Predigt: Hebräer 11,1 – 7 (Sonderlektion 2)

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Der Glaube, durch den wir Gott gefallen

„Aber ohne Glauben ist’s unmöglich, Gott zu gefallen. Denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.“

(Hebräer 11,6)

Unser heutiger Text hat ein klares Thema: den Glauben. Er beginnt mit einer Definition des Glaubens und erklärt im Vers 6, warum der Glaube für jeden Menschen notwendig ist und was der Glaube mindestens beinhalten muss. Dadurch wollte der Verfasser die Empfänger, die angesichts neuer Verfolgungen in Gefahr waren, ihren Glauben an das Evangelium wegzuwerfen, zum Glauben ermutigen. Und weil der Glaube so wichtig ist, beließ er es nicht bei einer abstrakten Erklärung, sondern veranschaulichte an konkreten Beispielen, wie sich der Glaube im Leben von verschiedenen Glaubensvorfahren gezeigt hat. Davon wollen wir die ersten drei Beispiele betrachten, nämlich den Glauben von Abel, von Henoch und von Noah. Wir wollen dabei nicht einfach unser altes Verständnis auffrischen, sondern die Bedeutung für die ursprünglichen Empfänger verstehen und aus dieser Perspektive neu begreifen, was der Glaube ist, und selbst zum Glauben ermutigt werden. Gott helfe uns bei dem wichtigsten Anliegen: beim Glauben!

Teil 1: Es ist aber der Glaube … (1-3)

Betrachten wir den Vers 1: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Hier zeigen die Begriffe „was man hofft“ und „was man nicht sieht“, dass der Glaube sich auf etwas bezieht, was wir nicht sehen, nämlich auf den unsichtbaren Gott und seine Verheißungen, von denen sich viele erst in der Zukunft erfüllen werden.

Damit wir wirklich verstehen können, was der Verfasser hier sagen wollte, wollen wir uns nochmals die Situation der Empfänger vor Augen führen. Wie wir letzten Sonntag gehört haben, hatten diese Juden-Christen schwere Verfolgungen erduldet, die der Verfasser „einen großen Kampf des Leidens“ nannte (10,32-39). Als der römische Kaiser zur Verfolgung der Christen aufrief, fingen überall die Leute an, die Christen zu bedrängen und öffentlich zur Schau zu stellen. Ihre Nachbarn drangen sogar in ihre Häuser und raubten ihre Güter und brachten einige von ihnen ins Gefängnis. Aber die Empfänger hatten alle Leiden in vorbildlicher Weise durch den Glauben ertragen. Sie hatten sogar den Raub ihrer Güter mit Freude erduldet, weil sie wussten, dass sie im Himmel eine „bessere und bleibende Habe“ haben.

Aber diese Glaubenshaltung hatten sie inzwischen offensichtlich verloren. Die Tatsache, dass der Verfasser sie im Kapitel 10 wiederholt zum Vertrauen auf Gott ermahnt, zeigt, dass sie geistlich müde geworden waren. Angesichts neuer Verfolgungen waren sie nicht bereit, diese Leiden nochmals auf sich zu nehmen. Wenn sie auch nur daran dachten, hatten sie bereits keine Kraft. Auf diese Weise hatten sie sich in ihre Situation verwickelt. Statt auf die geistliche Wirklichkeit zu schauen und auf Gott und seine Verheißungen zu vertrauen, machten sie sich viele menschliche Gedanken und litten unter Sorgen und Zweifeln. Mit dieser Haltung aber waren sie in Gefahr, in der Not vom Glauben abzufallen und den Segen Gottes zu verlieren. Der Verfasser half ihnen, indem er sie zum einen daran erinnerte, wie sie früher durch den Glauben alles erduldet hatten. Zum anderen ermahnte er sie eindringlich: „Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber habt ihr nötig, auf dass ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt. Denn nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben. Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm“ (10,35-38). Sie sollten ihren Glauben an das Evangelium erneuern, damit sie auch weiterhin Gottes Willen tun und das von ihm verheißene ewige Leben empfangen. Die Ermahnung des Verfassers war sehr stark. Aber angesichts ihrer bedrohlichen Lage wollte er noch mehr für sie tun. Wie ermutigte er sie noch zum Glauben?

Betrachten wir nochmals den Vers 1: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Das griechische Wort, das Luther mit „feste Zuversicht“ übersetzt, heißt „Hypostasis“ und bedeutet wörtlich „darunter stehen“. Die Elberfelder Bibel übersetzt es mit „Wirklichkeit“ (Anmerkung: oder „Grundlage“). Der Glaube bedeutet demnach, dass man sich unter die Wirklichkeit stellt, auf die man hofft; das heißt, dass man Gott und sein Wort als Wirklichkeit achtet und sich mit seinem Denken und Leben darunter stellt. In diesem Sinn ist der Glaube eine „feste Zuversicht“; nur sollen wir bei diesem Wort nicht denken, dass es vor allem um ein Gefühl der Zuversicht ginge. Beim Glauben geht es nicht in erster Linie um unser Gefühl, sondern darum, dass wir uns mit unserem ganzen Denken und Leben unter die Wirklichkeit Gottes stellen und dadurch unser Leben auf die einzige feste Grundlage bauen, die existiert.

Das griechische Wort für „Nichtzweifeln“ heißt „elenchos“ (von dem Verb elencho, beweisen oder überzeugen). In der Elberfelder Bibel wird es mit „überzeugt sein“ wiedergegeben und dem Hinweis, dass es auch „Beweisführung“ oder „überführt sein“ heißen kann; die King James Version übersetzt es als „evidence“, also Beweis. Damit wird noch klarer, dass der Glaube nicht in erster Linie mit Gefühlen zu tun hat. Der Glaube ist ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit, auch wenn man sie nicht sieht. Jemand wird von etwas überzeugt, wenn es ausreichende Zeugnisse dafür gibt. Zeugnisse spielen bis heute eine wichtige Rolle. Angenommen, wir wären im Ausland und uns wäre das Geld ausgegangen, wir hätten Hunger und wüssten nicht, wie wir morgen etwas zu essen bekommen können. Und wir lesen auf einem neuen Kontoauszug, dass uns jemand tausend Euro auf unser Bankkonto überwiesen hat, wie würden wir reagieren? Wir wären sicher erleichtert und würden uns freuen oder? Aber warum? Weil wir fest davon ausgehen, dass die 1000 Euro, die auf dem Kontoauszug angegeben sind, tatsächlich auf unserem Konto und für uns verfügbar sind, obwohl wir keinen einzigen Euro davon gesehen haben. Zeugnisse sind so wichtig! Der Glaube bedeutet nicht, dass man etwas grundlos annimmt. Der Glaube ist ein Überzeugtsein von der geistlichen Wirklichkeit, die man nicht sieht, für die es aber glaub-würdige Zeugnisse gibt.

Was bedeutete das für die Empfänger? Der Vers 1 zeigt, dass der Verfasser die Verfolgungen nicht für ihr eigentliches Problem hielt. Ihr Problem war vielmehr ihre geistliche Haltung, dass sie nicht mehr unter der Wirklichkeit standen. In ihrem Denken gingen sie nicht mehr konsequent von Gottes Macht, seiner Liebe in Jesus und seiner Verheißung des Lebens aus, sondern sie betrachteten ihre Situation losgelöst davon. So verwickelten sie sich in ihre Situation und in viele berechnende Gedanen, Sorgen und Ängste. Das war aus der Sicht des Verfassers ihr eigentliches Problem, und das war wirklich gefährlich. Weil sie ihr Denken nicht mehr unter die geistliche Wirklichkeit stellten, wurden sie innerlich schwach und verloren schon den Mut, bevor die Verfolgung überhaupt anfing. Deshalb ermutigt der Verfasser sie dazu, sich wieder unter die Wirklichkeit zu stellen und davon konsequent auszugehen, anstatt von ihrer jeweiligen Situation abhängig zu sein. Wenn sie sich weiter nur mit ihrer Situation beschäftigen würden, würden sie sich immer weiter darin verstricken und immer hilfloser werden. Wenn sie sich bewusst wieder unter die geistliche Wirklichkeit stellen würden, würden sie eine richtige Sichtweise, neuen Mut und Kraft bekommen, mit der sie alle Herausforderungen überwinden könnten.

Was heißt das für uns? Wir haben in Deutschland noch keine Verfolgungen zu befürchten. Aber wir haben natürlich auch Probleme in unserem Leben, die uns verleiten können, uns nicht mehr unter die geistliche Wirklichkeit zu stellen. Zum Beispiel ernste Probleme in der Schule, im Studium oder am Arbeitsplatz oder wegen Arbeitslosigkeit. Als Eltern leiden wir vielleicht wegen der Probleme unserer Kinder; als Hirten wegen der Probleme unserer Bibelschüler. Viele haben innere Probleme, geistliche Probleme, Probleme mit Sünde, die sie nicht überwinden können, oder leiden wegen der Probleme anderer usw. Es gibt so viele Probleme, die uns zu schaffen machen können. Aber was immer auch die Probleme sind, es ist wichtig, dass wir uns nicht darin verwickeln, sondern uns weiter unter die geistliche Wirklichkeit stellen und in unserem Denken, Reden und Tun bewusst davon ausgehen, dass Gott lebt und uns unendlich liebt und seine Verheißungen an uns sicher erfüllen wird. Dann können wir auch in schweren Problemen den Frieden Gottes im Herzen behalten und neuen Mut und Kraft empfangen, um nach Gottes Willen zu handeln. Wenn wir dagegen nicht mehr unter der Wirklichkeit stehen und uns nur mit unserer Situation bzw. den Problemen beschäftigen, fangen wir schnell an, Dinge falsch wahrzunehmen: selbst kleine Probleme können uns dann ganz groß erscheinen; Gottes Kraft und seine Liebe können uns zu klein erscheinen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns immer wieder neu unter die geistliche Wirklichkeit stellen, Gottes Macht und seinen Liebe zu uns wahrnehmen und uns selbst und die anderen unter dieser Wirklichkeit sehen.

Ob wir mit unserem Denken unter der Wirklichkeit stehen oder uns (zum Teil) von der Situation beherrschen lassen, spielt in unserem Leben eine entscheidende Rolle. Dass Gott lebt, ist Wirklichkeit. Dass er uns in Jesus bedingungslos liebt und seine Verheißungen in der Bibel an uns erfüllen will, ist Wirklichkeit. Seine Liebe ist jeden Tag neu für uns da, so wie die Sonne jeden Tag scheint und Licht und Wärme spendet. Aber wenn wir nicht hinausgehen und uns der Sonne aussetzen, sondern in unserem dunklen Zimmer bleiben, nutzt sie uns nichts. Es ist gesund, dass wir jeden Tag an die Sonne gehen und Vitamin D ‚tanken‘, gerade im Lockdown. Aber noch wichtiger ist es, dass wir im geistlichen Sinn jeden Tag an die Sonne gehen und durch Jesu Wort sein heilsames Licht auf uns wirken lassen, bis es uns von unseren verkehrten Gedanken befreit und wir uns selbst und die anderen in Jesu Licht sehen können. Wenn wir das nicht tun, verstricken wir uns schnell in unsere Situation und werden müde und matt. Ein junger Mensch ringt seit längerem ernsthaft um den Glauben an Gott; aber er verstrickt sich immer wieder in zweifelnde Gedanken und kann sie nicht überwinden, obwohl er darunter leidet. Unter dem Licht von Vers 1, dass der Glaube eine Wirklichkeit ist, ist das Problem, dass er sich nicht richtig unter die geistliche Wirklichkeit stellt. Dieses Wort lädt dazu ein, sich unter die Wirklichkeit zu stellen, sich seinem Licht auszusetzen, in dem wir Jesu Worte hören, bis sie in uns wirken und uns Gottes Liebe zu uns und seinen guten Willen für uns erkennen lassen und uns von Zweifeln und allen dunklen Flecken in uns befreien. Möge Gott jedem von uns helfen, sich unter die geistliche Wirklichkeit zu stellen und durch Jesu Wort sein Licht in sich scheinen zu lassen, bis wir von seiner Gnade und Wahrheit ganz durchdrungen werden und in seinem Licht leben können. Das ist der Sinn des Glaubens.

Woher können wir aber sicher sein, dass derartiger Glaube an Gott wirklich richtig ist? Betrachten wir den Vers 2: „In diesem Glauben haben die Alten Gottes Zeugnis empfangen.“ Hier bezieht sich „die Alten“ auf die vielen Männer und Frauen im Alten Testament, die in vorbildlicher Weise im Glauben gelebt und dadurch Gottes Anerkennung empfangen haben. Sie habeen in unterschiedlichen Zeiten gelebt und auf verschiedene Weise ihren Glauben zum Ausdruck gebracht. Aber gemeinsam ist, dass Gott ihr Leben im Glauben anerkannt und damit bestätigt hat, dass ihr Glaube richtig war. Wir werden im zweiten Teil der Predigt auf die ersten drei dieser Glaubenshelden eingehen.

Was passiert, wenn wir uns unter die geistliche Wirklichkeit stellen? Der Vers 3 sagt: „Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist.“ Wenn wir uns unter die Wirklichkeit stellen, können wir die Wirklichkeit mehr und mehr erkennen, anders gesagt können wir Gott erkennen. Gott hat sich vor allem durch die Schöpfung gezeigt. Das griechische Wort für „Welt“ hier (tous aionas) heißt wörtlich „die Zeitalter“ und kann Welt oder Universum bedeuten. Wenn wir Menschen, Tiere oder nachts den Sternenhimmel betrachten, fragen wir uns, wie sie entstanden sind und welche Bedeutung ihre Existenz hat. Niemand kann die wahre Antwort auf diese Fragen von sich aus erkennen. Wenn wir über die Welt nachdenken, ohne unter Gottes Wirklichkeit zu stehen, bleibt sie für uns letztlich ein Rätsel. Auch wenn Menschen für die Entstehung der Welt eine Erklärung geliefert haben, können sie die Fragen nach dem eigentlichen Ursprung und nach dem Sinn nicht beantworten. Das Leben eines Menschen ist dann wie ein Komet, der eine kurze Zeit am Himmel aufleuchtet und dann für immer in der Dunkelheit verschwindet. Aber wenn wir uns unter die Wirklichkeit Gottes stellen, erkennen wir den eigentlichen Ursprung, nämlich dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist. Durch diese Erkenntnis können wir vieles Weitere über Gott erkennen. Wir erkennen z.B. dass Gott gut ist und deshalb eine gute Welt voller Licht und Leben schuf. Wir erkennen, dass Gott alles zu seine Ehre geschaffen hat und können dadurch den Sinn unseres Lebens finden und das Ziel, das wir erreichen sollen. Wenn wir erkennen, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, erkennen wir, was für eine gewaltige Schöpfungskraft Gottes Wort in sich hat, sodass wir mit großem Interesse und Ehrfurcht darauf hören wollen. Gott möge uns helfen, uns richtig unter Gottes Wirklichkeit zu stellen und Gott neu zu erkennen!

Teil 2: Der Glaube von Abel, Henoch und Noah (4-6)

Mit welchem konkreten Beispiel hat der Verfasser die Bedeutung des Glaubens gezeigt? Betrachten wir zunächst den Vers 4: „Durch den Glauben hat Abel Gott ein besseres Opfer dargebracht als Kain; durch den Glauben wurde ihm bezeugt, dass er gerecht sei, da Gott selbst es über seinen Gaben bezeugte; und durch den Glauben redet er noch, obwohl er gestorben ist.“ Der erste Mensch mit beispielhaftem Glauben war Abel. In Genesis Kap. 4 lesen wir, dass Kain und Abel Gott Opfer brachten. Gott sah Abel und sein Opfer gnädig an, aber Kain und sein Opfer sah er nicht nicht gnädig an. Manche wundern sich, warum Gott Abel und sein Opfer annahm, aber Kain und sein Opfer nicht. Unser Vers antwortet klar, dass Abels Opfer deshalb besser war als Kains, weil Abel sein Opfer durch den Glauben darbrachte. Was bedeutet das? Abel opferte, indem er sich unter die Wirklichkeit Gottes stellte. Für ihn war Gott nicht nur eine theoretische Größe, sondern ganz real da. Er erkannte Gott wirklich als den Schöpfer an und lebte vor ihm in dem Bewusstsein, dass Gott heilig ist er selbst ein Sünder, der Gottes Gnade braucht. In diesem Bewusstsein brachte Abel Gott sein Opfer. Deswegen opferte er Gott von den besten Tieren, die er hatte, weil er Gott als Gott anerkannte und wirklich seine Gnade erlangen wollte. Kain dagegen brachte sein Opfer offensichtlich ohne diese Haltung. Er opferte vermutlich eher deshalb, weil er es von seinen Eltern so gelernt hatte, vielleicht weil er ihnen gefallen wollte, oder weil er sich dachte, dass es ja nichts schaden kann, ab und zu auch etwas zu opfern. Gott bezeugte in sichtbarer Weise, dass er Abel und sein Opfer annahm, aber Kains nicht.

Was können wir hier lernen? Nach Vers 4 war Abel der erste Mensch, den Gott als gerecht erachtete; Gott bezeugte es sichtbar über seinem Opfer. Aber Abels Gerechtigkeit kam nicht durch sein Opfer, sondern durch seinen Glauben. Weil Abel glaubte, das heißt sich unter die Wirklichkeit Gottes stellte, war er für Gott in Ordnung; und weil er mit einem dementsprechendem Bewusstsein Gott opferte, war sein Opfer besser als das von Kain. Andererseits zeigt der Fall von Kain, dass Gott unsere Opfer nicht gefallen, wenn sie ohne Glauben gebracht werden. Der Glaube ist also entscheidend, ob wir Gott gefallen oder nicht.

Dieser Glaube bringt im Leben hier nicht unbedingt nur Vorteile. Abel wurde deswegen sogar von seinem neidischen Bruder umgebracht. Aber unser Vers macht klar, dass das nicht das Entscheidende war und dass Abels Leben deshalb nicht gescheitert ist. Denn Abel hat durch seinen Glauben die Gerechtigkeit vor Gott erlangt und kann ewig bei Gott leben. Darüber hinaus redet Abel noch, obwohl er gestorben ist. Sein Leben im Glauben an Gott ist wie eine Predigt, die bis heute noch erklingt.

Dies war für die Empfänger, denen neue Verfolgungen bevorstanden, wichtig. Sie müssen sich davor gefürchtet haben, wieder ihre Güter oder vielleicht sogar ihr Leben zu verlieren. Aber sie brauchten sich nicht zu fürchten. Sie sollten sich nicht berechnen, welche Vor- und Nachteile ihnen der Glaube in der Welt bringt. Wenn sie weiter unter der Wirklichkeit stehen würden, würden sie Gottes Anerkennung und das ewige Leben in seinem herrlichen Reich erlangen, und ihr Leben im Glauben auch nach ihrem Tod zu den Menschen reden. DAs gilt auch für uns. Wenn wir uns konsequent unter die Wirklichkeit stellen, werden auch wir das Ziel unseres Lebens erreichen. Außerdem macht der Glaube auch unser Leben hier auf der Erde über den Tod hinaus bedeutsam.

Was ist das zweite Beispiel, mit dem der Verfasser den Glauben veranschaulicht? Betrachten wir den Vers 5: „Durch den Glauben wurde Henoch entrückt, dass er den Tod nicht sehe, und wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor seiner Entrückung ist ihm bezeugt worden, dass er Gott gefallen habe.“ Henoch war einer der Nachfahren von Adams drittem Sohn Set. Die Stelle in 1. Mose 5,21-24 sagt über zweimal, dass Henoch mit Gott wandelte. Mit Gott zu wandeln, besagt, dass Henoch mit Gott zusammen lebte, dass er sein täglich in der Gemeinschaft mit Gott führte. Das zeigt, dass auch Henoch sich unter die Wirklichkeit gestellt und darunter gelebt hat. Er erkannte, dass Gott immer da ist, und führte sein Leben in diesem Bewusstsein in Gemeinschaft mit Gott. Der Begriff „wandeln“ drückt aus, dass Henoch nicht nur zu bestimmten Zeiten Gott suchte oder nur phasenweise, zum Beispiel wenn er gerade Probleme hatte, sondern dass er von morgens bis abends Tag für Tag beständig in Gemeinschaft mit Gott lebte. Dass er das von sich aus tat, zeigt, dass die Gemeinschaft mit Gott ihm offensichtlich Freude machte. Dass Henoch Gott so ernst nahm und ständig in der Gemeinschaft mit ihm lebte, machte gefiel offenbar auch Gott so gut, dass Gott ihn entrückte, damit er den Tod nicht erfahren musste. Gott schenkte ihm damit ein riesiges Privileg, das nach Henoch später nur noch der Prophet Elia bekam. Was lernen wir hier über den Glauben? Glaube bedeutet, die Wirklichkeit Gottes richtig anzuerkennen und in der Gemeinschaft mit ihm zu leben und sich daran zu erfreuen. Es ist wichtig, dass wir uns klarmachen, dass Henoch nicht entrückt wurde, weil er bestimmte Werke für Gott tat, sondern weil er die Wirklichkeit anerkannte und sein Leben in der Gemeinschaft mit Gott führte. Das hat Gott gefallen.

Betrachten wir den Vers 6: „Aber ohne Glauben ist’s unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.“ Dieser Vers ist wie ein Einschub in der Aufzählung der Glaubenshelden. Bevor der Verfasser mit dem nächsten Glaubenshelden fortfährt, will er ganz klar machen, dass der Glaube wirklich entscheidend ist. Deshalb sagte er, dass es ohne Glauben unmöglich ist, Gott zu gefallen. Damit wir Gottes Anerkennung erlangen können, ist es unbedingt nötig, dass wir uns richtig unter die Wirklichkeit stellen – glauben.

Der Vers definiert auch, was der minimale Glaube ist, der nötig ist, um zu Gott kommen zu können. Wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass Gott er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt. Zu Gott zu kommen, ist nicht schwer. Es erfordert nur, zwei elementare Punkte der Wirklichkeit anzuerkennen, nämlich dass Gott existiert und dass er denjenigen, die ihn suchen, eine Belohnung gibt. Das ist die einzige Anforderung. Obwohl Gott heilig ist, müssen wir nicht unser Versagen und unsere Schuld kompensieren, die wir seit unserer Geburt auf uns geladen haben – das könnten wir nicht. Wir müssen uns auch nicht zu guten Menschen machen, die ab jetzt gut leben – auch das können wir nicht. Wir müssen nicht einmal bestimmte Werke oder ein gewisses Opfer erbringen; das erforderliche Opfer hat Gott schon selbst mit Jesus erbracht. Wer zu Gott kommen will, der muss nur eines, und hier sagt die Bibel nicht „soll“, sondern „muss“: er muss die Wirklichkeit anerkennen, dass Gott existiert und dass er die, die ihn suchen, etwas Gutes gibt. Das nicht anzuerkennen, bedeutet eine krasse Lüge. Gott verlangt also wirklich nicht viel von uns, sondern nur dass wir uns von den schlimmsten Lügen, die es gibt, willentlich distanzieren, nämlich der Lüge, dass Gott gar nicht existieren würde, und der Lüge, dass Gott gleichgültig oder böse wäre und denen, die ihn suchen, keine Belohnung geben würde. Das sind die beiden schlimmsten Lügen, die übelsten Verleumdungen über Gott. Gott lebt und Gott ist gut und gibt denen, die ihn suchen, natürlich eine Belohnung – das ist seine Natur. Wenn wir zu Gott kommen wollen, verlangt er von uns nur, dass wir uns von diesen beiden schlimmsten Lügen distanzieren. Dieser primitive Glaube, dass Gott existiert und dass er gut ist und nicht böse, reicht aus. So einfach macht Gott es uns, zu ihm zu kommen. Wer dazu nicht bereit ist, kann nicht zu Gott kommen, weil ihn seine eigene grundverkehrte Haltung Gott gegenüber daran hindert. Wie kann man zu Gott kommen, wenn man weiter den Gedanken festhält, dass Gott nicht existieren würde? Oder wenn man in dem Gedanken verharrt, dass Gott ncihts zu bieten hätte oder uns nichts Gutes geben wollte? Möge Gott denen, die noch nicht zu Gott gekommen sind, helfen, zu Gott zu kommen! Dazu müssen sie nicht all ihre Zweifel überwinden, das können sie gar nicht. Sie müssen auch nicht alle ihre sündigen Wünsche aus ihrem Herzen ausräumen – auch das können sie erstmal nicht. Sie müssen nur ihren Willen dafür gebrauchen , um sich von den zwei bösesten Lügen über Gott zu distanzieren und die Wirklichkeit anerkennen, dass Gott existiert und dass er denen, die ihn suchen, nicht etwas Schlechtes, sondern etwas Gutes gibt – dass er ihnen ein Belohner ist, wie es im Urtext heißt. Mit diesem primitiven Glauben darf jeder zu Gott kommen, und Gott ist bereit, ihm zu begegnen, ihm zu helfen und ihn zu segnen. Diese eine Entscheidung kann jeder mit seinem Willen treffen.

Betrachten wir auch das dritte und für heute letzte Beispiel für den Glauben. Der Vers 7 sagt: „Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.“ In diesem Vers wird der Glaube von Noah beschrieben. Noah lebte in einer Zeit, in der die Menschen durch die Sünde so verdorben waren, dass die Erde voller Frevel war, also voller Gewalt und Unmoral, und Gottes Gericht unausweichlich war. Aber Noah empfing in dieser Zeit von Gott ein Wort, in dem Gott ihm das Gericht über alle Menschen und Tiere durch eine Flut ankündigte und ihm befahl, ein riesiges Schiff zu bauen, durch das Noah und seine Familie gerettet werden sollten. Noah erachtete Gottes Wort als Wirklichkeit und stellte sich darunter, obwohl es so eine Flut noch nie gegeben hatte und obwohl auch weit und breit kein Anzeichen dafür zu sehen war. Trotzdem stellte sich Noah unter Gottes Wort und gehorchte ihm und baute die Arche, was sicherlich Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte dauerte. Als er damit fertig war, stieg er mit seiner Familie und mit Vertretern von allen Tierarten hinein. Dann kam tatsächlich die Sintflut, wie Gott es angekündigt hatte, und alle Menschen gingen unter. Aber Noah und seine Familie wurden in der Arche gerettet, wie Gott es gesagt hatte. Zuerst erkannte Noah Gottes Wort als Wirklichkeit an und handelte danach. Danach erlebte er, wie wahr Gottes Wort war.

Dabei stellt der Vers 7 klar, dass Noah nicht deshalb gerettet wurde, weil er an sich ein besserer Mensch gewesen wäre als seine Zeitgenossen. Er betont, dass Noah durch den Glauben auf Gottes Wort reagierte. Als er Gottes Wort hörte, stellte er sich unter diese Wirklichkeit und richtete sein ganzes Leben danach aus. Er ordnete seine Gedanken dem Wort unter und gehorchte ihm und baute die Arche genau so, wie Gott es ihm gesagt hatte. Noahs gehorsamer Glaube zeigt, dass der Glaube auch eine sehr praktische Seite hat. Gottes Wort zu glauben, bedeutet seine Aussagen und Zusagen für wahr zu halten, aber das bedeutet unweigerlich auch, danach zu handeln. Gott Wort verlangte von Noah nicht etwas, war er nicht hätte machen können. Trotzdem war es für ihn sicher nicht leicht. Er musste dafür wohl seine ganze Zeit und Kraft und all seinen Besitz aufwenden, um das riesige Schiff zu bauen. Er musste dazu seine eigenen Gedanken überwinden und den sündigen Stolz, der uns Menschen immer dazu verleiten will, mehr auf den eigenen Verstand und die eigene Erfahrung zu vertrauen als auf Gottes Wort. Das war für Noah vielleicht noch schwieriger als die praktische Arbeit. Außerdem musste er den Spott seiner Zeitgenossen überwinden, die die Botschaft von Gottes Gericht und Noahs Archebau für lächerlich hielten. Aber Noah ließ sich nicht von seinem Stolz oder der Meinung anderer Menschen bestimmen, sondern stellte sich konsequent unter die Wirklichkeit; er hörte auf Gottes Wort und handelte danach. Der Verfasser sagt ausdrücklich, dass Noah dadurch Gott geehrt. Durch Noahs gehorsamen Glauben wurde nicht nur er, sondern auch seine Frau, seine Söhne und seine Schwiegertöchter aus dem Gericht gerettet. Durch Noahs Glauben konnte Gott so auch seinen Plan erfüllen, die Menschheit trotz ihrer Verdorbenheit nicht auszulöschen. Noahs Beispiel zeigt uns anschaulich, dass wer sich unter die Wirklichkeit stellt und danach denkt und handelt, Gott ehrt. Es zeigt, dass wer Gottes Wort vertraut und danach handelt, gerettet wird und auch andere zur Rettung führen kann.

Schließlich nennt der Vers 7 noch einen anderen Aspekt von Noahs Glauben: Noah sprach durch seinen Glauben der Welt das Urteil. Was ist damit gemeint? Dadurch dass Noah mitten auf dem trockenen Land ein riesiges Schiff baute, verkündigte er allen Menschen nah und fern das Kommen von Gottes Gericht und den Weg zur Rettung. Dass da jemand mitten auf dem Land ein riesiges Schiff baute, muss sich in Laufe der vielen Jahre überall herumgesprochen haben. Noah konfrontierte so durch seine Glaubenstat die Welt mit Gottes Gericht und forderte die Menschen dazu auf, sich zu Gott zu bekehren und seine Rettung anzunehmen. In diesem Sinne sprach Noah der Welt das Urteil. Noah selbst erlangte durch sein Leben aus Glauben die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt. Noahs Leben bezeugt damit in anschaulicher Weise die Wahrheit, dass der Gerechte durch seinen Glauben leben wird.

Viel später war die Sünde der Menschen wieder so schlimm, dass Gottes Gericht kommen müsste. Aber statt eines Gerichts sandte Gott seinen Sohn. Jesus kam und predigte dem ganzen Volk: „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15). Mit Jesus ist die Zeit angebrochen, in der Gott sein Reich baut und alle Menschen freundlich dazu einlädt. So wie Noah Gottes Wort als Wirklichkeit achtete und es befolgte, sollen wir Jesu Wort als Wirklichkeit achten und uns darunterstellen. Konkret sollen wir uns von unseren verkehrten Gedanken und Zielen abwenden und das Evangelium von Gottes Liebe und seinem ewigen Reich für Wirklichkeit halten und unser Leben danach ausrichten. Wenn wir das wirklich tun, werden wir Gott immer mehr erkennen und werden vom kommenden letzten Gericht gerettet werden. Wenn wir aus dem Glauben leben, wird Gott uns auch dafür gebrauchen, um andere Menschen zur Rettung und in sein ewiges Reich zu führen.

Heute haben wir gelernt, was der Glaube ist. Der Glaube bedeutet, die Wirklichkeit Gottes anzuerkennen und sich darunter zu stellen. Der Glaube bedeutet, vor diesem Gott zu leben und auf seine Gnade zu hoffen wie Abel. Der Glaube bedeutet, Gottes Gegenwart als Realität anzuerkennen und Tag für Tag in der Gemeinschaft mit ihm zu leben wie Henoch. Der Glaube bedeutet, Gottes Verheißungen und seine Befehle als Wirklichkeit zu achten und ganz praktisch danach zu leben und dadurch sein Leben zu retten wie Noah. Möge Gott uns allen helfen, uns immer neu unter die Wirklichkeit zu stellen, sodass wir ihn immer mehr erkennen und seinen ewigen Lohn empfangen!

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