Predigt: Matthäus 2,1-12 – Weihnachten 2021

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Wo ist der neugeborene König der Juden?

„Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten“

(Matthäusevangelium 2,2)

Weihnachten ist ein Fest, das bis heute von den meisten Menschen gefeiert wird, nicht nur in Deutschland, sondern in weiten Teilen der Welt. Aber warum feiern wir Weihnachten? Viele mögen natürlich die festliche Stimmung, das Zusammensein mit geliebten Menschen, das besondere Essen und natürlich Geschenke zu machen und zu bekommen. Aber das ist nicht alles. Weihnachten ist für viele deshalb besonders, weil sie damit tiefe Sehnsüchte verbinden, vor allem die Sehnsucht nach einer großen Freude. Aber die meisten sind nach Weihnachten irgendwie enttäuscht, weil sie die ersehnte Freude nicht erlebt haben, trotz schöner Gemeinschaft, Geschenken und gutem Essen. In unserem heutigen Text erfahren wir aber von einigen Menschen, die um die Weihnachtszeit eine ganz große Freude hatten, obwohl sie von ihren Familien getrennt waren, eine lange entbehrungsreiche Reise hinter sich hatten und von niemandem Geschenke bekamen. Sie wurden von riesiger, heiliger Freude erfüllt, als sie den neugeborenen König der Juden fanden und ihn anbeteten. Der Verfasser Matthäus fand ihre Begegnung mit dem neugeborenen König Jesus so wichtig, dass er sie detailliert geschildert hat, obwohl wir weder ihre genaue Herkunft noch ihre Namen kennen und sie auch sonst in der Bibel nicht mehr erwähnt werden. Warum? Weil ihre Anbetung viel über den König sagt, den sie angebetet haben, und weil ihre Anbetung ein Beispiel für alle Gläubigen ist. Lasst uns heute neu erkennen, wer Jesus ist und warum er würdig ist, auch von uns angebetet zu werden, und selbst auch große Freude zu erfahren!

I. Wo ist der neugeborene König der Juden? (1-5)
Unser Text beginnt mit den Worten: „Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes …“ Hier bezeugt der Verfasser Jesu Geburt als eine Tatsache, indem er auch den Geburtsort und die Zeit angibt. Matthäus verzichtet darauf, die Umstände von Geburt Jesu zu beschreiben; wir erfahren nichts von der Krippe, von den Hirten auf dem Feld oder dem Heer der Engel, die „Gloria“ sangen. Stattdessen berichtet er von Weisen aus dem Morgenland, die nach Jerusalem kamen und fragten: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten“ (2). Das griechische Wort für „Weise“, „magoi“, bezeichnete Mitglieder einer persischen Priesterkaste, die sich mit Sternkunde und Astrologie befassten, später auch allgemein babylonische und sonstige Astrologen. Manche haben vielleicht gewisse Skepsis, wenn sie hören, dass sie auch Astrologen waren, aber damals war die Erforschung der Sterne untrennbar mit der Sterndeutung verbunden. Sie waren Wissenschaftler der damaligen Zeit, die die Bewegung der Himmelskörper beobachteten und versuchten, ihre Bedeutung zu verstehen. Möglicherweise waren sie damit auch Ratgeber ihres Königs. Jede Nacht beobachteten sie fleißig den Himmel, um alle Sterne und ihre Bewegung zu erforschen. Sie waren Menschen, die nach der Wahrheit suchten. Eines Nachts machten sie eine besondere Entdeckung: sie sahen einen ganz besonderen Stern im Osten aufgehen, durch den sie erkannten, dass der König der Juden geboren war.

Man hat viel gerätselt und geforscht, was für einen Stern die Weisen damals gesehen haben und wie sie dadurch erkannten, dass der König der Juden geboren wurde. Vor über fünfzehn Jahren war ich in einem Vortrag zum Thema „Der Stern von Bethlehem“ vom Planetarium Mannheim, das mit dem astronomischen Institut der Uni Heidelberg zusammenarbeitet. Dort wurde erklärt, dass die Astronomie in Babylonien sehr weit entwickelt war – allgemein gilt das Zweistromland als Wiege der Astronomie. Sie kannten enorm viele Sternbilder und ordneten den ihnen bekannten Ländern jeweils ein bestimmtes Sternbild zu. Wenn ein Stern besonders hell aufleuchtete, galt das als Zeichen dafür, dass in dem Land, das dem aktuellen Sternbild zugeordnet war, gerade ein wichtiges Ereignis passierte – und als wichtigstes Ereignis galt die Geburt eines neuen Königs. Außerdem wurde in dem Vortrag ausführlich erklärt, dass in einem regelmäßigen Intervall von knapp 500 Jahren zwei Planeten, Jupiter und Saturn, von der Erde aus gesehen nebeneinander erscheinen und ein sehr helles Licht bewirken. Danach bewegen sie sich für einige Wochen auseinander und erscheinen dann nochmal nebeneinander als helles Licht, bevor sie sich voneinander entfernen und erst wieder nach knapp 500 Jahren zusammenkommen. Nach astronomischen Berechnungen ist dieses Ereignis im Jahr 7 v. Chr. passiert – also in dem Jahr, in dem nach heutigem Stand der Forschung Jesus geboren ist. Diese Erklärung wird auch von anderen Forschern geteilt. Es ist sehr interessant, dass das beschriebene Phänomen den Ereignissen im heutigen Text genau entspricht: Die Weisen haben in ihrer Heimat einen besonderen Stern aufgehen gesehen, den sie noch nie gesehen hatten (da es nur alle 500 Jahre passiert) und folgten ihm; später haben sie den Stern offenbar nicht mehr gesehen, sodass sie in Judäa etwas orientierungslos in die Hauptstadt gingen und im Königspalast fragten, wo der neugeborene König ist. Danach haben sie den Stern wieder gesehen und sich sehr gefreut, weil es der Stern war, den sie zuerst im Morgenland gesehen hatten. Auch wenn wir trotzdem nicht sicher wissen, ob der Stern, den sie sahen, das Licht von Jupiter und Saturn war oder ob Gott in seiner Allmacht ihnen auf eine andere Weise ein helles Licht am Himmel gezeigt hat – jedenfalls hat Gott sie am Himmel erkennen lassen, dass der König von Juda geboren ist.

Aber woher wussten die Weisen, dass dieser König so bedeutsam war, sodass sie kommen und ihn anbeten sollten? Viele Bibelforscher nehmen an, dass sie auch Fragmente des Alten Testaments kannten, die die Juden in ihrer Gefangenschaft in Babylon hinterlassen hatten. Das ist ziemlich plausibel, weil die Juden 70 Jahre lang dort lebten und danach auch nur ein Teil von ihnen zurückging. Dass die Weisen als wahrheitssuchende Menschen und Forscher von diesen Fragmenten wussten und darin gelesen hatten, ist sehr gut vorstellbar. Vielleicht kannten sie die Stelle aus dem 4. Buch Mose, in der es heißt: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von Nahem. Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen …“ (4. Mose 24,17). In diesem Wort hatte Gott durch den Propheten das Kommen des neuen Königs in Israel angekündigt und ihn mit einem aufgehenden Stern verglichen. Die Juden haben aufgrund dieser Verheißung auf den neuen König gewartet. Als sie wegen ihrer fortwährenden Sünde schließlich von den Babyloniern erobert und nach Babylon verschleppt wurden und für sich keine Hoffnung mehr fanden, haben sie sich an diese Verheißung geklammert und darauf gehofft, dass eines Tages der wahre König wie ein heller Stern aufkommen und seine gute Herrschaft aufrichten würde. Es ist gut möglich, dass die Weisen diese Stelle gekannt haben und diesen König erwartet haben und deshalb auch verstanden, warum seine Geburt so bedeutsam war. Jedenfalls hat Gott ihnen offenbart, dass der neue König geboren ist und dass er es wert ist, angebetet zu werden.

Und wie reagierten sie auf Gottes Offenbarung? Jerusalem war von der Stadt Babylon über 1000 Kilometer weit entfernt. Zu Fuß dauerte der Weg nach Google Maps 230 Stunden; d.h. wenn sie jeden Tag acht Stunden wanderten, brauchten sie für einen Weg einen Monat (auf dem Kamel zu reiten war auch nicht viel schneller). Damals war Reisen wirklich gefährlich, weil es viele Räuber gab, die regelmäßig solche Reisegruppen überfielen. Dazu mussten sie in der Nacht reisen, damit sie den Stern sahen. Außerdem hatten die Weisen in ihrer Heimat Aufgaben als Sternforscher zu erfüllen, vielleicht auch als Berater des Königs. Es war sicher nicht leicht für sie, mehrere Monate Sonderurlaub zu bekommen. Zudem mussten sie auch ihre Frauen von ihrem Vorhaben überzeugen und sich von ihrer Familie für mehrere Monate trennen. Aber sie überwanden alle Schwierigkeiten und machten sich auf die weite und gefährliche Reise, um den wahren König zu finden. Auch während der beschwerlichen Reise hätten sie an irgendeinem Punkt aufgeben und sagen können: Wir würden ja gern den König aufsuchen, aber es ist zu anstrengend und zu gefährlich. Aber sie wollten unbedingt den neugeborenen König der Juden anbeten. Nach vielen Wochen kamen sie schließlich in Jerusalem an. Sie gingen in den Palast des Königs Herodes und fragten erwartungsvoll: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.“ Dass sie tatsächlich in Jerusalem ankamen und dort nach dem neugeborenen König fragten, zeigt ihre Haltung gegenüber der Wahrheit. Es zeigt, wie sehr sie Gott suchten und seinen König anbeten wollten.

Wie reagierte Herodes auf ihre Frage nach dem neuen König? Die Verse 3 und 4 sagen: „Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.“ Herodes freute sich gar nicht über die Geburt des neuen Königs, obwohl er erkannte, dass es sich um den Christus handeln musste. Er erschrak, weil er seinen Thron über alles liebte und in dem neugeborenen König eine Gefahr für seine Herrschaft sah. Er rief die Hohenpriester und Schriftgelehrten, um von ihnen zu erfahren, wo der Christus geboren werden sollte. Es ist interessant, dass Herodes die Frage, wo der Christus geboren werden sollte, durch die Bibelexperten beantworten ließ. Er wusste also, dass in der Bibel die Wahrheit steht. Aber er war nicht bereit, sich ihr unterzuordnen. Er bat die Weisen zu erforschen, wo das Kind war, und es ihm zu sagen, damit er es auch anbeten könnte. Aber er hatte vor, das Kind Jesus zu töten (13). Herodes hörte zwar die frohe Botschaft von der Geburt des neuen Königs, aber er hatte keinen Raum für Jesus im Herzen, weil er sich selbst und seine Macht mehr liebte als Gott und von der Angst, sie zu verlieren, erfüllt war. Viele Menschen sind wie Herodes. Auch wenn sie keinen Königsthron haben, wollen sie in ihrem Leben König sein. Sie haben Angst davor, etwas für Jesus zu verlieren, und haben keinen Raum für ihn.

Der Text erwähnt die Reaktion von zwei weiteren Gruppen von Menschen auf die Botschaft von der Geburt des neuen Königs. Zum einen die Bevölkerung von Jerusalem. Es heißt, dass als Herodes erschrak, auch ganz Jerusalem erschrak. Sie erschraken, weil sie befürchteten, dass Herodes nun wieder ein Unheil anrichten würde. Das zeigt zum einen, wie elend und abhängig sie von Herodes waren, der kein guter König war. Dass sie erschraken, ist aber auch ein Hinweis darauf, dass sie selbst auch nicht bereit waren, den neuen König anzunehmen. Als Juden kannten sie Gottes Verheißung, ihnen den Christus als wahren König und Retter zu schicken. Aber sie hatten keinen Wunsch, ihn zu erkennen und anzubeten. Sie waren nur mit ihrer täglichen Arbeit und ihren Alltagssorgen beschäftigt und damit zufrieden, wenn sie ihre Religion praktizieren und am Sabbat ein bisschen ausruhen konnten. Sie lebten in einer geistlichen Lethargie und reagierten deshalb nicht auf die frohe Botschaft von Jesu Geburt.

Schließlich waren da die Hohenpriester und Schriftgelehrten. Sie kannten viele Bibelstellen, sodass sie die Frage, wo der Christus geboren werden sollte, sofort beantworten konnten. Ihre Bibelkenntnisse hätten ihnen eigentlich helfen sollen, in der Erwartung des Christus zu leben und ihn als Erste willkommen zu heißen. Aber auch sie hatten offenbar auch keinen Wunsch, dem von Gott verheißenen Christus zu begegnen und ihn anzubeten. Auf die Frage nach dem Geburtsort des Christus antworteten sie zwar richtig, aber so, als ob das für sie gar keine Bedeutung hätte. Ihre Bibelkenntnisse waren nur Theorie; ihnen fehlte der Glaube an Gott und der Wunsch, seinen Christus anzubeten. Sie sind ein abschreckendes Beispiel dafür, wie Religion lebendigen Glauben an Gott ersetzen kann.

Wenn wir die Reaktion von Herodes, vom Volk und von den religiösen Leitern, mit der der Weisen vergleichen, erkennen wir, wie anders die Weisen waren. Während Herodes vor allem den Erhalt seiner Macht suchte, das Volk ein einfaches, bequemes Leben und die Schriftgelehrten die Anerkennung der Menschen für ihr religiöses Leben, suchten die Weisen nach der Wahrheit, die ihrem Leben Sinn gab. Obwohl sie als Heiden Gott nicht kannten, hatten sie den Wunsch, Gott zu finden und ihn anzubeten. Gott sah ihren geistlichen Wunsch und ließ für sie extra einen Stern aufgehen, damit sie erkennen konnten, dass der wahre König geboren war. Die Tatsache, dass sie sich daraufhin auf den Weg machten und ihn suchten, bis sie ihn fanden und anbeteten, zeigt, wie ernsthaft ihr geistlicher Wunsch war. Natürlich war es Gott, der ihnen den Stern zeigte und ihnen half, Jesus tatsächlich zu finden. Aber Gott konnte das tun, weil er sah, dass sie Gott suchten und im Herzen den Wunsch hatten, ihn anzubeten.

Was wir im Leben suchen, ist wirklich wichtig, denn es bestimmt letztlich die Richtung und das Ziel unseres Lebens und damit auch, wo wir ankommen werden. Früher suchte ich durch verschiedene Dinge nach Erfüllung, aber am meisten suchte ich nach dem Sinn des Lebens. Ich litt sehr darunter, dass ich trotz meines Besuchs einer Kirche Gott nicht erkennen und in meinem Leben keinen Sinn sehen konnte. Aber Gott hat mich schließlich Jesus finden lassen und hat durch ihn mein Verlangen gestillt. Das war für mich das entscheidende Ereignis und die Wende in meinem Leben; aber Gott hat sich von unzähligen Menschen finden lassen. Der Kirchenvater Augustinus konnte als junger Mann durch sein vergnügungsorientiertes Leben keine Erfüllung finden, sondern litt unter der Unruhe und Leere in seinem Herzen. Nach seiner Bekehrung bekannte er später: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht, o Gott, in Dir.“ (Andere Übersetzung: Unser Herz findet keine Ruhe, bis es Dich, Gott, findet). Auch heute suchen die meisten Menschen ständig nach etwas, das sie erfüllen kann, oft nach Erfolg, Geld, nach Anerkennung und Liebe oder nach allen möglichen Vergnügungen; aber sie werden nie wirklich zufrieden, weil sie den wahren Gegenstand ihrer Suche nicht finden. Aber die Weisen erfuhren große Freude und tiefe Zufriedenheit, als sie Jesus fanden und ihn anbeteten. Jesus ist der von Gott verheißene König, den alle Menschen brauchen. Nur wenn wir Jesus finden und ihn als unseren König anbeten, findet unser Leben wahren Sinn und unser Herz wird mit Ruhe und mit Freude erfüllt.

II. Jesus ist der Fürst, der uns weidet (6-8)
Was sagte die Verheißung, die die Schriftgelehrten zitierten, über den kommenden König? Vers 6 lautet: „Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.“ Hier hat Gott durch den Propheten Micha vorausgesagt, in welcher Stadt der Christus geboren werden sollte. Bethlehem war nur ein größeres Dorf oder kleines Städtchen, viel kleiner als die Hauptstadt Jerusalem. Aber es war die Stadt, aus der der König David stammte, dem Gott den Christus als Nachkommen verheißen hatte. Dass Jesus in Bethlehem und nicht in Jerusalem geboren wurde, zeigt seine Demut.
In der Verheißung wird aber noch mehr über ihn gesagt. Gott nennt ihn den Fürsten, der sein Volk Israel weiden soll. Ein Fürst, besonders ein König, regiert sein Volk. Es spielt für die Menschen eine wichtige Rolle, von wem sie regiert werden. Wir haben seit kurzem eine neue Regierung, deshalb merken wir vielleicht auch noch keinen großen Unterschied. Wie wichtig es ist, wer das Volk regiert, können wir besser verstehen, wenn wir Länder, deren Regierung sich um das Wohl des Volks bemüht, mit Ländern vergleichen, die von einem skrupellosen Diktator regiert werden. Jesus will wirklich das Wohl von uns Menschen. Seine Herrschaft befreit uns von der Macht der Sünde und des Satans, die unser Leben zerstören wollen. Jesus ist der von Gott verheißene König, der seine gute Herrschaft in unserem Leben etablieren will und auch in unseren Mitmenschen und in unserer Gesellschaft.
Denn Jesus ist ein König, der wie ein Hirte sein Volk weiden will. In der Welt finden wir keinen solchen König oder Regierungschef. Das liegt allein schon daran, dass kein Mensch dazu in der Lage ist, die Bedürfnisse aller Menschen in ihrem Volk zu verstehen, geschweige denn sie zu stillen. Es ist ja sogar schwierig, die Bedürfnisse der eigenen Kinder zu verstehen, die sehr unterschiedlich sind und oft wechseln, und unmöglich, sie alle zu stillen. Aber Jesus kennt alle unsere Bedürfnisse, noch bevor wir sie ihm sagen. Und er hat den Willen und die Macht, unsere Bedürfnisse zu stillen, gleich welcher Natur sie sind. Jesus hat alle Arten von Kranken geheilt, die Schwachen gestärkt und die Verzagten ermutigt. Jesus kann und will die schwersten Probleme in unserem Leben lösen. Und er will mehr als nur unsere Probleme lösen. Er ist gekommen, um uns das Leben und volle Genüge zu geben. Er will unser Leben mit Sinn, Freude und Hoffnung erfüllen, sodass wir ihn jeden Tag vertrauensvoll anbeten können. Wir sind immer noch wie Schafe und sehen oft auf das, was vor unserer Nase ist. Aber Jesus zeigt uns das Ziel unseres Lebens und führt uns als guter Hirte den besten Weg, durch den wir ihn mehr erkennen und schließlich in sein herrliches ewiges Reich gelangen. Danken wir Jesus, der unser wahrer König und unser guter Hirte ist!

III. Sie beteten es an (9-12)
Betrachten wir die Verse 9 und 10: „Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut“. Die Weisen sahen vor Herodes und Bosheit und List zu naiv aus, sodass sie leicht von ihm für seine böse Absicht hätten missbraucht werden können. Aber sie fielen ihm nicht zum Opfer, weil Gott selbst sie führte. Als sie den Palast verließen, sahen sie wieder den Stern, den sie hatten aufgehen sehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut. Das griechische Wort hier drückte eine sehr, sehr großer Freude aus! Sie freuten sich riesig, weil sie wussten, dass sie sicher bald dem neugeborenen König von Gott begegnen würden und ihn anbeten konnten. Der Stern ging vor ihnen her, bis er über dem Haus stand, in dem Jesus war. Gott selbst führte sie zu Jesus.

Der Vers 11 beschreibt, wie sie Jesus anbeteten: „und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“ Äußerlich gesehen sahen sie nur ein kleines Kind mit seiner Mutter. Aber sie hatten durch Gottes Wort und Zeichen die Gewissheit, dass sie vor dem von Gott verheißenen König standen. Sie waren gestandene Männer, wegen ihrer Erfahrung vielleicht schon in fortgeschrittenem Alter. Aber sie fielen vor Jesus nieder und beteten ihn an. Dadurch drückt sie aus, dass sie Jesus als den wahren König achteten und ihn liebten und bewunderten. Es zeigt, dass ihn als Herrn über ihr Leben anerkannten und ihm dienen wollten. Sie freuten sich, dass sie den wahren König gefunden hatten, der ihre Anbetung und Hingabe verdiente. Danach taten sie ihre Schätze auf und schenkten sie Jesus. Gold war damals das wertvollste Material und das angemessene Geschenk für einen König. Weihrauch wurde von Priestern für ihren Dienst gebraucht, aber auch für Könige, damit sie einen Wohlgeruch verbreiteten. Myrrhe wurde für wohlriechende Salben verwendet. Ihre Geschenke waren bedeutungsvoll und weisen darauf hin, wer Jesus ist und was er tun würde. Jesus ist der wahre König, der in Herrlichkeit und Macht regiert. Er ist der Priester, der uns sündige Menschen mit dem heiligen Gott versöhnt. Dazu musste er am Kreuz sterben und wurde danach von zwei Jüngern mit hundert Pfund Salbe aus Myrrhe und Aloe einbalsamiert. Danach erstand Jesus von den Toten auf, um auf ewig zu regieren.

Was können wir durch die Anbetung der Weisen lernen? Wir können lernen, dass Anbetung nicht einfach ein Ritual oder eine Formsache ist. Anbetung entspringt dem Herzen, wenn es erkennt, wer Jesu wirklich ist, und dazu bereit ist, ihn als den Herrn und König anzuerkennen. Wir lernen auch, dass Anbetung vom Charakter her kein Nehmen, sondern Geben ist. Die Weisen kamen zu Jesus und beteten ihn an und gaben ihm ihre Geschenke. Danach gingen sie wieder in ihr Land zurück. Sie wollten nicht irgendetwas von Jesus bekommen, sondern wollten ihn anbeten und ihm die Ehre erweisen, die ihm gebührt. Das zeigt ihr reines Motiv. Anbetung ist möglich, wenn wir so eine Herzenshaltung haben.

Weiter können wir lernen, dass Anbetung nie kostenlos ist. Die Weisen hatten eine lange, mühevolle Reise auf sich genommen und Jesus gesucht, bis sie ihn wirklich anbeten konnten. Anbetung erfordert, dass wir Jesus wirklich suchen, immer neu und ihn vor unseren Augen halten. Es bedeutet, dass wir ihn in unserem Herzen heiligen und ihn auch im praktischen Leben als Herrn und König achten. Wenn wir Jesus auf diese Weise als unseren König anbeten, bekommen wir eine große Freude, weil wir den Sinn unseres Lebens erfüllen.
Schließlich können wir lernen, dass Anbetung uns Menschen verändert. Die Weisen waren suchende Menschen. Aber als sie Jesus angebetet hatten, zogen sie zufrieden in ihr Land zurück. All ihr Suchen und Verlangen, das sie im Herzen gehegt hatten, waren erfüllt. Als sie Jesus fanden und ihn anbeteten, konnten sie erkennen, dass Gott der wahre Gott ist, der seine Zeichen und seine Verheißungen erfüllt. Dadurch konnten sie anders in die Zukunft schauen. Sie wussten, dass Gott auch in Zukunft seine Verheißungen erfüllen wird. So konnten sie ihr weiteres Leben voller Erwartung und Hoffnung auf Gottes König führen. Möge Gott jedem von uns helfen, Jesus zu suchen und ihn jeden Tag anzubeten. Möge Gott uns dadurch mit wahrer Freude erfüllen! Wenn wir so leben, ist jeden Tag Weihnachten.

 

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