Predigt: Lukas 13,1-9

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Einladung zur Umkehr

„Der Gärtner erwiderte: Gib ihm noch ein Jahr Zeit. Ich werde ihn besonders pflegen und kräftig düngen. Wenn wir dann im nächsten Jahr Feigen ernten, gut. Wenn nicht, kannst du ihn fällen.“

(Lukas 13,8.9)

Wir hatten gestern eine wunderschöne Hochzeit. Ich hatte gehofft, dass der Text passend zu gestern ermutigend, erbauend und vor allem positiv werden würde. Aber es geht um tragische Ereignisse, Gewaltverbrechen und drohendes Gericht. Ich hatte diesen Text mehrmals gelesen, und mich gefragt: Was will Gott uns damit sagen? Allerdings muss ich sagen, dass je mehr ich mich mit diesem Text beschäftige, desto mehr ich finde, dass dieser Text doch etwas Tröstliches an sich hat. Man muss aber vielleicht etwas tiefer graben.
Drei Dinge lernen wir durch Text. Als Erstes sehen wir einen Hunger nach Gerechtigkeit, mit dem wir zu Jesus kommen. Zweitens, Jesu überraschende Antwort, dass wir umkehren müssen. Und drittens, eine Rettung, die wir noch nicht sehen.

1. Der Hunger nach Gerechtigkeit
In Vers 1 lesen wir: „Zur gleichen Zeit kamen einige Leute und berichteten Jesus von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfertiere vermischt hatte.“ Wir kennen Pilatus nicht nur aus der Bibel, sondern auch aus der Geschichtsschreibung. Aus beiden Quellen wissen wir, dass Pilatus ein skrupelloser Tyrann war. N.T. Wright schrieb: „Der jüdische Historiker Josephus listet mehrere Dinge auf, mit denen er die örtliche jüdische Bevölkerung verärgerte und reizte. Manchmal schien er sie absichtlich verärgern zu wollen. Er trat ihre religiösen Gefühle mit Füßen; einmal versuchte er, römische Standarten (militärische Embleme) mit ihren heidnischen Symbolen nach Jerusalem zu bringen. Er missachtete ihre Gesetze und Konventionen; einmal verwendete er Geld aus dem Tempelschatz, um ein Aquädukt zu bauen, und schlug den daraus resultierenden Aufstand brutal nieder. Diese und ähnliche Vorfälle sind außerhalb des Neuen Testaments aufgezeichnet und helfen uns zu verstehen, was für ein Mensch Pilatus war.“ So war also Pilatus.
Was war hier geschehen? Das Ereignis, von dem hier die Rede ist, wird uns nicht aus anderen historischen Quellen überliefert. Aber es passt sehr gut zu dem, was sonst über Pilatus bekannt ist. Pilger aus Galiläa hatten im Tempel Opfer dargebracht. Aus welchen Gründen sah Pilatus vermutlich eine Bedrohung. Er schickte seine Soldaten in den Tempel und machte kurzen Prozess: er ließ die Pilger an Ort und Stelle umbringen. Auf diese Weise wurde das Blut dieser Menschen mit dem Blut ihrer Opfertiere vermischt. Mal abgesehen davon, dass es ein Gewaltverbrechen war, war es auch eine Entweihung des Tempels. Es war in jeder Hinsicht widerwärtig. Wenn man das Ganze in unsere Zeit übertragen wollte, wäre es ungefähr so, wie wenn Terroristen am Weihnachtstag bei einem Familiengottesdienst in einer Kirche ein Blutbad anrichten.
Wir können uns vorstellen, wie sich die Menschen gefühlt haben müssen, als sie mit dieser Nachricht zu Jesus kamen: das Entsetzen, die Wut, die Ohnmacht und den Hass auf die römischen Besatzer. Mit diesen Gefühlen kamen sie zu Jesus. Sie kamen zu Jesus mit einem Hunger nach Gerechtigkeit.
Jeder Mensch hat einen angeborenen Hunger nach Gerechtigkeit. Und das an sich ist eine erstaunliche Tatsache. Selbst Kinder haben das. Antonio Weil, ein Pastor einer Freikirche, hat folgende Geschichte erzählt: „Es gibt so Momente mit seinen eigenen Kindern, wo man sich fragt: ist das dein Ernst?!? Ich habe nur für einen Moment den Raum verlassen. Kennst du das? Für einen Moment! Auf einmal, Riesengeschrei. Ich bin wieder rein in den Raum. Eines meiner Kinder blutet aus dem Mund. Das andere Kind schreit mich an und sagt: ‚Papa, sie hat drei Smarties genommen. Jetzt hat sie neun gehabt! NEUN!‘ … Und ich bin nur … Ist das euer Ernst?!?‘“ Das Interessante ist, dass das beleidigte Kind von einer relativ einfachen Annahme ausgeht: „Jedes Kind sollte gleich viele Smarties erhalten. Das Teilen der Smarties sollte gerecht und mit Fairness geschehen; gierig zu sein, ist nicht gut; wenn jemand mehr nimmt, als ihm zusteht, dann ist er ein Stinktier.“
Aber hier ist die große Frage: woher leiten wir uns ab, dass es überhaupt so etwas wie Gerechtigkeit gibt? Die Gründungsväter der USA schrieben folgenden Satz in die amerikanische Konstitution: „Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich geschaffen sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind, dass zu diesen Rechten Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören.“ Aber ist es wirklich so selbstverständlich? Für die meisten Menschen aller Zeiten war es nicht selbstverständlich, dass Menschen gleichberechtigt sind. Für die meisten Menschen war nicht selbstverständlich, dass sie ein Recht auf Leben, Freiheit und Streben nach Glück haben. Und trotzdem sind die meisten Menschen in Deutschland und Europa davon überzeugt, dass Menschenrechte richtig sind, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Unser Sinn für Gerechtigkeit kommt nicht aus der Natur. Die Natur kennt vor allem Fressen oder Gefressen werden; der Fittere setzt sich durch; das Recht des Stärkeren.
Youval Noah Harari verglich in seinem Buch Sapiens den Kodex Hammurabi mit der amerikanischen Verfassung. Der Kodex Hammurabi ist eine Sammlung von Rechtssprüchen der alten Babylonier. In dem Kodex wird behauptet, der König von Gott eingesetzt wurde und dass es eine klare gesellschaftliche Hierarchie gibt. Laut Hammurabi gibt es also keine Gleichberechtigung. Hier ist das, was Harari dazu schreibt: „Die beiden Texte stellen uns vor ein offensichtliches Dilemma. … Nach Ansicht der Amerikaner sind alle Menschen gleich, während nach Ansicht der Babylonier die Menschen entschieden ungleich sind. Die Amerikaner würden natürlich sagen, dass sie recht haben und Hammurabi im Unrecht ist. Hammurabi würde natürlich erwidern, dass er recht hat und dass die Amerikaner im Unrecht sind. Tatsächlich haben sie beide Unrecht. Sowohl Hammurabi als auch die amerikanischen Gründerväter stellten sich eine Realität vor, die von universellen und unveränderlichen Gerechtigkeitsprinzipien wie Gleichheit oder Hierarchie beherrscht wird. Aber der einzige Ort, an dem solche universellen Prinzipien existieren, ist die fruchtbare Fantasie von Sapiens und die Mythen, die sie erfinden und sich gegenseitig erzählen. Diese Prinzipien haben keine objektive Gültigkeit.“ Konsequenterweise schreibt er: „Es gibt keine Gerechtigkeit in der Geschichte.“
Natürlich bin ich mit Harari überhaupt nicht einverstanden. Aber er hat in folgendem Punkt recht. Wenn es keinen Gott gibt, dann gibt es keine objektiven Werte. Ohne Gott sind Recht und Gerechtigkeit nichts anderes als eine Illusion. Ohne Gott ist die Vorstellung davon, dass alle Menschen gleichberechtigt sind und Recht auf Leben und Freiheit haben, nichts als Einbildung. Ohne Gott sind Gut und Böse nichts anderes als leere Floskeln ohne echte Bedeutung. Das Problem ist, bewusst oder unbewusst handeln wir nicht danach. Wir setzen voraus, dass Gewalt gegen Menschen böse ist.
Hier ist der springende Punkt: Das geht nur, wenn wir davon ausgehen, dass es Gott gibt. Mit Gott haben wir ein Fundament für objektive Werte. Die Menschen, die Jesus von Pilatus‘ Verbrechen erzählt hatten, hatten einen Hunger nach Gerechtigkeit. Sie hatten Unrecht mit eigenen Augen gesehen. Ich glaube daran, dass in jedem unserer Herzen der gleiche Hunger da ist: ein Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Und wenn es dir ähnlich geht, wenn du das Gefühl hast, dass dir Unrecht angetan wurde, oder wenn du dich nach einer besseren und gerechteren Welt sehnst ohne Kriege und Gewalt, dann bist du eingeladen das Gleiche zu tun: komm zu Jesus.

2. Jesu überraschende Antwort
Wie hätten wir reagiert, wenn wir diesen verbitterten und traumatisierten Menschen begegnet wären? Vermutlich hätten wir versucht, sie zu trösten. Wir hätten mit ihnen zusammen über Pilatus geschimpft. Aber Jesus tut etwas ganz anderes. Er tut etwas völlig Unerwartetes und Überraschendes.
Verse 2-5: „Und er antwortete ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer größere Sünder waren als alle anderen Galiläer, weil das mit ihnen geschehen ist? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms am Schiloach erschlagen wurden – meint ihr, dass sie größere Schuld auf sich geladen hatten als alle anderen Einwohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt.“ Es ist eine unerwartet harsche Antwort. Wo bleibt das Mitgefühl? Hatte Jesus keine Empathie? Ist das der Ausdruck der vollkommenen Liebe Gottes? Und die Antwort ist „ja, absolut“.
Das Ganze hatte einen konkreten historischen Hintergrund. Das Schlüsselwort hier ist „genauso“. Jesus sagte, dass sie in Gefahr waren, genauso umzukommen, wie die galiläischen Pilger und wie die Menschen, die von dem Turm erschlagen wurden. Jesus sprach sehr wahrscheinlich von dem kommenden Krieg gegen die Römer, der absolut desaströs werden würde. Um 70 nach Christus würden die Römer Jerusalem zerstören, unzählige Einwohner umbringen und dabei den Tempel dem Erdboden gleichmachen. Das, was den Galiläern passiert war und den Opfern von Schiloach würde zum Schicksal der Nation werden.
Jesus wird hier persönlich. Die Menschen waren mit einer konkreten Not zu ihm gekommen: schreiendes Unrecht. Jesus sagte ihnen: „Ja, da draußen gibt es Probleme. Aber weißt du was? Dein wahres Problem ist nicht da draußen. Das Problem ist hier drinnen, in jedem menschlichen Herzen. Die Linie zwischen Gut und Böse verläuft nicht zwischen Römern und Juden. Die Linie, die das Gute vom Bösen trennt, durchkreuzt das Herz eines jeden Menschen.“
Was sollten sie dann tun? Die Antwort finden wir in den Versen 3 und 5: „wenn ihr nicht umkehrt“. Die Luther und die Elberfelder Übersetzungen verwenden dazu noch das schöne Wort „Buße“. Das Problem ist nur, dass das deutsche Wort „Buße“ mit so vielen eher negativen und unangenehmen Begriffen assoziiert ist: z. B. Büßergewand, Bußgeld oder „das wirst du mir büßen“. Wir verbinden es mit Strafe und mit dem Zwang, Wiedergutmachung zu leisten. Wir verbinden es mit Selbsterniedrigung und Selbstgeißelung. Und alles das ist Buße gerade nicht.
Die moderneren Übersetzungen sprechen von „Umkehr“. Das ist eine gute Übersetzung des griechischen Wortes metanoia, was im Text verwendet wird. Dallas Willard sagte: „Buße bedeutet nicht, den Kopf auf den Boden zu schlagen oder sich wegen seiner Sünden schlecht zu fühlen – es bedeutet, sein Denken zu überdenken, um die Art und Weise zu ändern, wie man gedacht und gehandelt hat. Wir tun Buße im Lichte des Evangeliums von Jesus.“
Um die Notwendigkeit der Umkehr zu illustrieren, erzählte Jesus auch noch ein Gleichnis. Das Gleichnis ist ziemlich einfach. In einem Weinberg wurde ein Feigenbaum gepflanzt. Das war damals anscheinend gar nicht so unüblich. Es stellte sich aber heraus, dass der Feigenbaum keine Frucht brachte. Dem Besitzer ging die Geduld aus, und er wollte den Feigenbaum abhauen lassen. Der Gärtner stimmte ihn um: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen!“ Was Jesus in diesem Gleichnis sagt, ist, dass Gott geduldig ist. Der unfruchtbare Baum wird noch einmal gedüngt. Er wird besser behandelt, als er es verdient hat.
Hier ist die Anwendung: Umkehr ist nicht nur für schlechte Zeiten, sondern auch für gute Zeiten. Jesus sagt: wenn dir etwas ganze Schlimmes passiert, kehre um; wenn du gerade den schönsten Tag deines Lebens hast, kehre um. Und das bringt uns zum nächsten Aspekt der Buße: Buße ist kein einmaliger Prozess. Unser ganzes Leben sollte ein Leben der Buße sein. Martin Luther hatte gesagt, dass das ganze christliche Leben ein Leben der Buße ist. Die Frage, die sich uns stellt, ist also: „Hast du Buße getan und tust du immer noch Buße? Bist du umgekehrt und kehrst du immer noch um? Bist du abgekehrt, von einem Leben der Selbstsucht und Selbstzentriertheit und kehrst du dich immer noch davon ab? Hast du dich abgewendet von einem Leben der Bitterkeit und dem Drang es den anderen mit gleicher Münze heimzahlen zu wollen und wendest du dich immer noch davon ab? Hast du dich hin zu Gott gewendet und tust du es immer noch?
Wir haben im ersten Teil gesehen, dass jeder Mensch ein Hunger nach Gerechtigkeit hat. Wenn wir zu Jesus kommen, erfahren wir eine unerwartete Antwort. Jesus wird persönlich und lädt uns ein, umzukehren. Er sagt uns damit: das Problem ist nicht da draußen. Das Problem ist in deinem Leben. Das Problem ist in jedem menschlichen Herzen. Und damit kommen wir zum letzten Teil.

3. Die Rettung, die wir noch nicht sehen
Zu Beginn habe ich gesagt, dass dieser Text sehr viel Erbauliches enthält, wenn man etwas tiefer gräbt. Und genau das wollen wir im letzten Teil tun. Jesus bietet uns eine Rettung an, die wir noch nicht sehen.
Zum einen, die wahre Motivation für Umkehr ist ein liebender Gott. Wenn wir unseren Text oberflächlich lesen, könnten wir den Eindruck haben, dass es nur darum geht, umzukehren, um nicht bestraft zu werden. Der Text könnte den Eindruck erwecken, dass Gott ein grimmiger Wüterich ist, der sauer auf uns ist; und nur dann, wenn wir Buße tun, lösen sich sein Stirnrunzeln und er sagt sich widerwillig: „okay, dann mache ich euch eben doch nicht platt.“ Nichts könnte von der Wahrheit entfernter sein. Zwei Kapitel später erzählt Jesus das Gleichnis von den verlorenen Söhnen. Der jüngere Sohn, der das Erbe seines Vaters verschleudert hatte, kommt nach Hause. Als er noch ganz weit von zu Hause entfernt ist, rennt sein Vater auf ihn zu und umarmt ihn. Das ist eine passende Illustration für Buße. Wir kehren um zu einem Vater, der uns liebt. Es ist nicht unsere Umkehr, die ihn liebend macht; es ist seine Liebe, ohne die wir erst gar nicht umkehren könnten.
Hier ist ein weiterer Grund, weshalb das so wichtig ist: wenn der einzige Grund, weshalb du umkehrst, der ist, weil du Angst vor Strafe hast, wirst du niemals in deinem Innersten verändert werden können. Z. B., wenn der einzige Grund, weshalb du nicht klaust, der ist, weil du Angst davor hast, bestraft zu werden, dann bist du in deinem Herzen immer noch ein Dieb, ganz egal, was du tust. Wir sehen das in Katastrophengebieten, wenn die Gesetze und Ordnungen zusammenbrechen: Menschen fangen an zu plündern und zu klauen. Was kann uns dann verändern? Nur die Liebe Gottes hat die Kraft, dein Leben wirklich zu verändern. Furcht vor negativen Konsequenzen führt vielleicht zu äußerlichen Anpassungen unseres Verhaltens. Aber wenn wir uns auf die Liebe Gottes einlassen, wird sich unser Innerstes tiefgründig verändern. Er macht uns zu seinen Kindern; Er schenkt uns eine neue Identität; Er gibt uns eine neue Hoffnung.
Der nächste Punkt, als die Menschen verbittert zu Jesus kamen, wegen des Problems ‚da draußen‘, sagte Jesus, dass ‚hier drinnen‘ das wahre Problem ist. Es könnte den falschen Eindruck erwecken, dass Jesus das Problem da draußen egal war. In Wirklichkeit war es Jesus überhaupt nicht egal. Woher wissen wir das? Jesus, der Sohn Gottes, hätte in jede menschliche Familie kommen können. Aber zu welchem Volk gehörte Jesus? Jesus gehörte zum Volk Israel, nicht zu den Römern. Jesus gehörte zu den Unterdrückten, nicht den Unterdrückern. Jesus gehörte zu den Armen, nicht zu den Reichen. Jesus gehörte zu den Verlierern, nicht zu den Gewinnern. Jesus gehörte zu den Schwachen, den Misshandelten, den Ausgestoßenen, den Kranken.
Wir leben in einer Welt, in der so viel Unrecht geschieht. In Jesus begegnet uns ein Gott, dem größeres Unrecht angetan wurde, als uns allen zusammengenommen. Er kommt zu uns in unserer Misere, in unsere Leiden und Schmerzen. Er geht dorthin, wo es wirklich weh tut. Und das ist noch nicht alles.
Johannes Hartl erzählte davon, wie er auf Reisen im Mittelmeerraum auch an die Orte kam, wo der Apostel Johannes gewirkt hatte. Hartl machte sich Gedanken über die Frage, wie Johannes zu dem Schluss kam, dass Gott die Liebe ist. Keiner von den anderen neutestamentlichen Autoren hat das über Gott geschrieben. Natürlich spricht auch Paulus über die Liebe. Aber niemand ist so von der Liebe Gottes besessen wir Johannes: angefangen mit Johannes 3,16; Jesu ständigen Aufforderungen, einander zu lieben, in seiner Liebe zu bleiben; nicht zu vergessen Jesu Frage an Petrus „Liebst du mich?“; und seine zusammenfassende Aussage: Gott ist die Liebe. Noch einmal die Frage: woher kommt das alles?
Und als Hartl an dem Ort steht, wo vielleicht auch Johannes stand, bekommt er plötzlich die Einsicht: „Er war dort!“ Wo war er? Apostel Johannes war dort, unter dem Kreuz, an dem Jesus starb. Es gibt keinen größeren, keinen besseren, keinen vollkommeneren Ausdruck der Liebe Gottes: Gott stirbt für uns Menschen. Jesus leidet für uns. Jesus leidet nicht nur für uns, er leidet auch mit uns. Jesus ging sprichwörtlich durch die Hölle. Und er tat es, um diese kaputte Welt zu retten. Er tat es aus Liebe zu dir und zu mir. In Jesu Tod und Auferstehung finden wir Gottes Versprechen, dass er diese Welt neu machen wird; dass er eines Tages diese Welt heil und gut machen wird. Und das ist die Rettung, die Gott begonnen hat und die wir noch nicht sehen.
Hier in diesem Raum sind reale Menschen, mit realen Problemen und realen Schmerzen. Ich möchte euch gerne sagen, dass niemand realer war als Jesus. Er lädt euch ein, umzukehren. Der Gott der Liebe wartet auf euch mit offenen Armen.

 

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