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Gottes Bund: Segen über Grenzen hinweg
„Und er segnete Josef und sprach: Der Gott, vor dem meine Väter Abraham und Isaak gewandelt sind, der Gott, der mein Hirte gewesen ist mein Leben lang bis auf diesen Tag, der Engel, der mich erlöst hat von allem Übel, der segne die Knaben, dass durch sie mein und meiner Väter Abraham und Isaak Name fortlebe, dass sie wachsen und viel werden auf Erden.“
(1. Mose 48,15.16)
Liebe Brüder und Schwestern, es ist eine große Freude und Gnade, heute mit euch gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Ich kam 2022 zum ersten Mal nach Deutschland, und nun stehe ich bereits zum dritten Mal hier in der Heidelberg, einem Ort, der von Gottes Gnade und Liebe erfüllt ist! Ich danke Gott, dass ich wieder mit euch in dieser schönen Stadt Gottesdienst feiern darf.
Der heutige Tag fühlt sich noch besonderer an. In diesem Gottesdienst sind zwei junge n.‑koreanische Flüchtlinge unter uns. Denkt einmal darüber nach: Deutschland ist ein Land, das einst eine Teilung und dann das Wunder der Wiedervereinigung erlebt hat. Und hier in Heidelberg, einem historischen Ort, beten wir gemeinsam für die Wiedervereinigung Koreas – in Anwesenheit n.‑koreanischer Jugendlicher. Das ist kein Zufall. Ich glaube, dass dies die erstaunliche Vorsehung Gottes ist.
Schaut euch ihre Gesichter an. Sie sind nicht nur „Flüchtlinge”. Sie sind lebendige Zeugen der Hoffnung, wandelnde Zeugnisse dafür, dass Gott sogar die eiserne Mauer des Y*alu-Flusses durchbrechen kann. Sie sind Wunder, die unter uns stehen.
Genesis Kapitel 48, das wir heute betrachten, ist nicht einfach nur eine herzerwärmende Geschichte über einen Großvater, der seine Enkelkinder segnet. Der Text zeigt uns, wie Gottes großer Bund über Generationen, Nationen und alle menschlichen Grenzen hinweg wirkt. Und dieser Bund spricht uns heute sehr stark an, besonders wenn wir an das geteilte Land Korea denken.
Zu dieser Zeit war Jakob 147 Jahre alt. Seine physischen Augen waren schwach, aber seine geistlichen Augen waren klarer denn je. Er hielt an Gottes Bund fest und adoptierte Josefs zwei Söhne, Ephraim und Manasse, als seine eigenen. Damit waren sie nicht mehr nur Josefs in Ägypten geborene Söhne, sondern Teil der zwölf Stämme Israels.
Denkt daran, dass diese Jungs keine reinen Israeliten waren. Ihre Mutter war Asenath, die Tochter eines ägyptischen Priesters. Nach strengen Maßstäben hätten sie ausgeschlossen werden können. Aber Jakob erklärte mutig: „Sie sind jetzt meine Söhne. Genau wie Ruben und Simeon.“
Was für eine überraschende Erklärung! Das zeigt uns das Wesen von Gottes Bund. Gottes Bund ist nicht durch Blutlinie, Kultur, Nationalität oder Hautfarbe begrenzt. Er ist größer, weiter und tiefer als jede menschliche Grenze. Gott lässt seinen Segen immer über Grenzen hinweg fließen.
Dann geschieht etwas noch Überraschenderes. Jakob legt seine rechte Hand nicht auf den älteren Sohn Manasse, sondern auf den jüngeren Ephraim. Josef versucht, ihn zu korrigieren: „Nicht so, mein Vater, dieser ist der Erstgeborene; lege deine rechte Hand auf sein Haupt.“ Aber Jakob weigert sich und sagt: „Ich weiß wohl, mein Sohn, ich weiß wohl … aber sein jüngerer Bruder wird größer als er werden.“
Dies zeigt, dass Gottes Wege nicht wie unsere sind. Die Menschen ehren den Erstgeborenen, den Starken, den Mächtigen. Aber Gott wählt oft die Schwachen, um die Starken zu beschämen, und die Geringsten, um die Welt zu verändern. Gott durchbricht unsere menschlichen Erwartungen.
Jakobs gekreuzte Hände waren kein Fehler. Sie offenbarten Gottes tiefen Plan. Aus diesem Abschnitt können wir drei wichtige Wahrheiten über Gottes Bund erkennen:
Erstens zeigt Gottes Bund seine absolute Souveränität.
Gott ist nicht an menschliche Traditionen oder weltliche Ordnungen gebunden. In 1. Samuel 16,7 sagt Gott: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ Die Wahl Ephraims vor Manasse zeigt, dass alles von Gottes souveräner Gnade abhängt. Diese Wahrheit tröstet uns. Die Welt mag sagen: „Du bist zu schwach“, oder „Dir fehlt der Hintergrund“. Aber niemand kann aufhalten, was Gott erwählt hat. Selbst das scheinbar unerschütterliche Regime Nordkoreas unterliegt Gottes Souveränität. Wenn die Zeit gekommen ist, kann Gott es zu Fall bringen, selbst durch den schwächsten Menschen.
Zweitens schließt Gottes Bund alle Menschen ohne Diskriminierung ein.
Gottes Verheißung steht jedem durch den Glauben offen. In Galater 3,28 sagt Paulus: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ In Christus sind n.-koreanische Flüchtlinge keine Fremden, sondern unsere Brüder und Schwestern. Die Kirche muss sagen: „Ihr seid meine Familie.“ Schaut die Person neben euch an und sagt ihr: „Du bist mein Ephraim!“ Wenn wir unsere Herzen auf diese Weise öffnen, wird Gottes Segen reichlich in unserer Gemeinschaft fließen.
Drittens vereint Gottes Bund das, was getrennt ist.
Jakobs gekreuzte Hände symbolisieren Gottes Plan, getrennte Dinge zusammenzuführen. In Epheser 2,14 heißt es: „Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und hat den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, indem er durch sein Fleisch die Feindschaft wegnahm.“ Eines Tages wird Gott auch Nord- und Südkorea vereinen, nicht nur politisch, sondern auch geistlich, in Christus.
Brüder und Schwestern, wir sind jetzt in Deutschland – einem Land, das bereits eine Teilung und eine wundersame Wiedervereinigung erlebt hat. Experten sagten einst: „Die Berliner Mauer wird mindestens 100 Jahre stehen bleiben.“ Aber Gott hat sie plötzlich auf eine Weise zu Fall gebracht, die niemand erwartet hatte. Und im Zentrum dieser Geschichte stand das Gebet.
In den 1980er Jahren, als die Geheimpolizei der DDR alles überwachte und mit Terror regierte, fand in Leipzig jeden Montagabend eine kleine Versammlung statt, um für Frieden zu beten. Zunächst kamen nur wenige Menschen. Aber das Gebet verbreitete sich, und im Oktober 1989 marschierten mehr als 70.000 Menschen friedlich mit Kerzen und riefen: „Wir sind das Volk!“ Diese Gebetsbewegung entfachte den Funken, der die Mauer zum Einsturz brachte. Es war nicht menschliche Kraft, sondern Gottes Gnade und die Gebete der Kirche, die die Geschichte verändert haben.
Das lehrt uns: Gebet verändert die Geschichte. Wenn die Kirche niederkniet, fallen Mauern.
Die Teilung Koreas mag unüberwindbar erscheinen. Aber Gott wirkt auf eine Weise, die wir uns nicht vorstellen können. Er kann die verborgenen Gebete der Untergrundgläubigen in Nordkorea nutzen. Er kann das Leben der Überläufer unter uns heute nutzen, um uns eine neue Vision für die Wiedervereinigung zu geben.
Was müssen wir also tun?
Erstens dürfen wir niemals aufhören, unseren Glauben zu bekennen, unabhängig von der Situation. Am Ende seines turbulenten Lebens bekannte Jakob: „Der Engel, der mich erlöst hat von allem Übel“, und lobte den Gott, der sein ganzes Leben lang sein Hirte gewesen war. Auch wir müssen in unserem Leben an diesem Bekenntnis festhalten. Wenn wir angesichts der Realität in Nordkorea verzweifeln, wenn uns eine Wiedervereinigung unmöglich erscheint, müssen wir beten und auf „den Gott, der der Hirte meines Lebens ist“, vertrauen. Dieses Bekenntnis ist unser Zeugnis und die Kraft, die Welt zu überwinden.
Zweitens: Lebt ein Leben der Gastfreundschaft und Offenheit.
In Hebräer 13,2 heißt es: „Gastfrei zu sein vergesst nicht.“ Die Kirche muss ein Zuhause für die Schwachen, die Flüchtlinge und die Ausgegrenzten sein. Indem wir ihren Geschichten zuhören, mit ihnen essen und ihnen helfen, sich einzuleben, lassen wir Gottes Bund durch unser Leben fließen.
Drittens: Betrachtet die Geschichte mit Augen des Glaubens.
In Hebräer 11,1 heißt es: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Experten mögen sagen, dass eine Wiedervereinigung unmöglich oder zu kostspielig ist. Aber wir glauben an Gottes Bund. So wie die Wiedervereinigung Deutschlands ein Wunder war, wird Gott eines Tages zu seiner Zeit und auf seine Weise die Mauer Koreas niederreißen. Das Gebet ist unsere stärkste Waffe, um uns auf diesen Tag vorzubereiten.
Liebe Brüder und Schwestern, Genesis 48 lehrt uns, dass Gottes Segen über Grenzen hinausfließt. Heute wird unser Gebet hier in Heidelberg über die Grenze zwischen Süd- und Nordkorea hinweg zu den Gläubigen in Nordkorea fließen. Und eines Tages wird Gott die Mauern niederreißen und Korea wieder zu EINEM Land machen, um alle Nationen zu segnen. Mögen wir durch das Gebet an dieser heiligen Geschichte teilhaben.
Ich bitte euch, euch im Gebet für folgende Anliegen anzuschließen:
Betet für Frieden und Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel.
Betet, dass die militärischen Spannungen und politischen Konflikte zwischen Süd- und Nordkorea verschwinden und dass Versöhnung und echte Einheit in Gott erreicht werden.
Betet für die Menschen in Nordkorea und die Untergrundkirche.
Betet dafür, dass das nordkoreanische Volk, das unter Hunger und Unterdrückung lebt, und die Untergrundgläubigen, die ihr Leben riskieren, um ihren Glauben und ihren Gottesdienst aufrechtzuerhalten, Gottes Trost und Schutz erfahren mögen.
Betet für nordkoreanische Flüchtlinge und die Diaspora-Gemeinde.
Betet dafür, dass nordkoreanische Flüchtlinge, die ihre Heimat und ihre Familien vermissen, mit Glauben und Hoffnung in neuen Ländern leben können und dass sie Heilung und Ruhe in der herzlichen Umarmung von Gemeinden und Glaubensbrüdern finden mögen.
Lasst uns gemeinsam beten: Lieber Vater, in Genesis 48 haben wir gesehen, wie dein Bund alle Grenzen überschreitet. So wie Jakob selbst in Zeiten des Leidens zu einem Kanal des Segens wurde, hilf auch uns, in dieser Generation als Kanäle des Segens zu leben. Erhalte unsere Brüder und Schwestern in Nordkorea. Schenke denen Freiheit und Trost, die inmitten ihres Leidens ihren Glauben bewahren. Mögen nordkoreanische Flüchtlinge als Teil deiner Familie aufgenommen werden, und mögen ihre Tränen zu Samen des Segens für die Nationen werden. Herr, so wie die Friedensgebete in der St.-Nikolai-Kirche in Deutschland zum Fall der Berliner Mauer beigetragen haben, mögen auch die Barrieren auf der koreanischen Halbinsel durch Gebet und die Einheit gläubiger Menschen fallen. Nutze unsere Gebete und deine Gemeinde, um den Tag der Wiedervereinigung zu beschleunigen. Mögen wir alle bekennen: „Der Herr ist mein Hirte mein ganzes Leben lang“, und als ein Volk leben, das die Spaltungen zwischen Nord und Süd, Ost und West überwindet. Wir beten im Namen Jesu Christi. Amen.