Predigt: Matthäus 7,13 – 29

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Ein kluger Mann

Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie,
der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.“

(7,24)

Habt ihr einmal gezählt, wie oft ihr am Tag Entscheidungen trefft? Von morgens an treffen wir Entscheidungen, zum Beispiel was wir anziehen werden, auf welchem Weg wir zur Uni oder zur Arbeit fahren usw. Dabei gibt es wichtigere und weniger wichtige Entscheidungen im Leben. Es ist nicht so wichtig, wenn wir nur sommerliche leichte Kleidung angezogen haben, obwohl es heute regnet, oder wenn wir in der Mittagspause in der Mensa das schlechtere Menü gewählt haben. Aber im heutigen Text geht es um eine Wahl, die für unser ganzes Leben und für die Ewigkeit entscheidend ist. In diesem Abschnitt gebraucht Jesus daher mehrere Bilder, die einen starken Kontrast enthalten: das Bild von der engen und der weiten Pforte und dem schmalen und dem breiten Weg; von Wölfen in Schafspelzen; von guten und faulen Bäumen; und schließlich von einem klugen und einem törichte Mann und einem Haus auf Fels und einem Haus auf Sand. Alle Bilder haben gemeinsam, dass sie einen starken Kontrast ausdrücken, ein Entweder-Oder. Jesus drückt damit am Ende seiner Bergpredigt aus, dass es in geistlicher Hinsicht keine Grauzone gibt, keinen goldenen Mittelweg, sondern dass wir zwischen zwei Alternativen wählen müssen, von denen nur eine richtig ist. Lasst uns Jesu Worten gut zuhören und klar erkennen, welchen Weg wir gehen sollen! Gott helfe uns durch diesen Text, dass wir jeder durch die enge Pforte hineingehen und den schmalen Weg zum ewigen Leben gehen, indem wir wie der kluge Mann Jesu Worte hören und tun!

  1. Geht hinein durch die enge Pforte (13-23)

Betrachten wir den Text. Jesus hatte zuletzt die „goldene Regel“ gelehrt, dass wir alles, was wir uns von den anderen Leuten wünschen, ihnen auch tun sollen, und dabei betont, dass diese Regel das Gesetz und die Propheten ist. Wozu ermahnt Jesus die Zuhörer gleich zu Beginn des heutigen Textes? Jesus sagt: „Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!“ (13.14) Hier stellt Jesus uns zwei Wege vor Augen, die extrem verschieden sind: der eine durch die enge Pforte auf dem schmalen Weg, der andere durch die weite Pforte auf dem breiten Weg. Dabei fordert Jesus uns eindringlich dazu auf, durch die enge Pforte hineinzugehen, und er sagt selbst auch den Grund dafür: nur, wenn wir durch die enge Pforte und der schmale Weg führen uns zum Leben, zum wahren, ewigen Leben bei ihm; die weite Pforte und der breite Weg führen dagegen zur Verdammnis. Es ist ein extremer Kontrast. Jesus ermahnt uns eindringlich, weil er will, dass wir den richtigen Lebensweg wählen, weil wir mit dieser Wahl nicht nur unsere weiteres Dasein hier, sondern unser ewiges Schicksal bestimmen.

Denken wir darum noch einmal über die beiden Wege nach, die Jesus uns hier vor Augen stellt. Die enge Pforte und der schmale Weg stehen hier für den speziellen Weg, Jesus nachzufolgen und sein Leben mit ihm ganz nach seinen Worten bzw. nach dem Willen Gottes zu führen. Wer durch die enge Pforte hindurch gehen will, kann nicht alles mitnehmen, sondern nur das, was durch diese Pforte passt. Wir müssen z.B. unsere eigenen Vorstellungen und ich-bezogenen Wünsche dort zurücklassen, z.B. den Wunsch, ein möglichst angenehmes, problemfreies Leben zu führen. Deshalb brauchen wir eine klare Entscheidung, durch die enge Pforte hinein­zugehen. Wenn wir durch die enge Pforte hineingegangen sind, sind wir keineswegs schon am Ziel; sondern sollen den schmalen Weg mit Jesus treu gehen. Auf dem schmalen Weg gibt es meist nur eine richtige Verhaltensweisen, man kann auf ihm nicht gedankenlos herumspazieren oder herumtollen, sondern man soll ständig wachsam und umsichtig vorwärts gehen und darauf aufpassen, dass man nicht vom Weg abkommt.

Die weite Pforte ist dagegen ganz anders. Durch diese Pforte kann man alles, was man will, mitnehmen an Gedanken, Lebenseinstellungen, Verhaltensweisen und Sünden; alles ist erlaubt, niemand kontrolliert, ob es gut oder schlecht, richtig oder verkehrt ist. Auf dem breiten Weg gibt es nebeneinander viele Pfade der Sünde, zwischen denen man wählen und wechseln kann. Auf dem breiten Weg hat man auch viel Gesellschaft, sodass man immer das Gefühl haben kann, dass man nicht allein sei und dass man offensichtlich auf dem richtigen Weg sei. Denn viele gehen auf diesem Weg. Aber der schmale Weg ist so eng, dass ihn nicht so viele finden und wir ihn streckenweise alleine gehen müssen. Wenn wir nur das betrachten, erscheint es wirklich schwer, Jesu Aufforderung zu folgen und durch die enge Pforte hineinzugehen. Doch wir müssen auf das Ziel schauen, wohin jeder Weg führt. Denn der schmale Weg führt zum Leben, zum wahren ewigen Leben im Himmelreich, aber der breite Weg zur Verdammnis führt. Was nutzt es, mit vielen Leuten zusammen den breiten Weg zu gehen und alle Gefühle und Wünsche auszuleben, wenn man zwangsläufig zur Verdammnis gelangt? Das kurzfristige Vergnügen und scheinbare Freiheit werden den bittersten Preis zur Folge haben. Wenn wir aber Jesus nachfolgen auf dem schmalen Weg, können wir schon hier das Leben schmecken, das er auf diesem Weg unserer Seele zufließen lässt, und gehen Tag für Tag dem wahren Ziel, der ewigen Herrlichkeit im Himmel ein Stück mehr entgegen!

Warum gehen trotzdem viele Menschen durch die weite Pforte auf den breiten Weg und nur wenige durch die enge Pforte auf den schmalen Weg? Es ist so, weil der Weg so breit ist und so viele auf ihm gehen und weil er vielen so attraktiv erscheint, weil sie dort ganz beliebig so, wie sie wollen, leben können. Daher kann es leicht passieren, dass man die enge Pforte und den schmalen Weg verfehlt. Jesus warnt: „Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s die ihn finden!“ Während die weite Tür der Welt unübersehbar ist, sollen wir den schmalen Weg bewusst suchen, um ihn zu finden. Und auch viele, die sich für die Wahrheit interessieren und die enge Pforte suchen, scheitern daran, tatsächlich hindurch zu gehen oder sie gehen hindurch, scheitern aber dabei, auf dem schmalen Weg bis zum Ende zu gehen. Deshalb ermutigt uns Jesus so inständig darum, durch die enge Pforte hineinzugehen. Viele Stellen der Bibel lehren uns, dass der Weg zum Leben wirklich schmal ist, und ermutigen uns gleichzeitig dazu, diesen Weg dennoch weiter zu gehen. Nach seiner ersten Missionsreise stärkte Apostel Paulus die Seelen der Jünger und ermahnte sie, im Glauben zu bleiben und sagte: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen“ (Apg 14,22). An seinen geistlichen Sohn Timotheus schrieb er: „Und alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung erleiden“ (2.Tim 3,12). Wir sollen durch die enge Pforte hineingehen und den schmalen Weg treu gehen, auch wenn es auf ihm manchmal ganz eng oder unangenehm wird, weil es der Weg mit Jesus ist und der einzige, der zum Leben führt.

Wie sehr wir uns darum bemühen sollen, wird noch deutlicher, wenn wir die Parallelstelle im Lukasevangelium Kap. 13 betrachten, wo Jesus sagt: „Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht“ (Lk 13,24a). Mit dem Wort „Ringt darum“ sagt Jesus, wie entschlossen wir darum kämpfen sollen, durch die enge Pforte hineinzugehen und Jesus auf dem schmalen Pfad zu folgen, anstatt nach dem Zeitgeist für uns selbst zu leben. Wir sollen darum ringen, unser ganzes Leben Jesus zu unterstellen und praktisch nach seinem Willen zu führen. Die meisten von uns haben sich schon dafür entschieden und bemühen sich, diesen Weg zu gehen. Viele nehmen sich morgens Zeit für die Gemeinschaft mit Gott, selbst sie dafür schon um 5 Uhr aufstehen müssen. Wir kommen mehrmals in der Woche zusammen, um die Bibel zu studieren und für die 30.000 Studenten in dieser Stadt und die Weltmission zu beten und jeden Sonntag, um Gottesdienst zu feiern. Viele gehen nach der Arbeit oder zwischen Einkaufen, Kochen und Kinder aus dem Kindergarten abholen Studenten zum Wort Gottes einladen oder lassen ihre Kinder dafür extra von einem Babysitter betreuen. All das tun wir, um den schmalen Weg Jesus nach zu gehen, um praktisch für Jesu Willen zu wirken und Herz damit zu prägen. Manchmal fragen wir uns, ob es richtig ist, dass wir so leben, während die meisten Menschen um uns herum ihr Leben mehr oder weniger für sich selbst führen und versuchen, ihre Zeit und Mittel maximal zu genießen? Wir sollen wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir sollen nicht auf unsere innere Stimme, sondern auf Jesu Stimme hören, der uns dazu ermutigt, darum zu ringen, diesen Weg ganz konsequent und entschlossen zu gehen und durch die enge Pforte hineinzugehen. Um uns täglich neu für diesen Weg entscheiden und ihn praktisch gehen zu können, müssen wir ständig auf das Ziel sehen, nämlich die ewige Herrlichkeit, die Gott bereitet hat und die am Ende dieses Weges auf uns wartet. Möge Gott jedem helfen, auf das Ziel zu sehen und durch die enge Pforte hineinzugehen und den schmalen Weg der Nachfolge zu gehen! Möge Gott uns helfen, jeden Tag im erforderlichen Maße darum ringen, damit wir den schmalen Weg immer weiter gehen, sodass wir schließlich zum Leben eingehen werden!

Welche Warnung gibt Jesus seinen Jüngern mit auf den Weg? Er sagt im Vers 15: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“ Wenn wir den schmalen Weg der Nachfolge gehen wollen, müssen wir nicht nur innere Hindernisse überwinden, sondern können auch mit Verführungen von außen konfrontiert werden, die uns von diesem Weg abbringen wollen. Falsche Propheten sind Menschen, die sich als Diener Gottes ausgeben, aber in Wirklichkeit eine verkehrte Lehre verbreiten. Sie tun so, als ob sie harmlose Schafe Jesu wären und in seinem Sinne reden und leben würden. Aber in ihrem Innern sind sie reißende Wölfe. Das heißt, sie haben eine böse mörderische Absicht, die sie verbergen; denn sie wollen die Gläubigen und die Suchenden oft auf subtile Weise dazu verleiten, sich von dem schmalen Weg, der zum Leben führt, abzuwenden und einen anderen Weg zu gehen, der angeblich auch zum Heil führen soll, der dabei aber weniger Vertrauen auf Jesu oder weniger Hingabe für ihn verlangt. Sie sind eine echte Gefahr für die Suchenden und auch für die Gläubigen. Denn ihre Worte klingen oft plausibel und sie selbst sehen wie Schafe harmlos und sympathisch aus. Doch wer ihnen vertraut und folgt, wird das gleiche Schicksal erleiden wie ein Schaf, das einem Wolf folgt. Darum sagt Jesus warnend: „Seht euch vor …“

Doch wie können wir falsche Propheten erkennen und uns vor ihnen schützen? Wie sehr neigen wir dazu, darauf zu achten, was Menschen sagen, wie sie sich verhalten und ob sie uns sympathisch und vertrauenswürdig vorkommen oder nicht – und wie leicht können wir uns dabei täuschen! Doch gerade weil die Wölfe in Schafspelzen so schwer zu erkennen und gleichzeitig so gefährlich sind, wollte Jesus seinen Jüngern eine Hilfe an die Hand geben, damit sie solche Leute erkennen können. Jesus sagt im Verse 16-17: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte.“ Wir sollen auf die Früchte achten, die ihr Leben hervorgebracht hat. Jesus erinnert uns an die Identität, die zwischen einem Baum oder Strauch und seinen Früchten besteht. Draußen im Hof steht ein Feigenbaum, der zurzeit viele leckere Feigen trägt, und an den Weinstöcken von H. Markus reifen wieder viele Trauben (nicht vergessen: der Wein gehört Markus). Habt ihr schon einmal Weintrauben an einem Dornenstrauch wachsen gesehen oder Feigen, die an Disteln wachsen? Nein! Ebenso wenig kann ein falscher Prophet gute Früchte hervorbringen. Jesus sagt im Vers 18: „Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.“ Wenn ein Mensch geistlich gesehen wie ein guter Baum ist, wird er gute Früchte hervorbringen; dagegen kann jemand, der geistlich verdorben ist, keine guten Früchte hervorbringen. Wir können falsche Propheten dadurch erkennen, dass wir nicht bloß auf ihre Worte, sondern auf die Früchte in ihrem Leben achten. Dies ist ein eindeutiges und sicheres Kriterium. Im Vers 19 spricht Jesus warnend über das schreckliche Ende falscher Lehrer: „Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ Danach versichert er uns schlussfolgernd nochmals, dass wir sie erkennen werden, wenn wir auf ihre Früchte achten. Möge Gott uns helfen, die Frucht der Menschen zu erkennen, und uns so vor dem Einfluss falscher Propheten schützen! Möge Gott uns helfen, selbst gute Bäume zu werden und viele gute Früchte im Leben zu bringen!

Nachdem Jesus vor den falschen Propheten gewarnt und ihr Ende vorausgesagt hat, spricht er im Anschluss warnend darüber, wer überhaupt in das Himmelreich kommen wird und wer nicht. Er sagt in Vers 21: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“ Viele Menschen nennen Jesus ihren Herrn und berufen sich auf ihn. Doch nicht alle, die Jesus ihren Herrn nennen, werden in das Himmelreich kommen. Jesus sagt, Ausschlag gebend dafür ist, wer den Willen seines Vaters im Himmel tut.

Was werden aber viele Menschen zu ihm am Jüngsten Tag sagen, wenn er als Herr und Richter wiederkommt? „Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan?“ (21.22) Sie werden Jesus fragen, ob sie nicht in seinem Namen vieles getan hätten und deshalb eingelassen werden könnten. Doch was wird der Herr Jesus ihnen antworten? Er sagt im Vers 23 voraus: „Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“ Jesus wird ihnen sagen, dass er sie noch nie gekannt hat. Dies ist das Bitterste, was Menschen passieren kann. Das zeigt, dass sie in Wirklichkeit nie eine persönliche Beziehung zu ihm eingegangen sind. Obwohl sie Jesus „Herr, Herr“ nannten, haben sie sich in Wirklichkeit nie unter seine Herrschaft gestellt. Jesus wird sie „ihr Übeltäter“ nennen und sie fortschicken, weil sie dem Willen des Vaters nicht gehorcht haben.

Welche Warnung will Jesus hier seinen Zuhörern geben? Jesus lehrt hier, dass es wirklich das absolut Wichtigste und Entscheidende ist, dass wir den Willen seines Vaters im Himmel tun. Es ist nicht genug, dass wir viel über Jesus wissen und durch ihn Gottes Willen verstehen. Es reicht auch nicht, eine allgemeine, oberflächliche Beziehung zu Jesus zu haben und sein Werk irgendwie nachzuahmen. Wir müssen eine ganz persönliche Beziehung zu Jesus eingehen und aus dieser Beziehung heraus Gottes Willen tun. Dann werden wir in das Himmelreich eingehen können. Andernfalls wird Jesus uns als Übeltäter bezeichnen und abweisen müssen. Gott helfe jedem von uns, darum zu ringen, eine ganz persönliche Beziehung zu Jesus einzugehen, darin zu bleiben und den Willen Gottes zu tun!

  1. Wer diese meine Rede hört und tut sie … (24-29)

Jesus hat nun durch seine Ermahnung, durch die enge Pforte hineinzugehen, die Lehre vom Baum und seinen Früchten und durch die eben betrachtete Warnung unmissverständlich klar gemacht, dass es wirklich „notwendig“ ist, dass wir durch die enge Pforte hineingehen und ihm auf dem schmalen Weg folgen, indem wir den Willen seines Vaters im Himmel tun. Jesus hat es also schon dreifach ausgedrückt. Aber weil es so wichtig, absolut entscheidend ist, dass wir das nicht nur verstehen, sondern wirklich tun sollen, sagt Jesus noch ein weiteres Bildwort, mit dem er uns sehr anschaulich vor Augen führt, was es bedeutet, wenn wir seinen Worten gehorchen. Betrachten wir die Verse 24-26: „Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein, und sein Fall war groß.“ Im Nahen Osten gibt es vom Wetter her eine trockene Zeit und eine Zeit mit viel Regen. Durch die starken Regenfälle entstehen in zuvor trockenen Tälern oft reißende Wasserströme, die alles mit sich reißen, was nicht fest gegründet ist. Die beiden Männer in Jesu Gleichnis haben jeder ein Haus gebaut, der kluge Mann auf Fels, der törichte auf Sand. Dass der törichte Mann sein Haus auf Sand baute, hatte den Vorteil, dass es viel schneller ging, weil er nicht erst in dem Felsen ein Fundament graben musste. Insofern sah der törichte Mann eine Zeitlang cleverer aus als der kluge, weil er sich die unnötige Arbeit ersparte. Aber als ein Platzregen fiel und starker Wind wehte und die Wasserströme an das Haus stießen, fiel sein Haus ein, wohingegen das Haus des klugen Mannes, der auf Fels gebaut hatte, stehen blieb.

Was bedeutet dann dieses Gleichnis? Jesus beginnt es mit den Worten: „Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie …“ Jesus stellt mit dem klugen und dem törichten Hausbauer den Unterschied dar zwischen denen, die Jesu Worte hören und tun und denen, die sie hören, aber nicht danach tun. Ihr Verhalten sieht auf den Blick ganz ähnlich aus, denn beide hören Jesu Rede – so wie der kluge und der törichte Hausbauer ähnlich aussahen, denn beide bauten in derselben Gegend ein Haus. Doch Jesus lehrt indirekt, dass es im Leben auch Zeiten gibt, wo der Platzregen, Wind und Wasser an unser Lebenshaus stoßen und daran rütteln. Der Platzregen und die Winde und Wellen im Gleichnis können hier zum Beispiel für eine schwere Krankheit stehen, für längere Zeit der Arbeitslosigkeit, für den Verlust eines geliebten Menschen oder für den eigenen Tod. Dann ist es wichtig, auf welchem Fundament unser Lebenshaus steht. Das einzig feste Fundament für unser Lebenshaus ist das Wort Jesu. Darum sollen wir auf Jesu Worte hören und sie tun, damit unser Leben die feste, stabile Grundlage hat, die auch in stürmischen Zeit noch hält. So heißt es auch im Jakobusbrief: „Seid aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. Denn wenn jemand ein Hörer des Worts ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein leibliches Angesicht im Spiegel beschaut; denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah. Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat“ (Jak 1,22-25). Der Glaube und die Werke sind untrennbar miteinander verbunden. Daher ist es eigentlich ein großer Widerspruch, wenn wir etwas als wahr und richtig erkennen, aber nicht danach handeln würden.

Aber besteht nicht gerade darin oft unser großes Problem? Wir hören Jesu Worte, durch unser persönliches Bibellesen und jede Woche durch Bibelstudium und die Predigt im Gottesdienst. Wir schreiben dazu Stellungnahmen, um zu finden, was Jesu Worte für uns bedeuten und wie wir sie anwenden können, und treffen entsprechende Entscheidungen. Doch wie oft treffen wir gute Entscheidungen, scheitern aber dabei, danach zu handeln. Wie oft fassen wir neue Vorsätze, und scheitern daran, sie umzusetzen. Doch dann werden unsere Mühe, unsere Erkenntnisse und unsere Entscheidungen bedeutungslos, und wir unterscheiden uns tatsächlich nicht von denjenigen, die Jesu Wort gar nicht gehört haben. Uns fehlen die geistliche Freude und die Kraft und die geistliche Authentizität bzw. Überzeugungskraft gegenüber anderen. Vor allem ist unser Lebenshaus nicht stabil und kann in Stürmen des Lebens leicht einstürzen.

Wir müssen den Schritt vom Hören zum Tun bewältigen. Wie können wir das tun? Es gibt dafür kein Patentrezept und keine geniale Methode. Wir müssen lernen, das, was Jesus gesagt hat und was wir verstanden haben, konkret und praktisch zu tun. Das ist der Punkt, für den wir unsere Intelligenz, Zeit und Kraft einsetzen und um den wir geistlich ringen sollen. Wenn wir das lernen und so die Kluft zwischen unserem Hören bzw. Wissen und unserem Tun überwinden, wird unser geistliches Leben stabil und unser ganzes Lebenshaus steht auf festem unerschütterlichen Grund, sodass es selbst im schwersten Sturm fest stehen bleibt. Möge Gott uns helfen, die Kluft zwischen dem Hören und Tun zu überwinden und Jesu Worten zu tun, damit unser Lebenshaus auf festem, stabilem Grund steht. Lesen wir zum Schluss nochmals das Leitwort: „Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute“ (7,24).

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