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Heilung für Jakobs Familie
„Als Josef seine Brüder sah, erkannte er sie. Aber er gab sich ihnen nicht zu erkennen, sondern fuhr sie barsch an. Er fragte sie: Wo kommt ihr her? Aus Kanaan, um Brotgetreide zu kaufen, sagten sie.“
(1. Mose 42,7 [EÜ])
Wir haben gesagt, dass das Buch Genesis die Geschichte erzählt, wie wir Menschen unser wahres Zuhause (das Paradies) verloren haben. D.h., wenn du dich Hin- und Hergetrieben fühlst, wenn du das Gefühl hast, alles ausprobiert zu haben und keine wahre Erfüllung gefunden hast, wenn du dich fühlst wie im Exil, ist die biblische Antwort darauf, dass wir durch unsere Sünde Heimatlose sind. Gott hatte angefangen mit der Familie von Abraham den Weg nach Hause wiederherzustellen.
Aber meine Güte; jede Generation von Abrahams Familie hatte wirklich Probleme. Und schlimmer noch, anstatt dass es mit den Problemen besser wurde, scheinen die Plagen sich mit jeder Generation zu potenzieren. Nicht nur die Familie wuchs exponentiell, sondern auch die innerfamiliären Streitigkeiten und Missstände. Als vorläufiger, trauriger Höhepunkt der Familiensaga wurde Josef von seinen Brüdern kaltblütig als Sklave nach Ägypten verkauft. Ganz klar, diese Familie war richtig dysfunktional. Im heutigen Text sehen wir, wie Gott durch Josef Heilung in die Familie hineinbringt.
Zwei Dinge wollen wir hier im Text beleuchten. Zum einen, Schuld und Vergebung; zum anderen Fluch und Heilung.
1. Schuld und Vergebung
Jakob schickt zehn seiner Söhnen nach Ägypten, damit sie dort Getreide kaufen sollten. Als die Brüder in Ägypten ankommen, erwartet sie ein frostiger Empfang. Wir lesen in Vers 7: „Als Josef seine Brüder sah, erkannte er sie: Aber er gab sich ihnen nicht zu erkennen, sondern fuhr sie barsch an. Er fragte sie: Wo kommt ihr her? Aus Kanaan, um Brotgetreide zu kaufen, sagten sie.“ In den weiteren Versen finden wir den Dialog zwischen Josef und seinen Brüdern, der für die Brüder extrem schmerzhaft ist und der damit endet, dass sie alle für drei Tage im Gefängnis landen. Am dritten Tag lässt Josef die Brüder aus dem Gefängnis holen und spricht freundlicher mit ihnen. Er lässt die Brüder ziehen, damit sie ihre Familien mit Essen versorgen können, unter der Bedingung, dass sie ihren jüngsten Bruder mitbringen. Simeon wird vor ihren Augen gebunden. Er wird als Pfand in Ägypten festgehalten, um einen ‚kleinen‘ Anreiz zu schaffen, dass sie wirklich zurückzukommen.
In Vers 21, sprechen die Brüder untereinander, ohne zu wissen, dass Josef ihnen zum einen zuhörte und zum anderen jedes Wort verstand: „Ach ja, wir sind an unserem Bruder schuldig geworden. Wir haben zugesehen, wie er sich um sein Leben ängstigte. Als er uns um Erbarmen anflehte, haben wir nicht auf ihn gehört. Darum ist nun diese Angst über uns gekommen.“ Die Brüder diskutierten das Verbrechen, das sie Josef angetan hatten. Und hier ist das Interessante: Sie hatten Schuldgefühle.
In der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ gab es vor ein paar Jahren eine kurze Zusammenfassung von einer Studie bezüglich Schuldgefühle. In einer Online-Umfrage wurden 900 Erwachsene gefragt, ob sie aktuell Schuldgefühle hatten oder jemals welche hatten. Ungefähr 75% der Teilnehmer antworteten auf diese Frage mit „ja“. Das ist eine erstaunlich hohe Zahl. Meine Vermutung ist, dass die restlichen 25%, die darauf mit „nein“ geantwortet hatten, entweder nicht ehrlich oder vergesslich waren. In der Studie war die häufigste Ursache für die Schuldgefühle, dass die Teilnehmer es mit der Wahrheit nicht so genau genommen hatten. Wenn die Teilnehmer älter als 45 waren, war die häufigste Ursache, nicht genug Zeit mit der Familie verbracht zu haben.
Wir alle kennen Schuldgefühle. Während meiner Doktorarbeit saßen eine Kollegin namens J. und ich zusammen im Büro. Dann kam ein medizinischer Doktorand rein, der so richtig deutsch war, also so richtig strukturiert und ordentlich. Er hatte uns gefragt: „Habt ihr meinen USB-Stick gesehen?“ Es war schon außergewöhnlich, dass er etwas verloren hatte. Er verließ das Büro. Und dann meinte ich zu Johanna halb im Scherz: „Weißt du, einen kurzen Augenblick hatte ich ein schlechtes Gewissen.“ Warum? Nicht deshalb weil ich sein Equipment verschlampt hatte, sondern weil ich genau der Typ dafür gewesen wäre, der das fertig gebracht hätte. J., die auch richtig chaotisch sein kann, meinte zu mir: „Ich auch.“ Und dann mussten wir herzlich lachen.
Unser Text zeigt uns einige sehr typische Merkmale und Muster von Schuldgefühlen. Zum einen sehen wir, dass Schuldgefühle richtig langanhaltend sein können. Josef in die Zisterne zu werfen, war ein Ereignis, das schon mehr als 20 Jahre in der Vergangenheit lag. Ihre Worte machen deutlich, dass sie sich so daran erinnern konnten, als ob es gestern war: Sie sahen die Augen von Josef, die mit blanker Angst und Entsetzen erfüllt waren. Sie hörten die flehende und bettelnde Stimme und sein Weinen in der Grube. Mehr als zwei Jahrzehnte waren vergangen. Ihr Verbrechen hatte sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt. Vielleicht so ähnlich wie sich der Tod von Stephanus in Saulus Erinnerung eingebrannt hatte. Und das verfolgte sie nach Jahrzehnten.
Wir sehen als nächstes, dass Schuldgefühle mit Schuldzuweisungen verbunden sind. Vers 22: „Ruben entgegnete ihnen: Habe ich euch nicht gesagt: Versündigt euch nicht an dem Kind! Ihr aber habt nicht gehört. Seht, nun wird sein Blut von uns gefordert.“ Ruben sagte, dass sie ihn da keinesfalls mitreinreiten sollten. Er weist jede Schuld von sich. In der Erzählung von Josefs Verkauf fällt Ruben vor allem durch seine Nichtanwesenheit auf. Er war nicht der Leiter, der er in dieser Situation hätte sein sollen. Er war nicht in der Lage, seine Brüder offen zu konfrontieren. Stattdessen wollte er Josef heimlich aus der Grube befreien, d.h. Ruben war zumindest passiv mitschuldig. Aber er war nun nicht willens, die Mitverantwortung dafür zu tragen.
Wie sehen auch, dass Schuldgefühle mit Furcht verbunden sind. Josef lässt die Säcke der Brüder mit Getreide füllen. Nicht nur das, die Brüder bekommen ihr Geld zurück. Wie reagieren wir, wenn wir unverhofft viel Geld bekommen? Vielleicht nicht ganz so wie die Brüder darauf reagierten (Vers 28b): „Da verließ sie der Mut und sie sagten zitternd zueinander: Was hat uns Gott da angetan?“ Sie hatten richtige Furcht und richtige Panik. Und sie fingen an, die Frage zu stellen: „Hatte Gott seine Finger im Spiel? Werden wir von Gott bestraft?“
Wie reagieren wir, wenn wir von der Vergangenheit heimgesucht werden? Wie reagieren wir, wenn wir uns für etwas schuldig fühlen? Vor Jahren war ich in Köln auf einem Jugendgottesdienst. Beim Gebet saß ich mit einem jungen Mann zusammen, den ich nicht kannte. Ein Freund von mir hatte ihn willkommen geheißen und ihm gesagt, dass er es schön findet, dass er gekommen war. Beim Gespräch über den Glauben hatte er uns dann mitgeteilt, dass er mit der Kirche nichts mehr zu tun haben wollte. Warum? Weil er damit abgeschlossen hatte, Schuldgefühle zu haben. Mit anderen Worten, er hatte keine Lust mehr auf eine Institution, die, nach seinem Empfinden, überhaupt erst solche Gefühle in Menschen einpflanzt. „Die Kirche ist der Grund, weshalb ich mich so schlecht fühle. Nicht ich bin schuld, sondern die Kirche.“ Ich hatte mich später gefragt, wie der junge Mann reagiert hätte, wenn man ihn gefragt hätte: „Was ist mit den großen Verbrechern der Menschheitsgeschichte? Mit Hitler, Stalin, Pol Pot und unzähligen anderen? Sollten sich diese Menschen nicht zumindest ‚etwas‘ schämen für das unvorstellbare Leid, dass sie angerichtet hatten?“
Es hat seinen Grund, weshalb praktisch alle Menschen Gefühle von Schuld haben: Weil alle Menschen ohne Ausnahme Schuld auf sich geladen haben. Die Bibel nennt es Sünde. Und die Bibel sagt, dass alle Menschen gesündigt haben, dass alle Menschen nicht annähernd dem Maßstab Gottes gerecht werden. Das schlechte Gewissen reflektiert die Tatsache, dass wir alle tief in unseren Herzen selbstsüchtig sind, dass wir böse Gedanken haben, dass wir schlimme Dinge sagen und tun. Wir können versuchen, die Schuld zu verdrängen; wir können versuchen, das schlechte Gewissen zu unterdrücken, uns abzulenken, uns zu betäuben. Aber in ganz vielen Fällen werden wir davon heimgesucht werden, wie bei Josefs Brüdern.
Ich habe gesagt, dass es hier nicht nur um Schuld geht, sondern auch um Vergebung. Im Text selbst ist nicht von Vergebung die Rede. Stattdessen sehen wir Josef, der seine Brüder sehr unfreundlich und hart behandelt. Und gleichzeitig muss hier Vergebung im Spiel sein. Woher wissen wir das? Weil Josef es seinen Brüdern nicht mit gleicher Münze heimzahlt! Was hatten die Brüder Josef angetan? Sie hatten ihn in die Sklaverei verkauft und waren mitschuldig daran, dass er jahrelang im Gefängnis saß. Sie waren schuldig daran, dass Josef jahrelang in einem fremden Land seine Familie nicht sehen konnte. Was wäre die gerechte Strafe dafür? Josef hätte seine Brüder 13 Jahre lang ins Gefängnis werfen können und sie als Sklaven schuften lassen können. Und das tut Josef nicht. Nicht einmal ansatzweise. Er behandelt sie viel besser als sie es verdient hätten. Josef hatte ihnen längst vergeben.
Das Evangelium bietet uns Vergebung an. Das Evangelium sagt, dass Jesus all unsere Sünde getragen hat; dass er am Kreuz für uns zur Sünde geworden ist, d.h., dass Jesus an unserer Stelle die Behandlung erfahren hat, die wir verdient hätten, damit wir das erfahren können, was nur Jesus verdient hätte, nämlich vor Gott als völlig gerecht und schuldlos zu stehen. Wenn du an Jesus glaubst, dann sind alle deinen Sünden vergeben. Es gibt nichts, was du in der Vergangenheit verbrochen hast, was dazu führen könnte, dass Jesus dich weniger liebt. Es gibt nichts, was du jetzt noch tun könntest, was dazu führen würde, dass Jesus dich mehr lieben würde.
Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten, wie wir mit unserer Schuld umgehen können: entweder wir tragen sie, oder Jesus trägt sie. Entweder wir gehen früher oder später daran zugrunde; oder wir nehmen die Vergebung an, die Jesus uns anbietet.
2. Fluch und Heilung
Wenn Josef also seinen Brüdern vergeben hat, dann sind wir immer noch mit der Frage konfrontiert, weshalb Josef sie so seltsam behandelt. Der Text sagt uns, was Josef ihnen sagte (der Vorwurf, dass sie Spione sind), aber der Text sagt uns nicht, was sich Josef dabei dachte. Der Text sagt uns, dass Josef weinte, aber der Text sagt uns nicht weshalb. Der Text sagt uns, was Josef tat (z.B. den Brüdern ihr Geld zurückzugeben), aber der Text sagt uns nicht, was er dabei plante.
Bruce Waltke macht in seinem Kommentar zur Genesis darauf aufmerksam, dass eines der Themen hier im Kapitel ist, dass Josef einen enormen Wissensvorteil hatte. Die Brüder kamen vor Josef und werfen sich mit ihrem Gesicht zur Erde. Vers 7 sagt: „Als Josef seine Brüder sah, erkannte er sie.“ Josef erkannte sie auf der Stelle. Aber sie erkannten ihn nicht. Es reicht dem Autor nicht, es einmal zu sagen. Er wiederholt das in Vers 8: „Josef hatte seine Brüder erkannt, sie aber hatten ihn nicht erkannt.“ Und nicht nur das, Josef erinnerte sich an seine Träume. Vers 9: „Josef erinnerte sich an das, was er von ihnen geträumt hatte.“ Das Wissen ist ungleich verteilt. Die ganze Zeit spricht und handelt Josef aus einer Position des Wissenden, während die Brüder die Ignoranten sind. Und wie wir alle wissen: Wissen ist Macht.
In der Fernsehserie Friends wird aus den zwei Freunden Chandler und Monica ein Liebespaar. Aber sie versuchen zunächst, ihre Beziehung für sich zu behalten, weil beide Angst davor haben, dass ihre Beziehung leicht in die Brüche gehen könnte. Natürlich finden ihre Freunde es bald heraus. Anstatt ihren Freunden mitzuteilen, dass sie von der Beziehung wissen, entscheiden sie sich, das Wissen zu nutzen, um ihnen Streiche zu spielen: „Sie wissen nicht, dass wir wissen, dass sie ein Paar sind.“ Es dauert nicht lange, und Monica ahnt, dass ihre Freunde herausgefunden haben, dass sie ein Paar sind. Und sie entscheidet sich, den Spieß umzudrehen: „Sie wissen nicht, dass wir wissen, dass sie wissen, dass wir ein Paar sind.“ Das Ganze dreht dann noch ein Runde, in der Phoebe schließlich sagt: „Sie wissen nicht, dass wir wissen, dass sie wissen, dass wir wissen.“ Wer das Wissen hat, der hat die Macht.
Welche Absichten verfolgt also Josef mit seiner Macht? Derek Kidner’s Antwort scheint mir die beste und plausibelste zu sein. Er schreibt: „Auf den ersten Blick könnte die grobe Behandlung, welche jetzt die Szene bis zum Ende von Kapitel 44 dominiert, wie Rachsucht aussehen. Nichts wäre natürlicher, aber nichts wäre weiter von der Wahrheit entfernt. Hinter der harschen Haltung war warme Zuneigung und nach der Feuerprobe überwältigende Freundlichkeit. … seine rätselhaften Geschenke waren eine freundlichere und noch gründlichere Prüfung. Wie weise seine Strategien waren, lässt sich in dem Auswuchs ganz neuer Haltungen in den Brüdern ersehen, wie der Wechsel aus Sonne und Frost sie für Gott aufgebrochen hat.“ Genau das ist es, was die Brüder erfuhren: der Wechsel aus Sonne und Frost; harsche Behandlung, danach Freundlichkeit; Anschuldigungen und Gefängnis, und danach bekamen sie Freiheit, Essen und ihr Geld zurück. Dieser Wechsel aus Wärme und Kälte macht brüchig. Und Josef wendet das so konsequent an, bis die Herzen der Brüder aufgebrochen sind.
Noch einmal die Frage nach dem Warum: warum war das notwendig? Auf der Encounter Konferenz vor ein paar Tagen war davon die Rede, dass Gott uns aus dieser Welt rettet. Aber dann gibt es den Prozess, die Welt aus uns herauszuholen. Oder an eine Beispiel: Der einfache Part war es, dass Gott die Israeliten aus Ägypten befreite. Der wesentlich schwierigere Part war es, Ägypten aus ihnen herauszuholen.
Was war das Problem von Josefs Brüdern? Das Problem war nicht nur ihre Schuld. Es waren dysfunktionale Verhaltensmuster, die sich durch ihre Familie ganz tief in ihnen eingeprägt hatten. Hier ist der Punkt: Wir alle sind so oder werden so wie unsere Eltern. Entweder wir werden genauso wie sie, oder aber wir reagieren auf die Fehltritte unserer Eltern und versuchen das Gegenteil zu werden. Wie wir denken, fühlen und handeln, ist so stark davon geprägt, wie wir aufgewachsen sind. Und wisst ihr was? Das Denken, Fühlen und Handeln von unseren Eltern ist davon geprägt, wie sie aufgewachsen sind. Das gilt im Guten aber auch vor allem im Schlechten.
In der Familie von Abraham sehen wir, wie sich die Sünden der Eltern auf ihre Kinder übertragen. Abraham log (zweimal), indem der Sara, als seine Frau ausgab. Isaak beging haargenau die gleiche Sünde. Isaak beging einen weiteren folgenschweren Fehler: Er hatte zwei Söhne, von denen er einen liebte und den anderen tolerierte. Der geliebte Sohn wurde zu einem Draufgänger, der geduldete Sohn hatte Zeit seines Lebens ein Liebesdefizit, das er durch Frauen, Familie und Reichtum zu füllen versuchte. Jakob hatte seine eigenen Sünden. Er war nicht nur ein Lügner, er wurde zu einem richtigen Betrüger und genau wie sein Vater hatte Jakob auch seinen Lieblingssohn. Aber im Gegensatz zu Isaak machte er es so offensichtlich, dass seine anderen Söhne es so richtig unter die Nase gerieben bekamen. Kein Wunder, dass sie Josef hassten. Kein Wunder, dass Ruben den Respekt vor seinem Vater verloren hatte. Kein Wunder, dass Juda von zu Hause auszog, weil er keine Lust mehr hatte. Hinzu kam dann noch sehr viel Gewalt. Mit jeder Generation wurde es immer schlimmer. Wir haben hier einen Fall, dass eine ganze Familie eigentlich zum Therapeuten müsste.
Josef gebraucht seine ganze Macht, sein Wissen, sein ganzes Geschick, seine ganze von Gott gegebene Weisheit, um diesen Zyklus aus Lügen und Gewalt zu durchbrechen. Josef bekämpft den Fluch der Familie.
Die Anwendung für uns lautet nicht, dass wir das tun sollen, was Josef tat. In einem intellektuell sehr anspruchsvollen Film (Spiderman) hieß es: „Mit großer Macht kommt große Verantwortung.“ Wir tun uns mit der Verantwortung schwer. Die Realität dessen wird in der Fernsehserie Big Bang Theory gut beschrieben. Sheldon Cooper ist die größte Nervensäge und ernennt sich zum Präsidenten der Mietervereinigung im Gebäude. Er gebraucht diese kleine Machtposition, um seine Nachbarn (die eigentlich seine besten Freunde sind), zu piesacken, ihnen Strafen aufzuerlegen und auch sonst auf die Nerven zu gehen. Sheldons Freundin Amy erkennt das Problem, aber sie tut sich schwer damit, sich gegen ihren Freund zu richten, bis die Situation unhaltbar wird. Sie sagt dann: „Es tut mir leid, Sheldon. Mit minimaler Macht kommt minimale Verantwortung. Und du konntest nicht damit umgehen!“ Wir Menschen können nicht gut mit Macht umgehen. Und wenn wir Macht ausüben, sind sehr häufig Missbrauch und Manipulation die Folgen. Unsere Anwendung ist nicht, das zu tun, was Josef tat.
Die Anwendung ist folgende: Wenn wir Gott vertrauen, dann wird er die unvermeidlichen Leiden und Schmerzen, die wir in unserem Leben haben, genau auf die Art und Weise einsetzen, dass es in uns das Beste hervorbringt. In Römer 5,3.4 heißt es: „Mehr noch, wir rühmen uns ebenso der Bedrängnisse; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung.“
Jesus vergibt uns alle unsere Sünden. Seine vergebende Liebe ist der erste Schritt. Danach folgt der lange Weg der Heiligung: mit Hitze und Kälte, mit Fortschritten und Rückschritten, mit Freude und mit Tränen. Und alles das zusammengenommen ist die umfassende, wunderbare Art und Weise, wie Gott uns rettet.