Warum schrieb Lukas über die Eltern von Johannes dem Täufer?
„Zu der Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester von der Ordnung Abija mit Namen Zacharias, und seine Frau war von den Töchtern Aaron, die hieß Elisabeth.“
(Lukas 1,5)
Unter den Weihnachtsliedern ist „Alle Jahre wieder“ eines der bekanntesten Weihnachtslieder. Wie der Titel dieses Lieds sagt, kommt die Weihnachtszeit alle Jahre wieder. Das Wort „wieder“ kann als etwas Langweiliges oder Uninteressantes verstanden werden. Für manche aber kann das Wort „wieder“ den Wunsch wecken, wieder eine schöne Weihnachtszeit zu erleben. Möge Gott jedem von uns dieses Jahr wieder eine schöne Weihnachtszeit schenken. Die erste Kerze brennt. Heute beginnen die Adventzeit, die vier Wochen dauert. In dieser Zeit können die Kinder die Türen ihres Adventskalenders öffnen. Das Wort „Advent“ bedeutet „Ankunft“. Für uns Christen ist der Advent die Zeit der Erwartung. Wir erwarten die Ankunft Christi. Bis Weihnachten darf sich jeder bereit machen, um die Ankunft Christi zu erleben.
Obwohl wir aktuell die Predigten aus der Apostelgeschichte hören, werden wir in der Adventszeit die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium betrachten. Möge Gott jedem von uns eine Gelegenheit geben, eine besinnliche Zeit zu finden. Alle Jahre wieder können wir unsere Erwartung auf Christus stärken. Wie die Israeliten die Ankunft Christi erwarteten, können wir unsere Erwartungen an Christus in der Zeit des Advents stärken.
Bevor der Verfasser Lukas mit seinem Evangelium begann, machte er deutlich, wozu dieses Evangelium geschrieben wurde.
Im Vers 4 schreibt Lukas, was das Ziel seines Schreibens ist: „… auf dass du den sicheren Grund der Lehre erfährst.“
Für Lukas war das wichtig, dass sein Schreiben dem Leser den sicheren Grund schenkt. Wenn der Grund sicher ist, kann das Gebäude darauf gut gebaut werden. Wenn aber der Grund unsicher wird, könnte das Gebäude bald einstürzen. Also schrieb Lukas sorgfältig sein Evangelium, um für die Leser den sicheren Grund der Lehre zu schaffen.
Bei der Vorbereitung dieser Predigt stellte ich fest, dass nur Lukas über die Eltern von Johannes dem Täufer berichtet. Tatsächlich berichtet niemand außer Lukas über die Eltern von Johannes. Alle Evangelien beginnen direkt mit der Geschichte von Johannes dem Täufer.
Warum berichtet Lukas aber über Zacharias und Elisabeth, die Eltern von Johannes?
Was könnte die Antwort auf diese Frage sein? Johannes der Täufer bezeugte Jesus nicht erst, als er erwachsen war, sondern schon im Bauch seiner Mutter. Es könnte sein, dass Lukas deshalb über die Mutter von Johannes schreiben musste. Oder um Maria, die durch den heiligen Geist schwanger wurde, zu ermutigen, musste über die Mutter von Johannes berichtet werden.
Vielleicht wollte Lukas auch sagen, dass Johannes in einer Priesterfamilie geboren wurde.
Seine Eltern waren alle beide gerecht und fromm vor Gott und lebten in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig.
Wie Abraham und Sarah in der Genesis hatten Zacharias und Elisabeth kein Kind. Ihre Chance, ein Kind zu bekommen, war sehr gering, weil sie inzwischen beide alt geworden waren.
Aber Zacharias bekam eine besondere Aufgabe, als Priester im Tempel das Räucheropfer darzubringen. Während er seinen Tempeldienst verrichtete, erschien ihm der Engel Gottes. Draußen betete die ganze Menge des Volkes. Als Zacharias den Engel Gottes sah, erschrak er, und die Furcht überfiel ihn. Der Engel beruhigte ihn: „Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Johannes geben. Und du wirst Freude und Wonne haben, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird schon von Mutterleib an erfüllt werden mit dem Heiligen Geist. Und er wird viele der Israeliten zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elia, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist.“
Der Engel Gottes sprach ziemlich lang. Aber wenn ich es kurz zusammenfassen würde: Elisabeth wird Zacharias einen Sohn gebären. Und sein Sohn wird viele der Israeliten zu Gott bekehren. Auf diese frohe Nachricht reagierte Zacharias mit Zweifel. „Woran soll ich das erkennen? Denn ich bin alt und meine Frau ist hochbetagt.“ Diese Reaktion ist ähnlich der Reaktion, die Abraham gezeigt hatte. Abraham zweifelte auch daran, dass seine Frau Sarah ihm einen Sohn gebären würde, obwohl Gott es ihm verheißen hatte. Überraschenderweise machte der Engel Gottes seinen Namen bekannt. Darüber hinaus fing er an, Zacharias zu tadeln: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, mit dir zu reden und dir dies zu verkündigen.“ Wahrscheinlich hatte der Engel Gottes nicht damit gerechnet, dass Zacharias zweifelnd reagierte. Eigentlich hatte er sehr freundlich angefangen, mit ihm zu reden. Gott hatte sein Gebet erhört usw. Aber Zacharias würde ab sofort nicht mehr reden können, sondern stumm sein. Der Engel Gottes begründete, warum diese Maßnahme für Zacharias gerecht war: „Weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die erfüllt werden sollen zu ihrer Zeit.“ Unglaube war für den Engel Gottes nicht zu akzeptieren. Selbst Zacharias, der ein frommes und untadeliges Leben vor Gott geführt hatte, zweifelte daran, dass ein altes Ehepaar einen Sohn gebären würde. Gott ist allmächtig, aber es war für ihn unglaublich, dass seine alte Frau ihm ein Baby gebären würde. Bis sein Sohn geboren wurde, konnte er nicht mehr reden. Als er aus dem Tempel herauskam, merkten die Leute, dass er eine Erscheinung gehabt hatte, weil Zacharias stumm blieb. Nachdem er seinen Priesterdienst beendet hatte, ging er nach Hause. Wie der Engel gesagt hatte, wurde seine Frau Elisabeth schwanger.
Soweit ist der Abschnitt meiner Predigt.
Aus diesem Abschnitt möchte ich mit euch zwei Antworten auf die Frage finden: Warum schrieb Lukas über die Geschichte von Zacharias und Elisabeth?
Erste Antwort: Dein Gebet ist erhört. (Vers 13)
Zacharias war ein frommer Mann und führte sein Leben vor Gott untadelig. Aber er hatte kein Kind. Darum betete er dafür, dass Gott seiner Familie ein Kind schenken möge. Aber inzwischen war er ein alter Mann geworden. Es war eindeutig, dass Gott sein Gebet nicht erhört hat. Obwohl Zacharias ohne Gottes Hilfe keine andere Möglichkeit hatte, ein Kind zu bekommen, blieb sein Gebet unerfüllt. Mit diesem Resultat hat er fast das Ende seines Lebens erreicht. Es sah so aus, als ob Gott ihn vergessen hätte. Aber unerwartet sprach Gott durch seinen Engel zu ihm: „Dein Gebet ist erhört.“ Das war eine eindeutige Botschaft, dass Gott Zacharias nicht vergessen hat. Wie Zacharias lange ein Kind erwartet hat, haben die Israeliten lange die Ankunft Christi erwartet. Aber es sah so aus, als ob Gott sein Volk vergessen hätte. Kein Prophet wurde von Gott gesandt. Aber Gott vergisst sein Volk nicht. Wenn die Zeit erfüllt wurde, sandte Gott seinen Sohn in die Welt. Wiederum wird Gott seinen Sohn senden, wenn seine Zeit erfüllt wird.
Es gibt meine Zeit, die ich für wichtig halte. Aber es gibt seine Zeit. Daher muss ich auf seine Zeit warten. Tag für Tag muss ich auf seine Zeit warten. Dabei kann ich das Wort festhalten: Dein Gebet ist erhört. Bis Zacharias dieses Wort hörte, hat er fast sein ganzes Leben lang darauf gewartet. Sein Warten wurde nicht vergeblich, sondern belohnt. Wir können uns an das Wort von Hebr. 11,6 erinnern. „Aber ohne Glauben ist’s unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.“ Wofür hast du gebetet? Was hast du von Gott erwartet? Bleibt dein Anliegen unerfüllt? Durch seinen Engel spricht Gott uns heute: Dein Gebet ist erhört. Gott hat dich nicht vergessen. Er wird antworten, wenn seine Zeit erfüllt wird. Darum ermutigt er uns durch seinen Engel, nicht aufzugeben, sondern weiter auf seine Zeit zu warten und zu beten. Sowie viele Eltern habe ich auch darauf gewartet, dass meine Kinder selbständig werden. Und zwar führen sie vor Gott ihr Glaubensleben selbständig. Inzwischen sind sie alle über 30 Jahre alt. Dennoch sieht es so aus, als ob mein Warten unerfüllt bleiben würde. Wie Zacharias gesagt hat, sage ich zu Gott: Woran soll ich erkennen? Aber Gott spricht: Dein Gebet ist erhört. Wie das Lied sagt: „Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.“ Wiederum sagte das Lied: “In his time, in his time. He makes all things beautiful in his time.“
Zweite Antwort: Gott nimmt meine Schmach von mir weg.
„So hat der Herr an mir getan in den Tagen, als er mich angesehen hat, um meine Schmach unter den Menschen von mir zu nehmen.“ (Vers 25)
Damals wurde eine kinderlose Frau als eine Frau betrachtet, die von Gott nicht gesegnet ist. In so einer Gesellschaft musste Elisabeth als eine kinderlose Frau einen bitteren inneren Kampf führen, um ihren Glauben an Gott festzuhalten. Alles, was sie tat, konnte verachtet werden, weil ihre Person von Gott nicht gesegnet zu sein schien. Wenn sie etwas sagte, konnte es nicht ernst genommen werden. Die Person, die Gott nicht für wichtig zu halten scheint, kann in der religiösen Gesellschaft kaum eine Rolle spielen. Darum fasste Elisabeth ihr Leben mit einem Wort zusammen, nämlich mit „meine Schmach“. Sie war wie eine Person, die eine Niederlage erlitten hat. Als Verlierer wurde sie verachtet und gedemütigt. Obwohl sie vor Gott ein frommes Leben führte, wurde sie als kinderlose Frau verachtet. Ähnliche Verachtung finden wir bei Sarah und Hanna. Als Hagar Ismael zur Welt brachte, wurde sie hochmütig. Sie achtete ihre Herrin Sarah gering. Sarah wurde als eine kinderlose Frau verachtet. Wiederum wurde Hanna verachtet, weil sie kinderlos war, während Peninna Söhne und Töchter hatte. Peninna demütigte und reizte Hanna sehr, weil Gott Hanna keine Kinder gegeben hatte. Elisabeth dankte Gott, dass er ihre Schmach, ihre Schande weggenommen hat. „So hat der Herr an mir getan in den Tagen, als er mich angesehen hat, um meine Schmach unter den Menschen von mir zu nehmen.“
Ihr frommes Leben war nicht vergeblich, sondern wurde von Gott endlich belohnt. Obwohl Elisabeth eine lange Zeit innerlich zu kämpfen hatte, wurde sie getröstet. Gott hat sie nicht vergessen. Gott hat alles gesehen. Zu seiner Zeit hat er auf das Seufzen von Elisabeth geantwortet. Gott vertraute ihr den später bekannten Johannes an, der den Weg des Herrn vorbereiten würde. Wie Gott Hanna den bekannten Samuel anvertraut hat, wurde Elisabeth zur Mutter von Johannes dem Täufer. Gott ist Gott für die Menschen, die verachtet und gedemütigt werden. Johannes würde viele Menschen zu Gott bekehren. Gott schenkte Elisabeth so einen Sohn, der für den Herrn sein Leben opfern würde. In der Offenbarung 20,4 steht, was Gott für uns am Ende der Welt tun wird. „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ Gott weiß alles, was wir jeden Tag erleben. Er hat uns nicht vergessen, sondern wird von uns unsere Schmach wegnehmen. Schließlich wird er alle Tränen von unseren Augen abwischen. Bist du von den Menschen verachtet? Dann kannst du dich an Elisabeth denken. Gott wird zu seiner Zeit auf seine Weise antworten. Gott wird unseren Glauben belohnen. Gott ist unser Herr, der uns von unserer Schmach rettet.