Predigt: Matthäus 6,1 – 15

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Das  Vaterunser

„Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“

(6,9.10)

Wir sind dankbar, dass wir die Bergpredigt weiter betrachten können. Im Kap. 5 hat Jesus über das Gesetz gesprochen und an einigen Geboten beispielhaft erklärt, wie die Gebote eigentlich gemeint sind. Im heutigen Text geht es um die Praxis des Glaubenslebens, konkret um das Almosengeben und Beten. Es geht weniger darum, was wir als Christen tun sollen, als vielmehr darum, mit welcher Haltung wir es tun sollen. Im Zentrum des Textes steht das Vaterunser, in dem Jesus uns lehrt, mit welchen Anliegen wir beten sollen. Gott helfe uns, die richtige Haltung beim Glaubensleben aufzubringen! Möge Gott uns auch ermutigen und helfen, zu ihm recht zu beten!

Betrachten wir Vers 1: „Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.“ Jesus ermahnt die Zuhörer, darauf zu achten, dass sie ihr Glaubensleben nicht vor den Leuten führen, um von ihnen gesehen zu werden. Damals übten viele ihre Frömmigkeit vor den Leuten, um bei ihnen besser angesehen zu sein. Viele gaben Almosen öffentlich auf den Gassen oder vor der Synagoge, damit viele Leute es sehen konnten; manche ließen es sogar buchstäblich vor sich ausposaunen. Jesus nennt solche Leute „Heuchler“; denn sie taten so, als ob sie fromm wären, aber in Wirklichkeit ging es ihnen um ihr eigenes Ansehen bei den Leuten. Jesus sagt klar, dass sie dafür von Gott keinen Lohn erhalten werden.

Wie relevant ist Jesu Ermahnung für uns? Wir machen regelmäßig Bibelstudium und schreiben Stellungnahmen, nehmen an der Gebetsstunde und am Gottesdienst teil usw. Da vieles davon auch von anderen gesehen wird, besteht auch für uns eine Gefahr, dass wir diese Dinge auch vor den Menschen tun, um von ihnen als treue oder fleißige Mitarbeiter angesehen zu werden. Darum sollen auch wir darauf achten, dass wir unser Glaubensleben nicht vor den Menschen führen, sondern allein vor Gott, um ihn zu ehren und um von ihm seinen Lohn zu bekommen.

Wie sollten wir uns daher verhalten, wenn wir jemanden materiell unterstützen wollen? Jesus sagt im Vers 3 und 4a: „Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit dein Almosen verborgen bleibe …“ Wenn wir jemandem eine Spende geben, sollte niemand davon erfahren außer Gott. Dann dürfen wir Gottes Beloh­nung erwarten. Jesus sagt: „… und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten“ (4b). Gott sieht ganz genau, was wir tun und aus welcher Moti­vation wir es tun. Er wird uns alles, was wir wirklich für ihn tun, zu seiner Zeit reichlich belohnen.

Die Gefahr, dass seinen Glauben vor den Menschen zu praktizieren, besteht auch beim Gebet. Betrachten wir Vers 5: „Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.“ Viele Juden beteten damals laut und mit zum Himmel erhobenen Händen. Manche taten dies am liebsten in den Synagogen und an den Straßenecken, damit sie von möglichst vielen Leuten gesehen wurden. Jesus sagt klar, dass sie von Gott dafür keinen Lohn erwarten können.

Wie sollen wir dann beten, damit Gott unsere Gebete anerkennen und segnen kann? Lesen wir gemeinsam Vers 6: „Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verbor­gene sieht, wird dir’s vergelten.“ Damals gab es in gewöhnlichen Häusern nur einen separa­ten Raum, den man mit einer Tür schließen konnte: das Kämmerlein. Es ist also ein Ort, wo man ungesehen und ungestört beten kann. Warum betont Jesus, dass wir zum Gebet ins Kämmerlein gehen? Im Kämmerlein fallen die Masken ab, die wir bewusst oder unbewusst getragen haben. Wir treten vor Gott gerade so, wie wir sind. Wir können ihm ehrlich unsere Probleme und Nöte schildern und offen über alles reden und auf seine Antwort hören. Darum fordert Jesus uns ausdrücklich auf: „… geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist.“ Dahinter steht Gottes Wunsch, uns im Gebet persönlich zu begegnen. Dort will Gott uns zuhören, auf unsere Fragen antworten, uns trösten, uns in unsrer Angst beruhigen, unsere Sehnsucht nach Liebe stillen und uns neuen Mut schenken. Diese Gemeinschaft mit Gott ist der wichtigste Teil unsres Glaubens­lebens. Wir müssen solche Zeit allein mit Gott verbringen, wo wir ihm alles sagen und hören, was er uns sagen will, und zwar täglich. Möge Gott uns helfen, täglich ins Kämmerlein zu gehen und mit ihm Gemeinschaft zu haben! Möge Gott unsere Gemeinschaft mit ihm jeden Tag segnen!

Worauf sollen wir noch achten, wenn wir zu Gott beten? Jesus ermahnt uns im Vers 7, dass wir beim Gebet wir nicht plappern sollen, das heißt vor Gott nicht gedankenlos reden oder unsere Anliegen wiederholen. Woher kommt das Plappern? Im Vers 8 sagt Jesus: „Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.“ Das Plappern kommt, wenn wir Gott nicht genug kennen. Wenn wir beten, sollen wir uns bewusst sein, wer Gott ist, zu dem wir beten, nämlich unser Vater im Himmel, der uns kennt und liebt und weiß, was wir brauchen, bevor wir beten.

Bis hierhin hat Jesus seine Jünger und uns die richtige Haltung beim Almosen geben und beim Gebet gelehrt. Für das Gebet hat Jesus aber nicht nur die Haltung gelehrt, sondern weil es so wichtig ist, auch den Inhalt, wofür wir beten sollen. Jesus lehrte dazu eine Art Mustergebet, das wir nachbeten oder anhand dessen wir beten sollen – das Vaterunser. Lasst es uns betrachten!

Die Verse 9-13 beinhalten das Vaterunser. Es ist sicherlich das berühmteste Gebet in der Bibel, das einzige, das Jesus seine Jünger gelehrt hat und das uns überliefert ist. Seit etwa 2000 Jahren haben Millionen von Christen in der Welt unzählige Male damit zu Gott gebetet. Trotz seiner Kürze hat Jesus darin die wichtigsten Anliegen ausgedrückt, für die wir beten sollen. die ersten drei Anliegen beziehen sich auf Gott, die anderen drei auf unsere Bedürfnisse. Lasst uns noch einmal dieses Gebet betrachten und neu begreifen, mit welchen Anliegen wir beten sollen!

Der Beginn des Vaterunsers ist so bemerkenswert, dass er dem Gebet seinen Namen gegeben hat. Jesus sagt im Vers 9a: „Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel!“ Mit dieser Anrede lehrt Jesus, dass Gott, zu dem wir beten, unser Vater im Himmel ist.

Ein Vater steht für Liebe, Fürsorge, Erziehung und Schutz für seine Kinder. Während unsre irdischen Väter begrenzte Menschen sind und diese Eigenschaften nur in begrenztem Maße haben, liebt, versteht, erzieht und schützt uns Gott in vollkommener Weise, sodass wir ihm bedingungslos vertrauen können. Gleichzeitig ist er im Himmel, das heißt er ist der ewige Gott, er ist heilig und ist aller Ehre wert! – Im Alten Testament taucht die Bezeichnung „Vater“ in Bezug auf Gott nur ein- oder zweimal auf. Die Juden wussten um Gottes Heiligkeit, sodass sie nicht einmal seinen Namen auszusprechen wagten. Aber in Jesus dürfen wir zu diesem heiligen Gott „unser Vater im Himmel“ sagen. Das ist nur möglich, weil in Jesus Christus Gottes Sohn in die Welt gekommen ist und er durch sein Erlösungswerk die Kluft zwischen dem heiligen Gott und uns sündigen Menschen überbrückt hat. Wenn wir Jesus annehmen, werden wir rechtmäßig Gottes Kinder und dürfen ihn „unser Vater im Himmel“ rufen. Wenn wir zu ihm beten, sollen wir das mit bedingungslosem Vertrauen und mit tiefer Ehrfurcht und Respekt tun.

Was ist das erste Anliegen, mit dem wir zu unserem Vater im Himmel beten sollen? Lesen wir noch einmal den Vers 9: „Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.“ Wir sollen als erstes dafür beten, dass Gottes Name geheiligt werde. Was bedeutet das? Gottes Name steht für Gott selbst, für sein heiliges ewiges Wesen. Gottes Name ist heilig, weil Gott heilig ist. Er ist der allmächtige Schöpfer von Himmel und Erde. Er ist der Vater Jesu Christi, der uns so geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit wir nicht verloren werden, sondern ewig leben können. Gottes Name ist heilig und soll von allen Menschen heilig gehalten und geehrt werden. Als Gottes Kinder soll das unser größter Wunsch sein und unser erstes Gebetsanliegen. Warum ist es so wichtig, dass wir dafür beten? Wir sollen dafür beten, weil Gottes Name in der Welt nicht geheiligt wird. Tatsächlich wird Gottes Name seit dem Sündenfall des Menschen bis heute missachtet, beschädigt, verspottet und verlästert. Das liegt nicht nur an den Menschen, die Gott nicht kennen, sondern auch an Gottes Leuten. Im Römerbrief schreibt Apostel Paulus: „Denn euretwegen wird Gottes Namen verlästert unter den Heiden“ (Röm 2,24). Auch in unserem Land heute herrscht mit dem Humanismus eine Ideologie in der Gesellschaft vor, in der Gott keinen rechten Platz hat, höchstens eine Randfigur sein darf. Denn in dieser Ideologie hat die menschliche Freiheit den höchsten Stellenwert und sie lässt sich mit dem Gott, der alles erschuf und über alle Gott sein will, nicht vereinbaren. Darum wird Gott privat und auch in aller Öffentlichkeit geleugnet und verlästert oder totgeschwiegen. Darum müssen wir Gläubigen als erstes Anliegen dafür beten, dass Gottes Name geheiligt werde. Wir sollen dafür beten, dass Gottes Name geheiligt wird zuerst in unserem eigenen Leben, in unserer Familie, in unserer Gemeinde, in unserer Gesellschaft und darüber hinaus in der ganzen Welt.

Was ist das zweite Gebetsanliegen, das Jesus uns lehrt? Vers 10a lautet: „Dein Reich komme.“ Wir sollen als zweites dafür beten, dass Gottes Reich komme. Wie wir wissen, bedeutet Gottes Reich Gottes Herrschaft. Gott will unser Gott sein und auch in unserem Leben seine gute Herrschaft aufrichten. Aber es gibt in uns einen Konflikt zwischen Gottes Reich und „meinem Reich“. Wir wollen mit Gott leben, aber mit unseren menschlichen Gedanken, Wünschen und Taten widerstreben wir oft noch seiner Herrschaft. Darum sollen wir uns ernsthaft dafür beten, dass Gottes Herrschaft in unserem ganzen Leben komme. Warum ist das auch für uns selbst wirklich wichtig? So viel, wie wir noch nicht unter Gottes Herrschaft leben, leiden wir noch unter unserer Selbstsucht, Begierden, Sorgen und Ängsten. Denn nur Gottes Herrschaft macht uns frei von verkehrten Gedanken, Begierden, grundlosem Stolz und Minderwertigkeits­gefühlen, Sorgen und Angst, sodass wir wirklich glücklich und ein Segen für andere werden statt einer Last. Darum sollen wir vor allem dafür beten, dass Gottes Reich in uns selbst komme, bis Gottes Gnade und Wahrheit unser ganzes Denken, Wollen und Tun bestimmt. Darüber hinaus sollen wir dafür beten, dass Gottes Reich in unserer ganzen Familie und Gemeinde, in unserer Stadt, in unserem Land und in der ganzen Welt komme.

Wenn wir dafür beten, dass Gottes Reich in uns selbst und in unseren Mitmenschen komme, erleben wir nicht nur Fortschritte, sondern manchmal auch Rückschläge. Aber wir sollen nicht verzweifeln und unser Gebet dafür nie aufgeben. Denn wir können sicher sein, dass Gott dieses Gebetsanliegen erhören und sein Reich sicher kommen lassen wird. So heißt es etwa in 1. Kor 15,24.25: „Danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat. Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße legt.“ Das Reich Gottes wird sicher kommen, weil es bei Gott schon beschlossen ist. Wenn wir beten „Dein Reich komme“, dürfen wir die Gewissheit haben, dass dieses Gebet von Gott sicher erfüllt wird. Darum lasst uns jeden Tag beten: Dein Reich komme in mir, in meiner Familie, in den Studenten, in Heidelberg, in Deutschland und in allen Ländern der Welt!

Was ist das dritte Anliegen? Im V. 10b heißt es: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ Wir sollen als drittes dafür beten, dass Gottes Wille geschehe auf der Erde, so 100%-ig und uneingeschränkt, wie er im Himmel geschieht. Das Anliegen „Dein Reich komme“ und das Anliegen „Dein Wille geschehe“ sind miteinander verbunden. Denn Gottes Wille kann sich dort entfalten, wo Gott herrscht. Wir sollen also zuerst dafür beten, dass Gottes Herrschaft von den Menschen überhaupt akzeptiert wird. Dann können wir beten, dass Gottes Wille geschieht, dort wo Gott die Herrschaft übernommen hat. Dadurch wiederum wird Gottes Herrschaft noch fester werden und sich ausdehnen.

Was wird passieren, wenn Gottes Wille so geschieht wie im Himmel und Gott sein Reich völlig wiederherstellt? Im Römerbrief Kap. 8,21 heißt es dazu: „Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ Und Vers 29: „Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Wenn Gottes Herrschaft völlig wiederhergestellt wird, wird die ganze Schöpfung frei werden, und Gott wird uns völlig wiederherstellen. Wir werden von unserer Schwachheit und Spuren der Sünde und auch vom Tod frei, der uns in unserem vergänglichen Leib ständig überschattet hat, und werden mit wahrer Freude und mit himmlischem Frieden erfüllt. Gott wird in uns das Bild seines Sohnes und damit unser wahres Bild wiederherstellen. Dann wird Gott von allen geehrt werden und die heilige Schöpfungsordnung wird wiederher­gestellt. Frieden und völlige Freiheit haben. Lasst uns dafür beten, dass Gottes Reich komme! Lasst uns dafür beten, dass Gottes Wille geschehe, und zwar so hundertprozentig, wie er im Himmel geschieht! Möge Gottes Reich in jedem von uns kommen und durch uns in vielen jungen Menschen! Möge Gott sein ewiges Reich bald aufrichten!

Betrachten wir das vierte Anliegen. Vers 11 lautet: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Während die ersten drei Anliegen sich auf Gott beziehen, beziehen sich das vierte bis sechste Anliegen auf unsere eigenen Bedürfnisse. Das „tägliche Brot“ betrifft unsere physischen Bedürfnisse. Das tägliche Brot steht hier im weiteren Sinne für alle Dinge, die wir für unser Alltagsleben benötigen, wie Kleidung, Unterkunft und anderes, was zu unserem Leben nötig ist.

Was bedeutet es, dass Jesus uns lehrt, für diese Dinge zu beten? Im Allgemeinen versuchen die Menschen das Problem ihrer physischen Bedürfnisse alleine zu lösen, indem sie hart darum kämpfen und sich mühen, um viel Geld zu verdienen. Sie leben dafür, sich zu versorgen, machen das zum Lebensinhalt. Es wird das Wichtigste für sie – sie werden abhängig davon, Götzendiener des Geldes.  Aber wir Christen, deren Vater im Himmel Gott ist, sollen das Problem unserer Versorgung durchs Gebet lösen! So sollen wir in allen Bereichen aus Glauben an unseren Vater leben.

Es ist es wert, dass wir dieses Gebetsanliegen noch etwas genauer betrachten. Dass es heißt „unser tägliches Brot“, zeigt, dass wir nicht nur für das eigene tägliche Brot bitten sollen, sondern auch für das unserer Geschwister und für das der anderen Menschen in unserer Stadt, unserem Land und die Not leidenden Menschen in der Welt. Dass wir um das tägliche Brot bitten sollen und nicht um einen Vorrat für viele Monate, zeigt, dass wir bewusst in der Abhängigkeit von Gott bleiben sollen (wenn wir einen Vorrat für viele Jahre wie der reiche Kornbauer hätten, würden wir bald anfangen, auf unseren Vorrat zu vertrauen anstatt auf Gott). Schließlich sagt Jesus mit dem Wort „heute“, dass wir täglich darum bitten sollen. Das heißt, wir sollen lernen, täglich aus dem Vertrauen auf unseren Vater im Himmel zu leben, anstatt im Vertrauen auf unsere Arbeitskraft und Firma und dadurch ständiger in Sorge zu leben.

Was ist das fünfte Gebetsanliegen im Vaterunser? Vers 12 lautet: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ Während das tägliche Brot unser grundlegendes physisches Bedürfnis betrifft, geht es hier um unser grundlegendes geistliches Bedürfnis. Denn unser größtes Problem im Leben ist die Schuld, die wir durch unsere Sünde vor Gott auf uns geladen haben und immer neu auf uns laden. Die Sündenschuld können wir niemals mit nichts zurückzahlen. Gleichzeitig verhindert unsere Schuld unsere Beziehung zu Gott und auch die richtige Beziehung zu unseren Mitmenschen. Wir sollen Gott täglich um die Vergebung unserer Schuld bitten. Das ist der einzige Weg zur Befreiung von Schuld und so weiter in der Beziehung zu Gott zu leben.

Jesu Worte „wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“ machen deutlich, dass unsere Beziehung zu Gott mit unseren Beziehungen zu unseren Mitmenschen eng verknüpft ist. Wenn wir denken, dass unsere Beziehung zu Gott eine Sache wäre und unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen auf einem ganzen anderen Papier stünden, ist das verkehrt. Wir sollen in der Beziehung zu Gott bleiben, indem wir Gott täglich um die Vergebung unserer Schuld bitten und gleichzeitig denen, die an uns schuldig werden, vergeben.

Betrachten wir das letzte Gebetsanliegen im Vers 13a: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ Das dritte Anliegen für uns selbst bezieht sich darauf, dass wir leicht zur Sünde verführt werden, und zwar von unseren eigenen Begierden und vom Satan. Wir können uns leicht für stark halten, aber tatsächlich können wir der Versuchung nicht allein widerstehen. Darum sollen wir dafür beten, dass Gott uns nicht in Versuchung führt, sondern uns von dem Bösen erlöst. Warum geraten wir als Kinder Gottes trotzdem immer wieder in Versuchung?  Es geschieht dann, wenn wir unsere Kraft überschätzen. Diese Gefahr ist besonders groß, wenn es uns gut geht, wenn wir kein akutes Problem haben, wenn alles gut zu laufen scheint und wir von den anderen anerkannt werden. Als David in großer Not war und geistlich kämpfte, war er immer demütig und geistlich stark. Aber als er seine Probleme gelöst hatte und als König rundum anerkannt war, wurde er geistlich faul, schlief morgens lange und versäumte es, ernsthaft zu beten, und geriet in schwere Versuchung und Sünde. Wir sollen uns nicht geistlich überschätzen, sondern täglich beten, dass Gott uns nicht in Versuchung führt und ein siegreiches geistliches Leben führen.

Betrachten wir noch die Verse 14 und 15:  „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht verge­ben.“ Hier erklärt Jesus noch mal, wie eng unsere Beziehung zu Gott mit unseren Beziehungen zu unseren Mitmenschen verbunden ist und warum es wichtig ist, dass wir andere vergeben sollen. Gott ist bereit, uns alle unsere Sünden zu vergeben, aber er erwartet wirklich, dass wir allen, die an uns schuldig werden, vergeben. Wir sollen täglich seine Gnade der Vergebung erbitten und sollen im gleichen Zug den anderen ihre Schuld bedingungslos vergeben.

Wir haben heute gelernt, dass wir unser Glaubensleben nicht vor den Menschen, sondern allein vor Gott führen sollen und von ihm dafür belohnt werden. Wir haben auch durch das Vaterunser gelernt, mit welchen Anliegen wir zu unserem Vater im Himmel beten sollen. Möge Gott uns helfen, unser Glaubensleben vor ihm und für ihn zu führen und von ihm reichlich belohnt werden! Möge Gott unsere Gebete nach dem Vaterunser reich segnen! Lesen wir zum Schluss nochmals das Leitwort. „Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“

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