Predigt: Offenbarung 15,1 – 16,21

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Die Vollendung von Gottes Zorn

(Die wahrhaftige Gerechtigkeit Gottes)

Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe (V.15)

Im letzten Kapitel haben wir davon erfahren, dass Gott extra noch einmal einen Engel sandte, der alle Menschen auf der Erde vor dem bevorstehenden Gericht warnen solle. Denn Gott liebt die Menschen und möchte am liebsten, dass jedermann errettet werde. So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. Doch jetzt war die Zeit der Verschonung vorbei. Unaufhaltsam und erbarmungslos schreitet das Gericht voran und hört nicht auf, bis der Zorn Gottes vollendet ist. Lasst uns betrachten, wie Gott seinen Zorn vollendet, und welche Ermahnung uns der Herr Jesus in Hinblick darauf gibt.

Teil 1: Die feierliche Ankündigung des Gerichts im Himmel (V. 1-8)

Welches weiteres Zeichen sah Johannes? Lesen wir gemeinsam Vers 1: Und ich sah ein andres Zeichen am Himmel, das war groß und wunderbar: sieben Engel, die hatten die letzten sieben Plagen; denn mit ihnen ist vollendet der Zorn Gottes. Dieses weitere Zeichen war nicht eines von vielen Zeichen. Denn es war ein großes Zeichen. Doch nicht allein groß, sondern auch wunderbar. Warum war es groß und wunderbar? Johannes sah sieben Engel, die die letzten sieben Plagen hatten. Und dies Zeichen ist wahrhaftig groß und wunderbar. Denn mit den letzten sieben Plagen wird der Zorn Gottes vollendet. Endlich gelangt Gott zu seinem Zielpunkt: Seine Alleinherrschaft in Frieden und Gerechtigkeit. Es ist die Erhörung des Gebets: Dein Reich komme. Es ist die Erfüllung der Verheißung Jesu: Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden (Matthäus 5.6).
Doch was lässt Gott Johannes noch schauen, bevor er sein Gericht über die Erde ausrichtet? Betrachten wir zunächst die Verse 2 – 3a: Und ich sah, und es war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt; und die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes Johannes sah etwas, das war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt. Das gläserne Meer kennen wir bereits aus Kapitel 4. Es gehört zur Thronumgebung Gottes und ist wie ein Kristall. Es ist nicht wie ein übliches Meer aufgewühlt, sondern frei von Wellen, ruhig und klar. Das Feuer selbst ist Ausdruck von Gott als das verzehrende Feuer, Ausdruck „seiner richterlichen Herrlichkeit“ (POHL 173). Dies muss herrlich ausgesehen haben. Durch das Feuer leuchtete das kristalline Meer und bricht dessen Licht in alle Richtungen. Eben an diesem Ort standen die Überwinder über das Tier bzw. Seinen Forderungen, ihn anzubeten und seinen Namen zu tragen. Aus der geistlichen Finsternis und aus den Unruhen auf der Erde waren sie gekommen und standen nun an jenen Ort voller Herrlichkeit, Heiligkeit und Ruhe.
Gott hatte die Überwinder an diesen Ort gebracht. Ebenso wie Gott die Israeliten aus der Macht des Pharao erlöste und sie ans andere Ufer des Schilfmeeres gebracht hatte, so hatte Gott auch jene Überwinder in den Verfolgungen des Tieres geistlich bewahrt und sie ans herrliche Ufer des gläsernen Meeres gebracht. Und ebenso wie die Israeliten am Ufer des Schilfmeeres, so singen nun auch jene Überwinder am gläsernen Meer das Lied des Mose. Dies ist zugleich das Lied des Lammes. Das Moselied kommt durch Jesus zu seiner eigentlichen Erfüllung. Denn die wahre Erlösung kam durch Jesus, dem Lamm Gottes. Und eben durch das Vertrauen auf das Blut des Lammes konnten jene Heilige das Tier geistlich besiegen. Mit voller Freude über ihre Erlösung und mit Gottes Harfen in der Hand singen und spielen sie das Lied des Lammes. Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden. Groß und wunderbar ist das Erlösungswerk in Jesu Blut. Es macht uns lebendig und zu tapferen Überwinder. Groß und wunderbar ist die Hoffnung, die uns die Erlösung gibt, nämlich die himmlische Heimat, welche voller Herrlichkeit und Ruhe ist. Groß und wunderbar wird aber auch der Zorn Gottes an diejenigen sein, die nicht auf das Blut des Lammes vertrauen. Indem Gott seinen Zorn vollendet, wird er allem Unrecht ein Ende bereiten und Gerechtigkeit und Frieden aufrichten. Gerecht und wahrhaftig sind Gottes Wege daher. Und wer wird es dann noch wagen, Gott nicht mehr zu fürchten und seinen Namen nicht zu preisen? Denn Gott wird sich als derjenige erweisen, der allein heilig ist. „Am Ende steht er untastbar als Gott da, und zwar er allein“ (POHL: 176). Alle Völker werden dann kommen und Gott anstelle des Tieres anbeten. Das Tier hatte Gott die Anbetung gestohlen, doch am Ende wird sie wieder dem wahren Gott zuteil. Alle werden sich vor Gott niederwerfen und erkennen, dass seine Gerichte gerecht sind.
Wie reagiert Gott auf das Lied der Überwinder? Betrachten wir die Verse 5-6a: Danach sah ich: Es wurde aufgetan der Tempel, die Stiftshütte im Himmel, und aus dem Tempel kamen die sieben Engel, die die sieben Plagen hatten Auf das Lied der Überwinder hin, tut sich der Tempel Gottes auf, die himmlische Stiftshütte, der Aufenthaltsort der himmlischen Bundeslade. Und heraus kommen die sieben Engel mit den letzten sieben Plagen. Das Gericht kommt also aus dem Heiligsten vom Heiligen sowie aus der „Bundestreue Gottes zu seinem Volk“ (POHL: 178).
Wie waren die Engel ausgestattet? Betrachten wir die Verse 6b-7: angetan mit reinem, hellem Leinen und gegürtet um die Brust mit goldenen Gürteln. Und eine der vier Gestalten gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll vom Zorn Gottes, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Die Engeln sind mit reinem, hellem Leinen angetan und haben einen goldenen Gürtel um ihre Brust. Sie sind priesterlich gekleidet. Gottesdienst ist es das, was sie tun werden. Ihre Ausführung der letzten Gerichtsakte über die Erde ist ein heiliger Dienst. Ebenso sind auch die goldenen Schalen ein Bild für den priesterlichen Dienst der Engel. Im AT wurden sogenannte Sprengschalen zum rituellen Blutausgießen benutzt. Doch nicht mit Blut, sondern mit Glut sind die Schalen der sieben Engeln gefüllt. Sie sind voll von der Glut des Zornes Gottes, der lebendig ist von Ewigkeit zu Ewigkeit.
„Um meines Namens willen halte ich halte lange meinen Zorn zurück“, sagte Gott einst in Jesaja (48.9a). Sieben Siegel, sieben Trompeten – Gott hatte Seinen Zorn bis aufs geht nicht mehr gestreckt, doch nun wollte Gott nichts mehr von Seinem Zorn zurücklassen. Es war an der Zeit Seinen Zorn unaufhaltsam, ohne Verzögerung zu vollenden. Betrachten wir Vers 8: Und der Tempel wurde voll Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft; und niemand konnte in den Tempel gehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren. Wie Weihrauch den gottesdienstlichen Raum einnimmt, breitet sich die richterliche Gottesgegenwart in undurchdringlicher Dichte aus […] Gott ist jetzt für alles andere unzugänglich […] Wer ihn (…) bitten möchte, von seinem Vorhaben abzustehen, wird nicht mehr vorgelassen“ (POHL 178).

Soweit das Vorspiel im Himmel. Lasst uns nun unserem Gott zuschauen, wie er Sein Zorn vollendet und sich dabei in wunderbarer Weise verherrlicht.

Teil 2: Die Ausgießung der sieben Schalen des Zornes Gottes (V. 16.1 – 21)

Im Himmel steht jetzt alles bereit für die Vollendung von Gottes Zorn: Die sieben Engeln mit den Zornesschalen und hinter ihnen der raucherfüllte Tempel. Was jetzt noch fehlt, ist der Befehl Gottes.
Betrachten wir den nächsten Vers. Und ich hörte eine große Stimme aus dem Tempel, die sprach zu den sieben Engeln: Geht hin und gießt aus die sieben Schalen des Zornes Gottes auf die Erde! Laut und unheilvoll ergeht der gemeinsame Einsatzbefehl an die Engel. Und ab ging der Erste und goss seine Schale auf die Erde, so nach einer wörtlichen Übersetzung des zweiten Verses. Gleich einer feurigen Glutfluss trifft der Zorn Gottes auf die Erde. Ein schlimmes und böses Geschwür befällt alle, die das Zeichen des Tieres an sich hatten und es anbeteten. Dieses Geschwür ist eine Ironie zum Malzeichen des Tieres. Sie ließen sich vom Tier zeichnen, nun sollten sie auch von Gott gezeichnet werden.
Ohne Verzögerung folgt der zweite Engel. Betrachten wir Vers 3: Und der zweite Engel goss aus seine Schale ins Meer, und es wurde zu Blut wie von einem Toten, und alle lebendigen Wesen im Meer starben. Die Meere der Welt werden zu Blut, und zwar das eines Totens. Geronnen, faulig und stinkend ist das Blut eines Toten. So werden aus den Meere widerliche, klumpige Blutlachen. Millionen von Seelebewesen sterben. Für den Menschen fällt ein erheblicher Teil der Schöpfung weg.
Was geschieht mit dem restlichen Wasser der Erde? – Betrachten wir den Vers 4: Und der dritte Engel goss aus seine Schale in die Wasserströme und in die Wasserquellen; und sie wurden zu Blut. Das Süßwasser wird ebenfalls zu Blut. Kein Trinkwasser mehr! Ein schreckliches Gericht! Geht da Gott nicht zu hart mit den Menschen um? – Betrachten wir die Verse 5-7: Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Gerecht bist du, der du bist und der du warst, du Heiliger, dass du dieses Urteil gesprochen hast; denn sie haben das Blut der Heiligen und der Propheten vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie sind´s wert. Und ich hörte den Altar sagen: Ja, Herr, allmächtiger Gott, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht.
„So furchtbar die Strafen sind, so erhaben leuchtet darin die Rechtlichkeit Gottes auf“ (POHL 183). Der Engel des Wassers – ja ausgerechnet der Engel des Wassers- obgleich Gott seinen Zuständigkeitsbereich verdorben hat, bezeugt : Gerecht bist du. Wir Menschen lassen uns vom Augenblick steuern und urteilen ungeschichtlich. Gott aber ist ein Gott, der da ist und war. Er „richtet und handelt aus der Breite der Geschichte heraus.“ (ebd.) Dies ist die Geschichte der Langmut und Freundlichkeit Gottes im Kontrast zu der Unbußfertigkeit und Bosheit der Menschen. Wer dieser Geschichte nur einmal standzuhalten versucht, wird doch niederstürzen und zugeben müssen: O Heiliger, gerecht bist du (vgl. ebd). Und auch bei diesem dritten Schalengericht richtet Gott nicht ohne Zusammenhang mit der Vergangenheit. Gott war da, als die Welt seine Heiligen ermordete. Er hat es gesehen. „Diese Blutdürstigen bekommen nun ihr Blut, aber nicht so wie sie es sich wünschten, sondern zum Entsetzen und Erbrechen.“ (ebd.).
Die blutigen Wasserströme und Meere sind zugleich Zeugen für die Blutschuld der Verfolger. Der Mensch neigt dazu, seine Schuld zu verbergen. Aber Gott bringt sie im wahrsten Sinne des Wortes an die Oberfläche. Der ganzen Menschheit wird die Blutschuld an Seine Heiligen unübersehbar gemacht. Wie Gott für Seine Heiligen einsteht, ist einfach wunderbar. Der Tod seiner Heiligen wiegt schwer vor dem HERRN, heißt es in einem Psalm (116,15).
Mit dem Zeugnis des Wasserengels ist es aber noch nicht getan. Das Gesetz des Mose verlangt zwei Zeugen. Der Altar oder vermutlich die Märtyrer unter dem Altar treten als einen zweiten Zeugen auf. Ja, Herr, allmächtiger Gott, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht, lautet ihr Zeugnis. Was für eine wunderbare Szene, die wir in den Versen 5-6 zu sehen bekommen! Hier ist der allmächtige Gott, der sich für Seine Heiligen voll einsetzt. Und da sind der Engel und die Heiligen, die Gott Seine Gerechtigkeit bezeugen und voll auf Seine sind.
Welche Katastrophe tritt als Nächstes ein? – Betrachten wir Vers 8: Und der vierte Engel goss aus seine Schale über die Sonne; und es wurde ihr Macht gegeben, die Menschen zu versengen mit Feuer. Gott hat einst die Sonne als Lebensspenderin eingesetzt. Doch jetzt zur Strafe. Was ist das für ein gewaltiger Gott, der mit der Sonne machen kann, wie es Ihm gefällt! Aufgrund der erhöhten Sonneneinstrahlung werden die Erdbewohner einer extremen Hitze ausgesetzt sein. Dieses Gericht ist umso schlimmer, wenn man bedenkt, dass die Leute kein Trinkwasser mehr haben und dass die pralle Sonne auf die Geschwüre knallt. Hässlich und entstellt sieht nun jeder aus. Ein treffendes Bild für die gefallene Natur des Menschen.
Werden die Menschen nicht dann Gott fürchten und Buße tun? – Betrachten wir Vers 9: Und die Menschen wurden versengt von der großen Hitze und lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und bekehrten sich nicht, ihm die Ehre zu geben. Wenn es den Menschen schlimm geht, dann gibt es auf einmal Gott doch (vgl. POHL: 185). „Unter Flüchen erinnern sie sich seiner. In flammender Empörung fragen sie: Wie kann er das zulassen? und vermauern sich neu in ihrer Unbußfertigkeit. (ebd.)“ Es ist kein Zufall, dass die sieben Plagen den ägyptischen Plagen ähneln. So wie die Ägypter trotz der Plagen nicht Buße taten, so auch diese gottlosen Menschen nicht. Sie verhärten ihr Herz. Ihre Gotteslästerung bildet einen scharfen Kontrast zum Lobpreis der Überwinder im Himmel. Soweit Himmel und Erde voneinander entfernt sind, soweit klaffen auch die geistliche und irdische Sichtweise über Gott auseinander.
Wie setzt Gott sein Gericht fort? – Betrachten wir den Vers 10a-11: Und der fünfte Engel goss aus seine Schale auf den Thron des Tieres; und sein Reich wurde verfinstert, und die Menschen zerbissen ihre Zungen vor Schmerzen und lästerten Gott im Himmel wegen ihrer Schmerzen und wegen ihrer Geschwüre und bekehrten sich nicht von ihren Werken. Nun ist das Tier an der Reihe, den Schlägen Gottes ausgesetzt zu werden. Die fünfte Schale trifft das Zentrum seiner Macht. Sein Reich wird verfinstert. „Regierung, Verwaltung und Verkehr sind wie gelähmt. (…) Die Menschen, die die Finsternis mehr lieben als das Licht (…), bekommen ihre Finsternis nun faustdick.“ (POHL: 186). Am liebsten wollte man ihnen sagen: Meine Güte, kehrt doch um! Nur ein Blick auf das Kreuz genügt. „Aber sie beißen sich lieber die Zunge ab, als zu rufen: Wir haben gesündigt!“ (ebd.)
Was geschieht, als der sechste Engel seine Schale ausgießt? Betrachten wir den Vers 12: Und der sechste Engel goss aus seine Schale auf den großen Strom Euphrat; und sein Wasser trocknete aus, damit der Weg bereitet würde den Königen vom Aufgang der Sonne. Zum Verständnis dieses Gerichtes ist es wichtig, die Ausdrücke „Vertrocknung des Stromes Euphrats“ und „Könige vom Aufgang der Sonne“ zu klären. Der große Euphrat war einst der natürliche Schutz für die Stadt Babel. Denn die Stadt Babel war durch die Arme des Euphratflusses umgeben, sodass sie kaum einnehmbar war. Aber als der König Kyrus kam, leitete er das Wasser in ein Talbecken um, sodass er durch die Flusstore in die Stadt eindringen und sie erobern konnte. Im Osten wurde Babylonien in seiner ganzen Länge von einem mächtigen Bergland flankiert. Von diesem Bergland im Osten fielen zu allen Zeiten immer wieder wilde Völker in Babylonien ein, weil es ein verlockendes Kulturland hatte. Vor diesem Hintergrund könnte die „Austrocknung des Stromes Euphrats“ ein Bild für den Wegfall von Schutz und die „Könige vom Osten“ ein Bild für die feindliche Bedrohung sein. Aber Schutz vor was? Bzw. was ist denn die feindliche Bedrohung? – Betrachten wir die Verse 13-14 und Vers 16 (Vers 15 werde ich im dritten Teil gesondert behandeln): Und ich sah aus dem Rachen des Drachen und aus dem Rachen des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, gleich Fröschen; es sind Geister von Teufeln, die tun Zeichen und gehen aus zu den Königen der ganzen Welt, sie zu versammeln zum Kampf am großen Tag Gottes, des Allmächtigen. (…) Und er versammelte sie an einen Ort, der heißt auf Hebräisch Harmagedon. Johannes sieht nun aus den Mündern der imitierten Trinität – Drache, Tier, falscher Prophet- Dämonen herausschlüpfen, die ungehindert die Könige der ganzen Welt verführen. Das Gericht der sechsten Schale besteht also darin, dass Gott seinen letzten Schutz für das endzeitliche „Babel“ abziehen und es der feindlichen Bedrohung durch die Dämonen preisgeben wird. Nicht mit Gewalt, sondern mit Zeichen und Lügenwort verführen die Dämonen die Machthaber der Welt, um sie zu versammeln zum Kampf gegen Gott. Dafür, dass sich die Menschheit gegen ihren einzigen Heiland zusammenbringen lässt, gegen den marschiert, der sie liebte bis in den Tod, – dafür, ist wirklich Verführung notwendig! (vgl. POHL 189).
Harmagedon ist der Ort, wo der Satan die Menschheit gegen Gott versammelt. Was hat es aber mit diesem Namen auf sich? Das Wort „Harmagedon“ setzt sich aus den zwei hebräischen Wörtern „Har“ und „magedon“ zusammen. Magedo oder nach der eigentlichen, hebräischen Schreibweise „Megiddo“ ist der Name einer Stadt bzw. der Ebene, die an dieser Stadt angrenzt. Auf dieser Ebene wurden viele Schlachten geführt. Es war der Ort, wo die Israeliten mehrere Schlachten gegen heidnische Völker gewonnen hatten. Mit „Megiddo“ ist daher die Assoziation verbunden, dass den Feinden des Volkes Gottes ein kurzer Prozess gemacht wird. „Har“ bedeutet im Hebräischen Berg. Da es aber keinen Berg in der Nähe der Ebene „Megiddo“ gibt, ist „Har“ vermutlich ein Bild. Ein Bild für den Höhepunkt der satanischen Rebellion. Kurz gesagt, gerade im Höhepunkt der satanischen Rebellion wird Gott mit Seinen Feinden einen „Megiddo“ machen. Dem ersten Eindruck nach sieht es so aus, als würde der Satan seine Leute an einem Ort versammeln, vielmehr aber treibt er sie in ein Geschick, nämlich in den Untergang. Das ist das Gericht der sechsten Schale und zugleich eine Verheißung für das Volk Gottes.
Eine Schale ist noch übrig. Betrachten wir den Vers 17: Und der siebente Engel goss aus seine Schale in die Luft; und es kam eine große Stimme aus dem Tempel vom Thron, die sprach: Es ist geschehen! Der siebte Engel gießt seine Schale über die Luft aus. Die Luft ist nach Epheser 2,2 der Bereich, wo der Satan herrscht. „Dieser Machtraum, dieser dämonische Gürtel, hat sich zwischen den Himmel Gottes und die Erde der Menschen geschoben und riegelt die Erde von Gott ab, um sie sich völlig zu unterjochen.“ (POHL193). Aber sogleich, als der Engel seine Schale ausgießt, verkündet eine laute Stimme im Tempel die wunderbare Botschaft: Es ist geschehen! Denn mit der siebten Schale ist die Macht des Drachen endlich gebrochen. Was dann noch folgt, gleicht dem Hinterherpurzeln haltloser Fassaden (ebd.).
Welche gewaltigen Ausmaße wird der Ausguss der siebten Schale haben? Betrachten wir die Verse 18-21: Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner, und es geschah ein großes Erdbeben, wie es noch nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden sind – ein solches Erdbeben, so groß. Und aus der großen Stadt wurden drei Teile, und die Städte der Heiden stürzten ein. Und Babylon, der großen, wurde gedacht vor Gott, dass ihr gegeben werde der Kelch mit dem Wein seines grimmigen Zorns. Und alle Inseln verschwanden, und die Berge wurden nicht mehr gefunden. Und ein großer Hagel wie Zentnergewichte fiel vom Himmel auf die Menschen; und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels; denn diese Plage ist sehr groß. Beim Ausguss der siebten Schale offenbart Gott seine Macht und Power noch einmal in besonderer Weise: Ein gewaltiges Erdbeben, wird sich ereignen, das die alte Schöpfung aus ihren Fugen hebt. Die große Stadt „Babel“, vermutlich ein Bild für die Weltkultur, wird in drei Teile zerschlagen. Die Städte der Heiden stürzen ein, Inseln und Berge verschwinden. Vom Himmel fällt riesiger Hagel. Und was ist die Antwort darauf von unten? Lästerung. Ist das nicht erschreckend? So bitter auch das Gericht ist, die Menschen kehren einfach nicht um. Spätestens hier sehen wir, dass wir nicht die Härte des Zornes Gottes, sondern die Härte der Herzen der Menschen zum Problem nehmen sollten. Weder Gottes volle Liebe am Kreuz noch Gottes vollen Zorn erweicht ihre Herzen.

Lasst uns nun betrachten, welche Ermahnung und Verheißung uns der Herr angesichts des bevorstehenden Zornes Gottes gibt.

Teil 3: Selig ist, der da wacht (V.15)

Vers 14 endete mit dem Hinweis auf den „großen Tag Gottes“. Mit jedem Ausguss der Schale kommt dieser große Tag Gottes näher und näher. Und gerade dann, als der große Tag Gottes vor der Tür steht, kurz bevor dem Ausguss der siebten Schale, platzt die Ermahnung Jesu hinein: Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe. Jesu Wort hat einen Ton von höchster Dringlichkeit. Er möchte jeden unbedingt auf den „großen Tag Gottes“, den Tag seines Kommens vorbereiten.
Am Freitag kam unser Mitbewohner, wieder zurück von seiner Reise. Er war viele Wochen weg. So war sein Wiederkommen etwas Besonderes. Als er wiederkam, war der bequeme Stuhl, den ich mir von ihm ausgeliehen habe ohne ihn zu fragen, wieder in sein Zimmer, die Bettwäsche von einem Freund, den ich auf sein Bett schlafen ließ, ohne ihn zu fragen, war abgezogen, und ebenso auch der Wäscheständer, den ich in sein Zimmer aufstellte, ohne ihn zu fragen, war beseitigt, die Wohnung war aufgeräumt, der Kühlschrank voll, an seiner Zimmertür hing ein „Welcome Back!“-Schild und auf dem Tisch lag Essen. Und als sich die Tür öffnete, erklang ein „Hallooo!“ Wir waren best möglichst auf sein Kommen vorbereitet. Denn er schrieb uns zwei Tage vorher eine Email und kündigte uns den Zeitpunkt an, wann er wieder kommen wird. So aber wird es eben mit dem Kommen Jesu nicht sein. Siehe, ich komme wie ein Dieb, sagt der Herr. So wie man bei einem Dieb nicht weiß, wann er kommen wird, so wissen wir auch nicht, wann der Herr kommen wird. „Ihr wisst weder Tag noch Stunde“ (Matthäus 25.13b) sagt Jesus.
Welche Ermahnung und Verheißung zugleich gibt uns der Herr daher? Betrachten wir noch einmal Vers 15b: Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe. Selig ist; der wird es gut haben, wenn Jesus wiederkommt, der… ja was tut? Der da wacht und seine Kleider bewahrt. Was bedeutet das? Hinter Jesu Wort steckt ein Bild aus dem orientalischen Alltag. Im Orient war es normal, dass man ohne Kleidung ins Bett ging. Wenn also jemand wusste, das ein Dieb kommen wird, dann würde er ja nicht seine Kleidung ablegen, um ins Bett zu gehen. Nein, er würde vielmehr seine Kleidung anbehalten und wach bleiben, und zwar die ganze Nacht, weil er eben nicht weiß, wann der Dieb kommt.
Gemäß dieses Bildes ist das „Anbehalten der Kleider“ (wenn es auch seine eigene zusätzliche Botschaft hat) weitgehend ein Bild und Bekräftigung für das Wachen. Wir wissen zwar nicht, wann der Herr kommt. Wir wissen aber, dass er kommt. Deswegen gilt: Wachen, immer bereit sein! Im Matthäus-Evangelium wiederholt Jesus die Aufforderung zum Wachen bzw. zum Bereitsein drei Mal (Mt 24, 42.44; 25.13). Es darf nicht sein, dass wir von Jesu Kommen überrascht werden. Wer vom Dieb überrascht, vom Schlafe hochspringt, steht nackt da. Und ebenso wird es Schande sein, wenn wir auf das Kommen des Herrn unvorbereitet sind.
Wie können wir wachen? Wir haben heute gesehen, wie gewaltig und grausam Gottes Zorn sein kann. Gott hörte nicht damit auf, bis die Worte erschallten: Es ist geschehen. Und das Erschreckende dabei ist: Gott hat absolut Recht damit, wenn Er das tut. Und das noch Erschreckendere dabei ist, dass wir genauso wie diese gottlosen Menschen den Zorn Gottes verdient haben. Wir sind prinzipiell nicht besser. Aber damit wir nicht den Zorn Gottes abbekommen, sandte Gott Seinen über alles geliebten Sohn. Gott ließ Jesus seinen erbarmungslosen Zorn spüren und hörte damit nicht auf, bis Jesus sagte: „Es ist vollbracht.“ Gottes Zorn über uns ist durch Jesus befriedigt. Wir, die wir an den Herrn Jesus glauben, stehen daher nicht mehr unter dem Gericht Gottes (alle anderen schon!!!), sondern unter der Verheißung der himmlischen Heimat, welche voller Herrlichkeit ist. Ist das nicht unfassbare Gnade?
Niemals darf unser geistliches Bewusstsein für die Größe der Gnade Gottes einschlafen. Strapazen und Schwierigkeiten des Alltags können leicht dieses Bewusstsein schwächen; es zu einer banalen Sache machen. Aber es gibt keinen einzigen Grund, diese Dankbarkeit zu verlieren. Wenn schon schreckliche Katastrophen in der Endzeit kein Grund dafür sind, um wie viel weniger unsere alltäglichen Dinge. Ein wachsames Glaubensleben können wir dadurch führen, indem wir allezeit diese Gnade mit echter Dankbarkeit im Herzen behalten. Dann werden wir automatisch ein Leben in echter Liebe und Freude führen. Und gerade dies ist die beste Vorbereitung auf das Kommen des Herrn.

Lesen wir zum Schluss noch einmal das Leitwort: Siehe, ich komme wie ein Dieb! Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe.

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