Predigt: Lukas 9,1-17

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Was hat Jesus seinen Jüngern gegeben?

 „Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie dem Volk austeilten.“

(Lukasevangelium 9,16)

Heute erreichen wir mit Kapitel 9 einen Wendepunkt im Lukasevangelium. Im Kapitel 4 hat Jesus angefangen, das Reich Gottes zu verkündigen. Bis Kapitel 8 wurde berichtet, wie das Reich Gottes durch Jesus an die Menschen gebracht wurde. Aber im heutigen Abschnitt finden wir eine Änderung. Und zwar wirkt Jesus nicht mehr im Vordergrund vor den Leuten, sondern im Hintergrund. Und die Apostel wirken in der Öffentlichkeit. Es sah so aus, als ob das Wunderwerk nicht durch Jesus geschehen würde, sondern durch die Apostel. Als das Werk Jesu im galiläischen Gebiet den Höhepunkt erreichte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen, um dort sein Werk am Kreuz zu vollbringen.
Unser heutiger Abschnitt berichtet, wie das Werk Jesu im galiläischen Gebiet den Höhepunkt erreicht hat, und zwar durch seine Apostel. Jesus schickte seine Apostel zu den Leuten, damit sie selbständig das Reich Gottes verkündigten. Jesus ließ seine Apostel ein Praktikum machen, um bald als seine Vertreter in die ganze Welt ausgesandt zu werden. Bevor Jesus seine Apostel zum Praktikum aussandte, gab er ihnen Gewalt und Macht, und zwar Gewalt und Macht über alle bösen Geister und dass sie Krankheiten heilen konnten. Mit dieser Ausrüstung sandte Jesus seine Apostel aus, das Reich Gottes zu predigen und die Kranken zu heilen.
Wie wir wissen, schrieb Lukas sowohl das Lukasevangelium als auch die Apostelgeschichte. In beiden Büchern wird die geistliche Ausrüstung kontinuierlich erwähnt. Im Lukasevangelium Kapitel 24 taucht die Ausrüstung wieder auf: „Und siehe, ich sende auf euch, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.“ (24,49) Hier ist von der Kraft von Rede. Und auch in Apostelgeschichte Kapitel 1, Vers 4 heißt es: „… befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters.“ Vers 8 sagt: „aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird.“ Auch hier ist von der Kraft die Rede. Jesus gab seinen Apostel alle notwendige Gewalt und Macht, nämlich die Kraft, damit sie den Auftrag Jesu ausführen können. Was die Apostel von Jesus empfangen haben, ist Macht und Gewalt, eine unsichtbare Kraft. Sie sollten diese unsichtbare Kraft gebrauchen, um den Auftrag Jesu auszuführen.
Für ihre Reise gab Jesus seinen Aposteln eine Sonderregelung: Sie sollten nichts auf die Reise mitnehmen, weder Wanderstock noch Tasche, weder Essen noch Geld, nicht einmal ein zweites Hemd. Beim Praktikum sollten sie lernen, nicht auf etwas Sichtbares, sondern allein auf die unsichtbare Kraft Jesu zu vertrauen. Sie sollten die empfangene Gewalt und Macht gebrauchen und erleben, die zwar nicht sichtbar und greifbar sind, aber in der Tat bei den Menschen wirken. Für die Übernachtung gab es eine Regel: Wenn sie aufgenommen werden, sollten sie dort bleiben, anstatt zu wechseln. Sollten sie aber abgelehnt werden, durften sie weiterziehen und ein klares Zeichen gegen die ablehnenden Menschen setzen, indem sie den Staub von ihren Füßen schütteln. Durch dieses Praktikum durften die Jünger lernen, allein auf die Fürsorge Gottes zu vertrauen. Nachdem die Jünger beauftragt und angewiesen wurden, gingen sie hinaus und zogen von Dorf zu Dorf, predigten das Evangelium und machten die Kranken gesund an allen Orten. Obwohl sie nichts auf die Reise mitnehmen durften, taten sie alles, wie Jesus ihnen gesagt hatte.
Wie ihre Reise verlaufen ist, berichtet Lukas nicht ausführlich, sondern im Vers 10 zusammenfassend: Sie kamen zurück und erzählten Jesus, wie große Dinge sie getan hatten. Ihre Arbeit für das Reich Gottes wird auf jeden Fall positiv zusammengefasst, nämlich dass große Dinge durch sie geschahen. In den Versen 7-9 können wir auch nachvollziehen, wie große Dinge durch die Jünger unter dem Volk getan wurden. Alles, was geschah, wurde auch Herodes, dem Landesfürst berichtet. Weil er über große Dinge gehört hat, wurde er unruhig. Einige machten ihn auch ängstlich mit der Behauptung, Johannes sei von den Toten auferweckt worden. Den hatte er enthauptet. Einige meinten: Elia ist erschienen oder einer von den alten Propheten ist auferstanden. All das zeigt, dass durch das Wirken der Apostel große Dinge geschahen. Herodes begehrte, Jesus zu sehen. Als die Apostel auf nichts vertrauten als auf die Gewalt und Macht, die sie von Jesus empfangen hatten, geschahen große Dinge.
In den Versen 10-17 wird die Speisung der Fünftausend berichtet. Als die Apostel von der Reise zurückkamen, nahm Jesus sie zu sich und zog sich mit ihnen allein in eine Stadt namens Betsaida zurück. Aus verschiedenen Gründen brauchten sie Jesus. Sie hatten gehört oder selbst gesehen, was Jesus tat. Die Kranken wurden geheilt. Sogar wurden die Toten auferweckt. Viele Leute sprachen über Jesus mit großer Hoffnung: „Gott hat sein Volk besucht.“ Auf Jesus setzten sie ihre Hoffnung und lobten Gott. „Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden.“ (7,16) Darüber hinaus erfuhren sie auch durch die Apostel Jesu große Dinge. Für viele Leute bzw. für etwa fünftausend Männer gab es nichts Wichtigeres als zu Jesus zu gehen, wohin er auch gehen mochte. Ihre Erwartungen an Jesus waren groß.
Als die Menge zu Jesus kam, nahm er sie auf und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und die Heilung brauchten, machte er gesund. (10.11) Es wurde spät. Da kamen die zwölf Jünger zu Jesus und sagten: „Lass das Volk gehen, damit sie hingehen in die Dörfer und Höfe ringsum und Herberge und Essen finden; denn wir sind hier in der Wüste.“ Wiederum traten die Jünger auf der Bühne der Geschichte auf. Es war Abend geworden. Darum wollten die Jünger für das Volk einen vernünftigen Vorschlag machen. Dringend brauchte das Volk Essen und Übernachtungsmöglichkeiten. Weil es sich um viele Leute handelt, musste schnell eine Entscheidung getroffen werden. Selbst heutzutage fällt es uns schwer, für fünftausend Männer Essen und Übernachtungsmöglichkeiten zu besorgen. Darum sollte für eine große Veranstaltung die Vorbereitung schon Wochen vorher getroffen werden. Vor allem musste dafür viel Geld zur Verfügung stehen. Aber an diesem Tag kamen etwa fünftausend Männer zu Jesus und blieben lange bei ihm, bis es anfing, dunkel zu werden. Es war eine ungeplante Veranstaltung. Darum könnte der Vorschlag der Jünger sehr passend sein. Niemand darf den Jüngern einen Vorwurf machen. Von ihnen aus brachten sie eine vernünftige Lösung, damit das Volk für sich selbst rechtzeitig handeln könnte.
Zu ihrer großen Überraschung sagte Jesus aber zu den Jüngern: Gebt ihr ihnen zu essen! Damit hatten die Jünger nicht gerechnet. Eigentlich wollten die Jünger für das Volk machbare, vernünftige und vielleicht eine beste Lösung finden. Und zwar wollten sie das Volk rechtzeitig nach Hause zurückschicken, bevor der Tag zu dunkel wird. Aber nun wurden sie mit dem neuen Auftrag konfrontiert. Gebt ihr ihnen zu essen! Ihre Antwort war schlicht: „Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei denn, dass wir hingehen sollen und für das ganze Volk Essen kaufen.“ Für etwa fünftausend Männer war das, was sie zur Verfügung hatten, zu wenig. Also antworten sie: Es ist nicht machbar. Wir können es nicht schaffen. Wenn wir die Situation betrachten, können wir ihre Antwort völlig verstehen. Aber für Jesus sah die Situation anders aus: Es ist machbar. Er kann es schaffen. Darum gab er den Jüngern eine weitere Anweisung: „Lasst sie sich lagern in Gruppen zu je fünfzig.“ Für die Jünger was es auch machbar, die Leute in Gruppen lagern zu lassen. Das können sie schaffen. Als sie damit konfrontiert wurden, selbst für viele Leute Essen zu besorgen, fühlten sie sich überfordert. Aber nun können sie hingehen und aktiv arbeiten, weil sie das tun können, die Leute sich für die Mahlzeit gruppenweise hinsetzen zu lassen. Obwohl sie nur fünf Brote und zwei Fische hatten, taten sie das und ließen alle sich lagern.
Die Apostel hätten eigentlich weiter ablehnend antworten können: Was nützt das? Es ist besser, das Volk rechtzeitig zurückzuschicken. Aber sie folgten der Anweisung des Herrn im Gehorsam. Anstatt ihren Gedanken zu folgen, taten sie, was Jesus ihnen gesagt hatte. Es mag sein, dass sie nicht verstanden hatten, was es nützen würde, die Leute in Gruppen zu je fünfzig lagern zu lassen. Sie mögen nicht verstanden haben, was Jesus vorhatte. Oder sie mögen es unwillig getan haben, die Leute sich in Gruppen hinsetzen zu lassen. Aber es ist nicht die Hauptsache, ob sie es willig oder unwillig getan haben, sondern dass sie der Anweisung Jesu gehorcht haben.
Obwohl sie nicht wussten, was geschehen würde, folgten sie dem Wort des Herrn. Als die Jünger damit fertig waren, die Leute sich in Gruppen lagern zu lassen, fing Jesus an, zu handeln. Er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und dankte, brach sie und gab sie den Jüngern. Nun sollten sie den Leuten austeilen, was sie von Jesus bekamen. Es sah so aus, dass die Brote und Fische ohne aufzuhören vermehrt würden. Jesus gab den Jüngern überreich Brote und Fische, so dass alle essen und satt werden konnten. Die Jünger hatten nur fünf Brote und zwei Fische. Aber sie konnten etwa fünftausend Männern Essen geben, bis alle satt wurden. Nach der Speisung wurde eingesammelt, was übrig war, und es waren zwölf volle Körbe.
Solange die Jünger darauf schauten, was sie zur Verfügung hatten, konnten sie nichts tun. Wie konnten sie es schaffen, etwa fünftausend Männer zu speisen, bis alle satt werden? Mit ihrer Habe war es nicht möglich. Ihr Wissen, ihr Rechnen, ihre Möglichkeiten konnten nicht bewirken, dass alle satt werden. Aber sie haben wieder erfahren, wie es möglich ist. Es ist möglich, wenn sie zu Jesus gehen und empfangen, was sie brauchen. Was unser heutiger Text uns mitteilt, ist, dass Jesus uns gibt, was wir brauchen. Jesus gab seinen Jüngern die Gewalt und Macht. Jesus gab seinen Jüngern Brote und Fische, damit sie viele Menschen speisen konnten.
Heute sind viele Menschen mit der harten Realität konfrontiert. Krieg in der Ukraine, Inflation, die hohen Energie- und Lebensmittelpreise usw. Automatisch können wir daran denken, was wir zur Verfügung haben und damit rechnen, was wir kaufen oder unternehmen können oder nicht. Es ist schon eine richtige und notwendige Reaktion auf die Situation. Auf diese Weise kümmert sich jeder um das eigene Leben.
Jeder kann immer davon ausgehen, was er hat, es sei Geld oder Fähigkeiten. Wenn man Geld hat, kann man viele Dinge kaufen, solange man es zur Verfügung hat. Wenn jemand dazu fähig ist, zu arbeiten, kann er viel leisten und erreichen. Aber es gibt in der Welt viele Dinge, die mit Geld und Fähigkeiten nicht schaffen können. Wer kann den Tod verhindern? Wenn die Zeit kommt, muss man alles, was man hat, zurücklassen und gehen. Wer kann schwerkranken Menschen heilen? Die Mediziner können etwas, aber nicht viel. Wer kann die besessenen Menschen befreien? Wer kann die verletzten Herzen der Menschen heilen? Wie die Menschen der Flutkatastrophe ausgeliefert werden, können sie meistens dagegen nichts tun. Niemand ist davon frei, alt und schwach zu werden. Während ich mit meiner Frau in den letzten drei Wochen Korea besuchte, erlebte ich, wie schwach die Menschen werden können. Seit 10 Jahren lebt meine Mutter mit der Behinderung. Darum braucht sie eine Betreuerin. Auch meine Schwiegermutter liegt im Pflegebett, weil sie nicht mehr laufen kann. Wenn es um den Fleiß und die Willenskraft geht, waren sie beide hervorragend gewesen. Aber nun sind sie auf die Hilfe der anderen Menschen angewiesen. Für jede Bewegung brauchen sie viel Mühe und Zeit. Es ist ein Beweis, wie schwach die Menschen sind. Mit Geld und Fähigkeiten können die Menschen viel erreichen und schaffen. Aber letztendlich können sie es nicht verhindern, schwach zu werden und zu sterben.
Nicht nur das, sondern auch vieles können wir aus eigener Kraft nicht schaffen, weil uns nicht ausreichend viel Kraft zur Verfügung steht. Daher wird bald unsere Kraft die Grenze erreichen, wie eine Handybatterie langsam ausgeht. Was wir haben, ist eigentlich nicht viel. Unsere Fähigkeiten werden auch langsam verschwinden. Also können wir uns nicht darauf verlassen, was wir haben. Aber wir brauchen nicht traurig zu werden, weil wir nicht fähig genug sind, etwas zu schaffen. Die zwölf Apostel waren keine hervorragenden Menschen, aber als sie von Jesus die Gewalt und Kraft empfangen, durften sie große Dinge tun. Durch ihre Predigten wurden die Menschen gerettet. Die kranken Menschen wurden geheilt. Die von bösen Geistern besessenen Menschen wurden auch gesund. Es war möglich, weil die Apostel von Jesus Gewalt und Macht bekommen haben. Für etwa fünftausend Männer hatten sie nur fünf Brote und zwei Fische. Aber als Jesus diese nahm und brach und begann, den Jüngern zu geben, konnten alle satt essen. Mit ihren Möglichkeiten konnten sie es nicht schaffen, alle satt zu bekommen. Aber mit dem, was sie von Jesus empfangen haben, konnten sie alle satt werden lassen. So können wir von Jesus alles empfangen, was wir brauchen. Es kann Geld sein. Oder es kann Fähigkeiten sein. Oder wenn es uns an Weisheit fehlt, können wir zu Jesus gehen. Kann jemand den anderen nicht vergeben? Dann gibt Jesus ihm die Kraft zu vergeben. Fehlt jemand Geduld? Dann kann Jesus ihm die Kraft geben, seine Ungeduld zu überwinden. Gott sei Dank, dass wir nicht mehr aus eigener Kraft leben müssen, sondern mit der Kraft, die er uns durch Jesus Christus gibt. Es ist die frohe Botschaft, dass wir von Jesus die Kraft empfangen können. Zwar werden wir in jeder Hinsicht schwach, aber wir werden leben und mit Jesus zusammen im Reich Gottes am reich gedeckten Tisch essen.
Zum Schluss möchte ich kurz mit euch teilen, was ich auf der Reise in Korea von Jesus empfangen habe. Am Freitag, bevor ich nach Deutschland flog, habe ich mit meiner Schwiegermutter eine Andachtsstunde gehabt. Sie ist nun 87 Jahre alt und liegt immer im Pflegebett. Sie ist eigentlich eine sehr fleißige Frau, aber nun ist sie völlig abhängig von den anderen. Die meiste Zeit bleibt sie allein zu Hause. Daher können ihre verschiedenen Bedürfnisse nicht rechtzeitig erfüllt werden. Für sie habe ich gebetet, mit welchem Wort ich sie ermutigen könnte. Da fand ich das Wort Philipper 3,20-21. „Wir aber sind Bürger im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern geringen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann.“ Es ist schmerzlich, anzusehen, dass meine Schwiegermutter ihre Schönheit, ihr Gedächtnis, ihre Würde als eine gebildete Frau immer mehr verliert. Eine Frau ist wie ein Kind geworden, das nach der Geborgenheit bei seiner Mutter sucht. Jedoch fanden wir den Grund im Wort Gottes, dass sie so einen geringen Leib bzw. einen hinfälligen, sterblichen Leib erdulden muss. Und zwar wird unser Heiland Jesus Christus ihr einen herrlichen Leib nach der Kraft der Auferstehung geben. Was wir nun haben, ist gering. Aber unser Heiland wird kommen, um uns einen herrlichen Leib zu geben. Gott sei Dank, dass wir den Heiland Jesus Christus erwarten dürfen. Alles, was wir haben, wird verschwinden. Aber alles, was wir von Jesus bekommen, wird uns die Kraft geben, zu leben und zu überwinden.

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