Predigt: Offenbarung 2,1 – 11

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Die Sendschreiben an die Gemeinden in Ephesus und Smyrna

 „Aber ich habe gegen dich, daß du die erste Liebe verläßt. So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke!“

 Offb 2,4.5a

Das Buch Offenbarung enthält in den Kapiteln 2 und 3 sieben Sendschreiben Jesu Christi an sieben Gemeinden in Kleinasien. Diese Gemeinden waren als Frucht der dritten Missionsreise des Apostels Paulus entstanden. Auch wenn die Sendschreiben an sieben ausgewählte örtliche Gemeinden gerichtet sind, kann man doch sagen, daß diese sieben Gemeinden mit ihren Stärken und Schwächen repräsentativ für die gesamte Gemeinde Jesu Christi stehen und daß auch wir als Gemeinde gut daran tun, zu hören, was Jesus uns als seiner Gemeinde zu sagen hat. Wir wollen heute die beiden ersten, an die Gemeinde in Ephesus und an die Gemeinde in Smyrna gerichten Sendschreiben betrachten.

 

1. Das Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus 2,1-7

Ephesus war im Altertum eine der ältesten, größten und bedeutendsten griechischen Städte Kleinasiens und beherbergte mit dem Tempel der Artemis eines der Sieben Weltwunder. Ephesus war mit vielleicht über 200.000 Einwohnern auch eine der größten Städte des Römischen Reiches und Sitz des Statthalters der Provinz Asia. Die christliche Gemeinde in Ephesus entstand, als Apostel Paulus während seiner 3. Missionsreise von 52-55 n.Chr. in Ephesus wirkte.

Betrachten wir in Vers 1, wie Jesus das Schreiben an die Gemeinde in Ephesus einleitet und wie er sich selbst vorstellt. Lesen wir Vers 1: „Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern:“

Was können wir von dieser Einleitung lernen? In Kapitel 1 haben wir gelernt, daß die sieben Sterne die für die sieben Gemeinden zuständigen Engel und die Leuchter die Gemeinden selbst sind. Jesus hält die Engel der Gemeinden in seiner rechten Hand. Er hätte sie auch in eine Tasche stecken oder in einer Kiste aufbewahren können. Doch er hält die sieben Sterne bzw. Engel in seiner rechten Hand. Wenn Jesus selbst so die Angelegenheiten der Gemeinden in seine rechte Hand nimmt, zeigt uns das, daß die Gemeinde für Jesus sehr wichtig ist. Er betrachtet sie als Chefsache. Das sehen wir auch daran, daß Jesus inmitten der goldenen Leuchter wandelt. Was sagt in dieser Einleitung der Vergleich der Gemeinden mit goldenen Leuchtern über die Bedeutung und die Aufgabe der Gemeinden aus? Menschlich betrachtet sehen christliche Gemeinden manchmal armselig aus. Doch Jesus vergleicht ihren Wert mit Gold. Jesus hat einer geistlich verfinsterten und verlorenen Welt das Licht des Evangeliums gebracht. Die wichtige Aufgabe der Gemeinden ist es, dieses Licht des Evangeliums in der Welt leuchten zu lassen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an ein Lied, das ich als Kind in der Sonntagsschule gelernt habe.

 

1. Jesus heißt, uns leuchten mit hellem Schein. Wie ein kleines Lämpchen, brennend klar und rein.
Christen sollen leuchten in der dunklen Welt. Jedes an dem Plätzchen, wohin Gott es stellt.
2. Jesus heißt uns leuchten zuerst für Ihn. Sicher weiß und merkt Er, ob wir für Ihn glühn.
Ob wir helle leuchten in der dunklen Welt. Jedes an dem Plätzchen, wohin Gott es stellt.

Jesus hat goldene Leuchter als Symbol nicht nur für die Gemeinde in Ephesus, sondern für alle Gemeinden gewählt und weist damit auf ihre missionarische Aufgabe hin.

 

Kommen wir nun zum weiteren Inhalt des ersten Sendschreibens. Betrachten wir die Verse 2 und 3: „Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, daß du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht, und hast sie als Lügner befunden, 3 und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden.“

Jesu Umgangston mit der Gemeinde in Ephesus ist sehr vertraut. Jesus ist „per Du“ mit der Gemeinde und er lobt sie. Was hat Jesus an ihr gelobt? Jesus erkannte ihre Werke, ihre Mühsal und ihre Geduld an. Jesus lobte sie besonders, weil sie falsche Apostel zurückgewiesen hatten. Das wiederholte Jesus auch sinngemäß in Vers 6, der lautet: „Aber das hast du für dich, daß du die Werke der Nikolaïten hassest, die ich auch hasse.“ Diese drei Verse weisen uns darauf hin, wie sie ihr Glaubensleben geführt hatten. Die Gemeinde zeichnete sich aus durch ihre vielen »Werke«, ihre große »Mühe« und ihr geduldiges »Ausharren«. Sie wollte »Böse« in ihrer Mitte nicht tolerieren. Sie hatte die Fähigkeit, falsche Apostel zu erkennen und sie entsprechend zu behandeln. Um Christi Namen willen hatte sie Versuchungen und Feindschaft mit »Ausharren« ertragen und hatte gearbeitet, ohne »müde« zu werden. Jesus konnte die Gemeinde in Ephesus in mehreren Punkten loben. Und doch konnte er sie nicht wirklich anerkennen.

 

Welchen schwerwiegenden Mangel sah Jesus in der Gemeinde in Ephesus, was nahm er zum Problem? Lesen wir dazu Vers 4. „Aber ich habe gegen dich, daß du die erste Liebe verläßt.“ Wie anders als das Lob vorher klingt das Wort Jesu: „… ich habe gegen dich, daß du die erste Liebe verläßt.“ Das Wort Jesu erinnert uns daran, daß Liebe nicht ein Gefühl ist, das kommt oder geht, wie es will. In der Liebe zu bleiben oder die Liebe zu verlassen ist eine Sache meiner Entscheidung und meiner Verantwortung.

 

Was ist hier mit „erste Liebe“ gemeint? Ich verstehe es so: Die „erste Liebe“ ist meine Antwort auf die Liebe Jesu zu mir. Es ist die Liebe zu Jesus, mit der ich voller Dankbarkeit daran denke, daß er sein Leben für mich hingegeben und für meine Schuld bezahlt hat. Im erweiterten Sinn beinhaltet die „erste Liebe“ auch die Liebe zu dem Nächsten, den Jesus auch liebt und für den er ebenso wie für mich gestorben ist.

 

Wie war die erste Liebe der Ephesergemeinde gewesen, die sie im Begriff waren, zu verlassen? Die Apostelgeschichte berichtet, wie Paulus während seiner dritten Missionsreise in Ephesus wirkte und einige wenige Jünger unterrichtete. In Apg 19,9b.10a heißt es: Er „… redete täglich in der Schule des Tyrannus. 10 Und das geschah zwei Jahre lang, .. .“ Hierdurch erfahren wir, wie die ersten Werke der Epheser waren. Ihre erste Liebe kam dadurch zum Ausdruck, wie sie Gottes Wort lernten. Wir haben unter uns einmal pro Woche Bibelstudium, aber in Ephesus kamen eine Hand voll Jünger täglich in der Schule des Tyrannus zusammen und sie befassten sich mit dem Wort Gottes. Wie konnten sie ihre Zeit tagtäglich dort verbringen? Was mag sie so sehr begeistert haben? Wir kennen nicht die Details ihres Bibelstudiums. Aber wir wissen, was unmittelbar daraus folgte. Welche Auswirkung hatte dieses Bibelstudium? Apg 19,10 sagt: „Und das geschah zwei Jahre lang, so daß alle, die in der Provinz Asien wohnten, das Wort des HERRN hörten, Juden und Griechen.“

Die römische Provinz Asien umfasste ein Gebiet von fast mehr als 250 km Ausdehnung sowohl in Nord-Süd- als auch in Ost-West-Richtung. Innerhalb von zwei Jahren hörten in diesem Gebiet alle Menschen das Evangelium von Jesus. Die Bibelschüler von Paulus ließen sich also nicht nur selbst von Gottes Wort ansprechen und begeistern, sie gaben es auch den anderen Menschen weiter und zwar in so einem Ausmaß, so dass alle Menschen irgendwie das Wort Gottes hören konnten. Als Fazit konnten sie nicht nur das Wort Gottes lieben, sondern, weil sie Gottes Wort liebten, konnten sie es mit ihren Mitmenschen teilen. Wie geschah das? Apg 19,20 berichtet: „So breitete sich das Wort aus durch die Kraft des Herrn und wurde mächtig.“ Als sie in ihrer ersten Liebe Gottes Wort mit Begeisterung und Überzeugung weitergaben, schenkte der Herr ihnen dazu seine Kraft und wirkte mächtig mit seinem Wort. So blieben die erste Liebe und die ersten Werke der Gemeinde nicht ohne Auswirkung auf ihre Gesellschaft. Viele Menschen bekannten ihre Sünde offen (18) und viele die gläubig geworden waren, nahmen Abschied von der Sünde indem sie ihre Zauberbücher, welche von sehr großem Wert waren, öffentlich verbrannten.

 

Als in ihren Herzen die Liebe zu Jesus und zu ihren Mitmenschen brannte, konnte sich das Evangelium in der ganzen Provinz Asien ausbreiten. So entstanden weitere Gemeinden z.B. in Smyrna, in Pergamon, in Thyatira, in Sardes, in Philadelphia und in Laodizea.

 

Die erste Liebe und die daraus folgenden ersten Werke der Gemeinde in Ephesus haben Jesus offensichtlich gut gefallen. Es tat Jesus sehr weh, dass diese Werke der Liebe verflogen waren. Jesus betrachtete es als lebenswichtig, dass sie diese ersten Werke der Liebe wieder tun sollten. Wie ermahnte Jesus sie und welche Warnung gab er ihnen? Betrachten wir dazu Vers 5. „So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte – wenn du nicht Buße tust.“ Was bedeutet Buße hier? Sie sollten auf ihr Leben zurückblicken und sich daran erinnern, wie sie am Anfang ihres Glaubenslebens von der Liebe Jesu erfüllt waren und welche Werke sie taten. Buße bedeutet in dem weiteren und entscheidenden Sinne, die ersten Werke wieder zu tun. Manche Christen sagen: „Werke, nein, du sollst nur an Jesus glauben, du wirst nur durch Glauben errettet, nicht durch die Werke.“ So dass sie auf diese Weise auf das Wort „Werke“ allergisch reagieren. Aber wenn wir wirklich errettet sind und Jesus lieben, tun wir nicht nur einen Lippendienst, sondern wir lieben Jesus mit unserem ganzen Leben. Die Liebe und die Werke gehören zusammen.

 

Wie wir vorher betrachtet haben, waren die ersten Werke der Liebe wirklich beeindruckend. Sie waren sozusagen der Höhepunkt ihres Glaubenslebens. Nun taten sie viele Werke mit großer Mühsal. Aber damals taten sie die Werke aus Liebe und in der Kraft die Gott ihnen schenkte.

 

Wie war es bei mir? Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen. Zum persönlichen Glauben kam ich in meiner Teenagerzeit während einer christlichen Kinderfreizeit. Eigentlich wusste ich auch davor schon längst, dass Jesus der Sohn Gottes und der Heiland ist. Das war bis dahin für mich nur eine Erkenntnis. Aber dieser Jesus Christus wurde mein persönlicher Heiland. Ich hatte Gewissheit, dass Jesus all meine Sünden vergeben hat, die ich von Kind auf angehäuft hatte und die mich belasteten. Als das geschah, brannte die Liebe zu Jesus in meinem Herzen und in mir entstand der Wunsch, das Evangelium weiterzugeben. Aber obwohl ich die Verbreitung des Evangeliums als eine meiner wichtigsten Aufgaben erkannte, fing ich tatsächlich nur sehr zögerlich damit an. Der Grund war, daß ich verschiedene sündige Gewohnheiten nicht beenden konnte. Ich zweifelte nicht daran, daß Jesus mir meine Sünde vergab und immer wieder vergibt. Mein Zwiespalt war aber, daß ich mich nicht in der Lage sah, Jesus als Erretter und Befreier von der Sünde und Geber eines neuen Lebens zu bezeugen, wenn ich in Wahrheit selbst immer noch ein Knecht der Sünde war und nach meiner Gewohnheit Tag für Tag neu sündigte. Ich litt unter diesem Zwiespalt. Als ich 18 Jahre alt war, bekannte ich meiner Mutter, daß ich sie jahrelang bestohlen hatte und ich konnte damit aufhören (aber mit anderen schlechten und sündigen Gewohnheiten habe ich bis heute zu tun). Als ich erkannte, daß ich, wenn ich auf den Sieg über meine sündigen Gewohnheiten warten wollte, niemals einem anderen Menschen das Evangelium weitergeben könnte, entschied ich mich, trotz meiner chronischen Sünde irgendwie damit anzufangen. So begann ich in der Zeit auf dem Gymnasium an meiner Jacke oder an meinem Pullover Anstecker zu tragen mit Aufschriften wie „Jesus kennen ist Leben“ und wenn ich zu einem Geburtstag eingeladen war, packte ich als Geschenk ein christliches Buch ein. Nachdem ich den Wehrdienst beendet hatte, fing ich an, an der Uni Heidelberg zu studieren. Nicht lange danach wurde ich zum Bibelstudium eingeladen. In einer privaten Wohnung, die damals das Zentrum von UBF Heidelberg war, wartete ein junger Mann auf mich. Er lehrte mich die Bibel. Zwei Dinge haben mich dabei sehr beeindruckt. Zum Einen, dass das Bibelstudium nicht in erster Linie der Anreicherung von theoretischem Wissen dienen sollte, sondern das erklärte Ziel hatte, die Lehre eines Textes auf mich selbst zu beziehen. So konnte ich z.B. beim Studium des Buches Genesis für mich annehmen, daß ich wie Abraham ein Segen für viele andere Menschen sein soll. Zum Anderen beeindruckte mich die Methode, dass zwei Menschen zusammenkommen und gemeinsam über einen biblischen Text sprechen. Darin fand ich einen Weg, wie ich selbst auch das Evangelium weitergeben konnte.

 

Ich lud einen ehemaligen Mitschüler und Kommilitonen zum Gottesdienst ein, schenkte ihm eine Bibel und begann schließlich mit ihm ein Bibelstudium zu zweit. Zusammen mit anderen Mitarbeitern betete ich für die Einladung der Studenten in Heidelberg und in der Regel einmal wöchentlich gingen wir jeweils zu zweit mit der Bibel und mit Einladungszetteln in der Hand zu den Wohnheimen um an einer Tür nach der anderen zu klopfen und Studenten zum Bibelstudium einzuladen. Es gab viel Ablehnung, aber immer wieder auch schöne Gespräche und gelegentlich den Beginn eines Bibelstudiums. Während meiner Studienzeit bot ich, unterstützt von einigen Mitarbeitern, in Seminarräumen an der Uni einen Studentenbibelkreis an. Dafür bereitete ich einen besonderen Fragebogen vor, hängte Plakate auf und brachte eine Gitarre mit, obwohl ich gar nicht wirklich Gitarre spielen kann. Es gab diese Zeit, in der mein Herz von Liebe zu Jesus und dem Bedürfnis, das Evangelium weiterzugeben erfüllt war. Doch diese Werke der ersten Liebe sind in meinem Leben schon längst verflogen.

 

Warum ist das so? Ich könnte sagen: Ich bin kein Student mehr, ich habe einen ausgefüllten Berufsalltag, ich bin inzwischen verheiratet und muß mich dazu noch um die Erziehung meiner Kinder kümmern. Doch in Wahrheit liegt es nicht an veränderten äußeren Umständen sondern an einer veränderten Herzenshaltung. Ich habe die erste Liebe verlassen um ein bequemeres Leben für mich selbst zu führen. Ich schaue am Abend lieber einen Film an oder sitze vor dem Computer, als daß ich noch einmal rausgehe, um Studenten zum Bibelstudium einzuladen. Ich tue nicht mehr, was aus der Sicht Jesu richtig wäre und ihm gefallen würde, sondern was mir selbst gefällt.

 

Im Grunde meines Herzens will ich immer noch so ein Leben führen, wie es die Epheser einst getan hatten. Ich halte es immer noch für richtig und betrachte es als meine Aufgabe, Gottes Wort weiterzugeben und die Weltmission voranzutreiben. Aber mein praktisches Leben ist davon weit entfernt und ich beschäftige mich lieber mit allen möglichen anderen Dingen und Taten.

 

Was steht auf dem Spiel? Vers 5 lautet: „So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte – wenn du nicht Buße tust.“ Was ist ein Leuchter wert, der nicht mehr leuchtet? Er ist nichts mehr als ein unnützer Staubfänger. Jesus hat keinen Sinn für Antiquitäten, die vielleicht schön aussehen, aber ihren Zweck nicht mehr erfüllen. Deshalb entfernt er sie. Wie ein Leuchter, der nicht mehr leuchtet, so hat auch mein Leben keinen Wert für Jesus und für meine Mitmenschen, wenn ich nicht die Bibel und das Evangelium von Jesus lehre. Ich möchte mir Jesu Tadel und Aufforderung zur Buße zu Herzen nehmen. Ich möchte nicht länger die erste Liebe verlassen, sondern sie erneuern und wieder die ersten Werke tun, insbesondere wieder an der Einladung teilnehmen und Zweierbibelstudium anbieten.

 

Was sagt Jesus in Vers 7? „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.“ Es mag einige Hindernisse geben, aber es lohnt sich, die erste Liebe zu erneuern – für Jesus, für unsere Mitmenschen und für uns selbst.

 

 

2. Das Sendschreiben an die Gemeinde in Smyrna 2,8-11

Smyrna ist eine Hafenstadt etwa 55 km nördlich von Ephesus. Der Name Smyrna ist von der griechischen Bezeichnung für Myrrhe abgeleitet. In der Antike war Smyrna eine der reichsten Handelsstädte Kleinasiens. Es gab unter der Bevölkerung viele Juden, die im Wirtschaftsleben und in der Verwaltung großen Einfluß hatten. Heute heißt die Stadt Izmir und ist mit 3,5 Mio Einwohnern die drittgrößte Stadt der Türkei. Wie stellt Jesus sich im Sendschreiben an die Gemeinde in Smyrna vor? Betrachten wir Vers 8: „Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden:“ Diese einleitenden Worte weisen hin auf Jesus, den Anfänger und Vollender, auf sein Sterben am Kreuz und auf seine Auferstehung. Heutzutage genießen wir Religionsfreiheit. Aber damals in Smyrna war das nicht der Fall. Obwohl das römische Reich hinsichtlich der Religion in der Regel tolerant war, gab es immer wieder Zeiten, in denen Christen verfolgt wurden. Insbesondere in Smyrna gab es immer wieder Christenverfolgungen beginnend unter Kaiser Domitian ca. 80 n.Chr. bis zur Regierungszeit Konstantins im Jahre 313 n. Chr. Was erwarten wir von Jesus in so einer Leidenszeit? Wie und wofür beten wir zu ihm, wenn wir verfolgt werden oder die Leiden wegen der Verfolgung sogar unser Mark und Bein treffen? Die Christen in Smyrna müssen erwartet haben, dass Jesus, der allmächtige Herr sie erretten würde. Sie müssen dafür auch sehr dringlich gebetet haben. Jesus wußte von der Verfolgung und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Was sagte Jesus sagte zu ihnen? Sehen wir Vers 9 an: „Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut – du bist aber reich – und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern sind die Synagoge des Satans.“ Jesus betrachtete sie nicht als arm und erbärmlich, sondern als reich. Jesus sagte auch, dass ihre Leiden von der Synagoge des Satans kamen. Dies ist ein Hinweis darauf, daß die große jüdische Bevölkerung in Smyrna sich gegen Jesus und die Gemeinde gestellt hatte und damit zu Mitarbeitern und Dienern Satans geworden war. Offenbar lästerten sie den Glauben der Christen, schadeten ihnen wirtschaftlich und nutzten immer wieder ihren Einfluß bei den Römern, um Verfolgungen der Christen anzuzetteln. Was sagte Jesus dazu? „Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“ (10)

 

Hierdurch lernen wir, dass unser Glaubensleben nicht nur Freude und Sonnenschein ist, sondern Leiden beinhaltet. Im Weiteren lernen wir, dass Jesus uns nicht immer aus der Not herausholt. Vielmehr ermutigt er uns dazu, die Leiden im Glauben zu ertragen. Auch dann, wenn sie uns am schlimmsten treffen würden und wir mit dem Tod konfrontiert werden. Wir lernen zuletzt, dass es beim Glaubensleben um das ewige Leben geht. Das Leben in dieser Welt mit allen seinen Annehmlichkeiten und seiner Pracht ist im Vergleich damit nicht mehr als eine Hand voll Staub. Im Gegensatz dazu ist das ewige Leben die Krone des Lebens. Jesus will uns gerade diese Krone geben. So sagt er (10b): „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“ und 11 „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode.“

 

Die Gemeinde in Smyrna mußte so großes Unrecht und große Bedrängnis erleiden. Wegen ihres Glaubens mußten die Gemeindeglieder materielle Verluste hinnehmen und sogar mit dem Tod rechnen. War die Verfolgung, die sie leiden mußten, eine Ausnahme? In seinem Brief an Timotheus schreibt der Apostel Paulus: „Alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden.“ (2.Tim 3,12)

 

Ehrlich gesagt: Ich möchte nicht leiden. Ich bekomme schon Angst, wenn ich nur daran denke, daß ich bei der Einladung von Studenten ablehnende oder böse Worte hören könnte. Wenn ich mir solch eine Situation vorstelle, werde ich hilflos. Doch das Wort Jesu Wort: „Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! [..] Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben, “ gibt mir eine große Ermutigung.Anstatt auf die Schwierigkeiten und Leiden darf ich auf Jesus schauen und daran denken, daß er selbst diesen Weg auch gegangen ist. Er starb am Kreuz, er war tot und ist wieder lebendig geworden. Er hat, indem er zum ewigen Leben auferstanden ist, mit seiner eigenen Person bestätigt, daß das Leiden und die Macht des Todes begrenzt ist.

 

Ich möchte noch einen letzten Punkt betonen. Das Anfangs erwähnte Kinderlied hat eine dritte Strophe:

3. Jesus heißt uns leuchten auch um uns her, in der Nacht und Sünde, in des Leidens Meer.
Selig, wenn ein Lämpchen seinen Kreis erhellt. Leuchtend an dem Plätzchen, wohin Gott es stellt.

Jesus hat die Gemeinde in Smyrna als goldenen Leuchter aufgestellt, damit gerade auch in der feindseligen Umgebung dieser Stadt die Menschen das Evangelium kennenlernen sollten. Möge Gott uns in Heidelberg helfen, die erste Liebe zu erneuern und das Licht des Evangeliums unter den Heidelberger Studenten leuchten zu lassen und dafür auch Leiden zu tragen.

Lesen wir zum Schluß die Leitverse 4 und 5a:

Aber ich habe gegen dich, daß du die erste Liebe verläßt. So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke!“

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