten, die ihnen nicht zustand.

Welchen Unterschied gab es noch zwischen Ihnen und Apostel Paulus? Lesen wir Vers 16: „Denn wir wollen das Evangelium auch denen predigen, die jenseits von euch wohnen und rühmen uns nicht mit dem, was andere nach ihrem Maß vollbracht haben.“ Paulus nahm seine Berufung nach dem Maß, das Gott ihm zugemessen hatte, sehr ernst. Er war ein Pionier und scheute sich nicht davor, Pionierarbeit zu leisten. Über Korinth hinaus war er bereit, auch den Nationen jenseits von Korinth mit dem Evangelium Christi zu besuchen. Wir wissen aus seinen Briefen, wie sehr er dafür betete, das Evangelium auch nach Rom zu bringen und das Evangelium bis nach Spanien zu tragen, dem Ende der damaligen Welt! Dazu war er bereit! Die falschen Apostel natürlich nicht! Sie wollten vielmehr Früchte fremder Arbeit genießen.

Paulus aber lehrt im Vers 17: „Wer sich aber rühmt, der rühme sich des Herrn.“ Paulus lebte und wirkte für die Ehre Gottes, während die falschen Apostel sich selbst rühmten. Paulus stellt im letzten Vers klar: „Denn nicht der ist tüchtig, der sich selbst empfiehlt, sondern der, den der Herr empfiehlt.“ Die Beweislage war eindeutig und die Korinther sollten selbst ein Urteil bilden, zwischen Paulus, der von Jesus Christus auserwählt, bevollmächtigt und bestätigt worden war und den falschen Aposteln, die sich selbst erwählt, empfohlen und gerühmt hatten.

Der Herr bewahre uns davor, uns selbst als Maßstab zu nehmen oder uns selbst Maßstäbe zu setzen. Möge Gottes Willen, Gottes Wort, das Evangelium Christi, Maßstab unseres Lebens sein, um zu erkennen, wer wir wirklich sind und uns verändern zu lassen. Ein vom Evangelium geprägtes Leben ist ein wahrhaft gesegnetes Leben. Wir rühmen uns nicht selbst, sondern wir rühmen uns des Herrn! Welche Freude wird unter uns sein, wenn Gott in unserer Mitte gerühmt und gepriesen wird!

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